Kampf mit den Tloxi. Matthias Falke

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Название Kampf mit den Tloxi
Автор произведения Matthias Falke
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783957770561



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»Und wie soll ich das zu euch nach unten schaffen?«

      »Was heißt: wie?« Ich war perplex. »Du packst es in ein Shuttle und fliegst es verdammt noch mal hierher.«

      Ich ignorierte Jennifers strafenden Blick. Ohnehin kostete es mich meine ganze Selbstbeherrschung, das alberne Sprechfunkgerät, zu dem mein Kom degradiert war, nicht einfach an die Wand zu schmeißen.

      »Negativ«, hörte ich Reynolds’ näselnde Stimme. »Laut Gefechtsmonitor hat die ganze Stadt Status Rot, was Einflugerlaubnis angeht.«

      »Wer hat das zu verantworten?«

      »Wahrscheinlich Rogers«, sagte Reynolds. »Oder Colonel Tariq. Soll ich feststellen …«

      »Das wird nicht nötig sein«, tobte ich. »Ich bin der ranghöchste Offizier der Union auf dem Boden dieses Planeten und ich befehle dir …«

      Jennifer Hand war auf meinem Arm, Johns Stimme ebenso aufdringlich an meinem Ohr.

      »Ihr habt keine Lufthoheit über Pura City«, sagte er aufrichtig bedauernd. »Es tut mir leid, Frank. Aber gemäß den Einsatzbestimmungen der Union kann ich keine weiteren Einheiten in einen Bereich schicken, der noch nicht gesichert ist. Zumal nichtkämpfende Verbände wie eine Sanitätsstaffel.«

      »Na hurra. Dann sorg dafür, dass wir die Lufthoheit zurückgewinnen!«

      »Wir müssen sehen, was wir von hier aus dazu beitragen können«, maulte er ausweichend.

      »Herrgott im Himmel! Haben wir nicht eine ganze Streitmacht im Orbit?«

      »Frank.« Jennifer stand dicht vor mir. So dicht, dass ich ihren Atem riechen konnte. Er war sauer von Stress. Auch mit ihr stimmte irgendetwas nicht. Die Jennifer Ash, die ich einst gekannt hatte, wäre in die Enthymesis gestiegen und hätte die Sache irgendwie zu Ende gebracht. Aber sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst.

      »John kann nichts dafür«, sagte sie milde. »Er wird tun, was in seiner Macht steht.«

      »Das ist zu wenig«, grollte ich. In den Kommunikator rief ich: »Was ist denn mit der Flotte? Wie ist überhaupt der Status bei euch da oben?«

      Es dauerte wieder unangenehm lange, bis er antwortete.

      »Die verbliebenen Großschiffe der Laya haben die Kampfhandlungen eingestellt und sich ergeben. Ich habe ein paar Shuttle rübergeschickt, um die Verwundeten zu versorgen, die Schiffe zu sichern und die Besatzungen gefangen …«

      »Du schickst Sanitäter zu den Laya, aber uns verweigerst du sie?«

      »Ich verweigere sie euch nicht«, sagte er bestimmt. »Die Gründe habe ich dir eben genannt.«

      Ich holte Luft und zählte bis drei.

      »Weiter«, sagte ich dann.

      »Die Jagdgeschwader sind niedergekämpft. Nach unseren Informationen wurden sie bis zur letzten Maschine aufgerieben.«

      »Ich vermute eher, dass sie sich in submarine Basen zurückgezogen haben.«

      »Das können wir nicht mit letzter Sicherheit ausschließen. Es war zwischenzeitlich alles ein wenig unübersichtlich.«

      »Gut. Und sonst?«

      »Die Amboss-Kreuzer und die anderen Großkampfschiffe sind in ihre Heimathäfen zurückgekehrt.«

      »Bitte?«

      »So stand es im Aufmarschplan des Generalstabs.«

      »Von mir aus, aber ist das nicht ein bisschen voreilig?«

      »Die Kampfhandlungen im Orbit sind beendet. Die Schiffe sollte so rasch wie möglich wieder in die Regionen zurückkehren, in denen sie stationiert sind, um dort Präsenz zu zeigen.«

      Das musste ich erst einmal verdauen.

