»Action!« im Traunsee-Märchenland. Christa Mühl

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Название »Action!« im Traunsee-Märchenland
Автор произведения Christa Mühl
Жанр Юмористическое фэнтези
Серия
Издательство Юмористическое фэнтези
Год выпуска 0
isbn 9783960087885



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zu machen.

      Der schüttelte ärgerlich den Kopf. Das Mädchen war brav, viel zu brav. Ein Lämmchen! Nur Märchen im Kopf. Sie spielte stundenlang mit ihren Puppen die Schauergeschichten von gefräßigen Wölfen, die Großmütter verspeisten, und von Prinzessinnen, die Frösche an die Wand klatschten, nach. Oder sie malte seltsame Bilder.

      Er hatte ansonsten keinerlei Probleme, wenn er Flori drei Ferienwochen in seiner Obhut hatte. Sohn und Schwiegertochter waren Sänger und tingelten jeden Sommer mit einem Operettenprogramm über die Freilichtbühnen Österreichs.

      Flori war sechs Jahre alt. Sie sollte eigentlich ein Junge werden und Florian heißen. Da also aus dem Sohn nichts wurde, gab man dem Mädchen allen Ernstes den Namen Floriane. Daraus machte Schimek kurz entschlossen Flori, und inzwischen nannten alle das ruhige Kind so.

      Flori blieb gern bei Schimek. Er nahm sie mit zu den Dreharbeiten.

      Dann saß sie still in einer Ecke und beobachtete alles ganz genau.

      Oder sie blieb im Gasthof und spielte mit den Kindern anderer Gäste oder mit den Enkeln der Wirtsleute.

      Artig verabschiedete sie sich nun von ihren Eltern. Die schlitterten in dünnen Sandalen zu ihrem Wagen und fuhren winkend und hupend davon. Als sie außer Sichtweite waren, fragte Schimek, ob Flori noch eine Cola trinken wollte. Ihre Eltern sahen das nicht gern, aber Schimek erlaubte seiner einzigen Enkelin natürlich alles, was sonst tabu war.

      Sie durfte sogar abends im Bett fernsehen. Flori sah fasziniert den Schneeflocken zu, die über dem See herumwirbelten.

      Nein, sie wollte nichts mehr trinken. Aber der Opa könne ruhig gerne noch auf einen Schoppen Roten in der Gaststube sitzen. Schimek sah Flori erstaunt an und zog eine Augenbraue hoch. Flori grinste. Sie würde lieber ins Bett gehen. Bestimmt gäbe es was Interessantes im Fernsehen. Schimek sah auf die Uhr. Es war schon spät. Vielleicht wollte sie „Schlosshotel Orth“ sehen? Er hatte einen Videorekorder und einige Kassetten vom letzten Jahr dabei.

      Flori starrte auf den See hinaus und schüttelte den Kopf. Das war ihr zu langweilig, denn die Folgen kannte sie doch alle. „Da!“, sagte sie plötzlich, „Sieben Geister!“

      Schimek sah zu ihr herunter, lächelte und strich Flori übers Haar. „Denkst du dir ein neues Märchen aus?“

      Doch Flori zeigte mit offenem Mund nach oben. Schimek verschlug es die Sprache. Tatsächlich hatte er für einen Moment den Eindruck, irgendwelche durchsichtig-blauen Gespenster über den Traunsee fliegen zu sehen. Aber schon waren sie verschwunden. Er schluckte.

      Bei einem Glühwein war es nicht geblieben, als sie die Dreharbeiten auf der Brücke abgebrochen hatten. Und dann beim Essen mit seinen Kindern musste er die neue Hausmarke des Grünberg-Wirtes probieren. Ihm wurde kalt. Er nahm Flori an der Hand und sie gingen ins Gasthaus. Wahrscheinlich hatten die Schneeflocken ihnen irgendwas vorgewirbelt. Wie sonst sollte er sich und dem Kind die Angelegenheit erklären. Doch Flori sagte entschieden: „Nein! Ich kann schon zählen! Es waren sieben blaue Geister! Alles Frauen. Das hab ich ganz genau gesehen!“ Schimek überlegte einen Augenblick, ob man weibliche Geister Geisterinnen nannte. Kopfschüttelnd folgte er seiner Enkeltochter.

       10. Fürs Lars beginnt der ersten Morgen der Verwirrung

      Der Hauptdarsteller Lars Ungestüm erwachte und lauschte. Irgendwie fand er es erfreulich: Er hörte kein Regengeräusch!

      Wie jeden Morgen sprang er aus dem Bett, was ihm merkwürdigerweise nicht so recht gelang. Nun taumelte er etwas und spürte ein Schwindelgefühl. Er schob es auf die frühe Stunde und den Rum im Tee, den er gestern beim Drehen versehentlich getrunken hatte. Deshalb kümmerte er sich nicht weiter darum.

