Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten in Österreich. Peter Scherrer

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Название Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten in Österreich
Автор произведения Peter Scherrer
Жанр Историческая литература
Серия
Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783945751619



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ähnelt das Gebäude im Grundriss auch einer solchen Anlage mit zwei beheizten Räumen, insbesondere die nach Süden vorspringende Apsis wäre ein typischer Ort für ein Warmwasserbecken. Vielleicht gab es aber auch Schwierigkeiten mit der Wasserversorgung oder Probleme mit dem verfügbaren Wohnraum.

      Tatsächlich wurde im Jahre 2006 in einer Entfernung von etwa 200 m im Osten vom Haupthaus bei der Anlage des Golfplatzes ein Badegebäude entdeckt. Der unüblich große Abstand vom Haupthaus wird von den Ausgräbern damit erklärt, dass dies die wasserreichste Stelle des Grundstücks gewesen sei. Das Bad weist die üblichen fünf Räume in zwei parallelen Raumreihen (Blocktypus) auf, drei davon mit Fußbodenheizungen. Der Umkleideraum (apodyterium) und der Raum mit dem Kaltwasserbecken (frigidarium) lagen im Westen, dann ging man weiter zu einem beheizten Aufenthaltsraum (tepidarium), darauf zum Raum mit der wegen der Temperaturausnutzung nach Süden ausgerichteten Warmwasserwanne und gelangte schließlich in einen kleinen Heißluftraum ähnlich einer modernen Sauna (laconicum).

      Der Bauernhof liegt im Einzugsbereich auf der sog. Tabula Peutingeriana, einer auf die Antike zurückgehenden Landkarte, in dieser Gegend verzeichneten Ortschaft Clunia. Diese ist wahrscheinlich im heutigen Feldkirch, 1,5 km weiter im Süden anzusiedeln, wie etwa der ausgedehnte römerzeitliche Baukomplex „Uf der Studa“ in Feldkirch-Altenstadt nahelegt.

      Ein kleiner Teil im Südost-Eckbereich des Hofgebäudes wurde mit einem turmartig in die Landschaft ragenden Schutzbau (implantierte, begehbare Skulptur aus COR-TEN-Stahl von Marte. Marte Architekten ZT GmbH) versehen, um Originalbausubstanz zeigen zu können. In einer „Vitrine“ daneben werden Nachbildungen von Funden aus der Villa gezeigt. Alle übrigen Mauern der drei römischen Bauten wurden winterfest neu aufgemauert und solcherart sichtbar konserviert.

      Abb. 4 Blick auf die implantierte, begehbare Skulptur aus COR-TEN-Stahl von „Marte. Marte Architekten ZT Gmbh“ über der Villa in Rankweil-Brederis.

       Adresse

      6830 Rankweil

       Kirchstraße,

       beim Sportplatz Brederis und auf dem Gelände des Golfplatzes

      http://www.rankweil.at/​nexus4/​Web Objects/​xCMS4.woa/​wa/​article?id=45944 &rubricid=68&menu id=1326.

       Literatur

      J. Pöll (Hg.), Archäologische Forschungen bei der Römervilla in Rankweil-Brederis, Grabung 2004, Rankweil 2008 (= Dokumente Rankweil, Bd. 6); J. Kopf, Wohngebäude, Begräbnisstätte oder Schmiede? – Ein Nebengebäude der villa rustica von Brederis/​Rankweil (Vorarlberg) im Wandel der Zeit, in: Akten des 13. Österreichischen Archäologentages, Wien 2012, S. 339–344.

       Versteckte Hochplateaus boten zu allen Zeiten guten Schutz vor Feinden. Mit einer Siedlungsgeschichte seit der frühen Bronzezeit ist die Heidenburg ein typischer Vertreter prähistorischer und frühgeschichtlicher Rückzugs- und Kultplätze.

      03GÖFIS, DIE HEIDENBURG – EIN FESTER ORT VON DER BRONZEZEIT BIS IN DAS MITTELALTER

       Vorarlberg

      Die Heidenburg darf als Prototyp einer bereits früh, aber schlecht erforschten, nicht touristisch hergerichteten und nicht ohne weiteres zugänglichen, wildromantischen archäologischen Landschaft bezeichnet werden. Sie liegt auf dem durch einen Graben zweigeteilten Plateau eines langgestreckten Felsriegels (724 m ü. M.), mit senkrechten Felswandabbrüchen im Südwesten und im Nordosten nach Göfis hin. Hier befindet sich eine gut getarnte, seit der Bronzezeit mehrfach befestigte Siedlungsfläche, in der bereits von 1826 bis 1947 verschiedentliche Ausgrabungen stattfanden.

