Der Actinidische Götze. Matthias Falke

Читать онлайн.
Название Der Actinidische Götze
Автор произведения Matthias Falke
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783957770271



Скачать книгу

dem Sturm entgegen.

      Die Umgebung des Klosters sah wie ein Schlachtfeld aus. Menschliche Exkremente und tierischer Dung hoben sich vom nackten Felsgrund ab. Die schwarzen Narben der offenen Feuer waren in regelmäßigen Abständen in die Landschaft gesprenkelt. Skelette von toten Tragtieren, die hier oben den Strapazen erlegen waren, ragten aus dem Geröll auf, und die Überreste von Wollhühnern, Ilagänsen und anderem lebenden Proviant bildeten blutige Klumpen. Auch zerfetzte Zelte und zurückgelassene Ausrüstungsgegenstände flatterten am Boden. Es würde noch eine Weile dauern, bis die Sonne, die Trockenheit und der unbarmherzige Wind die Einöde außerhalb der Klostermauern in ihrer ursprünglichen Reinheit wiederhergestellt hatten.

      Wir hatten beschlossen, noch eine Nacht hier zu verbringen, auch wenn uns das Innere der Gompa nach dem Ende des Festes und unserer offiziellen Verabschiedung durch Tsen Resiq verschlossen bleiben würde. Ohnehin würden wir das Ende der Karawane bald eingeholt haben, wo sich die Alten, Kranken, Familien mit Kindern und Leute, deren Tragtiere verendet waren, unter unglaublicher Mühsal wieder in ihre Heimatdörfer zurückschleppten.

      »Jedenfalls haben wir jetzt alles, was wir brauchen«, sagte Jennifer, als wir ins Zelt gekrochen waren und den Eingang versiegelt hatten.

      Aus dem Tornister holte sie einen Spatel und einen kleinen Elastinzylinder hervor, wie man sie benutzt, um auf wissenschaftlichen Missionen Bodenproben zu nehmen. Ich bemerkte jetzt erst, dass sie den rechten Zeigefinger im Inneren der Hand geborgen hatte. Jetzt streckte sie ihn aus und schabte den Belag ab, der wie schwarzer pudriger Ruß aussah. Sie klopfte das Pulver in den Zylinder und verschloss ihn sorgfältig.

      »Irgendetwas stimmt da nicht«, kicherte sie und strahlte mich fröhlich an.

      Am nächsten Morgen brachen wir das Zelt ab, schulterten die Rucksäcke und begannen mit dem Rückmarsch. Der Weg war nicht zu verfehlen. Tote Lasttiere, zurückgelassenes Gepäck, tote und sterbende Menschen säumten die unbefestigte Piste. Immer wieder kamen wir an Menschen vorbei, die von den ihren aufgegeben worden waren. Sie lagen im Staub und warteten auf das Ende. Keiner flehte um Hilfe oder nahm uns überhaupt zur Kenntnis, und Jennifer zog mich, der ich ihnen wenigstens etwas zu trinken geben wollte, unbarmherzig weiter.

      »Was ist das für ein Wahnsinn?!«, fluchte ich, als wir in zügigem Tempo weitermarschierten, direkt auf den tiefsten Einschnitt der Kaliganschlucht zu. »Wie viele kommen um von denen, die diese Reise antreten, jeder Zehnte, jeder Fünfte?«

      Jennifer ging unbeeindruckt weiter, am Körper einer alten Frau vorbei, mit deren schwarzer Kapuze der Wind spielte.

      »Sie haben das Pranavana gesehen«, brummte sie unwirsch. »Die Ewigkeit. Der Actinidische Götze ist das Pranavana. Jetzt kann ihnen nichts mehr etwas anhaben. Selbst der Tod ist nur noch eine Erlösung für sie.«

      »Es ist ein Wahnsinn«, rief ich dem Wind entgegen, der mit jedem Schritt, den wir nach Süden kamen, stärker wurde und der uns Sand und glühenden Staub entgegenschleuderte.

