Der Ehrenmord. Jan Eik

Читать онлайн.
Название Der Ehrenmord
Автор произведения Jan Eik
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783955520021



Скачать книгу

dem Arm erscheint?!», fragte die Mutter voller Empörung. «Angeblich das Balg einer nichtsnutzigen Nachbarin.»

      August stieß nur einen brummenden Laut aus, der ebenso gut Zustimmung wie Ablehnung - und nur die war gemeint - bedeuten konnte.

      «Weißt du, was ich glaube?», fuhr die Mutter ungerührt fort und sandte einen schnellen Blick herüber zu ihrem Ehemann, der hilflos mit der Gabel auf dem Teller herumfuhr. Sie senkte die Stimme, als sei der Vater nicht nur halb gelähmt, sondern auch schwerhörig. «Es ist der Bankert ihrer Tochter! Die bringt sie nämlich nie mehr mit. Angeblich hat sie eine Stellung angetreten. ..»

      Verächtlich stieß sie die Luft aus.

      August horchte auf. «Von wem redest du eigentlich?», erkundigte er sich unfreundlich.

      «Na, von wem wohl? Von der Waschfrau, der Jungnickeln aus der Adalbertstraße!»

      August hustete und hielt sich die Serviette vor den Mund.

      «Ach, die. ..», sagte er langgezogen. «Kommt denn die immer noch ins Haus?»

      «Ja, was glaubst du denn, wer deine Wäsche besorgen soll? Und seine. ..» Die abfällige Handbewegung zum Vater hin war deutlich genug. «Was der verbraucht, wird immer mehr.»

      August verzichtete auf einen Kommentar. Mitunter tat ihm der Alte zwar leid, aber was der sich als Familienoberhaupt den Söhnen gegenüber an Drohworten und Tiraden, ja an Wutausbrüchen und niederträchtigen Strafen geleistet hatte, konnte und wollte er nicht vergessen. Unwillkürlich fuhr seine Zungenspitze zum oberen falschen Schneidezahn, den er einer solchen Attacke verdankte. Und Gustav war es noch schlimmer ergangen.

      «Du erinnerst dich gewiss an das süße blonde Ding, das sie früher immer mitbrachte. Gustav hatte wohl ein Auge auf sie geworfen. .. Er hatte ja schon immer so einen gewissen Hang zum Ordinären. ..» Lauernd sah sie ihn an. «Weißt du etwas von Gustav? Lebt er etwa - mit irgendeiner Person zusammen. ..?

      Der Vater stieß ein paar Laute aus, die wohl seine tiefe Abneigung gegen den Geschmack seines jüngeren Sohn ausdrücken sollten. Weder August noch die Mutter reagierten darauf. Resigniert verstummte der Alte und machte sich über das Kompott her.

      Gewiss, August erinnerte sich an das dralle blonde Mädchen, verspürte aber nicht die geringste Lust, ausgerechnet mit seiner Mutter über diese Person oder über seinen Bruder Gustav zu sprechen.

      Sie hingegen ließ sich nicht in ihrem Redefluss aufhalten.

      «Die beiden Söhne von der Jungnickeln - das heißt, die sind von ihrem ersten Mann –, die sollen ja auch recht missraten sein, sagt man allgemein. Frau Professor Nothnagel. ..»

      Unwillkürlich hob August den Kopf, was die Mutter als ein warnendes Zeichen auffasste, nicht auch noch Mechthild, die schon etwas altbackene Tochter der Familie Nothnagel zu erwähnen, von der sie lange Zeit gehofft hatte, sie einmal als Schwiegertochter in die Arme schließen zu dürfen.

      Zu ihrer Überraschung jedoch fragte August mit einer Spur von echtem Interesse: «Sind denn die Nothnagels schon von der See zurück?»

      «Heute Mittag eingetroffen. Die politische Lage, meint der Herr Professor. Die Frau Professor wäre mit Mechthild gerne noch geblieben.»

      «Hmm. ..», machte August nur und zwirbelte selbstvergessen die linke Spitze seines martialischen Schnauzbarts.

      Die Mutter, Augusts Empfindlichkeit bezüglich der Nothnagelschen Familie eingedenk, kehrte lieber zu ihrem ursprünglichen Thema zurück. «Frau Professor ist jedenfalls der Meinung, sie ließe eine solche Person wie die Jungnickeln sicherheitshalber gar nicht erst in ihre Wohnung, weil die vielleicht bloß alles. .. ausbaldowere, und die Herren Söhne dann später. ..»