      Bereits in der frühen Bronzezeit (3./​2. Jt. v. Chr.) dürfte auf dem Südteil die Anlage eines Ringwalles erfolgt sein, der bis in die Latènezeit (4.–1. Jh. v. Chr.) benutzt und immer wieder instand gesetzt wurde. In der Urnenfelderzeit, am Ende des 2. Jts. v. Chr., wurde ein Brandopferplatz angelegt: Eine quadratische Steinsetzung auf ca. 16 m2 Fläche bildete die Basis für einen 0,4 m hohen, aus ungefähr 1.000 Gefäßen gebildeten Scherbenhaufen. Der Typ des Brandopferplatzes gleicht Anlagen in Südtirol, die Keramik weist jedoch Beziehungen zur süddeutschen und ostschweizerischen Urnenfelderkultur auf.

      Ab etwa 260 n. Chr. diente die Heidenburg wegen der zunehmenden Gefahr durch die Alamannen als befestigte Fluchtburg der römischen Landbevölkerung und wurde bis in das 5. Jh. n. Chr. hinein besiedelt. Von der Wehranlage hat sich im Süden vor allem ein mächtiger, sehr schlampig und offensichtlich eilig gebauter Turm (Plan: D; 12 × 8 m Außenmaße mit 2,5–2,7 m dicken Mauern) erhalten, an den im Osten eine aus Quadern gebildete Ringmauer ansetzt. Der Turm dürfte, nach starken Brandspuren im Torbereich zu urteilen, in einem Schadfeuer zugrunde gegangen sein. Ungeklärt ist bisher die Funktion von drei etwa 0,4 × 0,5 × 0,5 m großen Aussparungen in der Außenseite der Turmwestmauer geblieben.

      Unmittelbar nördlich des Turms wurde ein nur im Fundament erhaltenes Gebäude (Plan: E; Länge 31,5 m) mit vier in einer Flucht liegenden Räumen ausgegraben, wie es vom Typ her an militärische Mannschaftsbaracken erinnert, aber auch in römischen Zivilsiedlungen vorkommt und in der Spätantike besonders häufig anzutreffen ist. Drei Räume wiesen dieselbe Breite von knapp 10 m auf, der vierte sprang um 2 m aus der Flucht nach Süden vor. Pfostenlöcher weisen darauf hin, dass vor den drei schmäleren Räumen ein geschützter Bereich mit Vordach lag.

      Abb. 5 Übersichtsplan zu den römischen und mittelalterlichen Bauten auf der Heidenburg: A) Bergfried (12. Jh.); C) und E) spätrömische Wohngebäude; D) spätrömischer Turm mit angesetzter Ringmauer; F) vermutliche Saalkirche (alamannisch?).

      Als besonders schwierig zu interpretieren darf ein ungefähr in der Mitte des Plateaus liegendes Gebäude mit Resten eines Gussmörtelfußbodens (Plan: F; Innenmaße: 7 × 4,5 m) angesehen werden. An der als Ostwand (eigentlich Südostwand) bezeichneten Seite lag vor der 0,5 m starken Mauer ein etwa 1 m2 großes gemörteltes, etwas aus der Mittelachse verschobenes Fundament, das der Ausgräber Adolf Hild als Altarsockel interpretierte. Dadurch schien das für eine spätantike Höhensiedlung obligatorische Gotteshaus in der im Alpenraum nach damaligem Forschungsstand (1947) durchaus glaubwürdigen Form einer einfachen rechteckigen Saalkirche gefunden. Heute wird dieser Bau in der Fachliteratur zum frühen Christentum meist gar nicht mehr erwähnt, da der Altar in der Spätantike auch in einfachsten Kirchen in den Raum gerückt sein und vor einer U-förmigen Priesterbank stehen sollte. Interessanterweise gibt es aber im alamannischen Frühmittelalterdorf Berslingen bei Schaffhausen einen fast identischen Befund einer etwas größeren Rechteckkirche (10,6 × 6 m) mit demselben einfachen Altarfundament an der Ostwand. Allerdings ist in Berslingen eindeutig eine Abschrankung des Altarraums nachgewiesen, was in Göfis aufgrund der schlechten Befundlage und rudimentären Grabungsmethodik der Nachkriegszeit leicht übersehen worden sein bzw. einfach nicht mehr feststellbar gewesen sein könnte. Darf man demnach doch eine Kirche auf der Heidenburg annehmen, und zwar eine bisher ausgesprochen selten nachgewiesene, ländliche alamannische Eigenkirche? Vermutlich um die Mitte des 12. Jhs. wurde auf der Nordkuppe eine mittelalterliche Burg mit einem bergfriedartigen Turm (Plan: A) errichtet, der von einer polygonalen Ringmauer geschützt wurde. Der Name dieser als Edelfreisitz einzustufenden Anlage ist unbekannt. Da innerhalb der Ringmauer auch ein bisher spätrömisch datiertes Gebäude (Plan: C; innere Weite 4,7 × 5 m) mit einem Treppenabsatz und mehreren Herdstellen aufgefunden werden konnte, dem sich die oder das sich der Ringmauerführung auffällig anpasst, könnte die Datierung eventuell neu gedacht werden: Entweder geht die Ringmauer im Kern auf die Spätantike zurück oder aber das Gebäude gehört doch eher in das Mittelalter. Wenn man nun noch den oben angedeuteten