Als DDR-Auslandskader in Mosambik (1979 – 1982). Günter Mosler

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Название Als DDR-Auslandskader in Mosambik (1979 – 1982)
Автор произведения Günter Mosler
Жанр Короткие любовные романы
Серия
Издательство Короткие любовные романы
Год выпуска 0
isbn 9783954887705



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umgehen. Ein Einkauf mit Familie im Intershop ist somit sicher. Also sind wir nicht verärgert.

      Wir nutzen die Zeit zur Ausarbeitung des Abschlussberichtes für unser Ministerium für Handel und Versorgung und untebreiten Entscheidungsvorschläge:

      Westafrikanische Rundhütten

      „In der VR Angola gibt es auf allen wirtschaftlichen Gebieten nur wenig ausgebildete Fachkräfte. Die Produktionsleistungen aus dem Jahre 1973 sind noch nicht erreicht. In vielen Einrichtungen stehen hochmoderne Produktionsmittel zur Verfügung, die jedoch aufgrund fehlender Fachkräfte nicht oder nur im geringen Umfang genutzt werden können. Es ist dringend notwendig, all diese Objekte funktionsfähig zu machen und ihrer Bestimmung zu übergeben. Das ist umso mehr notwendig, da die VR Angola für ihre weitere Entwicklung viele Spezialisten benötigt, aber die Unterbringung Schwierigkeiten bereitet, weil kein ausreichender Wohnraum oder Hotels zur Verfügung stehen.“

      Die Zeit verbringen wir am Strand. Zu Hause ist es noch kalt.

      Sonntag, der 15. April 1979, der letzte Tag in Luanda. Wir sitzen im Hotelrestaurant speisen und trinken Bier. Schräg gegenüber erkennt Harri Peters einen jugoslawischen Staatsbürger aus einer beruflichen Begegnung in der DDR. Im Laufe des Abends kommt es zwischen beiden zum Gespräch, dabei zeigt sich, dass auch dieser jugoslawische Staatsbürger in Luanda eine Arbeitsgruppe leitet, die die gleiche Arbeit verrichtet wie wir, in den gleichen Hotels. Aus dem Gespräch geht hervor, dass noch weitere ausländische Arbeitsgruppen diese Hotels besichtigten oder noch besichtigen werden.

      Unsere Aufgabe haben wir erfüllt und sind auch mit unserem Dollar-Taschen-geld sehr zufrieden. Vielleicht kann unsere Dienstreise in einem Satz zusammenfasst werden: Außer Spesen nichts gewesen.

      Die Dienstreise nach Angola hat sich gelohnt, 120 Dollar pro Person war das Ergebnis unserer Einsparung. Der Dollar Kurs ist derzeit sehr hoch und beträgt über 1: 4. So viel D-Mark in Forumschecks hatten wir noch nie in der Hand. Auch meiner Helene konnte ich gute Nachrichten überbringen, in der Interflugmaschine kann Buffy mitgeführt werden.

      Während des Fluges nach Luanda konsultierte ich die Chefstewardesse und den Flugkapitän: „… es kommt vor, dass Fluggäste kleine Vierbeiner mitführen. Das Mitführen von Tieren in der Passagierkabine ist abhängig von ihrer Größe. Genaue Informationen darüber sollte man bei der Interflugdirektion einholen. Wichtig ist ein Veterinär-Impfausweis mit gültigen Impfungen, z. B. gegen Staupe, Tollwut. Pass- und Zollorgane im jeweiligen Land könnten dieses Dokument bei der Ein- und Ausreise anfordern“, sagte die Chefstewardess.

      Die Zeit während der Bahn- und Arbeitszeit nutze ich zum Festigen meiner portugiesischen Sprachkenntnisse. Jetzt paukte auch schon Helene portugiesische Vokabeln und zusammenhängende Sätze; am Abend übten wir beide laut die Aussprache.

      Es ist Ende Mai. Ich erhalte einen Dienstreiseauftrag zur Schwarze Pumpe zum Vorstellungsgespräch beim Delegationsleiter von Moatize. Dr. Thomas Klemm weilt zurzeit in der Abteilung „M“. Dr. Klemm – schlank, blond um die 40 – kommt lächelnd auf mich zu. Es ist ein offenes Gespräch in Beisein zweier Mitarbeiter der Abteilung „M“, keine Schönfärberei zur tatsächlichen Lage der Arbeits- und Lebensbedingungen in Moatize, was mit Aussagen von Kollegen in Oppach übereinstimmt. Mein Gesprächspartner ist informiert, dass ich in der Vergangenheit im oberschlesischen Bergbaurevier als Bauleiter im Wohnungs-, Sozial- und Industriebau tätig war. Es fällt kaum der Begriff Mosambik, nur Moatize, Moatize, Tete, Tete. Dr. Klemm bereitet mich auf meine zukünftige Aufgabe vor: Meine allererste Aufgabe wird sein, eine Dieselelektroanlage vor Ort bauen zu lassen. Gegenwärtig werden die Gruben provisorisch mit fahrbaren Stromaggregaten auf Dieselbasis versorgt. Bei langer Laufzeit sind die Aggregate sehr störanfällig, ein Hemmnis für die zügige Aufrechterhaltung der Kohleförderung in Steinkohlegruben. Mein Gesprächspartner nennt die Steinkohlengruben Chipangas. Weitere Aufgaben werden genannt: Übertagebauten für neue Gruben, Instandhaltung von Wohnungs-, Sozial- und Industriebauobjekten. Geplant sind auch weitere Bauinvestitionen. Die Ursachen der unzureichenden Stromversorgung begründet mein Gesprächspartner ganz offen mit konterrevolutionären Sabotageakten an Hochspannungsleitungen von Cahora Bassa in das Landesinnere. Auch das deckt sich mit Aussagen in Oppach.