      »Das heißt, die Marquis de Laplace ist das einzige Schiff der Union, das noch im Orbit ist?«

      »So sieht es aus, Frank.« Reynolds klang tatsächlich ein bisschen kleinlaut. »Wir dachten ja, die Situation am Boden sei ebenfalls so gut wie bereinigt.«

      »Das ist sie aber nicht«, fauchte ich. »Im Augenblick sieht es so aus, als seien wir in die Defensive geraten.«

      »Haltet durch«, sagte mein Stellvertreter auf der Brücke der Marquis de Laplace. »Im Augenblick sind meine verfügbaren Kräfte durch die Aufbringung der Laya-Schiffe gebunden. Aber ich gehe auf alle Fälle sofort an die Tiefenscans der Planetenrinde. Das Lazarettshuttle wird bereitgestellt. Es kommt runter, sowie die Luft über dem Stadtkern frei ist.«

      »Vielen Dank!«

      Der Kanal brach mit einem hässlichen Kreischen zusammen. Ich starrte in die fragenden Gesichter von Jennifer und Draeger.

      »Ihr habt’s gehört«, sagte ich. »Wir sind auf uns allein gestellt.«

      Der Stabsarzt blies die Luft aus.

      »Ich kann diese Männer ein, zwei Stunden stabilisieren. Danach müssen sie ausgeflogen oder operiert werden. Sie sterben uns sonst weg wie die Fliegen.«

      »Wir sitzen in der Tinte.« Ich steckte den Kommunikator weg und sah mich in der Halle um. Die Sanitäter waren damit beschäftigt, verbrannte oder verstümmelte Extremitäten notdürftig abzubinden, unter Schock stehende Soldaten zu sedieren, tiefe Fleischwunden provisorisch zu versorgen.

      »Hilfe ist unterwegs«, sagte ich matt.

      Ich nickte dem Mann zu und ließ ihn dann stehen.

      An Jennifers Seite ging ich ein paar Schritte auf Distanz.

      »Wir könnten die Leute auf die Enthymesis schaffen«, sagte sie. »Es sollte nicht schwierig sein, in den Orbit durchzubrechen.«

      »Die meisten sind, soweit ich es beurteilen kann, nicht transportfähig.«

      »Wir müssen es versuchen. Jeder Einzelne wäre es wert.«

      »Im Moment müssen wir erst einmal klären, wie die Situation da draußen ist.«

      Ich sah sie ernst an und sie nickte ergeben. Dann durchquerten wir die Halle und begaben uns zu Rogers, der in der Zwischenzeit einen neuen provisorischen Gefechtsstand aufgebaut hatte.

      Mit Tischen und Sofas hatte man eine Barriere erzeugt, hinter der sich neue Stab halbwegs häuslich eingerichtet hatte. Rogers’ Adjutanten kontrollierten mehrere interaktive Statushologramme. Auf den ersten Blick konnte ich erkennen, dass es nicht gut aussah. Unsere Einheiten am Boden waren überall auf dem Rückzug. Mehrere Stoßtrupps schienen ganz aufgerieben worden zu sein.

      »Was ist mit dem Hafen?«, fragte ich den General, der mit steinerner Miene die dreidimensionale Darstellung der Stadt musterte. Die blauen Bezirke, die von der Union gehalten wurden, schmolzen zusammen, während die roten Flächen der Laya von der Peripherie her alles überwucherten.

      »Wir hatten den Hafen in unserer Hand.« Colonel Tariq stand als fleischgewordener Vorwurf neben Rogers.

      »Und dann?«, fragte ich.

      »Die Flutwelle, die von dem nicht abgesprochenen und nicht angekündigten, vollkommen überflüssigen Atomschlag gegen Sentinel Island ausgelöst wurde, hat die Anlage überrollt und unsere Leute ins Meer gespült!«

      »Können ihre Männer nicht schwimmen?«, stieß Rogers hervor.

      »Sie wurden von Kampftauchern der Laya überwältigt, die daraufhin die Hafenanlagen besetzten.« Der Oberkommandierende der Bodentruppen ignorierte den General und sprach nur zu mir. »Soweit sie nicht von dem Tsunami zerstört worden waren.«

      »Machen Sie sich nicht ins Hemd«, knurrte Rogers. »Es war nur ein Bataillon. Bis die Sonne aufgeht, weht die Fahne der Union über dem Containerterminal.«

      Tariq setzte seinen Bericht mir gegenüber fort.

      »In den Wohnvierteln und auch in den Industriebezirken wurden unsere Einheiten in Häuserkämpfe verwickelt. Stellenweise