Opak. Matthias Falke

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Название Opak
Автор произведения Matthias Falke
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783957770486



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vorkommen konnten, setzte einer der Sterne, die als Einziges auf der unveränderlichen Einstellung zu sehen waren, für einen Wimpernschlag aus und glomm danach wieder unschuldig auf. Ein künstlicher Lichtkreis rahmte den Wiedergeborenen ein, ließ die astronomische Kennung darunter aufblinken und ratterte die Bahndaten des Opak, die sich aus diesem Ereignis ergaben, an den unteren Bildschirmrand. Drei solcher Messungen fielen in kurzen Abständen an, während die Drohnen sich dem Verursacher der reflexhaften Verdunkelungen entgegenschleuderten. Die Ergebnisse wurden den davonziehenden Automaten übermittelt; aber da sie exakt im Erwartungshorizont der früheren Berechnungen lagen, waren keine Korrekturen nötig. Schließlich bogen sich die drei Zielgeraden auseinander. Die erste Drohne knickte sonnenwärts ein und positionierte sich vor dem Opak, dem sie in hundert Kilometern Abstand vorausflog. Die zweite nahm einen stationären Punkt in gleicher Entfernung über dem Objekt ein, während die dritte in gemessener Distanz über es hinwegsetzte und – von der Dorset aus gesehen – genau dahinter abbremste und seine parallele Bahn stabilisierte. Diese dritte Drohne war die wichtigste, gleichzeitig die am unsichersten zu programmierende. In der Draufsicht von unserem Schiff aus lagen ja nur die x- und y-Koordinaten fest; – die allerdings im mathematischen Sprachgebrauch, wie er von Luna III vorgegeben war, die x- und z-Koordinaten waren. Der dritte Vektor, der die räumliche Entfernung zwischen Opak und Dorset angab, beruhte, was das Beta-Objekt betraf, auf reiner Spekulation, da Messungen in dieser Dimension nicht möglich waren. Carlssen hatte also die y-Koordinate des Alpha-Phänomens übernommen; Gus aber angewiesen, für die dritte Sonde einen Sicherheitsabstand von 500 km einzugeben.

      Als die Drohnen ihre Bestimmungsorte erreicht hatten, wurden die Haupttriebwerke und die Schalbleche abgesprengt. Sie verschollen im raumlosen Hall der Unendlichkeit. Die Instrumentenköpfe setzten je drei Sensorenfelder frei, die sich mithilfe autarker Steuerdüsen um jeweils einige Kilometer voneinander entfernten. Jede Einheit verfügte so über drei unabhängige Fixpunkte, von denen aus das Objekt exakt verortet werden konnte. Die drei Module der Lambda III, die in 500 km Abstand jenseits des Opak Position bezogen hatten, konnten im Wechselspiel mit den Instrumenten der Dorset besonders hochauflösende Scannings vornehmen. Nachdem alle neun Satelliten ihre Selbsttestroutinen durchgeführt und den Datenverkehr mit unserer Automatik aufgenommen hatten, geriet das unsichtbare Phänomen in ein dichtes Kreuzfeuer sämtlicher Wellenbereiche. Die mutmaßliche Position des Objektes wurde von Radar der unterschiedlichsten Frequenzen bestrichen und mit energiearmen optischen Lasern abgetastet. Alle paar Sekunden meldete einer der Automaten ein Verdeckungsereignis, und sowie die fehlende y-Koordinate ermittelt war, die mit dem entsprechenden Wert des Alpha-Phänomens innerhalb der geltenden Toleranzen übereinstimmte, wurde auch die Einheit, die Lambda III freigesetzt hatte, auf den geringeren Abstand der anderen Module herangeführt.

      Theresa und Silesio erschienen zur dritten Schicht. Der Chefprogrammierer sah skeptisch die Ziffernkolonnen durch, die über die Monitore hasteten, und erkundigte sich nach den Ergebnissen; er sah nicht aus, als ob er in den letzten drei Tagen geschlafen hätte. Commander Carlssen erläuterte, es sei zu früh für vorzeigbare Spektakel, da die Datengrundlage noch zu dünn für konkrete Auswertungen war. Er hatte die Automatik angewiesen, sämtliche Messungen sofort in den Hauptspeicher aufzunehmen und sie dort zunächst zu akkumulieren. Die Nachmittagsschicht verlief dementsprechend ereignislos und auch die Abendschicht, zu der sich Carlssen und Groenewold wieder auf der Brücke einfanden, blieb ruhig. Der Commander diagnostizierte einen allgemeinen nervösen Erschöpfungszustand der Crew und ordnete an, Abend- und Nachtschicht um jeweils eine Stunde zu verkürzen, wodurch die Brücke von 23 Uhr bis 1 Uhr unbesetzt blieb. Um 0:05 Uhr aktivierte die Automatik die Alarmanlage.

      »Was ist das?« Theresa kam halb nackt und traumverloren auf die Brücke getorkelt, nur eine Decke umgeschlungen, die sie jetzt unter den Achseln festzuklemmen versuchte.

