Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Teil III. Erhard Heckmann

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Название Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Teil III
Автор произведения Erhard Heckmann
Жанр Спорт, фитнес
Серия
Издательство Спорт, фитнес
Год выпуска 0
isbn 9783961456512



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und auch auf sie gehen einige gute Pferde zurück, darunter der 1941 geborene Poet (Henkel-, Union-Rennen), der später in der Warmblutzucht deckte, Pathos (Union, Großer Preis von Berlin) und Positano (1893; St. Simon), der in der australischen und neuseeländischen Zucht erfolgreich wirkte und vier Melbourne Cup-Sieger stellte. Mit großen Erwartungen war auch die 1893 geborene Helm aus England importiert worden, die in den Coronation Stakes die Oaks-Siegerin Canterbury Pilgrim schlug. Unter ihren sechs Fohlen war der 15fache Sieger Hannurabi, von dem bereits die Rede war. Von der Insel kam auch die Orme-Tochter Ordinate. Sie wurde Großmutter von Ordensjäger, der 16 Rennen gewann, aber keine klassischen Nennungen besaß.

      1900 traf auch die Ayrshire-Tochter Hortensia in Graditz ein, die 1891 aus der Buccaneer-Enkelin Beauharnais in England gezogen war. Diese Stute, die in ihrer neuen Heimat acht Fohlen das Leben schenkte und 1909 einging, wurde in der deutschen Zucht zu einer der besten Stuten. Und auch sie gehörte dem gleichen Zweig der Familie 4 an wie z. B. das Veilchen, Königskrone (1891; Recorder) oder Astäre (1932; Asterus), in deren Stammbaum Alice Hawthorn als neunte Mutter erscheint. Un diese Stute ist die Urgroßmutter der von Fährhof 1964 eingeführten und dort sehr gut eingeschlagenen Crape Band (1960; Crepello), die als Zweijährige drei Rennen in England gewann. Hortensias letzte beiden Töchter waren Hornisse (Mutter von Herold und Habicht, der in Ravensberg deckte) und Haferflocke. In Graditz hatte die Linie aber keinen Bestand, zumal auch die Töchter der Haferflocke abgegeben wurden.

      Ein anderer Import war beispielsweise Girton Girl (1900; Royal Hampton), die 1904 nach Deutschland kam, und deren Halbschwester Aliena (1903; Mackintosh) den irischen Derbysieger Land of Song fohlte, der nach seinem Erfolg 1914 nach Australien exportiert wurde. In Deutschland hinterließ die Royal Hampton-Tochter aus der Lady Wrangler Glockenspiel (1906; Ard Patrick) und die Ard Patrick-Stute Granada. Deren Nuage-Sohn Gibraltar gewann 1919 das Deutsche Derby, und Glockenspiels Sohn Glockenturm heftete Rennen wie den Hoppegartener Jubiläums-Preis und den Preis von Dahlwitz an seine Farben und wurde Deckhengst. Ein guter Kauf war auch die Irin Delilah II, 1918 von dem Australier The Victor gezogen, der in der Hengstlinie auf Fisherman zurückgeht. Diese Stute stammte aus der Yorkshire-Oakssiegerin Costly Lady, deren Mutter Corstorphine (Foxhall/USA) eine Halbschwester von Miss Hannah war, deren Sohn Yellow (1887; Dutch Skater) Rennen wie Großer Preis von Baden, Grand Prix de Deauville, Prix Hocquart, Prix Jean Prat gewann und in Frankreich ein guter Deckhengst war. In Deutschland hinterließ Delilah II auch den mehrfachen Sieger großer Ausgleiche, Dardanos (1916; Beniou), und die 1917 geborene Nuage-Stute Dichterin, die Mutter des Derbyssiegers Dionys (1928; Herold) wurde.

      Wenn man den Namen von Alveole (1889; Crafton) erwähnt, die 1905 mit 15 weiteren Stuten von den Erben des Gestüts Römerhof nach Graditz kam, dann wird man automatisch an so großartige Vollblutladies erinnert wie Boussac’s Astronomie (1932; Asterius); die Italienerin und Mutter von Nearco, Nagora (1928; Havresac); Plucky Liege (1912; Spearmint), die vier Chef-de-Race-Beschäler fohlte; Ibidem (1903: Little Duck), die Baron Edouard von Oppenheim als letztes Fohlen ihrer Mutter von Römerhof erwarb; Festa (1893; St. Simon), die in der Waldfrieder Zucht der Weinberg-Brüder Gewaltiges leistete, als auch an die in 54 Rennen ungeschlagene Ungarin Kincsem (1874; Cambuscan). Ihre Buccaneer-Tochter Budagyongye 1885 gewann das Deutsche Derby, während deren ungelaufener Vollbruder Talpra Magyar (1885) 1891 mit der österreichischen Hermit-Enkelin Totleany Tokio zeugte, der in Österreich die 2000 Guineas und das Derby, in Ungarn das St. Ledger, und in Deutschland die Großen Preise von Baden und Berlin gewann.

      Die genannten Stuten wurden hauptsächlich über ihre Söhne berühmt, während Alveole in erster Linie durch ihre Töchter großen Einfluss erreichte. Dennoch ermittelte Martin Beckmann, dass auch vierzig Jahre nach Alveoles Tod von den 1952 in der Bundesrepublik Deutschland 54 aufgestellten Deckhengsten noch neun auf Alveole zurückführten. Etwa zur gleichen Zeit, als Alveole in Graditz eingestellt wurde, traf das in etwa auch auf Stuten wie z. B. Luxury (1891; Isonomy) und Eccola ((1899; Saraband) zu. Diese gewann die Diana und wurde u. a. 1939 Urgroßmutter des Herold-Sohnes Effendi (Henckel-, Union-Rennen).

