Panitzsch. Группа авторов

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Название Panitzsch
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Жанр Историческая литература
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Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783961451647



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alle Höfe auf der Nord-, Süd- und Ostseite, d. h. die Besiedlung brachte eine weitgehende rechtliche Integration verschiedener Siedlungsteile mit sich.50

      Die relative Chronologie (Ost-Süd-Nord-Bebauung in der Mitte) lässt sich unter Hinzuziehung archäologischer Quellen nur zurückhaltend in einer absolute Chronologie darstellen. Geht man von den archäologischen Befunden aus,51 so bestand bereits im 8./9. Jahrhundert südwestlich vom Ort eine slawische Siedlung. Im heutigen Ort gibt es aus dem 10./11. Jahrhundert auf dem Gelände des „Blauen Engel“ slawische Siedlungsspuren. Im übrigen Dorf dominieren Funde, die erst aus dem 12. bzw. 13. Jahrhundert stammen, wobei insbesondere auf einen Röhrenbrunnen aus dem 13. Jahrhundert im südöstlichen Ortsteil zu verweisen ist. Diese punktuellen archäologischen Funde lassen sich nur schwer mit der auf siedlungskundlicher Grundlage erstellten Chronologie in Einklang bringen. Immerhin ist der Beleg einer frühen slawischen Siedlung, die später wieder einging, bemerkenswert. Die erste Panitzscher Kirche, die sich archäologisch nachweisen lässt, stammt frühestens aus dem späten 11. Jahrhundert, und damit rund ein Jahrhundert nach der Tauchaer Moritzkirche.52 Die relativ geringe Ausstattung der Panitzscher Kirche mit nur zwei Hufen lässt nicht an eine Urkirche denken. Die frühen Befunde aus dem Gelände des „Blauen Engel“ könnten auf eine frühe Ansiedlung im Sinne Quirins hindeuten.

      Im 16. Jahrhundert umfasste Panitzsch 34 Gehöfte (besessene Mannen) und fünf Häusler.53 Diese Gesamtzahl entspricht den großen Straßenangerdörfern des Leipziger Ostens. Zu bedenken ist, dass die Zahl der Hofstellen im späten Mittelalter allgemein zurückging, so dass die Zahlen des 16. Jahrhunderts nur einen Anhaltspunkt bieten. Denkbar ist auch, dass sich an Kirche und frühe Siedlung (Blauer Engel) bald weitere Gehöfte anschlossen, was vielleicht sogar zur Aufgabe der südöstlich gelegenen slawischen Siedlung führte. Für die nördliche und südliche Zeile bleibt als Entstehungszeitraum das 12. Jahrhundert, wobei als Schlusspunkt spätestens die Nennung Sommerfelds 1220, die diesen Ort voll ausgebildet zeigt. Die Zusammenschau archäologischer und siedlungskundlicher Quellen muss künftig für Panitzsch noch weiter betrieben werden.

      Partheaufwärts liegen mit Borsdorf und Zweenfurth zwei Dörfer, die ebenfalls zum Kirchspiel Panitzsch gehörten. Sie weisen als Sackgassendorf (Borsdorf) bzw. Zeilendorf mit Gassenteil (Zweenfurth) Merkmale stufenweiser Entstehung auf.54 Ihre Ersterwähnung erfolgte mit 1267 bzw. 1264 relativ spät. Es kann allerdings nicht überraschen, dass beide Orte an der Parthe liegen, ihre Ortsform damit auch von den Geländegegebenheiten bestimmt ist. Zweenfurth kam, wie der Name andeutet, eine strategische Bedeutung als Flussübergang zu. Nicht zufällig geschah die Ersterwähnung gelegentlich einer Urkundenausstellung im Ort durch das Leipziger Kloster der Georgennonnen, wobei mit den Burggrafen von Meißen und den Burggrafen von Magdeburg hochrangige adlige Vertreter anwesend waren.55 Folgt man der Parthe weiter flussaufwärts, trifft man auf das Gebiet um Wolfshain56, Albrechtshain, Eicha und Naunhof, das von Uwe Schirmer und Lutz Heydick siedlungsgeschichtlich untersucht wurde.57 Die Orte führen in andere herrschaftliche Zusammenhänge und gehörten nicht zum Panitzscher Kirchspiel. Für dieses bleibt insgesamt der Eindruck, dass die Besiedlung mit kleineren Ortsformen an der Parthe begann und sich spätestens um 1200 auf die links und rechts liegenden Hochflächen erstreckte, wo beinahe idealtypische Siedlungsformen entstanden. Die älteren Siedlungen wurden dabei weiter ausgebaut (Anbau von Zeilen bzw. Gassen). Zweenfurth, Althen und Sommerfeld erhielten Filialkirchen, die der Panitzscher Kirche unterstellt wurden. Nachdem Sommerfeld 1220 bereits in andere Hände gelangt waren, werden 1270/71 als Friedeburgscher Besitz um Panitzsch noch Zweenfurth, Borsdorf, Althen, Wolfshain (halb), Schönefeld und Volkmarsdorf genannt.

