Название | Der Zthronmische Krieg |
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Автор произведения | Matthias Falke |
Жанр | Научная фантастика |
Серия | |
Издательство | Научная фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783957770417 |
»Alle Batterien der Nordhalbkugel der Station werden mit dieser hier oben am Pol verknüpft. Sie beschreiben automatisch dieselbe Nachführbewegung und bleiben immer auf das gleiche Ziel fokussiert. Außer, natürlich, sie programmieren eine andere Erfassung. Die KIs können auch selbsttätig arbeiten. Dann können sie mehrere Hundert Ziele gleichzeitig unter Feuer nehmen.«
Jennifer schien nicht zuzuhören. Sie wirbelte auf dem von GraviGurten geschützten Sitz des Richtschützen herum, wobei die Feldgeneratoren vorwurfsvoll zu ächzen und zu stöhnen begannen. Die Kommandantin des ENTHYMESIS-Geschwaders ließ die Kanzel im Uhrzeigersinn rotieren, während sie ihren Sessel kopfüber rollen und die Batterie nach Art einer Möbiusschleife unter sich selbst hindurchtauchen ließ. Dabei stieß sie ein halblautes anerkennendes Pfeifen aus.
»Das kann von Vorteil sein«, setzte Borissowitsch seine Ausführungen fort, »wenn man von einer Staffel schneller Jäger angegriffen wird. Die KIs können auf bestimmte Ziele konditioniert werden, die sie dann selbsttätig bekämpfen.«
Er warf einen skeptischen Blick zu Jennifer hinauf, die einen abrupten Schwenk beschrieben hatte und gerade kopfunter über ihn hinwegsauste.
»Wissen Sie«, sagte er müde, »im Grunde ist es unnötig, hier oben tatsächlich Schützen einzusetzen. Am besten, man steuert das Ganze von der Brücke aus …«
Jennifer hatte, in den Gurten aus künstlicher Schwerkraft hängend, noch einige Salti mortali vorwärts und rückwärts absolviert, bis die tonnenschwere Batterie in den Fundamenten knirschte. Dann hatte sie ein Einsehen und fuhr die Kanzel auf die Ausgangsposition zurück, wo sie mit einem elektronischen Signal arretierte.
»So macht es aber mehr Spaß!«
Sie kannte Borissowitsch inzwischen gut genug, um einschätzen zu können, dass diese Kategorie in seiner Sicht der Dinge die geringste Bedeutung spielte.
»Es ist wesentlich gefährlicher«, brummte der Kommandant von Alpha Ceti Tau.
Er sah zu, wie die Aufpasserin, die die Union ihm vor die Nase gesetzt hatte, die fünf Meter hohe Leiter herunterkletterte, die in den Geschützturm eingelassen war. Ihre weiße Uniformhose spannte über dem knackigen Arsch. Ansonsten war sie mit weiblichen Reizen eher sparsam ausgestattet. Alles an ihr war hart und knochig. Das kurze Haar vervollständigte eine burschikose Erscheinung. Außerdem war sie einige Jahre zu alt für seinen Geschmack.
Andererseits war es auch wieder gut, dachte er grimmig, dass sie nicht gerade dem Ideal eines Pin-up-Girls entsprach. Seine Männer waren ziemlich ausgehungert. Die Zeit hier oben dehnte sich. Die Ablösung war mehrere Tage überfällig. Aber über die da würden sie nicht herfallen, solange sie sich noch beherrschen konnten.
Jennifer war am Fuß der Batterie angekommen und baute sich neben Borissowitsch auf. Mit einem missmutigen Stirnrunzeln nahm er zur Kenntnis, dass sie ihn um eine Haupteslänge überragte.
Die Offizierin ließ die Blicke durch die Kuppel aus Elastalglas schweifen. In den Geschützturm waren mächtige Feldgeneratoren eingelassen, die die blitzschnelle Nachführung der Maserkanonen steuerten. Diese empfingen ihre Energie aus einem eigenen Reaktor, der aus Sicherheitsgründen einige Hundert Stockwerke tief in das komplexe Innenleben der Kampfstation eingelassen war. Der Fuß der Batterie war vom Umfang eines alten Urwaldriesen. In fünf Metern Höhe kragte die Kanzel des Richtschützen aus, von deren Beweglichkeit und Rollfähigkeit sie sich soeben überzeugt hatte. Darüber ragten die Zwillingsläufe der Kanone in den schwarzen Sternenhimmel. Zehn Meter lange Geschützrohre aus gezogenem Titanstahl, die Energiepakete aus harter Strahlung in den Raum pumpten, tödliche Massierungen von Röntgenwellen, die jede Panzerung und jedes Kraftfeld durchdrangen und die geeignet waren, jedes feindliche Schiff in Scheiben zu schneiden. Über Sina hatte sie sich ein Bild von der furchtbaren Effizienz dieser Waffensysteme machen können.
