Название | Kampf mit den Tloxi |
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Автор произведения | Matthias Falke |
Жанр | Научная фантастика |
Серия | |
Издательство | Научная фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783957770561 |
»Zwischendurch ist er gestiegen«, bestätigte Jennifer meine Beobachtung. »Aber am Anfang war er wahnsinnig tief.«
»Das erklärt manches, aber nicht alles«, grollte Rogers.
»Er ist unterhalb des Meersspiegels angeflogen.« Jennifer ging in den Aufzeichnungen zurück.
»Wie kann das sein?«
»Die Dünung geht immer noch sehr hoch. Zwischen Wellenkämmen und -tälern bis zu zehn Metern.« Sie sah mich an. »Er ist in einem der gekrümmten Wellentäler angeflogen, die von der Atomexplosion aufgeworfen wurden!« Wider Willen schien sie dem Fliegerass Bewunderung zu zollen. Das war ein Manöver ganz nach ihrem Geschmack.
»Aber das reicht nur als Erklärung für die letzten paar Kilometer«, sagte Rogers, der sich langsam abkühlte. »Aber wo kam er her? Ist er vom Himmel gefallen.«
»Es war ein planetarer Jäger«, sagte Jennifer. »Luftverteidigung. Kein Schiff aus dem Orbit.«
»Er kam vom Meeresgrund.« Ich kratzte mich am Kopf, aber es ging nicht, weil ich das Visier noch geschlossen hatte.
Rogers und Jennifer sahen mich an. Der General glotzte verständnislos. Jennifer dachte eine Weile nach und nickte dann.
»Du könntest recht haben.«
»Das Meer ist zwischen den Inseln nicht sehr tief«, erklärte ich dem perplexen Rogers. »Aus der Zeit, als Sina Hegemonialmacht war, gibt es überall unterseeische Basen und Laboratorien.«
»Wir haben eines davon erkundet«, fiel Jennifer ein. »Aber wir sind nicht dazu gekommen, die Untersuchungen systematisch auszuweiten.«
Rogers hatte die Hand gehoben, um uns zum Schweigen zu bringen. »Ich entsinne mich dunkel«, sagte der Held von Persephone. »Ihr hattet da etwas gefunden. Aber ihr wurdet entführt und später sind wir der Sache nie mehr richtig nachgegangen.«
Jeder grübelte still vor sich hin.
»Aber ihr habt recht, verdammt. Aus sinesischer Zeit können unzählige Unterwasserbunker und sonstige Anlagen vorhanden sein.«
»Scheiße!«, stöhnte ich.
»Das müssen wir klären.« Rogers stiefelte zu seinem Gefechtsstand zurück. In der Kommunikation konnten wir hören, wie er sich an seine Kommandanten vor Ort wandte. Er wies sie an, Kampftaucher und marine Drohnen einzusetzen.
»Herrje, das sind Millionen Quadratkilometer an Meeresboden«, stöhnte ich. »Es dauert Jahre, das alles zu erkunden.«
»Ich denke, dass sich die strategisch interessanten Anlagen auf den Äquator und die Umgebung der Hauptstadt konzentrieren«, sagte Jennifer. »Im Übrigen kontrollieren wir den Orbit.«
Ich nickte. Aber schon damals war es uns äußerst schwergefallen, die Anlagen aufzuspüren, selbst mit Satellitenunterstützung. Alles, was tiefer als dreißig oder vierzig Meter im Wasser lag, war auch aus dem Orbit nur schwer zu orten.
»Ein seismisches Profil des Planeten wäre hilfreich«, dachte ich laut nach.
»Dazu müsste man ihn bombardieren«, sagte Jennifer.
»Wir sind sowieso gerade dabei.« Ich sah sie an. »Aber wenn wir nun wissen, wonach wir suchen, genügt auch ein kleines Kaliber, irgendwo weit draußen im Ozean.«
»Hier sind wir jedenfalls nicht sicher.«
Mit gemischten Gefühlen sahen wir zu, wie die Sanitäter mit den beiden Verletzten aus der Elevatorkanzel kamen. Die Männer hatten Verbrennungen an den Armen erlitten, als der Spannungsrückschlag ihren Feldgenerator krepieren ließ. Außerdem standen sie unter Schock.
»Wohin mit Ihnen?« Der Chef der San-Staffel sah mich fragend an.
»Ins Basement«, sagte ich nach kurzem Überlegen.
Ich hatte gesehen, dass Rogers seine Siebensachen zusammenpackte und auf den Tower der Nationalbank zumarschierte. Seinen Gefechtsstand in den Fundamenten eines Gebäudes zu errichten, wo zweihundert Stockwerke über seinem Kopf noch gekämpft wurde, das war eine Sache nach seinem Geschmack. Und warum nicht?