      August unterbrach sie. «Mach dir keine unnötigen Sorgen. Demnächst rücken die Kerle sowieso ins Feld, da vergehen ihnen die Flausen!»

      «Es gibt Krieg, nicht wahr?»

      «Selbstverständlich. Glaubst du, wir ließen unsere österreichischen Brüder im Stich?»

      «Ja, ja. Aber was wird aus eurer Firma? Liefert ihr nicht viel nach Petersburg?»

      «Darum muss sich der Cohn gefälligst selber kümmern», entgegnete August. «Dem geht jetzt schon der Hintern auf Grundeis, weil Porzellan und Krieg ihm nicht so recht zusammenpassen wollen. Dabei vergisst er, dass man das Zerschlagene hinterher wieder ersetzen muss. Das wird ein Bombengeschäft, vor allem in Frankreich und in den neuen Kolonien, die wir dann beherrschen werden.»

      «Na, wenn du meinst. ..»

      Endlich stand ihr Mundwerk mal ein Weilchen still, und er fand Zeit, ein wenig nachzudenken. Wie sich doch alles fügte! Nun war es endgültig an ihm, noch etwas Grundlegendes zu erledigen, das er nicht länger vor sich her schieben durfte. Ein deutscher Mann, der kurz davor stand, ruhmreich in den Krieg zu ziehen, hatte gefälligst auch seine häuslichen und familiären Verhältnisse in jeglicher Beziehung zu ordnen, und das gedachte er zu tun.

      Als er sich erhob, fragte die Mutter beinahe zaghaft: «Wirst du denn auch in den Krieg ziehen?», und er antwortete markig: «Wie es die Pflicht jedes echten deutschen Mannes ist!»

      «Und Gustav?»

      August hob die Achseln. Der Bruder war schon immer ein bisschen schwach auf der Brust gewesen. «Mach dir um den keine Sorgen. In spätestens acht Wochen sind wir sowieso alle wieder aus Paris zurück!»

      Er blickte ein letztes Mal zu seinem Vater. «Und dann trinken wir alle gemeinsam echten französischen Champagner!», rief er dem gestrengen Antialkoholiker zu.

      Der Alte ließ nur ein unverständliches Gurgeln hören.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAMCAgMCAgMDAwMEAwMEBQgFBQQEBQoHBwYIDAoMDAsK CwsNDhIQDQ4RDgsLEBYQERMUFRUVDA8XGBYUGBIUFRT/2wBDAQMEBAUEBQkFBQkUDQsNFBQUFBQU FBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBT/wAARCAE9AMgDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwD8rK6q 1+FfjG+8CT+Nbfwxqs3hGCUwS65HaObSOQYyplxtB+YcZ71ytfX/AMNtV8L6l+zj8KLO+1HwtLca H41ubzU9O1rVHhlNtI9sFU26jEkb7Tlj93b0xmpNG7HyBUk0Etvs82N496h13qRuU9CPb3r6z+JW ieFfFv8AwUJ8Pad4dg0DXvDt7r+lebZ6HEkdlcDfGZoAE+QscMh24Uk9s19S/GmT4baVpHxjj8Wa D4c0TxDdaLpp00+JLQQPd20emSQQT2EUeTGn2yIIIoioGz5vlFFhcx+UscbTSJGil3chVUckk9BW h4j8N6r4P1q60fXNOudI1W1YLPZXsRiliJAYBlPI4IP41+k3xH1/4SRa18VZdD1D4Tw3tzpWmyKs 1ojwJAPt4mhtDGv+vybLDoFba0e/kPnS8ffEH4J/EPxZ4hvpNc8BTNdeD7rTJRc20KyTz+W/2eUT FciVGVOV+dhjkBeXYOY/MbX/AA9qnhbU5NO1jT7nS7+NVd7a7iMcihlDKSp55Ugj2Io8QeHtS8K6 vPpesWU2najAFMltcJtdQyh1JHoVZSPUEV9Pftv+PfB3j7RPh9P4fudCu9YsorizvptJjVZXiRIB CZmAG/nzcE5PBHQCvSf2g/GXwkvfgb8RtL8PnwdNq95NBeWMthaRLeK8cXhyLbE6qCqkHUyyjgl