Lords of the Left-Hand Path. Stephen Flowers

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Название Lords of the Left-Hand Path
Автор произведения Stephen Flowers
Жанр Эзотерика
Серия
Издательство Эзотерика
Год выпуска 0
isbn 9783944180205



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den Einbruch einer „exotischen östlichen Religion“, die wir heute Christentum nennen. Über einen Zeitraum von dreizehn Jahrhunderten hinweg schafften die geistlichen Institutionen oder Kirchen, die angeblich auf den Lehren eines hingerichteten heiligen Mannes namens Jesus beruhen, die einheimischen religiösen und philosophischen Traditionen der europäischen Völker langsam ab und ersetzten sie durch eine internationale Institution. Diese Institution war geradezu besessen von einem dogmatischen Einheitsbegriff, wenn es um Fragen der „geistlichen“ Lehre ging.

      Auf einer Landkarte der ideologischen Feldzüge der Kirche würde die Verbreitung des Christentums aus Städten in der Mittelmeerregion nordwärts und hinaus in die ländlichen Gebiete zeigen. Natürlich konnte die Kirche sich nicht überall absolut durchsetzen. Um erfolgreich zu sein, musste sie bei jedem Schritt auf ihrem Wege Kompromisse eingehen. Dazu war sie bereit, um im Gegenzug ihren ultimativen Preis durchzusetzen: die weltweite Etablierung.

      Überall, wohin die Kirche vordrang, war eine ihrer Standardmethoden, die heimischen Götter zu Teufeln zu erklären, die alten Tempel und heiligen Haine zu zerstören und Kirchen an deren Stelle zu setzen. In Kapitel 4 werden wir auf den Christianisierungsprozess zurückkommen, doch zunächst wollen wir festhalten:

      1. Die ältesten Wurzeln der europäischen und indoiranischen Kulturen sind identisch (indoeuropäisch).

      2. Die gegenwärtig etablierte religiöse Kultur hat ihre Wurzeln auf fremdem Boden (im Mittleren Osten).

      3. Der exotische Baum des Christentums konnte den heimischen Baum nur teilweise und nur oberflächlich verdrängen.

      Was wir als „westliche Tradition“ bezeichnen, ist darum also überwiegend südlichen und nicht indoeuropäischen Ursprungs, während das, wovon man als „östlicher Tradition“ spricht, in Wahrheit gemeinsame Wurzeln mit der eigentlichen europäischen Kultur hat.

      Wie dem auch immer sei – die „westliche Tradition“, so wie sie sich heute zeigt, ist eine Synthese (wenn auch eine heikle und unbequeme) aus tatsächlich europäischen und südlichen Traditionen, die sich aus den magischen nilomesopotamischen (ägyptischen und mesopotamischen) Kulturen ableiten. Darum müssen wir die Präsenz des linkshändigen Pfades auch in diesen Regionen untersuchen und als eine mögliche Wurzel der modernen Praxis in Erwägung ziehen.

      Wohl keine andere Kultur der Weltgeschichte hat über einen längeren Zeitraum und über weitere Regionen einen größeren Einfluss ausgeübt als die hellenische. Von Norden kommend, drangen die hellenischen – oder griechischen – Stämme in der Zeit von ca. 1600 bis 1100 v.u. Z. bis zum südlichen Balkan, den italischen Halbinseln und den Inseln im östlichen Mittelmeer vor und ließen sich dort nieder. Die dort heimische (nichtindoeuropäische) Kultur, die sie bezwangen, war außergewöhnlich lebendig und kraftvoll. Ihr Mittelpunkt wird in der Insel Kreta gesehen. Die griechische Kultur des Homerischen Zeitalters (850 - 750 v.u. Z.) ist im Großen und Ganzen eine echte Synthese der hellenischen (indoeuropäischen) und der minoischen (alteuropäischen) Kulturen. Die überwiegend hellenischen kulturellen Eigenschaften sind synthetischer Art, verbunden mit einem Gefühl für Harmonie und Mäßigung.

      Weil die Hellenen in hohem Maße eine Seefahrer- und Handelskultur waren, knüpften sie enge Kontakte mit Ägypten und anderen Kulturen des östlichen Mittelmeerraumes, zum Beispiel den Phöniziern. Doch welche kulturellen Elemente die Griechen auch von anderen Kulturen übernommen oder geborgt haben mögen – wie die Schrift (von den Phöniziern) und die Steinbaukunst (von den Minoern) –, eine Eigenschaft blieb durch und durch griechisch und indoeuropäisch, und das war ihr Idealismus. Ob in Indien oder Irland, in Rom oder Griechenland: die indoeuropäische Kosmologie – das Verständnis der Weltordnung – ist an die Lehre gekoppelt, dass diese Welt die materielle Reflexion einer anderen, wirklicheren Welt ist (zum Beispiel des Reiches der Götter und Göttinnen), über der eine wiederum noch realere Welt abstrakter Prinzipien aufscheint. In altgriechischen Begriffen drückt sich dies in der Dichotomie zwischen physis (Natur) und psychê (Seele) aus.