»Die Vorhalle und die Basis sind gesichert«, sagte ich. »Auch die ersten einhundert Etagen, soweit ich das von hier aus beurteilen kann. Richten wir dort einen Verbandsplatz und eine neue Zentrale ein.«
Wir betraten die Nationalbank von Sin Pur über den Haupteingang. Von dem fünf Stockwerke hohen Portal aus musanischem Marmor waren mächtige Brocken heruntergebrochen. Die Glastüren, die einst in den steinernen Bogen eingelassen waren, existierten nicht mehr. Die Aufhängung einer Drehtür baumelte noch lose in ihrem Lager, ein flügellahmer Ventilator. Überall ragten Kabel der ehemaligen Sicherheitselektronik ins Leere. Wir schritten über das Chaos aus Splittern und Fetzen hinweg und passierten das Kraftfeld, das anstelle der alten Eingangsüberwachung installiert worden war. Es registrierte automatisch unsere IDs und ließ uns durch. Wären wir nicht Offiziere der Union gewesen, hätte es uns ohne Vorwarnung zu Asche verbrannt.
In der Vorhalle erwartete uns ein breughelsches Höllengemälde. Überall lagen Verwundete herum. Die beiden Aerosolbomben und der mit Überschallgeschwindigkeit über den Platz peitschende Hagel aus Glasscherben hatten ganze Arbeit geleistet. Die Soldaten waren verbrannt, durchsiebt, ihrer Gliedmaßen beraubt, zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Die wenigen Sanitäter taten, was sie konnten. In Lachen aus Blut und Erbrochenem watend, setzen sie in fast fließbandartiger Routine Betäubungsinjektionen, um wenigstens das ohrenzerfetzende Gebrüll der Verletzten zu dämpfen. Doch ständig schleppten sich neue Opfer herein oder wurden von ihren traumatisierten Kameraden in die Halle geschleift. Die Handvoll Ärzte und Pfleger waren hoffnungslos überfordert. Jennifer griff sich aufs Geratewohl eine Injektionspistole, lud sie mit dem Anästhetikum, das sich auf vielen Kriegsschauplätzen bewährt hatte, und ging dann mit leerer Miene von einem Verwundeten zum anderen. Im Sekundentakt war das charakteristische Zischen zu hören, mit dem die Morphine wieder einen, der sich die Seele aus dem Leib schrie, von seinen Qualen erlöste. Vorläufig. Denn was mit all den Leuten passieren sollte, wenn sie in ein paar Stunden wieder zu sich kamen, war im Augenblick nicht zu sagen.
General Rogers hatte keinen Blick an das Desaster verschwendet. In Begleitung seines zusammengeschmolzenen Stabes stiefelte er nach hinten in die einstige Lobby des Instituts. Im Schatten des mächtigen Nordpfeilers, der die gewaltige Fassade des Turmes trug und der Schutz gegen Beschuss von außen bot, schlug er einen neuen Befehlsstand auf. Ein hochgewachsener Offizier baute sich vor ihm auf und machte Meldung. Ich war zu weit entfernt, um sein Namensschild zu sehen oder seine Worte zu verstehen, aber es konnte nur Colonel Tariq sein, der Oberkommandierende der Bodentruppen. Er und Rogers begannen, aufeinander einzubrüllen. Der Colonel war einen Kopf größer als der untersetzte General, aber an Stimmgewalt waren sie einander ebenbürtig.
Ich beschloss, mich vorerst um den Aufbau des Verbandsplatzes zu kümmern. Der leitende Arzt des Sanitätsteams hatte mich schon entdeckt. Sein weißer Kittel sah wie die Schürze eines Metzgers aus. Auch er hatte eine Injektionspistole in der Hand, mit der er unkontrolliert herumfuchtelte.
»Nehmen Sie Haltung an und machen Sie Meldung!«, sagte ich. Alles konnten wir jetzt brauchen, aber keine Führungsoffiziere, die den Kopf verloren.
Er holte tief Luft und riss sich zusammen.
»Conrad Draeger«, sagte er dann, den Blick fest auf meine Brusttasche geheftet, die ihn darüber informierte, wer vor ihm stand. »Stabsarzt.« Er knirschte mit den Zähnen. »Bei allem Respekt, Sir, aber so eine Sauerei habe ich noch nicht erlebt!«
Ich verkniff mir die Frage, was er überhaupt schon erlebt hatte. Aber er las mir anscheinend von der Stirn ab, was ich hatte entgegnen wollen.
»Ich habe den Vormarsch in Sina City begleitet. Ich bin wahrlich kein Greenhorn und ich verliere auch nicht gleich die Nerven. Aber das hier …« Er ließ eine Geste der Ohnmacht über die Ansammlung von Schwerverletzten gleiten, die allmählich zur Ruhe kamen.
Jennifer drückte einem