»Und sie schießt durch die Elastalglaskuppel?!«, fragte sie ungläubig.
Borissowitsch zuckte schwerfällig die runden Achseln.
»Die Polarisierung ist an die Nachführung gekoppelt«, erklärte er. »Das Feld, durch das gerade geschossen wird, hebt automatisch die Polarisierung im entsprechenden Wellenbereich auf.«
Jennifer schob anerkennend die Unterlippe vor.
»Ist doch viel praktischer«, bemerkte Borissowitsch noch. »Bei der hohen Beweglichkeit! Andernfalls müssten sie mit Raumanzug in die Kanzel – wenn die ganze Vorrichtung ohne die Kuppel auskommen müsste.«
Jennifer nickte.
»Und die Abschirmung?«, fragte sie. »Sie sagten, auf der Brücke sei es sicherer?«
Borissowitsch ließ einen mitleidigen Blick durch sie hindurchgleiten.
»Selbstverständlich, Ma’am«, sagte er träge. »Die Brücke ist der sicherste Bereich der ganzen Kampfstation, vom Reaktorbereich in ihrem Zentrum einmal abgesehen. Aber wenn dort was schief läuft, können Sie sowieso das ganze Ding vergessen.«
Er musterte sie mürrisch.
»Sämtliche Schutzschilde, Kraftfelder, Katapulte und selbsttätig nachführenden Geschütze sind auf die Sicherung der Brücke ausgerichtet. Hier oben …«
Er wiegte skeptisch den Kopf, statt seinen Satz zu Ende zu führen.
»Was heißt das?« Jennifer ließ ihn nicht aus den Augen. Ihre Stimme war hart und zupackend, wie in einem Messerkampf immer bereit, in einer unvorhersehbaren Ausfallbewegung zuzustechen.
Borissowitsch registrierte, dass sie im letzten Augenblick den Reflex unterdrückt hatte, seinen vielsagend abgerissenen Halbsatz nachzuäffen.
»Das Schutzfeld der Station ist wie das Magnetfeld eines Planeten strukturiert«, nahm er zu trockenen Auskünften seine Zuflucht. »Am Äquator ist es am stärksten. Mehrere Schichten liegen übereinander. Sie sind gegeneinander polarisiert. Da ist praktisch kein Durchkommen. Hier oben treten die Feldlinien aus und krümmen sich dann um den Leib des Ikosaeders.«
Er vollführte eine komplizierte Bewegung mit beiden Händen. Etwas wie das Aufblühen eines Blumenstraußes, der dann in Zeitlupe verwelkte und nach allen Seiten auseinanderblätterte.
»Bei seitlichen Angriffen sind Sie geschützt«, fuhr er fort. »Aber wenn sie einen senkrechten Treffer erhalten, genau in der Fortsetzung der Rotationsachse, ist es, als wenn sie ungesichert im Freien stünden.«
Er sah sie herausfordernd an, als wolle er in ihrer Miene forschen, ob sie nun mit seinen Auskünften zufrieden sei.
»Verstehe«, sagte Jennifer knapp. In ihre Augenwinkel nistete sich ein pfiffiges Lächeln ein. »Warum gibt es diese Kanzel dann überhaupt?«
Borissowitsch sah sie an, als sei sie nicht mehr ganz bei Trost. Als sie seinen Blick unverwandt erwiderte, verdrehte er die Augen. Kam hierher und stellte die absonderlichsten Fragen! Auf diese Art von Vorwitz hatte er keine Lust. Bald würde er Schulklassen durch die Station führen und irgendwelchen Rotznasen erklären müssen, wie ein Feldgenerator funktionierte oder was geschah, wenn man einen thermischen Sprengkopf aufs Dach bekam!
Aber im Augenblick musste er das Spielchen mitspielen. Also tief Luft holen und ganz fest an die Pension denken, die nicht mehr allzu weit entfernt war. Wenn nicht, dachte er im Stillen, die ganze Kriegsspielerei hier einen Strich durch seine Rechnung machte.
»Die Sineser nahmen es mit eigenen Verlusten nicht so genau«, sagte er so gleichgültig wie möglich. »Wie Sie ja wissen, handelt es sich hier ursprünglich um eine Einrichtung des Sinesischen Imperiums.«
»Ist mir bewusst, Kommandant«, flötete Jennifer. »Fahren Sie fort.«
»Darüber hinaus gibt es Situationen, in denen die Anwesenheit menschlicher Richtschützen geboten sein kann. Bei sehr komplexen Gefechtssituationen zum Beispiel.«
Er wollte sich auf den Rückweg machen, aber Jennifer rührte sich nicht von der Stelle.