Frostige Gefühle. Sigrid Uhlig

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Название Frostige Gefühle
Автор произведения Sigrid Uhlig
Жанр Короткие любовные романы
Серия
Издательство Короткие любовные романы
Год выпуска 0
isbn 9783961457069



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       Sigrid Uhlig

      Mit dem Schreiben von Gedichten begann sie in der achten Klasse. Berufsausbildung, Studium und die Familie waren wichtiger als Hobbys. 1982 zogen sie von Mecklenburg/Vorpommern nach Dessau.

      Seit 1984 gehört sie dem Zirkel „Schreibende Arbeiter“ der ehemaligen Maschinenfabrik und Eisengießerei unter der Leitung der Dessauer Autorin Ursula Hörig an. Dieser Zirkel arbeitet noch immer.

      Bisherige Veröffentlichungen:

      Anthologien und regionale Presse,

      „Teneriffa-Märchen“ im Projekte-Verlag,

      „Wehre dich deiner Haut“ im Engelsdorfer Verlag.

      Sigrid Uhlig

       FROSTIGE GEFÜHLE

      Engelsdorfer Verlag

      Leipzig

      2019

      Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      Copyright (2019) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte bei der Autorin

      Cover: „Wachsmalerei“ von Sigrid Uhlig

      Künstlerische Beratung: Brunhilde Wagner, Blankenburg/Harz

      Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

       www.engelsdorfer-verlag.de

       INHALT

       Cover

       Über die Autorin

       Titel

       Impressum

       Das Treffen der Elemente

       Zuhause

       Im Unbekannten Land der Frommen

       Unterwegs

       Dorf Eins

       Dorf Zwei

       Dorf Fünf

       Dorf Vier

       DAS TREFFEN DER ELEMENTE

      Im größten Canyon unserer Welt trafen sich unweit eines lautstarken Wasserfalls seltsame Gestalten. Mehrere standen, andere schwebten hin und her oder im Kreis, und der Rest lagerte auf weichen Moospolstern. Eine Unterhaltung war nicht möglich, da die Wassermassen mit ganzer Kraft wirbelnd und laut auftrumpfend in die Tiefe stürzten, um im Flussbett allmählich Ruhe zu finden.

      Langsam wurde es dunkel. Der Mond hatte sein Gegenüber, die Sonne, verlassen und war vom Himmelszelt herabgestiegen. Da noch nicht alle Eingeladenen anwesend waren, vertrieb er sich die Wartezeit, in dem er auf dem Rand des Canyons entlang rollte. Leise kichernd gab er sich ganz diesem Vergnügen hin.

      Jetzt warteten alle nur noch auf die Sonne, die noch einige Zeit brauchte, um ihre Umlaufbahn zu beenden. Inzwischen war der Mond auf die Idee gekommen, nicht nur über die kleinen Felsspalten, sondern von einer Seite des Canyons auf die andere zu springen. Seine Fröhlichkeit war ansteckend und drang sogar durch das Tosen des Wasserfalls bis auf den Boden der Schlucht.

      Nun war auch die Sonne eingetroffen. Den ganzen Tag schien sie vom wolkenlosen Himmel und war ziemlich erschöpft und blass, so dass es ihr keine Mühe bereitete, auch ihre vorwitzigsten und neugierigsten Finger, die wir Menschen als Strahlen wahrnehmen, schlafen zu schicken.

      Mutter Erde hatte die Elemente und Wandler eingeladen. Damit keine Unbefugten sie sehen oder gar belauschen konnten, hatten die Dunkelheit und der Wind die Menschen weit fortgetrieben. Der Nebel verschloss die Sicht von oben mit einer dicken Watteschicht. Während ihm alle zusahen, wie er sein Werk vollendete, erhob sich eine Gestalt und berührte mit eisiger Hand das sprudelnde Wasser. Sofort erstarrte es und bizarre Eisformen bildeten sich.

      Die tiefen Furchen auf der Stirn von Mutter Erde zeigten ihren Ärger an. „Dazu hattest du keinen Auftrag!“

      Frau Kälte warf ihr einen verächtlichen Blick zu und schwieg. Die Sonne schenkte dem Eis ein Lächeln. Sofort schmolz es, und nur noch sanft flüsternd fielen die Wassertropfen vom Berg.

      Mutter Erde begann zu sprechen: „Mit Absicht habe ich zu diesem Treffen eingeladen und nicht die verantwortlichen Götter, denen ihr untersteht. Wie ausreichend bekannt ist, sind beim letzten Mal viele wichtige Hinweise gar nicht oder verstümmelt bei den Adressaten angekommen. Aber ich will keine langen Vorreden halten und auch niemanden für das Misslingen verantwortlich machen. Wichtig ist nur, wir lernen aus den Fehlern. Es geht wieder einmal um das Zusammenleben zwischen uns und den Menschen. Beide Seiten schaffen es nicht, miteinander zufrieden zu sein.“

      Kaum war der letzte Ton von Mutter Erde verklungen, begann eine rege Diskussion. Untereinander beschwerten sie sich, was die Menschen doch für undankbare Geschöpfe seien.

      Nichts könne man ihnen recht machen. Sie glaubten, alles zu wissen. Dabei wüssten sie gar nichts. Ständig forschen sie und behaupten, uns schützen zu wollen. Als ob wir ihren Schutz nötig hätten! Ohne sie wären wir viel besser dran.

      Bevor noch jemand seinen Unmut kundtun konnte, schaltete sich Mutter Erde in die Debatte ein. „Stopp, stopp, meine Lieben! Gäbe es bei den Menschen zum gleichen Thema eine Versammlung, was sagten sie wohl über uns?“

      Bestürztes Schweigen trat ein. „Genauso wie wir jetzt“, sagte Mutter Erde. „Sie geben uns oder zusammengefasst der Natur die Schuld. Immer wieder muss ich feststellen, dass wir alle sehr vergesslich sind. Ohne unser Dazutun spazierten die Menschen nicht auf mir herum. Wollen wir sie vernichten?“

      Jedes Jahr sterben Menschen durch die Elemente und Wandler, durch Erfrieren, Hitze, Ertrinken, Erdbeben, Lavaausbrüche, Sturm. Nicht etwa, dass einige von ihnen Unschuldsengel wären. Aber alle Menschen? Dem Wasser fiel sogleich ein, wie glücklich Peter im Närrischen Meer badete. Diesen liebenswerten Jungen sollte er ertrinken lassen? Auch andere Menschen, die er sehr gern mochte und mit denen er oftmals nicht gerade höflich umgegangen war, sollten sterben? „Nein!“, schrie es verzweifelt. Eine riesige Welle stürzte in den Fluss. Selbst der Nebel konnte den Aufschrei nicht dämpfen, und alle erschraken auf das Heftigste. Dieses „Nein“ hing wie das Damoklesschwert über den Anwesenden.

      Die Kälte klirrte vor Empörung über das Wasser. Die Sonne stimmte in das „Nein“ ein. Da der Mond seine schöne Schwester nie im Stich lässt, unterstützte er das „Nein“.

      „Gut“,