      Bald waren wir auf das Ende der Karawane aufgelaufen. Es glich einem Exodus, einem Bild von alttestamentarischer Wucht und Grausamkeit. Männer, die verzweifelt auf ihre Tiere einschlugen und sie dem peitschenden Sturm entgegenprügelten. Greise, die am Wegesrand sitzen blieben, um auf den Tod zu warten. Ehemänner, die ihre schwangeren Frauen zu schieben und zu tragen versuchten und sie schließlich liegen lassen mussten. Ich hätte einem Mann helfen können, dessen Karren bis über die Radnabe im Sand stecken geblieben war, oder ich hätte das Kind tragen können, das von seiner Mutter auf einer flimmernden Düne abgesetzt wurde, weil sie es nicht mehr schleppen konnte. Sie wollte bei ihm bleiben, um gemeinsam mit ihm zu sterben, aber ihr Mann zog sie weiter. Und so ging es nun tausenden. Wir hasteten daran vorüber, blind und erstickt von dem tobenden Wind, der uns entgegenstand, und benommen von der Uferlosigkeit des Leidens, das wie ein unfassbares Panorama menschlichen Elends an uns vorüberzog. Auf diesem Teil des Weges marschierten wir, so rasch wir konnten, und gönnten uns nur die nötigsten Pausen, so dass wir die fünftägige Strecke des Aufstieges in weniger als der Hälfte der Zeit hinter uns brachten. Am Abend des zweiten Tages rasteten wir oberhalb des Einstiegs zum Tor des Todes. Ein dunkles Heulen, Grollen und Sausen drang aus dem Felsenmaul. Das Monster fletschte die Zähne und brüllte um Nahrung. Kilometerhoch über uns glühten die Zinnen der Ilaya-Kette im Abendrot auf, dann senkte sich die blauschwarze Nacht über das Gebirge. Wir warteten weiter ab, bis der Orkan, der uns aus dem Engpass entgegenschrie, sich ein wenig legte und die brennenden Felswände sich etwas abgekühlt hatten. Dann stiegen wir in die Schlucht ein. Wir achteten nicht mehr auf die Pilger, die sich hier erschöpft und verzweifelt vorwärtskämpften, sondern marschierten so schnell wie möglich, um den tiefsten Teil des Kaligan bis Sonnenaufgang passiert zu haben. Eine Stunde vor Tagesanbruch, als der Wind an den breiteren Stellen der Talsohle fast eingeschlafen war, schleppten wir uns durch das Tor des Todes, wo die senkrecht aufsteigenden Felswände fast aneinander stießen und der Sturm immer noch so stark war, dass wir uns Schritt für Schritt vorwärts zwingen mussten. Als der Himmel über uns aufflammte und die Bergspitzen lotrecht über uns wie frisches Blut erglänzten, hatten wir den Durchgang hinter uns gebracht. Wir wichen sofort in die Flanke eines Seitentales aus, wo wir den Tag verbrachten, und setzten dann am Abend den Rückmarsch fort. Vier Tage später kamen wir in Feba an, wo wir zwei Nächte in einem Bungalow am See verbrachten, um uns zu regenerieren. Hier gestattete Jennifer mir auch wieder das Beilager. Pem Ba und sein Sohn brachten uns schließlich mit ihrem roststarrenden Gleiter zum Raumhafen.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAMCAgMCAgMDAwMEAwMEBQgFBQQEBQoHBwYIDAoMDAsK CwsNDhIQDQ4RDgsLEBYQERMUFRUVDA8XGBYUGBIUFRT/2wBDAQMEBAUEBQkFBQkUDQsNFBQUFBQU FBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBT/wAARCAEkAMgDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwD8sCD0 NSfdUDvSY57U4rmoM7jF5qVRximqnPFTRxkjkYzV7Et2LiQI38H61OkEajgDP1pyR46A17zoU/i9 /wBnnRZfDP8AbE9zF4guoJG01JJHSEQQlUO0HCbixA6ZJrCrVdJJq2vd26ejJjFTbX/BPCESAHBK j8anSO3A+8n/AH1XrPg698e+OvHWo6HF4r1PwxqM0l5ctaLeTWlvHc7nkeLy1YCLdIWXGOCelZlp 4q8br4nj0TVPGHifTrj7T9lmzqNxI8T524KmVc89effnvPtp3cUle193t/4CZShG17vtt/wTgFS3 6bk/76p4W3JxuT/vqvTdT8U6pot7qFre/EbxfJPa3ctsEtGlkJVMAyNvukADHcAFLH5STtyudTxb d6z4R1bX9Ik+I/iibVtKbYqSPMkF04kRWVJBcswIVmfLIAQhGckZz+sz5lHlV3/i8v7nmL2Ebc1/ y/8AkjyVIrY90GP9r/69eteAPhLoPifw3Bqd1c3kkjOUmityI1iO5sLllbJKqGB6ckYO01H43u/E /gyTQ1Tx34g1A6ppcOqDddzw+Uku7ah/fNlvlOeg6Yznhz6vqHg3QdD1C31JtRn1W3nuYWu7XbLa fvpI3IlEhZt0kbEo2UYE7lO9gVKpOpFL4W3pu+973irGkIwhJ31S32/zK2qfAXW4by1h0e3k1xbg MFaJRG29RllCljuwpDHBOAecVb8LfAc3kMd3r8r2sLl9lpbMDI4GVD+Zy