      Ungestüm spielte die Rolle des Hoteldirektors in der Serie inzwischen sechs Jahre. Zuerst wohnte er während der Dreharbeiten in verschiedenen Hotels. Aber seit zwei Jahren hatte er diese wunderbare Wohnung im Don-Alfonso-Weg in Altmünster. Er wollte sich schon immer mal erkundigen, wer eigentlich Don Alfonso war, hatte es aber bis heute nicht zu Wege gebracht.

      Lars bewohnte die erste Etage eines Hauses direkt am See. Die Einrichtung war nicht eben modern, aber liebte diese Wohnung. Es war alles da, was man zum Leben brauchte.

      Seine Frau kam fast jedes Wochenende von Wien her, und sie verbrachten gemeinsam die drehfreie Zeit am Wasser.

      Die Wohnung hatte ein Gästezimmer. So konnte ihn auch seine Tochter mit ihrem Freund, soweit sie nicht gerade wieder einmal verlassen wurde, oft hier besuchen.

      Ungestüm ging bei jedem Wetter als erstes am Morgen zum See hinunter. Vor allem aber liebte er die Zeit nach Drehschluss.

      Dann saß er auf einem Klappstuhl am Ufer und schaute zum Traunstein und zur Schlafenden Griechin hinüber. Unzählige Fotos hatte er von diesem Anblick gemacht. Am liebsten hatte er es, wenn die Berge im Abendlicht glühten. Welch ein Schauspiel!

      Als einmal Helena Wolfmann, die berühmte Schauspielerin aus der Schweiz, eine Episoden-Hauptrolle in der Serie spielte, hatte Lars sie nach Drehschluss zum Essen eingeladen. Beide verband eine langjährige Freundschaft, und so wollte man natürlich über längst vergangene, gemeinsame Theaterzeiten plaudern. Aber sie sah nur zu den rotglühenden Bergen hinüber. Helena war so begeistert von seinem Seeblick, dass sie, wieder zu Hause, ein kleines Aquarell malte. Sie schickte es ihm und versprach wiederzukommen, um hier zu malen.

      Das war inzwischen neben der Arbeit als Schauspielerin ihre Lieblingsbeschäftigung. Eine großartige Künstlerin war sie auf beiden Gebieten.

      Das Bild, das in seiner Wiener Wohnung hing, erfreute ihn jedes Mal wieder. Leider war Helena nicht gekommen zum Malen. Lars wollte sie längst einmal anrufen und daran erinnern. Aber er vergaß es immer wieder.

      An jedem Morgen also stellte er fest, dass es nicht mehr regnete.

      Er überwand schnell das kurze Schwindelgefühl und schaute frohen Mutes aus dem Fenster. Plötzlich fiel ihm voller Schrecken ein, dass gestern Schnee gefallen war! Im August! Er ging ins Bad und nahm eine Tablette, weil ihm schlecht geworden war.

      Dann rief er seine Frau an. Das mit dem Schnee – wahrscheinlich würde sie es überhaupt nicht glauben. Aber er kam gar nicht zum Sprechen, denn als sie sich meldete, überschlugen sich ihre Worte.

      Sie waren Großeltern geworden! Ein gesunder Enkelsohn, 53 cm groß und 3500 Gramm schwer!

      Ungestüm rieb sich das Ohr. Wieso hatte er nichts von der Schwangerschaft seiner Tochter gewusst? Und nun war das Kind schon da? Wer war der Vater? Der letzte – oder der vorletzte Freund? Sein armes Kind – allein und nun mit Nachwuchs?

      Seine Frau lachte. Wieso denn allein? Sie hat doch ihren Mann. Der ist natürlich stolz und glücklich als junger Vater. Und sie beide Oma und Opa! Das muss gefeiert werden. Morgen käme sie ja nach Gmunden.

      Er soll einen Tisch im Schweizerhof bestellen. Das war eines ihrer Lieblingsrestaurants, ganz in der Nähe.

      Ungestüm wollte seine Frau noch so vieles fragen. Aber sie hatte keine Zeit. Sie müsse gleich ins Krankenhaus zu ihrer Tochter und dem Enkel.

      Der Schauspieler legte ungläubig den Hörer auf. Er war Großvater, und seine Tochter anscheinend verheiratet. War sie nicht gestern gerade von ihrem Freund verlassen worden? Irgendetwas war wirr in seinem Kopf.

      Leichte Panik ergriff ihn. Zu oft hörte man von Demenz oder Alzheimer … Er strich über seine Stirn, als wollte er solche Gedanken verscheuchen. Dann sah er auf sein Handy und wunderte sich: Draußen war schönes Wetter, und er hatte noch keine Nachricht, was heute auf dem Plan stand und wann Drehbeginn sein sollte. Wahrscheinlich würden sie also erst später anfangen. So zog er seine Sportklamotten an, er wollte vor der Arbeit noch eine Runde joggen. Seit er die Hauptrolle in dieser Serie spielte, war ihm der Sport sehr wichtig geworden. Schräg über die Straße befand sich das Schloss Ebenzweier mit einem wunderschönen gepflegten Park drum herum. Dieses Schloss beherbergt heute eine Berufsschule. Man konnte morgens ungestört auf den Parkwegen