Название | Lass niemals den Mut sinken |
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Автор произведения | Irene Zoch |
Жанр | Биографии и Мемуары |
Серия | |
Издательство | Биографии и Мемуары |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783960086246 |
Irene Zoch
LASS NIEMALS
DEN MUT SINKEN
Unterwegs mit meinem Großvater,
einem Leipziger Metallarbeiter und Stadtgeschichtler
Mit Illustrationen von Jörg Zoch
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2016
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Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
INHALT
Als Metallarbeiter in Leipziger Firmen
Als Mechaniker in der Konsumgenossenschaft Leipzig-Plagwitz
Lernen und Unterhaltung im Arbeiterbildungsinstitut Leipzig – Begegnung mit Gustav Hennig
Zurück aus dem Ersten Weltkrieg
‚Karriere‘ als Humorist und Kabarettist
Der Zweite Weltkrieg ist vorbei
Als Mitarbeiter des Stadtgeschichtlichen Museums
Verabschiedung in den Ruhestand
PROLOG
Bei den Recherchen zu meinem Büchlein „Ma chère Frieda“, mit Illustrationen von Jörg Zoch, bin ich immer wieder auf Erinnerungen an meinen Großvater Alfred Mohr gestoßen. Er war, weil mein Vater aus dem Zweiten Weltkrieg nicht zurückgekommen ist, eine wichtige Bezugsperson für mich. Oft habe ich über unser Verhältnis nachgedacht. Darüber, was wir gemeinsam unternommen haben, worüber wir uns unterhalten und auch mal gestritten haben, und was mir mein Großvater auf den Lebensweg mitgegeben hat. Ich schaute mir in letzter Zeit auch eingehender als früher die von meinem Großvater hinterlassenen Fotos, Postkarten, Urkunden, Zeugnisse und das Vortragsmaterial für seine Auftritte als Humorist und Kabarettist an und las zum wiederholten Male seine kurzen schriftlichen „Erinnerungen eines Leipziger Arbeiters“.
Als sich dabei Fragen ergaben, die ich nicht beantworten konnte, habe ich mich an Archive gewandt und einschlägige Literatur gelesen. Zu guter Letzt hat mich mein Cousin Ludwig Kühnl bei Fragen zum Ersten Weltkrieg unterstützt.
Aus all dem sind schließlich die ‚Gespräche mit meinem Großvater‘ zustande gekommen. Ich habe lange überlegt, ob ich sie öffentlich machen sollte. Da ich aber der Meinung bin, dass sie einen starken Bezug zur Gegenwart haben, habe ich mich entschieden, ein Büchlein daraus zu machen.
Die aufgeschriebene Lebensgeschichte ist wahr. Ich leugne jedoch nicht, dass ich auch an manchen Stellen meine Fantasie habe spielen lassen – immer im Kopf, der Wahrheit nahezukommen.
IRENE ZOCH, Juni 2016
Mein Großvater Alfred Mohr mit seiner Frau Margarete (1904)
Stadtspaziergang
An einem sonnigen Märztag des Jahres 1954 bahnen sich mein Großvater und ich – ein vierzehnjähriges Mädchen – den Weg durch die Leipziger Innenstadt. Es ist Frühjahrsmesse. Viele Leipziger sind ins Zentrum gekommen, um ein wenig den Duft der großen weiten Welt zu schnuppern. Aus den Handelshäusern fluten Besucherströme hinein und heraus. In den Cafés und Restaurants findet man kaum einen freien Platz. Großvater und ich kämpfen uns bis zur Hainstraße Nr. 1 am Alten Markt durch. Hier bleibt Großvater stehen. „Lies’ doch mal, was über dem Eingangsportal steht.“ „Barthels Hof“, entziffere ich. „Hier hat man während der Messen, auf denen man früher nur mit Waren gehandelt hat und nicht mit Warenmustern wie heute, Schutz vor Wind und Wetter gefunden“, erzählt mir Großvater. Er ermuntert mich, mit ihm durch eine überbaute Gasse zu gehen, die in einen größeren Platz mündet, der von vierstöckigen Häusern mit hohen Dächern umgeben ist.
„Schau mal, fällt dir da oben an den Häusern etwas Besonderes auf?“
„Meinst du die Kranbalken?“
„Ja, das sind Lastenaufzüge, mit denen die Handelswaren auf die Böden hinaufgezogen worden sind. Und hier im Erdgeschoss waren Kaufkammern, Ställe und Wirtschaftsräume. Im Obergeschoss gab es prachtvolle Wohnungen, Kontore und auch schöne Festsäle. Während der Messe konnte man hier Verkäufern, Käufern, Geldwechslern, Schreibern, neugierigen und feiernden Leuten begegnen. Und da drüben in ‚Barthels Weinschänke‘ hat man abends die gelungenen Messegeschäfte begossen. Du musst dir vorstellen, der Hof war so etwas wie eine Stadt in der Stadt.“
„Großvater, ich fühle mich hier wie in einer Burg.“
„Na, da hast du gar nicht so Unrecht. Goethe, der als Student in Leipzig war, hat davon gesprochen, dass die sechzehn Durchgangshöfe, die es in Leipzig gab, großen Burgen ähneln würden. Aber nun dreh’ dich mal um zur Marktseite. Da siehst du doch den zweistöckigen Erker mit einer goldenen Schlange und einem aufgeschlagenen versteinerten Buch. Die Inschriften kannst