Название | Perelandra |
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Автор произведения | C. S. Lewis |
Жанр | Научная фантастика |
Серия | |
Издательство | Научная фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783865064295 |
Das war, was ich hörte. Was ich sah, war nur ein sehr schwacher Lichtstab oder Lichtpfeiler. Ich glaube nicht, dass er einen Lichtkreis auf Boden oder Decke warf, doch ich bin mir nicht sicher. Die Leuchtkraft war jedenfalls sehr gering und erhellte die nähere Umgebung kaum. Soweit ist alles ganz einfach. Aber das Ding hatte zwei andere Merkmale, die weniger leicht zu erfassen waren. Das eine war seine Farbe. Da ich das Wesen sah, muss ich es entweder weiß oder farbig gesehen
haben; aber auch wenn ich mein Gedächtnis noch so sehr anstrenge: ich weiß beim besten Willen nicht mehr, welche Farbe es hatte. Ich habe es mit Blau und Gold, Violett und Rot versucht, aber nichts davon passt. Wie es möglich ist, eine visuelle Erfahrung so gründlich zu vergessen, versuche ich gar nicht erst zu erklären. Das andere war der Winkel; es befand sich nicht im rechten Winkel zum Boden. Aber ich muss sofort hinzufügen, dass ich das erst im Nachhinein so sehe. In jenem Augenblick schien die Lichtsäule vertikal, der Fußboden aber nicht horizontal zu sein; der ganze Raum schien Schlagseite zu haben, so wie an Bord eines Schiffes. Ich hatte den Eindruck – wie auch immer er zu Stande gekommen sein mochte – dieses Geschöpf stehe in Beziehung zu einer Horizontalen, ja einem ganzen Bezugssystem außerhalb der Erde, und seine bloße Gegenwart zwinge mir dieses fremde System auf und hebe den irdischen Horizont auf.
Ich zweifelte nicht im Geringsten daran, dass ich einen Eldil sah, wahrscheinlich den Statthalter des Mars, den Oyarsa von Malakandra. Und nun, da es geschehen war, war die panische Angst verschwunden. Allerdings empfand ich ein unbestimmtes, aber starkes Unbehagen. Die Tatsache, dass dieses Wesen ganz offensichtlich nicht organisch war – das Wissen, dass irgendwo in diesem ebenmäßigen Lichtzylinder Intelligenz wohnte, aber nicht zu ihm in Beziehung stand, wie unser Bewusstsein zu Gehirn und Nerven in Beziehung steht – war höchst beunruhigend.1 Es passte nicht in unsere Denkkategorien. Unser übliches Verhalten Lebewesen gegenüber schien hier ebenso unangebracht wie unser gewohnter Umgang mit unbelebten Dingen. Andererseits waren all die Zweifel, die ich hatte, bevor ich das Haus betrat, die Zweifel, ob diese Geschöpfe Freund oder Feind seien und ob Ransom ein Vorreiter oder ein Narr sei, einstweilen geschwunden. Ich hatte jetzt vor etwas ganz anderem Angst. Ich war sicher, dass dieses Wesen im landläufigen Sinne gut war, nicht aber, ob das Gute mir auch in dem Maße zusagte, wie ich geglaubt hatte. Das ist eine schreckliche Erfahrung. Solange man sich vor etwas Bösem fürchtet, kann man immer noch hoffen, das Gute werde einem zu Hilfe kommen. Doch angenommen, man ringt sich zum Guten durch und merkt dann, dass es ebenfalls schrecklich ist? Wie, wenn Nahrung sich gerade als das erweist, was man nicht essen kann, das Heim als die Stätte, wo man nicht leben kann, und der Tröster als derjenige, bei dem man sich unbehaglich fühlt? Dann ist wirklich keine Rettung möglich; dann ist das Spiel aus. Einen Moment lang war mir so ähnlich zu Mute. Hier war endlich etwas aus jener anderen Welt, die ich immer geliebt und herbeigesehnt zu haben meinte, in unsere Welt vorgestoßen und vor meinen Augen erschienen, und ich mochte es nicht, wollte, dass es wieder verschwand. Ich wollte irgendeine Distanz – einen Abgrund, einen Vorhang, eine Wolldecke – irgendeine Schranke zwischen diesem Wesen und mir schaffen. Aber kein Abgrund verschlang mich. Seltsamerweise rettete mich ausgerechnet meine Hilflosigkeit und gab mir Halt. Denn nun war ich ganz offensichtlich in die Sache verstrickt. Der Kampf war vorüber. Die nächste Entscheidung lag nicht bei mir.