      Die letzteren drei Orte müssen außerhalb der siedlungsgeschichtlichen Betrachtung bleiben, da sie nicht zum Kirchspiel Panitzsch gehörten und insbesondere im Falle Schönefelds komplizierte Verhältnisse bezüglich der Lehnszugehörigkeit vorliegen.58 Kehrt man zu Panitzsch zurück, so ist festzuhalten, dass Heinz Quirin einen bis in die Neuzeit fortschreitenden Ausbau des Ortes nachweisen konnte.59 Zeugnis dafür sind zum einen die Häusler, die nicht zur Nachbarschaft gehörten sowie der Wüstfall benachbarter Orte.

      Heinz Quirin hat dies für das östlich benachbarte Cunnersdorf zeigen können. Nach dessen Wüstfall lassen sich Fluranteile im Besitz Panitzscher Bauern nachweisen.60 Offenbar hatten die Panitzscher wüstliegende Felder an sich gezogen oder es kam zur Übersiedlung Cunnersdorfer Bauern nach Panitzsch, die von hier aus ihre Felder weiter bestellten. Problematisch erscheint die von der älteren Forschung festgestellte Wüstung Wilchwitz zwischen Panitzsch und Sommerfeld im Bereich der „Wildbuschstücken“. Dieser scheinbar 1349/50 singulär belegte Ort „Wilchwicz“61 ist vielmehr aufgrund besitzgeschichtlicher Beobachtungen mit Wilchwitz nordöstlich Altenburg gleichzusetzen.62

      Dank neuer Erkenntnisse der Archäologie und der historischen Forschung kann man heute über Heinz Quirins Panitzscher Geschichte hinauskommen, ohne freilich dessen Beobachtungen zur Siedlungsgenese völlig verwerfen zu müssen. Die Ersterwähnungsurkunde Panitzschs von 1267 forderte dazu heraus, den Blick auf landes- und reichsgeschichtliche Ereignisse zu werfen, wenn man bedenkt, dass die massiven Verkäufe und Auseinandersetzungen im Leipziger Land während des sogenannten Interregnums stattfanden. Frühe Nennungen der Herren von Schkeuditz östlich von Leipzig ließen die Vermutung aufkommen, dass diese vor den Herren von Friedeburg hier Besitz hatten und ein wettinisches Gegengewicht zum erzbischöflichmagdeburgischen Besitzkomplex um Taucha darstellten. Diese Vermutung bedarf der weiteren Erhärtung durch schriftliche und archäologische Quellen. Dass sich indes die Herren von Friedeburg erst seit 1243 in der Umgebung der Merseburger Bischöfe finden, zeigt deutlich das aufkeimende Interesse der geistlichen Landesherren am Besitz dieses adligen Geschlechts. Tatsächlich gehörten diese neben den Wettinern zu den Familien, deren Besitz die Merseburger Bischöfe in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts umfangreich auskaufen konnten.

      Dies führte aber lediglich zur merseburgischen Lehnsherrschaft über Leipzig sowie über die Dörfer bei Panitzsch. Eine geschlossene Landesherrschaft konnten die Bischöfe nur westlich von Leipzig aufbauen, während das östliche Leipziger Land unter der Botmäßigkeit der Wettiner stand. Die Urkunde von 1267, der Panitzsch seine Ersterwähnung verdankt, zeigt stellvertretend für weitere die bunte Mischung der Herrschaftsverhältnisse rings um Leipzig.

       Dieser Orts- und Flurgrundriss von Panitzsch stammt aus dem Jahre 1840.

      Predigt am Sonntag Sexagesimae, 19. Februar 2017 (zu Mk 4, 26–29)

       Reinhard Freier

      Liebe Gemeinde,

      der heutige Sonntag, der Gottesdienst und die Predigt sind dem Thema der Bedeutung des Wortes Gottes gewidmet. Das gilt auch für den Rahmen und den Bezug, in den ich den heutigen Predigttext hineingestellt habe. Auch wenn es bodenarchäologische und prähistorische Funde gibt, ist Panitzsch erst mit der Nennung seines Namens aus seinem Dornröschenschlaf, sprich aus der Versenkung der Vergangenheit, herausgetreten und in die Geschichte eingetreten, obwohl es viel älter ist! Erst mit der Notiz in einer Urkunde haben wir verlässliche Kunde von Panitzsch. Das gilt auch für das Wort Gottes: Erst mit der mündlichen und dann schriftlichen Überlieferung von Worten, Texten und Berichten haben wir Einblick in den Glauben der Israeliten und der Christen. Wir lesen von den Führern des Volkes, den Propheten, Johannes dem Täufer, Jesus, Paulus, den Verfassern der Evangelien und der anderen Schriften. So wird es auch mit uns werden. Nur über schriftliche Äußerungen werden wir im Bewusstsein der eigenen Nachfahren und unserer Nachwelt „bleiben“, wenn die „Sichel“ kommt und die Ernte da ist, wird sich zeigen, ob wir Früchte gebracht haben oder nicht! Und es bleibt die Frage, was Dominanz hat, was stärker ist: die Natur des Vergehens, der Vergänglichkeit oder des Stirb und Werde in der Gnade Gottes.

      Wir feiern in diesem Jahr 2017 mit dem 500 jährigem Jubiläum der Reformation auch 750 Jahre von Panitzsch und Borsdorf. Dieses