Die zweite Reise. Jannis B. Ihrig

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Название Die zweite Reise
Автор произведения Jannis B. Ihrig
Жанр Историческая фантастика
Серия
Издательство Историческая фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783957446695



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und ein Teil der Stange verschwanden in einer kleinen, kreisförmigen und aus geschmolzenem Gestein bestehenden Pfütze. Kalus witterte eine Falle, weshalb er nicht angriff, sondern stattdessen abwartete, was passieren würde.

      Vom Lavakreis gingen plötzlich drei Linien aus, die sich durch den Boden fraßen. Die Linien erreichten eine Länge von mehreren Metern, bis sie stoppten und sich an ihren Enden neue Kreise bildeten. Diese waren größer als der Ursprungskreis und sie blieben nicht lange Kreise. Das geschmolzene Gestein türmte sich übereinander und bildete so nach und nach drei Gestalten, eine für jeden Kreis. Kalus erkannte jetzt, was da entstand: Es waren drei Lavagolems, die die Gestalt von Wölfen hatten.

      „Darf ich vorstellen: die Lavawölfe“, präsentierte Stagar stolz seine Golems. Er ließ Kalus keine Zeit zum Antworten, sondern hetzte ihm mit einem „Zerfetzt ihn!“ seine Geschöpfe auf den Hals.

      Der Schüler Kalusurus befand sich immer noch in einer verzwickten Lage. Denn wie er feststellen musste, war sein Feind die Dampfwolke. Der Schüler Nando hatte seine feste Gestalt abgelegt und umgab nun als Dampf Kalusurus, ohne dass dieser ihn irgendwie angreifen konnte. Nando hingegen konnte sich jederzeit kurzzeitig zusammenziehen und als Dampffaust Kalusurus gefahrlos attackieren. Kalusurus musste viele Schläge in den Rücken und auf seine Gliedmaßen ertragen, ohne dass er eine Chance hatte, sie abzuwehren. Der Schüler spürte, wie die Schmerzen seinen Körper langsam lähmten. Er musste etwas gegen seinen geisterhaften Gegner unternehmen oder er würde in diesem Kampf unterliegen.

      Das galt auch für seinen Meister Kalus, der sich der Angriffe von Stagar und seinen Golems erwehrte. Er musste feststellen, dass die Golems im Gegensatz zu Stagars Rüstung hart genug waren, um seine Schwertklingen abprallen zu lassen. Deshalb blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu verteidigen. Auch er erkannte, dass er etwas tun musste, sonst wäre der Kampf schon bald verloren.

      Deshalb entschlossen sich Meister und Schüler, die Kraft der Seelen zu entfesseln. Kalusurus schloss die Augen und blieb ruhig stehen, trotz der ständigen Gefahr durch den Wassermagier. Nando verwirrte dies kurzzeitig, dann aber beschloss er, den günstigen Moment auszunutzen. Er zog eine große Menge an Dampf zusammen, um einen stärkeren Angriff durchzuführen.

      „Servus! Greif den Feind an!“, schrie Kalusurus auf einmal.

      Nando stutzte, denn wer oder wo war „Servus“? Dann erstarrte er. Er spürte, wie sich etwas Körperloses von Kalusurus löste. Und dieses Etwas flog in die Wolke und setzte eine Nando unbekannte Energie frei. Der Schüler schrie auf, als sich diese Energie in Form von Blitzen in der Wolke austobte. Er litt wahnsinnige Schmerzen und es knallte laut, als sein Körper schlagartig in seine feste Form gezwungen wurde. Nando wurde durch die Luft geschleudert und schlitterte beim Aufprall über den Boden, wobei seine Robe zerriss und er sich mehrere Schürfwunden zuzog. Er versuchte aufzustehen, doch seine Beine versagten, weshalb er nur knien konnte. Kalusurus kam langsam auf ihn zu, während neben ihm die unheimliche, körperlose Gestalt schwebte. Die Gestalt sah genauso aus wie Kalusurus, nur dass sie grünlich schimmerte und zudem durchsichtig war. Nando bekam es mit der Angst zu tun, vor allem, als ihm Kalusurus’ Gesichtsausdruck auffiel. Der kalte, emotionslose Blick war verschwunden. Stattdessen prangte auf seinem Gesicht ein siegessicheres Grinsen. Dies war das Letzte, was Nando sah, bevor der Stab des Kalusurus ihn ins Reich der Träume schickte.

      Während nun der Kampf der Schüler zu Ende ging, war Kalus dabei, seinen Kampf zu beenden. Als Stagar und seine drei Golems gleichzeitig aus vier Richtungen angriffen, sprang Kalus in die Luft, um diesem Angriff zu entgehen. „Was beim Dämonenlord?“, ächzte Stagar, als er und auch das überraschte Publikum sahen, wie hoch Kalus mit der Eisenrüstung sprang. Über zehn Meter. Und das war noch nicht alles.