1 Im Text halte ich mich natürlich an das, was ich damals dachte und empfand, denn dies allein ist Beweis aus erster Hand. Aber selbstverständlich kann man weiter über die Form spekulieren, in der Eldila unseren Sinnen erscheinen. Die einzigen ernsthaften Überlegungen zu diesem Problem stammen aus dem frühen 17. Jahrhundert. Als Ausgangspunkt für künftige Untersuchungen empfehle ich folgenden Text von Natvilcius: De aethereo et aerio corpore, Basel 1627, II, xii: »Liquet simplicem flammem sensibus nostris subjectam non esse corpus proprie dictum angeli vel daemonis, sed potius aut illius corporis sensorium aut superficiem corporis in coelesti dispositione loconim supra cogitationes humanas existentis« (Es scheint, dass die von unseren Sinnen wahrgenommene, ebenmäßige Flamme nicht der eigentliche Körper eines Engels oder Dämonen ist, sondern eher der Sitz der Sinne dieses Körpers oder die Oberfläche eines Körpers, der jenseits unseres Wahrnehmungsvermögens im himmlischen Rahmen räumlicher Beziehungen existiert). Mit dem »himmlischen Rahmen räumlicher Beziehungen« ist vermutlich gemeint, was wir heute als mehrdimensionalen Raum bezeichnen. Das soll natürlich nicht heißen, Natvilcius habe etwas über mehrdimensionale Geometrie gewusst, sondern nur, dass er empirisch zu den Ergebnissen gelangt sein mag, die im Folgenden von der Mathematik theoretisch erarbeitet worden sind.
Dann, mit einem Geräusch wie aus einer anderen Welt, öffnete sich die Tür; ich hörte das Scharren von Stiefeln auf dem Fußabstreifer, und in der Türöffnung vor dem grauen Nachthimmel sah ich Ransoms dunkle Silhouette. Wieder kam aus der Lichterscheinung das Sprechen, das keine Stim-me war, und anstatt einzutreten, blieb Ransom auf der Fußmatte stehen und antwortete. Beide redeten in einer fremdartigen, vielsilbigen Sprache, die ich noch nie gehört hatte.
Ich will gar nicht versuchen, die Gefühle zu entschuldigen, die in mir aufkamen, als dieses nichtmenschliche Ding meinen Freund ansprach und dieser ihm in der nichtmenschlichen Sprache antwortete. Sie sind im Grunde unentschuldbar; aber wer glaubt, sie wären in einem solchen Augenblick unwahrscheinlich, der kennt weder die Weltgeschichte richtig noch sein eigenes Herz. Ich empfand Unmut, Entsetzen und Eifersucht. Am liebsten hätte ich geschrien: »Lass doch deinen Schutzgeist, verfluchter Magier, kümmer dich endlich um mich!«
Doch wirklich sagte ich: »Ah, Ransom. Gott sei Dank, dass Sie da sind!«
2 _______
Die Tür fiel zu (zum zweiten Mal an diesem Abend), und nach kurzer Suche hatte Ransom eine Kerze gefunden und angezündet. Ich sah mich schnell um, konnte aber niemanden außer uns beiden sehen. Das Auffälligste im Raum war der große weiße Gegenstand. Jetzt konnte ich seine Form genau erkennen. Es war eine große, sargähnliche Kiste, und sie war offen. Auf dem Boden daneben lag der Deckel, über den ich wahrscheinlich gestolpert war. Beides bestand aus demselben weißen Material, das wie Eis aussah, doch trüber war und weniger glänzte.
»Mein Gott, bin ich froh, dass Sie hier sind!«, sagte Ransom. Er kam auf mich zu und gab mir die Hand. »Ich hatte Sie vom Bahnhof abholen wollen, aber alles musste in solcher Eile vorbereitet werden, und im letzten Moment musste ich noch nach Cambridge. Ich hatte wirklich nicht die Absicht, Sie diesen Weg allein machen zu lassen.« Dann merkte er offenbar, dass ich ihn noch immer ziemlich benommen an sah, und fügte hinzu: »Sagen Sie – es fehlt Ihnen doch
nichts, oder? Sie sind ohne Schaden durch die Sperre gekommen?« »Die Sperre? Ich verstehe nicht.«
»Ich dachte, Sie hätten vielleicht Schwierigkeiten gehabt, hierher zu kommen.«
»Ach, das!«, sagte ich. »Sie meinen, es waren nicht bloß meine Nerven? War da wirklich etwas?«
»Ja. Die anderen wollten nicht, dass Sie kommen. Ich habe schon befürchtet, dass so etwas passieren würde; aber ich hatte keine Zeit, etwas zu unternehmen. Außerdem war ich ziemlich sicher, dass Sie irgendwie durchkommen würden.«
»Wen meinen Sie mit den anderen? Unsere irdischen Eldila?«
»Natürlich. Sie haben Wind bekommen von dem, was hier vorgeht …«
Ich unterbrach ihn. »Um die Wahrheit zu sagen, Ransom, die ganze Sache beunruhigt mich von Tag zu Tag mehr. Auf dem Weg hierher ging mir durch den Kopf …«
»Oh,