Bankster. Gudmundur Oskarsson

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Название Bankster
Автор произведения Gudmundur Oskarsson
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783627021764



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      – Die Aktien werden jetzt wohl kaum noch was wert sein.

      – Nichts wert. Du hast es selbst gesagt, sie haben die Bank übernommen.

      – Der arme Landsbanki-Bjöggi.

      – Die arme Rentenkasse und du Armer und arme Mama und einfach alle.

      – Das geht schnell, was?

      – Das letzte Zucken ist halt ein Zucken. Ein Augenblick.

      – Ja.

      – …

      – Die Tanten haben letzte Woche Blutwurst gemacht. Morgens sind die Schafe noch im Stall aufgewacht, und am Abend froren sie schon im eigenen Magen in den Tiefkühltruhen der ganzen Stadt.

      – …

      – Die Dinge ändern sich nicht nur bei uns schnell, Markús.

      – Da sagst du was.

      – …

      – …

      – Ich habe in den Nachrichten gehört, dass ihr vorhin eine Mitarbeiterversammlung hattet.

      – Ja, die Minister haben vorbeigeschaut. Und hatten noch den nächtlichen Zauberstab in der Hand. Redeten davon, dass alle Angestellten und die Gehälter und so weiter bleiben, dieses ganze Gelaber.

      – Ist es nicht so?

      – Doch, du siehst ja, dass – ach, ich hab jetzt keine Lust, darüber zu reden. Wir haben schon den halben Weg zum Teufel hinter uns, in einem bremsenlosen …

      – Nein, neinnein. Jetzt bist du idiotisch pessimistisch, mein Junge. Sie werden die Situation in den Griff bekommen, die Genies, und wenn sie es nicht können, dann müssen wir es einfach selbst tun.

      – Sagen wir das.

      – Glauben wir es.

      – Ganz egal. Mein Kopf qualmt schon richtig, Papa. Kann ich dich nicht lieber heute Abend anrufen?

      – Doch, dochdoch, absolut. Aber versuch, nicht aufzugeben, mein Lieber.

      – Standhaft in deinem Namen, Amen.

      – So ist es gut. Grüß Harpa von mir.

      – Okay, bye.

      – Tschüss.

      Zwei Tage später

      – Hallo.

      – Grüß dich, mein Lieber.

      – Hi Papa.

      – Jæja.

      – Wie geht es dir?

      – Ganz gut.

      – Nichts Besonderes?

      – Nein, alles beim Alten.

      – …

      – Dein Onkel hat jetzt endlich den Schlittenanhänger fertig gebaut, hat verdammt lange gebraucht, aber jetzt ist er noch vorm Winter fertig.

      – Das ist ja mal eine Neuigkeit.

      – Ja. Hast du etwa den Neuigkeitsmangel hier in deinem Heimatort vergessen?

      – Neuigkeitsmangel hätte ich jetzt auch gerne.

      – …

      – Hast du gestern die Nordlichter gesehen?

      – Ganz sicher nicht. Wieso?

      – Sie waren teilweise so gewaltig.

      – Ja, und sie sind es auch jetzt noch, wenn es nicht so schneit wie gestern.

      – …

      – Du bist vorhin nicht ans Telefon gegangen.

      – Das stimmt.

      – …

      – …

      – Jæja, aber gibt es was Neues?

      – Ich bin gerade nach Hause gekommen.

      – So wenig zu tun bei der Arbeit?

      – Wahrscheinlich nichts.

      – …

      – Vorhin hatten wir wieder eine Mitarbeiterversammlung.

      – …

      – Wurde ein neuer Organisationsplan vorgestellt.

      – …

      – Meine Abteilung wurde einfach dichtgemacht.

      – Gerade eben?!

      – Ja, genauer gesagt, das ganze Unternehmen, in der Form, wie es ist – war.

      – …

      – So ist es halt.

      – Und hat man dir schon gekündigt?

      – Ja.

      – Mein lieber Scholli.

      – …

      – …

      – Ich versuche gerade, ruhig zu bleiben und das zu kapieren.

      – Du hast so einen Ausgang mal erwähnt, dass das möglich ist, aber vielleicht nicht ganz so – nicht so schnell!

      – Im Nachhinein betrachtet …

      – Aber dieses Tempo, einfach erbarmungslos!

      – Sie mussten anscheinend rationalisieren. Vielleicht war es am besten, es sofort zu tun.

      – Jetzt hör aber auf.

      – …

      – Aber trotzdem gut, dass das nicht völlig überraschend für dich kam.

      – Das macht keinen Unterschied. Ich war nicht arbeitslos, aber jetzt bin ich es. Nichts macht es weniger trostlos.

      – …

      – Nichts.

      – …

      – So ist es halt.

      – …

      – Jetzt werden bald sicher Tausende mit meiner Ausbildung und ähnlicher Berufspraxis auf dem Markt sein.

      – …

      – Auf einem Markt, der kaum noch existiert.

      – Vielleicht hättest du damals doch Isländisch studieren sollen, hier in der Stadt und in der Umgebung werden immer Lehrer gebraucht.

      – Da sagst du was.

      – Nein, ich rede einen verdammten Blödsinn, einfach das Erste, was mir eingefallen ist. So idiotisch, zu versuchen, im Nachhinein schlau zu sein.

      – Und beschämend viele wollen jetzt im Nachhinein alles vorhergesehen haben.

      – …

      – Fast jeder Zweite hat das anscheinend alles kommen sehen.

      – Was mich interessiert – ich bin schließlich dein Vater: Wie trifft euch das finanziell?

      – Eher schlecht!

      – …

      – …

      – Aber du scheinst darüber lachen zu können, das ist ein gutes Zeichen.

      – Ich weiß nicht, was das war – mir ist nicht nach Lachen zumute.

      – Verstehe, das ist unglaublich. Aber pass auf, dass du nicht kaputtgehst, mein Freund. Es kann sehr schwer sein, gebrochene Männer wieder aufzurichten.

      – Ja, aber ich habe keine Ahnung – keine Ahnung, wie es weitergeht. Aber da sowieso alles zum Teufel geht, überlege ich gerade, einfach ein Video einzulegen, irgendein ganz blutiges.

      – Ist Harpa nicht bei dir?

      – Nein.