Amorphis. Markus Laakso

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Название Amorphis
Автор произведения Markus Laakso
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783944180823



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Drogen, Verderben sowie Unzucht verleitend. Das Gefühl von Gefahr und Rebellion war ein wesentliches Element. Auch bei den Gigs von THE ANIMALS, obwohl die Bandmitglieder ihre eigene Botschaft noch nicht so ganz verstanden. Ihnen kam es nur auf das Feeling an. „Wir spielten als Zugabe On mulla unelma von SIELUN VELJET. Die Lehrer drehten die Lautstärke runter und sagten, dass es Zeit wäre, aufzuhören“, erzählt Koivusaari und fügt lächelnd hinzu: „In dem Song ist die Rede davon, sich mit der finnischen Flagge den Arsch abzuwischen und unseren Wappenlöwen mit LSD zu füttern.“

      Koippari an der Gitarre und Snoopy am Mikrofon -

      THE ANIMALS live in der Mårtendal-Schule, 1986.

      Die Bühnenshow erregte die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts: THE ANIMALS „I like you“-Briefe von Mädchen, die ihre Gefühle für die Musiker bekundeten und auf Gegeninteresse hofften. Für eine Kinderband erhielten THE ANIMALS überraschend viel Aufmerksamkeit. Die wohl größte Ehre war ein Artikel in der Lokalzeitung Etelä-Vantaa. Verfasserin des am 12. 3. 1986 erschienenen Interviews war Anna Pérez, die große Schwester eines Kumpels von Rechberger.

      „Danach fühlten wir uns auf den Straßen von Martinlaakso wie Stars“, lacht Koippari. Die Einleitung des Artikels schildert den Eifer, das Selbstvertrauen und die hohe Arbeitsmoral der 10- bis 13-jährigen Nachwuchsmusiker: „Viele bekannte Teeniebands haben ähnlich angefangen wie THE ANIMALS aus Martinlaakso. Manche schaffen es mit Glück an die Spitze, andere mit Talent, aber bei dieser Band merkt man, dass sie außerdem an harte Arbeit glaubt.“ Zum Zeitpunkt des Interviews hatte die Band sieben Liveauftritte hinter sich. Einige Bandmitglieder gaben zu, auf der Bühne Make-up zu verwenden, und alle wünschten sich zum Geburtstag oder zu Weihnachten eigene Instrumente, um nicht mehr von den größeren Jungs leihen zu müssen. Als Einflüsse nannten sie die SCORPIONS, W.A.S.P., KISS und AC/DC, als größte Live-Hits Koivusaaris Ballade I Gonna Love You, S.I.X. und das gute alte Sleeping Boys. Schon in diesem sympathischen Artikel wurde Koivusaari Koippari genannt und Rechberger Snoopy.

      THE ANIMALS in der Lokalzeitung.

      „Der Spitzname Snoopy stammt in etwa aus der Zeit. Er entwickelte sich daraus, dass jemand meinen Nachnamen zu Ressu abkürzte – das ist der finnische Name von Snoopy aus den Peanuts“, erklärt Rechberger. Eines Tages kam ein älterer Nachbarsjunge an, der THE ANIMALS lobte, aber hinzufügte, dass es schon eine Band dieses Namens gäbe. Die anderen ANIMALS aus England und hätten wohl schon ziemlich viele Platten verkauft. „Die älteren Typen aus unserem Hof waren schwer in Ordnung. Die haben uns nie runtergemacht, sondern immer unterstützt“, berichtet Snoopy. „Als wir hörten, dass es die ANIMALS schon gab, war uns das wurscht: ‚Wir sind trotzdem THE ANIMALS, nur viel besser!‘ Wir hatten noch nie von denen gehört und keine Ahnung, dass das ’ne Klassikerband von alten Knackern war.“

      Letzten Endes beschloss die Gruppe jedoch, ihren Namen in ACCELERATE zu ändern. Gleichzeitig wurde der Musikstil härter, seien und Sänger Snoopy griff zusätzlich zur Gitarre. Der Name war an ACCEPT angelehnt, eines der wichtigsten Vorbilder der Band. ACCELERATE kamen jedoch nicht weit, weil Snoopy und Koippari sich verkrachten. Der Streit hatte auch musikalische Gründe: die Geschmäcker hatten sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt.

      „Ein Klassenkamerad spielte uns METALLICAs Ride The Lightning (1984) vor“, erinnert sich Koivusaari. „Ich fuhr drauf ab, Snoopy nicht. Ich fing an, härteren Metal zu spielen, als ich METALLICA, ANTHRAX und so weiter entdeckte. Damals kam’s nicht in Frage, in mehreren Bands gleichzeitig zu spielen, also stieg ich bei ACCELERATE aus und fing an, zu zweit mit meinem Klassenkameraden Juha Rytkönen zu spielen.“

      „Natürlich war das ’ne Riesentragödie und Krise“, gibt Rechberger zu. Koivusaari und Schlagzeuger Rytkönen probten einige Male und versuchten, weitere Mitglieder zu finden. Das Projekt schlief jedoch schnell ein. In der Zwischenzeit hatten ACCELERATE Koivusaari durch den späteren ABHORRENCE-Gitarristen Kalle Mattsson ersetzt, einen Klassenkameraden von Snoopy, aber es dauerte nicht lange, bis Koippari und Snoopy sich wieder vertrugen und eine neue Band gründeten.