      Als das Mitglied des Hauses der Seelen den Scheitelpunkt seines Sprunges erreicht hatte, rief er laut aus: „Servus, gib mir deine Kraft!“ Und wer auch immer „Servus“ war, er gehorchte. Kalus’ Körper erstrahlte in einem grünlichen Licht, das sich zu einer Aura, die den Körper umgab, formte. Kalus steckte blitzschnell seine vier Schwerter ein und holte mit seinen rechten Fäusten aus, während er zurück zum Boden fiel. Kurz vor dem Aufprall schlug er zu. Die Kraft dieses Doppelschlages war gewaltig. Ein gigantischer Kraftstoß wurde von den Fäusten entfesselt und rammte sich in den Boden, sodass dieser eingedrückt wurde. Ein Krater mit einem Durchmesser von zehn Metern entstand so schnell, dass Stagar und seine Golems bereits das Gleichgewicht verloren hatten, bevor ihr gemeinsames Bewusstsein dies registrieren konnte. „Was zum …!“, schrie Stagar, während er in den Krater purzelte, genau vor Kalus’ Füße. Stagar blickte hoch und sah in Kalus’ Gesicht ein siegessicheres Lächeln. Weg waren der unbeteiligte Blick und der emotionslose Gesichtsausdruck.

      „Das Blatt hat sich gewendet“, sagte Kalus und lächelte noch breiter.

      Stagar lächelte fies zurück: „Das denke ich nicht.“

      Kalus war unachtsam gewesen, sodass einer der Golems hinter ihn gelangen konnte und ihm auf den Rücken springen wollte, um seine brennenden Krallen in dessen Nacken zu versenken. Zumindest schien das so. Der Golem sprang und … wurde zerschmettert. Blitzschnell hatte sich Kalus auf der Stelle gedreht, dabei mit seinen zwei rechten Fäusten ausgeholt und diese dann in das steinerne Gesicht des Golems gerammt.

      Diese Bewegung war so schnell, dass das Auge nicht folgen konnte. Würde die Aura, die Kalus umgab, nicht Lichtspuren in der Luft hinterlassen, die ein paar Sekunden lang sichtbar blieben, wäre Stagar nicht klar gewesen, was passiert war. So aber erkannte er, dass sein Gegner enorm schnell geworden war. ‚Was zur Finsternis ist das nur für eine Aura?‘, fragte Stagar sich, während er wortlos den beiden verbliebenen Golems Anweisungen gab.

      Doch daraus wurde nichts, denn Kalus versenkte seinen linken Eisenstiefel in Stagars Rücken. Dies passierte zwar nicht mit Wucht, eigentlich sogar geradezu sanft, doch schrie Stagar trotzdem auf, als die fremdartige, grüne Energie in seinen Körper strömte und sein magisches Gleichgewicht störte. Stagars Magie wurde instabil, sodass die Golems ihre zusammenhaltende Kraft verloren und auseinanderflossen.

      Jetzt war der Kampf entschieden und Stagar stand auf, nachdem Kalus den Stiefel von seinem Rücken genommen hatte, um sich sofort vor Kalus zu verneigen: „Meister Kalus, ich verbeuge mich vor Eurer Macht und vor der des Hauses der Seelen.“

      Kalus erwies ihm ebenfalls Respekt: „Ihr habt gut gekämpft, Meister Stagar. Ihr habt Eurem Haus Ehre gemacht.“

      Dann wandte er sich ab, ging zu seinem Schüler und Sohn Kalusurus, lobte ihn für den Sieg über den Schüler Nando und verließ anschließend mit ihm den Kampfplatz, während sie vom Publikum mit Jubel überschüttete wurden.

      „Beim Dämonenlord, das waren heute einmal starke Gegner, Vater“, meinte Kalusurus, während sie die Arena durch ein Tor verließen. „Kommt nicht oft vor, dass wir die Kraft unserer Servi beanspruchen müssen.“

      Sein Vater drehte während des Gehens den Kopf und nickte ihm zustimmend zu: „Das habe ich von einem Meister des Hauses der Flammen aber auch nicht anders erwartet. Und auch der Lehrling vom Haus der Wellen hat sich bewiesen, oder Kalusurus?“ Kalusurus nickte ebenfalls und Kalus sagte daraufhin: „Du warst natürlich auch hervorragend. Darum gehen wir nun zu Keltors Gasthaus, um unseren Sieg zu feiern.“

      Kalusurus jubelte und während Vater und Sohn fröhlich fortgingen, ließen sie eine ratlose, felusianische Wache am Tor zurück. Der Raptor, der auf der anderen Seite des Tores stand, lachte beim verwirrten Gesichtsausruck seines Kameraden. „Wie ich sehe, kennst du dich nicht mit der Besonderheit des Hauses der Seelen aus“, vermutete er.

      „Eigentlich verwundert mich eher das Verhalten der beiden. Vorhin kamen sie, ohne irgendwas zu sagen und ohne Regung im Gesicht, eiskalt hier hinein. Sie wirkten richtig unheimlich“, erklärte der Felusianer.

      „Das meinte ich doch“, verkündete der Raptor aufgeregt. „Der Grund für ihr verändertes Verhalten liegt darin, dass sie zwei Seelen haben.“

      Kalus und Kalusurus benötigten eine Stunde, um zu Keltors Gasthaus zu gelangen. Eigentlich lag es nicht so weit von der Arena entfernt, jedoch stießen Vater und Sohn immer wieder auf Gruppen von begeisterten Arenabesuchern, die sie zu ihrem