Amorphis. Markus Laakso

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Название Amorphis
Автор произведения Markus Laakso
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783944180823



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und der Musikreporterin Virve Valli, die sich schon Anfang der Achtziger als Mitgründerin von Rumba verdient gemacht hatte. Sirkesalo bezeichnete die Songs als langweilig und „undeutliche Matsche“. Helistö vermisste am brachialen Sound des Quartetts Klangfarben und Abwechslung. Am kritischsten und direktesten war Valli, der die Musik von AMORPHIS als introspektiver Brei ohne Zweck oder Zielgruppe erschien. Sie forderte die Band dazu auf, ihre Proben mitzuschneiden und sich die eigenen Songs acht Stunden lang in einem verdunkelten Raum anzuhören. Die Gruppe nahm das Feedback mit Humor – die gegen den Mainstream gerichtete Provokation war ganz offensichtlich geglückt.

      Das frisch aufgenommene Tonband wurde an Relapse geschickt, doch von dem versprochenen Split-Album war plötzlich keine Rede mehr. Erneut schlich sich Frustration ein. Den Musikern kamen Zweifel, ob die Platte jemals erscheinen würde. Das Label veröffentlichte jedoch im Juni eine schlicht Amorphis betitelte Single mit zwei von den Stücken, die bei der Session aufgenommen wurden: Vulgar Necrolatry und Misery Path. Auf dem Cover prangte eine überarbeitete Version des „Batman-Logos“ auf schwarzem Grund. Schließlich verkündete Relapse, dass aus der Split-LP nichts würde, AMORPHIS jedoch stattdessen ein komplettes Album aufnehmen dürfe. Laut Holopainen scheiterte die Split-Veröffentlichung daran, dass sich der amerikanische Vertrieb Important geweigert hatte, die Scheibe ins Programm zu nehmen. Luxi Lahtinen bekam eine andere Story zu hören. „Ich interviewte Jahre später John McEntee, den Gitarristen und Sänger von INCANTATION“, berichtet er. „Als INCANTATION ihre Hälfte eingespielt hatten, hörten sie die Aufnahme von AMORPHIS und kamen zu dem Schluss, dass diese zu gut war, um zusammen mit ihrer eigenen zu erscheinen. Die INCANTATION-Stücke wären im Vergleich völlig untergegangen: AMORPHIS hatten die fetteren Sounds, die besseren Songs und die eingängigeren Riffs. Letztendlich kam es so, dass beide komplette Alben für Relapse aufnahmen.“

      Während das Material für das Debütalbum allmählich Gestalt annahm, ließen sich AMORPHIS bei diversen Veranstaltungen sehen. Die größte davon war das Indoor-Festival Day of Darkness in der Sporthalle von Oulu am 23. 08. 1991 mit IMPALED NAZARENE, BEHERIT, DEMIGOD, BELIAL, BLACK CRUCIFIXION und SENTENCED. Im Nachhinein betrachtet, war dieses Line-Up schlichtweg legendär, aber die Tickets kosteten lächerliche 20 Finnmark – knapp über drei Euro.

      „Oppu hatte vor dem Gig ein Mädel aufgetrieben, das sie nicht alle beisammen hatte. Sie wollte, dass wir sie fesseln und nach ihr treten. Wir wunderten uns nur. Dann versuchte sie irgendwas und Oppu brüllte halb im Ernst los, dass er vergewaltigt würde“, erinnert sich Koippari.

      In der Sporthalle Oulu vor dem Auftritt beim Day of Darkness, 23. 08. 1991.

      Bereits vor dem Gig war Oppu unter einem Busch eingeschlafen. Die Kollegen zuckten mit den Schultern und becherten munter weiter. Gerade noch rechtzeitig bekamen sie mit, wie sich ein Einsatzkommando der evangelischen Jugendmission anschickte, den besinnungslosen Bassisten in einen Kleinbus zu zerren. „Nehmt den bloß nicht mit, wir haben gleich ’nen Gig!“ rief Koivusaari.

