Lieblingsplätze Mainfranken. Werner Schwanfelder

Читать онлайн.
Название Lieblingsplätze Mainfranken
Автор произведения Werner Schwanfelder
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783839270202



Скачать книгу

Das war damals aber gar nicht so einfach. Ihm ist sogar zu verdanken, dass es einen Weinanbau am Obermain nach den Wirren der Nachkriegszeit noch gab. Aber insbesondere sein Sohn Anton, ein Visionär, entwickelte in Zeil wieder eine blühende Weinbauregion, machte sich für die Wiederbelebung des Weinbaus und für die Flurbereinigung stark. Nicht überall führte sein Engagement zu einem neuen Flächennutzungsplan, so kaufte er manche kleine Parzelle auf, um zu einer Fläche zu kommen, die sich besser bewirtschaften ließ. Er wagte sich auch wieder an den Anbau von Riesling, Burgunder und Rotwein bis hin zum Eiswein. Am besten kann man selbst einen Eindruck von diesem Wein-Schaffen bekommen, wenn man entlang des Weinwanderweges Abt-Degen-Steig schlendert.

      Abt Degen? Alberich Degen führte die aus Österreich stammende Silvanerrebe 1665 in Franken ein. Er war der Abt des Zisterzienserklosters, zu diesem Zeitpunkt 40 Jahre alt und stammte selbst aus Zeil.

      Das Haupthaus ist das schönste Fachwerkhaus am Marktplatz. Hier befindet sich das Ladengeschäft, aber auch die Vinothek.

3-zeil-am-main-weingut-nuesslein.jpg

      3

      Weinhaus Nüßlein

      Marktplatz 1

      97475 Zeil am Main

      09524 279

       www.weinhaus-nuesslein.de

      Schweinfurt: Altarbild von St. Johannis

      Die St.-Johannis-Kirche ist die evangelische Hauptkirche Schweinfurts, wie alle evangelischen geöffnet. Sie ist übrigens das einzige noch erhaltene mittelalterliche Gebäude der Stadt, stammt wohl aus dem 12. Jahrhundert, und ist 1542 mit der gesamten Bevölkerung Schweinfurts konvertiert.

      Drinnen merkt man: Berühmt ist die Kirche für ihr Stilgemisch, also Kostproben aus fast allen Kunstepochen. Ein Bilderbuch der Kunstgeschichte, inklusive seltener Übergangsstile. Das wird durchaus unterschiedlich gewürdigt.

      So ist es fast keine Überraschung, dass auch das Altarbild von Adolf Kleemann (1904–1989) ein Objekt der Diskussion ist. Es ist sehr dicht gehalten, kontrastiert trefflich mit der Umgebung, was zunächst durchaus störend wirkt. Man muss sich erst auf das Altarbild konzentrieren, sich damit beschäftigen. So schreibt die Gemeinde: »Das Bild prägt sich ein und darüber können wir uns nur freuen.«

      Es ist ein Auferstehungsbild. Aber Kleemann malt Christus nicht als lächelnden Sieger, sondern eher als ein Objekt, das in eine bunte, futuristische Himmelswelt gezogen wird. Darunter breitet sich die irdische Welt aus mit Wohnblocks und purem Alltagsleben. Doch finden wir auch Adam und Eva. Eva hält noch den verlockenden Apfel unangebissen in der Hand. Die Entscheidung gegen das Paradies wurde noch nicht getroffen.

      Wichtigste Person ist in der Mitte eine Frau im gelben Kleid der Eitelkeit, mit langer Zigarettenspitze, irgendwie herausfordernd. Symbol für die Oberflächlichkeit, für die Nichtigkeiten der Welt. Wir verfallen so oft diesen Nichtigkeiten und nehmen keine Notiz vom Leid des Menschen und auch nicht von der Hoffnung der Auferstehung. So packt das Bild den Betrachter an Herz und Seele. Dieses Bild ist einen längeren Besuch der Kirche wert.

      St. Johannis ist eine Radwegekirche. Sie liegt am Main-Radweg und ist auf Fahrradtourenkarten als Sehenswürdigkeit verzeichnet.

