Название | Joey – Die Biografie |
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Автор произведения | Joey Heindle |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783969178898 |
Trotzdem hat mich jetzt diese chaotische Erfahrung kein bisschen gebremst in meiner Reiselust und so. Ich war auch am Starnberger See, bin dann mit dem riesigen Schiff durchgefahren, dann am Ammersee und so weiter. Diese Unternehmungen haben mir echt gutgetan. Ich bin dadurch viel mutiger und auch selbstbewusster geworden. Ich war von allen Kindern der Selbständigste aus der ganzen Familie. Also, ganz ehrlich. Ich habe diese Freiheit über alles geliebt! Das hab ich einfach gebraucht. War am liebsten immer irgendwo unterwegs. Ich habe es daheim einfach nicht ausgehalten. Die Enge und die Atmosphäre und so, haben mich mega erdrückt.
Ich bin auch viel U-Bahn gefahren und kannte irgendwann alle Stationen, also das ganze Netz auswendig. Noch bevor der Schaffner »Nächster Halt« sagte, wusste ich schon den Namen.
Ich habe auch oft bei Oma und Opa im Haus mitgeholfen und mir zusätzliches Taschengeld verdient. Ich habe auch im Hof gearbeitet und im Garten habe ich Gartenarbeit gemacht, auch Rasen gemäht.
Ein paar Jahre war ich im Schulhort, da hab ich nach dem Unterricht meine Hausaufgaben gemacht und danach auch gespielt und bastelt. Um 16 Uhr wurde ich dann nach Hause gefahren. Aber als ich mich dort nicht mehr wohlgefühlt hab, hat mich meine Mama einfach da rausgeholt.
HARD TIMES
Mein Vater hat immer damit gedroht, mich in ein Heim zu stecken. Dann hat er mich von so einem komischen 'Spezialisten' untersuchen lassen. Der war, glaub ich, von der Mafia oder so. Und der hat mir dann Ritalin verschrieben. Das sind Tabletten gegen Hyperaktivität. Davon musste ich jeden Morgen eine nehmen. Die haben sowas von scheußlich geschmeckt! Ich hasste sie wie die Pest! Dabei hat mir überhaupt nichts gefehlt! Ich war nur etwas empfindlich. Aber weil er mich ständig provoziert hat und ständig anschrie, beleidigte und rumgeschubst hat, hab ich halt manchmal geweint, weil das so ungerecht war. Und wenn ich dann dafür auch noch Schläge kassiert hab (und auch noch andere Sachen, die ich hier gar nicht nennen darf), hab ich mich mit Händen und Füßen gewehrt und wie wild um mich geschlagen.
Mit vierzehn hab ich dann angefangen, Bodybuilding zu machen. Ich wollte mir richtige Muckis antrainieren, um ihn zu besiegen.
Aber jetzt nochmal zu diesen Kack-Tabletten. Die hatten echt eine heftige Wirkung. Ich saß manchmal nur noch so da und starrte in die Leere. Ich hatte auf nichts mehr Bock. Ich wollte mit niemanden reden, hatte keinen Appetit, war am liebsten allein in meinem Zimmer. Ich musste diesen Bullshit viele Monate schlucken, bis meine Mama ihren ganzen Mut zusammengenommen hat und die ganze Dose ins Klo kippte. Ohne Ritalin gings mir bald wieder besser.
Trotzdem hatte ich ein so turbulentes Leben, das war echt nicht mehr normal. In unserem Haus war jeden Tag Psychoterror. Mit Gewalt und allem Drum und Dran. Meine ganze Familie war fix und fertig. Bis zu dieser Nacht, in der meine Mama mit meinen jüngeren Geschwistern in ein Frauenhaus flüchten konnte. (Meine großen Brüder waren schon erwachsen). Das war 2007 in den Herbstferien, als ich bei meiner Tante in München war. Da war ich 14 ½.
Im Frauenhaus haben meine Mutter und meine kleinen Schwestern sieben Wochen lang in einem winzigen Raum gelebt (mein jüngerer Bruder kam eine Zeitlang in eine Pflegefamilie). Dann wurde ihnen eine anonyme Wohnung organisiert, in die ich dann auch später einzog. Bis dahin durfte ich bei meinen Großeltern wohnen.
Rückblickend war meine Kindheit eine einzige Katastrophe. Ganz ehrlich, so was kann niemand mehr wiedergutmachen!
Ich habe mir damals geschworen, als Erwachsener niemals so zu werden wie mein Vater. Für meine Kinder will ich einmal der beste Papa der Welt sein. Und ich möchte, dass sie eine stress- und gewaltfreie Erziehung bekommen. Und ganz viel Liebe! Ich habe so viel Liebe zu geben, das ist nicht mehr normal. Aber Leute, lieber zu viel als zu wenig.
Diese ganze seelische und körperliche Gewalt in meiner Kindheit haben mich zwar extrem eingeschüchtert, sodass ich in meinem Leben dann oft den Mund nicht aufmachen konnte und zu allem nur „ja und amen“ gesagt hab, aber dafür bin ich jetzt vielleicht ein besserer Mensch, weil ich dadurch erkannt habe, was wirklich wichtig ist im Leben. Bis heute will ich mit jedem einfach nur Frieden. Ich bin, glaub ich, extrem harmoniesüchtig.
Wie gesagt, vielleicht gerade weil ich so viel Leid und Ungerechtigkeit erlebt hab, und so viel Schmerz in meinem Herzen ertragen musste, bin ich jetzt der, der ich bin. Wer weiß, ohne diesen Weg wäre ich jetzt vielleicht gar nicht der Joey hier. Es heißt doch »Was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker.«
Nach der Trennung meiner Eltern, also nach der Flucht meiner Mutter ins Frauenhaus, bin ich zu meiner Oma nach München gekommen. Und ab diesem Zeitpunkt habe ich mich von meiner schrecklichen Kindheit gelöst.
Ich werde nie vergessen, wie ich mit dem Auto von meinem Opa und einem riesigen Anhänger voll mit meinen Sachen vor ihrem Wohnblock stand. Oben in der Wohnung bin ich erst einmal weinend zusammengebrochen, weil das für mich endlich die Befreiung war. Später bin ich wieder zu meiner Mama gezogen. Meine Mama bedeutet mir alles! Nach ein paar Jahren hat sie wieder geheiratet. Thomy wurde ein guter Freund. Wir haben uns dann ein großes Haus mit Garten gemietet und uns sogar einen coolen Hund aus dem Tierheim geholt! Sein Name war Noah.
Noah
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