Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western. Pete Hackett

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Название Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western
Автор произведения Pete Hackett
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783956179594



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alle sechs Schwadronen antreten. Cunningham sah sich um. Nicht nur Soldaten, auch ein paar Dutzend Zivilisten hatten sich eingefunden. Die Gestalt eines alten Mannes fiel ihm auf. Sie war fast vollständig in eine reich bestickte Pferdedecke gehüllt. Siouxarbeit, registrierte Cunningham.

      Auf der Veranda vor dem Kommandaturbüro entdeckte er Helena Rooster. Sie trug ein hochgeschlossenes graues Kleid, mit weißen Rüschen besetzt. Und sie wich seinem Blick aus.

      Auf dem Exerzierhof, neben der Stallung, hatten sie einen Galgen aufgebaut. Sie schleppten Shakopee heran. Man hatte ihm die Hände auf den Rücken gefesselt. Erhobenen Hauptes betrat er den Galgen. Zwei Kavalleristen erwarteten ihn dort. Und ein Mann in einem schwarzen Frack. Er trug einen schwarzen Zylinder und schlug ein großes, ebenfalls schwarzes Buch auf.

      Shakopee spuckte vor ihm aus und bedeutete ihm, vom Galgenpodest zu verschwinden. In stoischer Ruhe ließ er sich die Schlinge umlegen...

      Nach der Hinrichtung ließ Rooster abtreten. Soldaten und Zivilisten zerstreuten sich. Der Mann in der Pferdedecke tauchte neben Cunningham auf.

      "Blauer Vogel ist krank vor Sehnsucht nach dir, das soll ich dir ausrichten." Es war der Bergfuchs - Shakopees Vater! "Was hast du noch hier zu suchen, Dave Cunningham?", flüsterte er.

      "Nichts mehr." Langsam schlenderten sie über den Hof. "Du wagst dich tatsächlich hierher?" Der Mann beeindruckte ihn.

      "Ich habe einen Unteroffizier bestochen. Er ließ mich zu meinem Sohn in die Zelle." Von der Seite beäugte er Cunningham. "Außerdem habe ich deiner Frau versprochen, dir ihre Botschaft zu überbringen. Kleiner Bär ist übrigens weitergezogen. Ich kenne den Weg."

      "Knapp vier Tagesritte nördlich von Fort Hall gibt es eine alte Silbermine", sagte Cunningham. "Nicht weit von der Quelle des Raven River entfernt. Kennst du die auch?" Der Alte nickte. "Warte dort auf mich."

      Noch in der gleichen Nacht schrieb Cunningham einen Brief an General Forrest. Er erklärte seinen Abschied von der US-Kavallerie. Drei Tage später übergab er den Brief einem berittenen Boten. In der Nacht darauf holte er heimlich sein Pferd aus dem Stall und verließ unbemerkt Fort Laramie.

      Wenige Tage später führte Rooster seine sechs Schwadronen aus dem Fort. Er war fest entschlossen, Little Bear gefangenzunehmen und seinen Stamm zu zerschlagen.

      28

      Kleiner Bär ließ das Nachtlager im Schutze eines kleinen Flusstales aufschlagen. Sieben Tagesmärsche lagen hinter dem Stamm. Anstrengende Märsche, bei denen sie steile Bergketten überstiegen und schier unzugängliche Flusstäler durchquert hatten. Die Frauen und Kinder des Stammes waren erschöpft. Sie brauchten dringend einen Tag, um sich erholen zu können.

      In Begleitung der Ältesten und seiner Tochter stieg er am Abend auf einen niedrigen Bergkamm. Von dort aus öffnete sich den Blicken der Cheyenne die Weite des Graslandes.

      "Endlich können wir die düsteren Berge verlassen", sagte Kleiner Bär. "Siehst du, wie sich die Grashalme im Abendwind wiegen, meine Tochter? Mein Herz wird leicht, wenn meine Augen in diese Weite blicken."

      "Mein Herz wird immer schwerer", sagte Blauer Vogel, "je weiter ich mich von meinem Geliebten entferne."

      "Klage nicht, meine Tochter - jedem Gebirge folgt eine Ebene und jedem Abschied eine Wiederkehr."

      Blauer Vogel seufzte bitter. "Wohin führt unser Weg?"

      Der Häuptling streckte seinen Arm aus und deutete in nordwestliche Richtung. "Zum großen Fluss, in das Gebiet der Blackfoot und Objibwa hinein. Weg aus den Vereinigten Staaten."

      Die Sonne versank hinter den Gipfeln der Rockys. Auf dem Rückweg ins Lager entdeckten sie Umrisse von Reitern. Schon seit Tagen folgte ihnen eine Horde Crow-Indianer. Die Gegend gehörte zu den Jagdgründen der Crow.