      Dr. Klemm, mein zukünftiger Chef in Moatize, wird dringend zu einer Beratung gerufen. Wir verabschieden uns, werde abschließend gebeten, das Projekt der Dieselelektroanlage vor meiner Ausreise, die voraussichtlich Ende Juni erfolgt, mit der Abteilung „M“ technologisch aufzuarbeiten. Er machte auf mich einen sehr guten Eindruck, war gut vorbereitet, freundlich und verbindlich im Ton, glaubwürdig in der Sache. Auf die Zusammenarbeit mit ihm freue ich mich.

      Zur Mitnahme von Buffy gab es keinen Widerspruch. „Manche nehmen Kleinkinder mit, du eben einen Zwergpudel“, war die Antwort von Mitarbeitern der Abteilung „M“. Dr. Klemm, mit seinem auffallend angenehmen Lächeln, gab die Zustimmung, einen Zwergpudel in der Delegation in Moatize zu haben.

      Ich halte mich in der Abteilung „M“ auf, nehme Einblick in die Projektunterlagen der Dieselelektroanlage, erhalte auch den Auftrag, Stahlbewehrungselemente für Fundamente der Dieselaggregate und Stützenfundamente im VEB Bau- und Montagekombinat Halle anfertigen zu lassen. Darüber hinaus wird mir empfohlen, eine fertig gestellte Dieselelektroanlage in Hettstedt anzuschauen.

      Über die Volksrepublik Mosambik weiß ich nur wenige Dinge: Dieser südostafrikanische Staat am Indischen Ozean war über Jahrhunderte eine portugiesische Kolonie. Am 25. Juni 1975 erlangte Mosambik die Unabhängigkeit und schon am 16. September erfolgt die Aufnahme in die UNO. Mosambik grenzt im Norden an die Vereinigte Republik Tan¬sania, im Westen an die Republiken Malawi, Sambia, Rhodesien, die Südafrikanische Republik und das Königreich Swasiland sowie im Süden erneut an die Südafrikanische Republik. Es hat eine Fläche von 800.000 km², davon sind 13.000 km² Binnengewässer und 11 bis 12 Millionen Einwohner, die aus Bantu, Arabern, Indern, Europäern, hauptsächlich Portugiesen, bestehen. Die Hauptstadt, früher Lourenco Marques, wurde am 3. Februar 1976 nach dem gleichnamigen Fluss Maputo umbenannt. Die niederschlagsrei¬chen und heißen Monate sind Oktober bis März, die übrigen sind relativ kühl und meist trocken. Die Jahrestemperatur schwankt hier zwischen +18 und +40 °C. In Maputo beträgt die Jahresdurchschnittstemperatur +22 °C. Noch gut erhalten ist in der Volksrepublik Mosambik die afrikanische Tierwelt. Vertreten sind Antilope, Gazelle, Nashorn, Elefant, Giraffe, Löwe, Leopard, Gepard, Hyäne, Flusspferd, Krokodil und viele Vogelarten. Mosambik verfügt über große Bodenschätze, darunter Steinkohle, Pegmatit (mit den wirtschaftlich wichtigen Mineralien Tantalit und Mikrolith), Kupfererz, Nickelerz, Asbest, Glimmer, Edel , Halbedel und Schmucksteine. Weiterhin gibt es in Mosambik-Erdgas, Fluorite, Eisen , Mangan , Titan und Uranerz, Gold, Grafit und Bauxit.

      Aber das interessiert mich nur am Rande des Geschehens. Ich fahre weiterhin täglich mit dem Bus nach Leuna und lerne dabei Portugiesisch. Im Büro wälze ich Zeichnungen, nehme an Beratungen teil oder habe einen Auftrag in einer Oberbauleitung zu erledigen.

      Die Arbeitskollegen interessieren sich für Mosambik. Oft werde ich mit Standardfragen bombardiert: „Wann geht es los?“ – „Was wirst du dort machen?“ –„Bekommst du dort Dollar oder Rubel? Darf deine Frau mitreisen?“

      Mein Parteisekretär bedauert sehr, mich nicht zur Parteischulung delegieren zu können. Allerdings erhalte ich „gute“ Hinweise von meinem Parteisekretär, das „Kapital“ von Karl Marx und „Was tun“ von Lenin zu studieren und vor der Abreise nach Mosambik soll ich mir in der Parteileitung politische Literatur und Agitationsmaterial abholen.

      Unser Parteigruppenorganisator hat verlauten lassen, es gibt wieder Schwierigkeiten, Willige für den nächsten Parteilehrgang zu finden. Jeder Angesprochene zählt Argumente auf, die ihn vom anstehenden Lehrgang befreien. Einige Genossen Bauarbeiter sagen direkt: „Jetzt nicht, vielleicht beim nächsten Lehrgang, dann nur im Winter und nicht im Sommer, wenn Gartenarbeit ansteht.“ Oder „Er hat einen Vogel, mich zum Parteilehrgang zu schicken.“ Der arme, gestresste Parteisekretär ist zu bedauern. Seine Schäfchen, die Genossen, spuren nicht,