      »Eine Sekunde.«

      Die Erste Offizierin wies die Automatik an, das Geschrill abzustellen und ihr lieber einen Kaffee aus der Röhre zu lassen. Sie betrachtete Silesio, der schon länger hier zu sein schien und unaufgeregt an den Anzeigen herumtippte.

      »Was soll das?« Der Commander war durch den Umweg über seine Kabine aufgehalten worden. Er hatte die Uniformhose an und knüpfte gerade sein Hemd zu.

      »Es ist verschwunden.« Die Feststellung des Chefprogrammierers fiel in gläsernes Schweigen, die Sirene verstummte betroffen. Carlssen trat neben Silesio und betrachtete verständnislos die codierten Anzeigen, während er sich bemühte, das borstige Hemd in die Hose zu bekommen.

      »Geh, zieh dir was an!«

      Theresa umkrampfte die Kaffeetasse und schlurfte lautlos in den Gang hinaus.

      »Wir hatten seit Aktivierung der Drohnenmodule eine durchschnittliche Ereignisfolge von unter fünfzehn Sekunden. Die letzte Verdeckung registrierte Lambda II/3 kurz vor Mitternacht, genau um 23:58:13 Uhr. Nach einer halben Minute begann sich die Automatik am Kopf zu kratzen. Nach einer Minute unterschritt die Beobachtungslücke jede mathematisch zu vertretende Wahrscheinlichkeit. Jeweils das erste Modul einer Einheit wurde einer Selbsttestroutine unterzogen, die fünf Minuten dauert und in allen drei Fällen positiv verlief. Die Zweiermodule führten selbsttätig Nachführungsbewegungen aus, die die Beobachtungsperspektiven so veränderten, dass das Objekt, wenn es sich noch auf der zuletzt gemeldeten Position befunden hätte, einen Hintergrundstern hätte verdecken müssen. Die jeweils dritten Module blieben auf Position und führten die Beobachtung weiter. Als alle die Maßnahmen zu keinem Ergebnis führten, ließ die Automatik unsere Wecker losgehen …«

      »Leute, ich hab Schiss! Lasst uns hier abhauen.« Evchen war in eine Art Morgenmantel gehüllt halb hinter Gus, der sich eben noch die Jacke überwarf, auf die Brücke gekommen und hatte Silesios Erläuterungen mitgehört. Jetzt begann sie zu weinen.

      »Es will uns etwas sagen. Es hat mitgekriegt, dass wir es abhören, und entzieht sich der Überwachung. Bestimmt will es uns mitteilen, dass wir verschwinden sollen.«

      »Bis jetzt ist es erst einmal selbst verschwunden.«

      »Vielleicht taucht es ganz dicht wieder auf und rempelt uns aus der Bahn. Oder es ist schon hier drin!«

      »Commander.« Gus klang unerwartet moderat. »Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass ich mich von Evchens Hysterie anstecken ließe. Aber ich denke, dass wir es mit einem rational nicht erklärbaren und unkalkulierbaren Phänomen zu tun haben und dass die Risiken, denen Sie uns aussetzen, nicht mehr unter Kontrolle sind. Warum überlassen wir die Observierung nicht den automatischen Modulen und verpissen uns? Oder gehen wenigstens auf einen höheren Sicherheitsabstand?«

      Groenewold wischte sich das Gesicht am Ärmel ihres Bademantels ab. »Das ist doch kein Zufall! Seit Tagen überwachen wir es rund um die Uhr, und kaum ist die Brücke unbesetzt, verflüchtigt sich das Ding. Sogar exakt in der Hälfte der unbemannten Zeit.«

      »Die Brücke war nicht unbesetzt, ich war um halb zwölf wieder hier.« Silesio strengte sich an, wie ein onkelhaftes Fass von Geduld zu wirken. »Und es ist nach meinem Dafürhalten wohl doch Zufall.«

      »Zwei von 24 Stunden überlassen wir das Schiff der Automatik, und genau da passiert was. Das ist eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 12.«

      »Die Wahrscheinlichkeit beträgt für jede Seite des Würfels immer nur ein Sechstel und doch kommt der Würfel immer auf einer Seite zu liegen. Jedes Ergebnis, das eintritt, hat die Vorhersagenwahrscheinlichkeit gegen sich. Auch ein Zwölftel ist, denke ich, ein Wert, der noch nicht zu Interpretationen Anlass gibt. Da ist es wieder!«

      Die Anzeigen flackerten heftig auf; das traumrote Blinklicht, das während der ganzen unguten Konferenz über ihren Köpfen rotiert hatte, erlosch klaglos.

      »Über eine Viertelstunde.« Silesio gab einige Befehle ein. Theresa meldete sich vom Kommunikationspult: »Es kommen gerade interessante Meldungen von Luna III rein: Ihr Objekt hat die längste Ruhephase seit Beginn der Beobachtungen absolviert. Ich geb euch die Daten mal rüber.«

      »Das ist unfassbar.« Der Chefprogrammierer wandelte die Ergebnisse der terrestrischen Stationen in grafische Darstellungen um. Die weit ausschwingende Kurve des Alpha-Phänomens vollführte einen eckigen Sprung und verharrte dann minutenlang unbeweglich, ehe es