      „Lasst uns den erstmal zum Ausnüchtern bringen!“ kam es zurück.

      „Das ist völlig normal! Unsere Show fängt gleich an, lasst ihn da liegen, das ist unser Bassist!“ Erst nach vielen schönen Worten willigten die Jugendarbeiter ein, Oppu seinen Kumpanen zu überlassen. Die Band war noch einmal davongekommen.

      AMORPHIS spielten als Vorletzte, zwischen BEHERIT und SENTENCED. Zu den Requisiten von IMPALED NAZARENE zählte neben Corpsepaint auch eimerweise Rinderblut, sodass die ganze Halle für den Rest des Abends nach Eisen stank. Als AMORPHIS zu den Klängen eines als Intro dienenden finnischen Diskoschlagers die Bühne betraten, fanden sie diese von einem Teppich aus schwarzen Müllsäcken bedeckt und voller Blutlachen. „Es war so rutschig, dass alle auf der Bühne herumwatschelten wie Ozzy heutzutage, um nur ja nicht auszurutschen“, erinnert sich ABHORRENCE-Sänger Jukka Kolehmainen, der damals im Publikum war. „Der Gig war krass. In der ersten Reihe standen ein paar kreischende Mädels. Als Oppu zwischendurch an den Bühnenrand ging, griff ihm eine von denen in den Schritt und quetschte ihm die Eier, so richtig dass es wehtat. Danach hatte er blutige Fingerabdrücke auf der Jeans. Damals gingen die Leute bei Metalgigs ganz anders ab als heute, weil es einfach viel zu wenig davon gab. AMORPHIS kamen von Anfang an gut beim Volk an.“

      Die Setliste bestand aus den für die Split-LP aufgenommenen und später auf der EP Privilege Of Evil veröffentlichten Songs – in derselben Reihenfolge wie dort – sowie dem Demo-Titeltrack Disment Of Soul. Vor allem zu Beginn der Show waren die Saiteninstrumente ziemlich unterschiedlich gestimmt, was jedoch niemanden ernsthaft kümmerte. Man war in Oulu, um Spaß zu haben und dem Publikum eine geballte Ladung Death Metal zu verpassen, ohne Rücksicht auf Details. Ein Stimmgerät besaß ohnehin niemand. Nach dem zweiten Song kam das Groupie, das Oppu schon vor dem Gig bedrängt hatte, oben ohne auf die Bühne.

      „Von IMPALED NAZARENE war noch ein Eimer Blut über. Oppu schüttete es über die Frau, pappte ihr Klebeband über den Mund und haute ihr ein paar runter, weil sie das unbedingt wollte. Dann drehte er sich zu uns um, ‚verdammt noch mal, macht ihr auch was!‘ Ich ging dann schüchtern hin und tat so, als würde ich nach ihr treten, aber natürlich nicht so, dass es wehgetan hätte. Ich kam mir vor, als wär ich im falschen Film. Ich wollte Musik machen, keine Frauen erniedrigen!“ klagt Koivusaari.

      Trotz Spielfehlern, zwischenzeitlichem Ausfall der Gitarren sowie Koivusaaris Heiserkeit zum Ende hin zog die Band den kompletten Gig durch. Er ist heute noch auf Bootlegs zu finden. Das nordfinnische Fanzine Hellspawn schrieb hinterher, die Show wäre langweilig gewesen, aber dadurch gerettet worden, dass „eine ortsansässige Schlampe auf die Bühne kam und mit Bassist Oppu eine Orgie abzog.“ Die Bandmitglieder waren selber nicht so recht zufrieden mit ihrer Leistung. Bevor er die Bühne verließ, krächzte Koivusaari ins Mikro: „War für’n Arsch, aber wen interessiert’s?“ Der Seufzer brachte Wesen und Einstellung von AMORPHIS anno 1991 präziser auf den Punkt, als es dem Gitarristen in jenem Moment bewusst war: bei den Gigs ging es nicht um Ruhm und Ehre, sondern darum, sich mit guten Freunden ordentlich zu besaufen.

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