4-schweinfurt-altarbild-st-johannis.jpg

      4

      St.-Johannis-Kirche

      Martin-Luther-Platz

      97421 Schweinfurt

      09721 53315210

       www.schweinfurt-stjohannis.de

      Schweinfurt: Schrotturm

      Man kann ihn nicht übersehen. Seit fast 400 Jahren prägt der Schrotturm die südliche Altstadt. Es ist ein markanter Anblick. Steht er nicht sogar ein bisschen schief?

      Erbauen ließ ihn Balthasar Rüffer III. als Treppenturm eines Renaissance-Hauses (1611–1614). Eine Provokation sollte die dreifache Kuppelhaube damals sein: Sie sollte vom katholisch geprägten Umland abgrenzen, die politische und religiöse Eigenständigkeit der Freien Reichsstadt demonstrieren. Das ist jedoch Vergangenheit. Die Kuppelhaube wurde ersetzt durch einen eher kegelartigen Dachabschluss.

      Wichtig war insbesondere eine Nutzungsänderung im 19. Jahrhundert. Der Turm diente zur Herstellung von Schrotkugeln. Die Geschäftsidee war einfach und simpel: Wie stellt man Schrot her? »… man verfertigt dasselbe, indem man geschmolzenes Bley von einer Höhe von 150 Fuß herabfallen lässt, welches während des Falls eine vortreffliche runde Form bekommt, und im Wasser aufgefangen wird.« So Johann Georg Krünitz in seiner Ökonomisch-technologischen Enzyklopädie.

      Der Unternehmer und Schroterfinder Johann Christian Voit brauchte nun einen Ort, an dem er die Schrotkugeln fertigen konnte. Dazu stockte er 1818 den ursprünglichen Rüfferturm, so bis dahin sein Name, auf fünf Etagen auf. Mit dem Schweinfurter Schrot war Voit wirtschaftlicher Erfolg beschieden, die Fabrik bestand bis 1912. Damit hatte der Turm jedenfalls einen neuen Namen bekommen.

      Doch das Gebäude zeigt sich heute etwas anders als zu Zeiten der Schrotfabrik: Nur der Südflügel, ein Teil des Nordflügels sowie der Turm bestehen noch. Allerdings sind diese umfassend restauriert und erfüllen ihren Zweck als Bürgerhäuser.

      Der Schrotturm ist dennoch ein sehenswerter Blickfang und zugleich ein malerisches Schmankerl mitten in der Innenstadt.

      Besichtigung während der Bürozeiten der Rückert-Gesellschaft im Schrotturm (www.schweinfurtfuehrer.de/vereine/kulturvereine, 09721 25377).

5-schweinfurt-schrotturm.jpg

      5

      Schrotturm

      Zugang von der Rosengasse

      97421 Schweinfurt

      Tourist-Information Schweinfurt 360°

      Rathaus

      Markt 1

      97421 Schweinfurt

      09721 513600

       www.tourismus.­schweinfurt.de

      Schweinfurt: Kunsthalle

      Schweinfurt ist stolz auf seine Industrie und auf die Persönlichkeiten, die sie erschaffen haben. Diese haben der Stadt auch mancherlei hinterlassen, die Stadt die Denkmäler gerne in Anspruch genommen. Das Museum Georg Schäfer zum Beispiel oder das Schweinfurter Volks- und Hallenschwimmbad, ein Geburtstagsgeschenk des Industriellen Ernst Sachs an die Stadt. Es wurde 1933 fertig gestellt, ein Bau mit intensiver Symbolik. Der repräsentative Vorplatz und die Baukomposition sollten Übergang zu den neuen Baugebieten im Westen der Stadt sein. Aber nichts ist für die Ewigkeit. Im Krieg zerstört, geschlossen, wiedereröffnet, von der Bevölkerung nicht mehr so richtig angenommen.

      Wenn man nicht weiterweiß, muss Kunst helfen. 2003 entschied sich der Stadtrat für die Umnutzung als neues Domizil für die städtische Galerie. Das Hallenbad mit