Название | Opak |
---|---|
Автор произведения | Matthias Falke |
Жанр | Научная фантастика |
Серия | |
Издательство | Научная фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783957770486 |
Carlssen übergab das Kommando an Theresa, während Groenewold von Silesio abgelöst wurde. Dennoch blieb die gesamte Besatzung der Dorset, einschließlich Gus, auf der Brücke. Die hochauflösenden Scanner wurden nachgeführt und entsprechend den ermittelten Daten korrigiert. Sowie die entsprechende Position am Backbordhorizont noch schärfer beobachtet wurde, ergaben sich etliche Abdeckungen, aus denen sich das Vorhandensein und die Bewegung eines nicht leuchtenden Objektes ableiten ließen.
»Wir haben es.« Carlssens Stimme war ohne Triumph. Er hatte seinen Sessel herumgeschwenkt und sah über Silesios Schulter auf dessen Monitor. Der Chefprogrammierer hatte ein fluktuierendes Diagramm erstellt, das die Beobachtungsdaten, die von Luna III hereinkamen, mit den eigenen Messungen der Dorset synchronisierte. Es verstrich eine Viertelstunde, in der mehrmals das Hupen der Automatik ertönte, das eine weitere Sternabdeckung verkündete, bis die von der Erde einlaufenden Übertragungen aktualisiert waren und mit den Feststellungen vor Ort abgeglichen werden konnten. Es gelang jedoch nicht, die beiden Positionen in Einklang zu bringen.
»Es ist da und ist doch nicht da.« Theresa kniff unwillkürlich die Augen zusammen und starrte zum Backbordfenster hinaus, obwohl dort natürlich nichts zu erkennen war.
»Es ist jeweils an einem anderen Ort, je nachdem, von wem und von wo aus es beobachtet wird.« Silesio tippte auf seinem Sensorfeld herum. Eine dreidimensionale Grafik zeigte zwei Linien, eine gerade verlaufende und eine heftig undulierende.
»Wir müssen eine Fallunterscheidung vornehmen: Es gibt ein Alpha-Opak, das von den Computern auf Luna ermittelt wird, und zudem ein Beta-Opak, das von der Dorset aus erfasst werden kann. Dass es sich um zwei verschiedene Objekte handelt, kann meiner Auffassung nach dadurch ausgeschlossen werden, dass es keine Überschneidungen zwischen den beiden Varianten gibt. Wir haben keine Schnittmenge von Alpha- und Beta-Opak. Erst wenn wir eine mehrtägige Beobachtungszeit für das zweite, das Dorset-Opak, zur Verfügung haben, können wir sagen, ob eine statistische Identität oder zumindest Varianz vorliegt. Im Augenblick haben wir es mit zwei virtuellen Objekten zu tun, von denen nur eines, das Beta-Opak, für uns von signifikanter Relevanz ist.«
»Das wir aber auch nur ex negativo …«
»Aber da ist überhaupt nichts!«
Gus schien es nichts auszumachen, dass er seinem Commander das Wort abgeschnitten hatte. Er war aufgestanden und tigerte aufgebracht im Cockpit hin und her.
»Ich habe keine positiven Daten dafür, dass sich an der Position, über die wir hier reden, irgendetwas befindet. Ich habe kein Radarecho und selbst in den stärksten Scannern keine Erfassung. Alles, was mindestens zehn Atomdurchmesser groß ist – und wenn es Sterne der Lichtstärke II überdeckt, muss es deutlich größer sein –, muss auf meinem Schirm erscheinen. Aber da ist nichts!«
Commander Carlssen verschwand im Stabszimmer und hielt eine Konferenz mit den schichthabenden Offizieren auf Luna ab, die sich wegen der Zeitverzögerung über mehr als zwei Stunden hinzog. Die Nachricht von der vermeintlichen Entdeckung und Fixierung des Objektes durch die Dorset war von zivilen Stellen auf der Erde aufgefangen und dechiffriert worden und hatte in kürzester Zeit für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt. Die Panik flammte neu auf, zumal das rätselhafte Opak sich auf befremdliche Weise der Erde zu nähern schien. Die Gesprächspartner, die alle Viertelstunde wieder auf Carlssens Monitor erschienen, wirkten nervös und gestresst; ihre Überlegungen schienen von hektischen Aktivitäten im Hintergrund, mit heißer Nadel gestrickten Presseerklärungen, wie Carlssen vermutete, bestimmt.
Mit einem Anflug maskenhafter Entschlossenheit betrat der Commander die Brücke.