      Dieser Idealismus (den letztendlich der Philosoph Platon kodifiziert hat), verbunden mit der griechischen Sprache und Schrift (die so bequem und leicht erlernbar war, dass auch einfache Seefahrer und Kaufleute damit umgehen konnten), erlaubte der hellenischen Kultur, nahezu alle Kulturen zu verändern, mit denen sie über längere Zeiträume in Berührung kam. Zur selben Zeit wurde dieser Idealismus von einer anderen Schule der griechischen Philosophie, den Epikureern, erstmals kritisiert.

       Die Ursprünge des Bösen und seine transformierende Wirkung auf die Menschheit

      Die genaue Entstehungszeit des Mythos von Prometheus (dessen Name „der Vorausdenker“ bedeutet) ist unbekannt. Doch die Vorstellung von einer überpersönlichen – oder halbgöttlichen – Gestalt, die der Menschheit die geistige Fähigkeit gebracht habe, Dinge erkennen können, scheint eine allgemein indoeuropäische zu sein. Solch eine Gestalt würde normalerweise als Wohltäter der Menschheit gelten oder als ihr tatsächlicher Schöpfer (im geistigen Sinne). Eine Quelle aus dem vierten Jahrhundert (Pausanias 10.4.4) sagt sogar, Prometheus habe Menschen aus Ton geformt.2 Dies scheint ein dem Mittleren Osten entlehnter Mythos zu sein, der Prometheus mit Jehova identifiziert. Womöglich war es auch der Einfluss mittelöstlicher Vorstellungen vom „Übel“ der Erkenntnis, der die Griechen irgendwann dazu veranlasste, Prometheus zu einem Beispiel für den Ursprung des menschlichen Elends zu erklären.

      Hesiods Theogonie (ca. 700 v.u. Z.) ist der älteste schriftliche Hinweis auf den Mythos von Prometheus. Hesiod porträtiert Prometheus als eine titanische (vorolympische) Wesenheit, die eine Spaltung zwischen Göttern und Menschen bewirkte, die bis dahin in friedlicher Eintracht miteinander gelebt hatten. Da Götter und Menschen im Guten auseinandergehen wollten, stiftete Prometheus ein Stieropfer, um ihren Pakt der Trennung und Unabhängigkeit von einander zu besiegeln. Es heißt, dieses Ritual wurde an einem Ort namens Mekone abgehalten. Nachdem er den Stier geschlachtet hatte, teilte Prometheus ihn in zwei Portionen: die eine bestand aus den Knochen, die andere aus dem Fleisch und den Innereien. Die Knochen bedeckte er mit Fett, so dass der Rauch, der von ihnen aufstieg, die Aufmerksamkeit Zeus’ erregte, des höchsten Gottes im Olymp. Ebenso wurde das Fleisch unter dem Fett des Stieres verborgen. Dem Olympier wurde angeboten, eine Wahl zu treffen, und er wählte die mit Fett bedeckten Knochen. Als Zeus die Wahrheit entdeckte, wurde er zornig auf Prometheus und die Menschen und entzog ihnen das heilige Feuer, das vermutlich zu dem gehörte, was Götter und Menschen zuvor miteinander geteilt hatten.

      Diese Teilung des Stieres in genießbare Teile, die von den Menschen verzehrt wurden, und grundsätzlich ungenießbare, die mutmaßlich der Anteil der Götter waren, ist gängige indoeuropäische Praxis, und der Mythos versucht auf einer späteren Stufe, dies zu „erklären“.

      Nach Hesiod antwortet Prometheus darauf, indem er das heilige Feuer vom Olymp stiehlt. In einem hohlen Fenchelstiel trägt er es zu den Menschen zurück. Und wieder will Zeus Prometheus und die Menschen bestrafen. Dieses Mal wird Prometheus an einen großen Felsen geschmiedet, zu dem täglich ein Adler kommt, um von seiner Leber zu essen. Um die Menschen zu bestrafen, sendet Zeus ihnen eine Frau – Pandora („die Allbeschenkte“) – aus deren Büchse alle Plagen der Menschheit ausströmen.

      Hesiods Beschreibung von Prometheus ist zugegebenermaßen negativ, auch wenn die primitiven, vor Hesiods Zeit zurückliegenden Wurzeln des Mythos nicht so gewesen sein mögen. Alles in allem handelt der Mythos vom selbstbestimmten und unabhängigen Handeln unserer Spezies, von ihrem „Erwachsenwerden“. Solche Transformationsmythen beinhalten anscheinend immer die Rebellion gegen die Autorität. Zeus selbst war seinem Vater (Kronos) gegenüber nicht nur ungehorsam – er tötete ihn und errichtete durch seine Rebellion eine neue göttliche Ordnung. Hesiod weist sich durch die negative Haltung Prometheus’ Taten gegenüber als jemand aus, der sich nach „den guten alten Zeiten“ sehnt, bevor die Menschheit sich von ihrer göttlichen Herkunft abgetrennt oder unterschieden hatte. Der Glaube an eine göttliche Herkunft