      „Wir stritten zwischendurch wie ein altes Ehepaar und gingen auf Abstand zueinander. Danach stellten wir wieder eine Band auf die Beine. Wir haben ja nichts anderes gemacht als Musik: hören, spielen, uns gegenseitig Platten überspielen“, sagt Koivusaari.

      Die neue Band wurde ENVIOUS getauft. Drummer war weiterhin Tomi Rautiainen, Koippari und Snoopy spielten Gitarre und letzterer sang. Auch Snoopy hatte inzwischen härteren Metal für sich entdeckt.

      „Als Kind hörte ich Rockabilly wie MATCHBOX, CRAZY CARAVAN und Elvis, aber mit Heavy fing alles an. Koippari liebte W.A.S.P. über alles und ich KISS. Danach gaben wir uns alle Metalbands, die wir auftreiben konnten: ACCEPT, DIO, AC/DC, WHITESNAKE, DEEP PURPLE … you name it. Wenn jemand zuhause eine Satellitenschüssel hatte, gingen wir mit der Videokassette in der Hand hin und nahmen Metalvideos von Sky Channel auf. Von da aus wurde es immer härter“, erinnert sich Snoopy.

      Auch für ihn stellte Ride The Lightning von METALLICA den Wendepunkt dar. Seiner eigenen Erinnerung nach gefiel Rechberger das Album jedoch auf Anhieb.

      „Ich stand damals auf SCORPIONS und sowas. Sampsa „Hepa“ Henni, der mit mir auf die russische Schule ging, fuhr auf METALLICA ab. Als er das erste Mal Ride The Lightning auflegte, dachte ich: ‚Das ist ja wohl nicht wahr! Wo zum Teufel kommt so ’ne Musik her?!‘ Koippari fing als erster an, Speed und Thrash zu hören – ANTHRAX, METALLICA, MEGADETH und SLAYER – und bald fanden wir es beide verdammt geil und wollten selber schnelleren Kram spielen. So fing’s dann an.“

      Die neue Band ging von Anfang an in Richtung Speedmetal. ENVIOUS spielten zwei Gigs in Schulen und feilten soweit an den Stücken, dass beschlossen wurde, ein Demo in einem richtigen Studio aufzunehmen. Die Jungs packten ihr Equipment und marschierten zu Tonal Productions in Lauttasaari. Das Studio war klein und technisch bescheiden, aber der asketische Rahmen war dem Eifer nicht abträglich. Innerhalb eines Tages sollten alle sechs Songs der Band auf das 16-Spur-Gerät von Fostex gebannt werden.

      „Wir hatten nur einen Tag gebucht, also mussten wir alle Stücke innerhalb von ein paar Stunden einspielen und mixen. Es war supercool, zum ersten Mal in einem richtigen Studio zu sein. Wir hatten null Ahnung von nix, und der Studiobesitzer war auch nicht viel schlauer. Die Songs nahmen wir live auf. Dabei merkten wir, wie übel sich unsere Fehler anhörten. Trotzdem klang das Demo zigmal besser als die Kassetten, die wir im Proberaum aufgenommen hatten. Natürlich waren wir Feuer und Flamme. Die Songs hatten furchtbar kitschige Namen, zum Beispiel TTM (Trust To Mosh). Ich betone, dass ich zu dem Zeitpunkt vielleicht 14 war und Snoopy 13!“ Das Demo wurde nie offiziell veröffentlicht. Kopien gingen ausschließlich an Freunde sowie an mögliche Auftrittsorte. Das Demotape brachte ENVIOUS schon sehr bald einen Gig ein, und zwar im Jugendzentrum Kauniainen bei der Speed Metal Party am 18. 3. 1989. Hauptact der Veranstaltung waren PRESTIGE aus Tampere, deren Karriere im Aufwind war. Der gemeinsame Gig mit PRESTIGE war eine so große Sache, dass die Band beschloss, sich einen besseren Namen zuzulegen: VIOLENT SOLUTION, frei nach einem Stück von SACRED REICH, deren Album Ignorance (1987) auch die Optik des neuen Logos inspirierte. Die Band probte fleißig für ihren ersten Auftritt. Die Erwartungen waren hoch und die Spannung nahezu greifbar, als plötzlich das ganze Kartenhaus krachend in sich zusammenstürzte.

       3. VIOLENT SOLUTION – „ICH WOLLTE NICHTS ANDERES TUN ALS IN EINER BAND SPIELEN“

      EINE WOCHE VOR dem ersten Gig von VIOLENT SOLUTION verstarb Tomi Rautiainen. Der plötzliche Tod des Freundes traf die Bandkollegen hart.