»Wir gehen dichter ran.« Er sah auf die Uhr. Theresas Schicht dauerte noch knapp drei Stunden.
»Kommandierende Offizierin, sind Sie bereit für ein manuelles Manöver von Priorität Rot?«
»Haben die das gesagt, dass wir dem Dings noch näher auf die Pelle rücken sollen?« Evchen sah von ihrem Schwenksessel auf, den sie neben den von Gus gefahren hatte. »Ich komme mir allmählich vor wie bei ’nem Himmelfahrtskommando.«
»Ich kann frei entscheiden.« Carlssen hatte die Augen fest in die Miene seines Bordingenieurs gebohrt.
»Man ist auf Luna an rascher Präzisierung unserer Daten interessiert und hat mir nahegelegt, alles zu tun, was zu einer baldigen Klärung der Situation beitragen kann.«
»Warum jagen wir nicht erst ein paar Sonden rüber?« Gus war durch den harschen Ton, dem gar keine Äußerung seinerseits vorausgegangen war, provoziert. »Das Drohnendeck liegt voller ausgebufftem Spielzeug. Und solange ich Roboter da rüberschicken kann, brauche ich doch nicht selber den Arsch riskieren.«
»Ich hätte gar nicht gedacht, dass du so feige bist!« Theresa lächelte vom Hauptbedienplatz aus zwischen Groenewold und Gus hin und her. Dann wandte sie sich an Carlssen und erklärte sich bereit, die erforderlichen Manöver durchzuführen.
Wir hatten noch leicht gedreht und einige kleinere Kurskorrekturen vorgenommen, bis das Opak beziehungsweise seine Beta-Variante, wie Silesio es nannte, auf einer exakten Dreiuhrposition lag. Dann zündete Theresa für zwanzig Sekunden die Steuerbordraketen, sodass die Dorset bei Kleiner Fahrt direkten Kurs auf das unsichtbare Objekt nahm. Kilometer um Kilometer schoben wir uns heran. Die Warnsignale der Automatik waren deaktiviert worden; in regelmäßigen Abständen leuchteten aber die optischen Anzeigen auf, die neuerliche Sternverdeckungen mitteilten. Das Opak schien sich auf einer beschleunigungslosen linearen Bahn zu befinden, die völlig einer berechenbaren ballistischen Kurve glich. Es näherte sich mit etwa 100 000 km/h dem Asteroidengürtel, unter dem es in gemessenem Abstand hindurchgleiten würde. Carlssen und Groenewold übernahmen das Kommando für die Abendschicht und führten die Annäherung weiter.
»Träumst du von deiner Kleinen?« Theresa betrat die Messe und ließ sich einen Kaffee aus dem Küchenmodul geben. In wenigen Minuten würde ihre zweite Schichte beginnen.
»Wen meinst du?« Gus sah ausdruckslos vor sich hin. Seine Hände spielten mit einem Werkzeug.
»Groenewold.«
»Ach die.«
»Erzähl mir nicht, dass du sie nicht magst.«
»Sie ist ziemlich – anstrengend. Außerdem steh ich nicht auf Kindfrauen.«
»Aber du schläfst mit ihr.«
»So gewaltig ist das Überangebot an Frauen nicht, auf diesem gottverdammten Explorer.«
»Sie ist nicht dein Typ?«
»Wir machen meistens das Licht aus.«
»Und wen stellst du dir dann vor?«
»Was soll das?!«
»Nur so.« Theresa ließ sich in einen Sessel sinken und fuhr die Lehne bis zum Anschlag zurück. Sie schloss die Augen.
»Nun, wenn du es wissen willst: Jemand wie du wäre schon eher nach meinem Geschmack.«
»Oh, darf ich das unter Komplimente buchen?«
»Von mir aus. Aber du vö… Du bist mit dem Commander zusammen, nicht? Das ist freilich ein anderes Kaliber. Offizier und so.«
»Und du meinst, das würde die Wahl einer Frau beeinflussen?«
»Zumindest scheint es nichts zu schaden.«
»Du bist so naiv.«
»Oh danke, manchmal wünsche ich, ich wäre sogar richtig dumm.«
»Es lebt sich leichter, vermutlich. Was der Commander dir voraushat, Gus, ist seine Neugier. Er bekleidet einen militärischen Rang, aber er ist wissenschaftlicher Offizier. Und er will wissen, was das da draußen ist. Wie ich auch. Dir ist es …«
»Scheißegal. Genau. Ich mache