       Die lebensgroße Statue der in 54 Rennen ungeschlagenen Ungarin Kincsem (1874-1887), die auch dreimal den Großen Preis von Baden gewann; hier auf der nach ihr benannten Budapester Rennbahn „Kincsem-Park“. (Foto: By W.User Gvarady, English Wikipedia CC-BY-SA 3.0)

      Alveole, eine gute Rennstute, wurde 1889 von Lord Calthorpe in England gezogen und 1894 nach Deutschland exportiert. Ihr 1882 geborener Vater Crafton (Stewards Cup), der von Kisber stammte, konnte es mit diesem nicht entfernt aufnehmen. Ihre Mutter Sainte Alvere (1883; Hermit; vier Siege als Zweijährige), die Baron Eduard von Oppenheim für 12.500 Mark auf einer Auktion des Zuchtvereins erwarb, war eine Halbschwester von Peregrine (Pero Gomez), der 1881 Iroquis, dem ersten amerikanischen Derbysieger zu Epsom, den Vortritt lassen musste. Beide Stuten waren in der Zucht auch güst, hatten mehrere Fohlen, die früh eingingen oder nicht viel konnten. Aus Alveoles deutscher Zeit sind der Sirstorpff-Sieger Gajus (1901; Saraband); der 1905 geborene Ard Patrick-Hengst Anklang (Großer Preis von Hamburg); Anschluss und natürlich die große Zuchtstute Antwort bekannt.

      St. Alveres Mutter Adelaide (1866; Young Melbourne) gewann fünf kleine Rennen, und fohlte nach jener noch sechs weitere Sieger, von denen der Hengst – die übrigen waren Stuten – Peregrine der beste Renner war. Bei den Stuten wurden Nydia (1875; Orest; 7 Siege) und St. Hilda (1876; Hermit; 13 Siege) Stammmütter in Südafrika und Ungarn, während die Tochter Queen Adelaide (1881; Hermit) die July Stakes und das Dewhurst Plate gewann und die 1000 Guineas-Siegerin Aida (1898; Galopin) fohlte. Damit wurde Queen Adelaide u. a. auch Stammmutter der 1930 geborenen Phalaris-Stute Chatelaine (Oaks, Champion Stakes)) und von Avenger (1944; Victrix), der den Großen Preis von Paris gewann.

      Als die zehnjährige St. Alvere für Schlenderhan erworben wurde – ihr Vater Hermit mag als einer der größten Vererber aller Zeiten den Kauf beflügelt haben – hatte sie bereits vier Fohlen hinterlassen, darunter Alveole und Columbian (1898; St. Simon), deren ungarische Fohlen 22 Rennen gewannen. Ersteigert hatte diese Graf Szapari, der zwischen 1884 und 1919 etwa 120 Stuten aus England nach Ungarn importierte, für 800 Guineas. Und ihre dort, in der Zucht des Prinzen Tassilo Festetics, gefohlte Tochter Clara (1910; Robert Le Diable) spielte in der ungarischen Zucht eine große Rolle. Zu deren Nachkommen zählten beispielsweise die Stuten Claire (1930 1000 Guineas und Oaks Ungarn; Österreichischen Oaks) und Canada (1930; Pazman), die in ihrer Heimat die 1000 Guineas, Oaks und das Derby gewann.

      In Schlenderhan fohlte St. Alvere 1895 und ein Jahr später zwei Charibert-Hengste, die früh eingingen, und nach einem weiteren Jahr folgten 1898 und 1899 zwei Füchse von Dorn und Saphir, mit denen nicht viel anzufangen war, und die zum Wallach wurden. Die Stute von 1900 ging ebenfalls bald ein, und nach einem Jahr Pause kam die Saphir-Tochter Vera zur Welt, die in den Farben ihrer Zuchtstätte geclaimt wurde, für ihren neuen Besitzer fünf Rennen gewann, in der Zucht aber keine Spuren hinterließ. Und dann fohlte sie in ihrem Todesjahr 1905 die Saphirtochter Blaustrumpf, die in der Waldfrieder-Zucht, in die sie auf Umwegen gelangte, zur Gründerin der B-Linie wurde.

      Für Graditz absolvierte Blaustrumph nur drei Rennen, gewann das erste, und wurde im Sommer-Verkaufsrennen in Hoppegarten für 6.600 Mark gefordert. In neuen Farben gelangen noch 12 Siege, darunter das Saphir-Rennen. Die Stute war aber bereits 18 Jahre alt, als sie 1923 mit ihrer Fels-Tochter Blaue Blume das Erbe der Engländerin Sainte Alvere sicherte. Und diese Tochter fohlte nach Ladro Blaue Adria, die Mutter von Baal (1950; Gundomar), der den Großen Preis von Baden gewann und Derbysieger Baalim (1958; Mangon), Dieser gewann auch das St. Ledger, das Union-Rennen und den Preis des Winterfavoriten, während jener im Tausch Birkhahn nach Schlenderhan brachte.

      Von Alveoles Töchtern wurde nur eine auf der Insel geboren, so dass das Blut ihrer Mutter auf dem Kontinent viel stärker verbreitet war, als in England. Auf die dort gefohlte Luscious (1894; Harpenden oder Royal Hampton) gehen auch der 1941 geborene brillante Sprinter und Fairway-Sohn Honeyway zurück, der 16 Rennen gewann, als auch die über 2.000 Meter führenden Champion Stakes beherrschte. Ein andererer, der dieses Blut ebenfalls trug, war der Flamboyant-Sohn Flamingo, der an Lady Peregrine eine Enkelin der Luscious zur Mutter hatte. Im Derby 1928 unterlag der Sieger der National Breeders Produce-, Great Yorkshire Stakes und der