      Kleiner Bär ließ vorsichtshalber die Pferde innerhalb des Lagers weiden. Außerdem verstärkte er die Wachen und sandte Kundschafter aus. Den Crow war nicht zu trauen.

      Doch sie wagten es nicht, die Cheyenne anzugreifen. Den Berichten der Kundschafter nach bestand die Gruppe nur aus achtzehn Jägern. Kleiner Bär dagegen verfügte über mehr als siebzig Krieger.

      Am Morgen des übernächsten Tages brach der Stamm auf und stieg in die Grasebene hinab. In nordöstlicher Richtung zogen die Cheyenne dem Missouri entgegen.

      29

      Sherman stieß mit einem Spähtrupp auf das alte Sommerlager der Cheyenne. Die dritte Woche seit dem Abmarsch aus Fort Laramie begann.

      In der Nähe des Flussufers fanden sie einen Steinhügel mit einem schiefen Holzkreuz darauf - Lesley McAuleys Grab.

      "Ein Mann, auf den man sich verlassen konnte", las Sherman murmelnd.

      "Das können unmöglich die Cheyenne gewesen sein", staunte einer seiner Männer.

      "Nein." Sherman betrachtete das Kreuz. "Das waren nicht die Cheyenne." Er ahnte, wer das Grab aufgeschichtet und das Kreuz beschriftet hatte.

      Sie kehrten zurück zur Haupttruppe. Rooster entschied sich dafür, mehrere Spähtrupps in die Berge ausschwärmen zu lassen. Bis die Spur der Cheyenne gefunden war, wollte er seine Schwadronen hier, am Fuß der Rockys, lagern lassen.

      Die Spähtrupps brauchten nicht ausschwärmen. Das Kriegsglück schien diesmal auf Rooster Seite zu sein. In Gestalt von einem Dutzend indianischer Reiter kam es in das Armeelager. Crow.

      Rooster ließ sie freundlich behandeln und gab ihnen Fleisch und Schnaps. Er brauchte jeden Verbündeten. Und die Crow waren der US-Armee schon seit jeher freundlich gesonnen.

      Nach dem Essen ließen die Crow die Katze aus dem Sack: Sie hätten wichtige Nachrichten für Reddog, und was ihm diese Nachrichten wert seien.

      "Was für Nachrichten sind das?", fragte der Colonel misstrauisch.

      "Nachrichten über deinen Feind Little Bear."

      Rooster bot ihnen zwanzig Gewehre, Munition und drei Rinder. Sie verlangten dreißig Gewehre und fünf Rinder. Rooster war einverstanden.

      "Little Bears Stamm hat das Gebirge verlassen." Der Anführer der Crow ließ sich eine Karte geben und deutete auf eine Stelle anderthalb Tagesritte weiter nördlich. "Hier. Sie ziehen in Richtung des großen Flusses."

      "Sie wollen nach Kanada fliehen", sagte Rooster. "Schneiden wir ihnen den Weg ab."

      Am nächsten Morgen ließ der Colonel Pferde statt Ochsen vor die Proviant- und Materialwagen spannen. Je Wagen ein Vierergespann. Er wollte so schnell wie möglich vorwärtskommen.

      Die sechs Kavallerieschwadronen ließen die Berge hinter sich und ritten nach Norden in das Grasland hinein.

      30

      Cunningham und der Trapper verließen das Gebirge auf dem kürzesten Wege. Um schneller voranzukommen, ritten sie durch die Grasebene.

      Drei Wochen, nachdem sie sich in der alten Silbermine getroffen hatten, erreichten sie die Nachhut der Cheyenne. Bluebird entdeckte die beiden Reiter als erste. Sie sprang vom Pferd und lief ihnen entgegen. Sie zog Cunningham aus dem Sattel und klammerte sich an ihn.

      "Ich dachte, du wärst tot", schluchzte sie. "Ich dachte, ich seh' dich nie wieder..."

      Häuptling Kleiner Bär empfing sie in stoischem Gleichmut.

      "Ich wusste, dass du zurückkommst, Gelbnacken", sagte er nur. "Der große Geist hat es mir im Traum verraten."

      Der Häuptling hatte niederschmetternde Neuigkeiten zu berichten. "Unsere Kundschafter haben die Krieger des Roten Hundes gesichtet. Genau wie wir reiten sie auf den Großen Fluss zu. Nur noch drei Tagesritte trennen uns von ihnen. Jemand hat uns verraten."

      Der Missouri war ebenfalls noch drei Tagesritte entfernt.