Название | Revierkampf |
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Автор произведения | Frank Goldammer |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783839241585 |
Flieger wandte sich an Uhlmann, kehrte Tauner halb den Rücken zu. »Ich will Bormann nicht verdächtigen. Ich bin hier, weil es einige Dinge gibt, die Sie beachten müssen. Ich habe eine lange Zeit mit den Menschenaffen gearbeitet, ehe ich zu den Kriechtieren versetzt wurde. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Theo einen weiblichen Pfleger angreift. Männchen verteidigen ihr Revier immer gegen andere Männchen. Hätte der Affe Bormann angegriffen, hätte ich das verstanden. Außerdem … ich weiß nicht richtig, wie ich es ausdrücken soll.« Flieger dachte nach. »Wie er sie umgebracht hat, ist untypisch. Er hat sie erwürgt, normalerweise gehen Affen mit ihren Opfern anders um. Meist sieht die Sache sehr schlimm aus, sehr, sehr schlimm, verstehen Sie?«
Uhlmann warf Tauner einen Blick zu, der hob für beide die Schultern, weil Uhlmann das nicht konnte.
Flieger fühlte sich zu Recht nicht verstanden. »Affen sind sehr kräftig. Kämpfe gehen bei ihnen immer furchtbar aus. Sie haben nachher meist schreckliche Wunden. Orang-Utans sind Einzelgänger, sie gehen sich normalerweise aus dem Weg im Dschungel. Kündigen geräuschvoll ihr Kommen an, damit die anderen Bescheid wissen. Aber wenn es zum Kampf kommt, kennen sie kein Erbarmen. Wenn Theo Martina umgebracht hätte, hätte sie viel schlimmer ausgesehen. Große Fleischwunden, sogar herausgerissene Gliedmaßen, alles Mögliche kann da passieren.«
Tauner beugte sich vor und suchte nach passenden Worten. »Ich habe so den Eindruck, als reicht es Ihnen nicht, dass Frau Weigelt erwürgt wurde.«
»Falk, du Idiot!«, sagte Pia.
Doch die falschen Worte, dachte Falk Tauner, doch anders war die Frage nicht zu stellen, denn genau den Eindruck musste man von Flieger haben. »Entschuldigen Sie bitte meine Ausdrucksweise«, bat er so freundlich wie ein Polizist, der nach den Fahrzeugpapieren verlangte. »Sie scheinen nicht zu verstehen, dass ich es gesehen habe. Die Stern hat sogar versucht, die Finger des Affen zu lösen. Ich stand erst draußen vor dem Freigehege, dann bin ich hinten rein, Bormann hat mir aufgemacht, doch er selbst hatte die Anlage gerade erst betreten, das haben alle Zeugen bestätigt.«
Flieger ließ den Kopf hängen. »Tut mir leid, vielleicht bin ich auch einfach zu aufgewühlt. Ich weiß gar nicht, was ich tun soll. Ich muss doch wieder auf Arbeit, aber jedes Mal, wenn ich am Gehege vorbeikomme, weiß ich, dass da drinnen Martina gestorben ist. Und jetzt muss ich mich auch um die Beerdigung kümmern, und Martinas Eltern, denen muss ich das irgendwie beibringen. Die konnten mich noch nie leiden, die mochten Bormann viel mehr!« Flieger schüttelte verzweifelt den Kopf.
»Wissen die Eltern von Frau Weigelt noch nichts davon?«, fragte Pia.
»Ich glaube nicht. Die lesen keine Zeitung und sehen kaum fern.«
»Es war doch vor drei Tagen, irgendjemand hat es ihnen schon gesagt.«
Flieger hob müde die Schultern.
»Und ihre Enkel, die Kinder von Frau Weigelt?«
Tauner wusste nicht, was Pia mit der Fragerei erreichen wollte. Am Ende beschwor sie einen Nervenzusammenbruch herauf, und er musste die Eltern der Toten aufsuchen.
Fliegers Blick konnte Blumen welken lassen. »Die Kinder haben mit ihren Großeltern kaum etwas zu tun, die haben bestimmt keinen Kontakt aufgenommen, da gibt es irgendeinen Zwist in der Familie.«
Ja, bei wem nicht, dachte Tauner und ignorierte Pias Blicke. Sollte die starren, wie sie wollte, er fuhr Flieger nicht zu den Eltern der Weigelt.
»Wie alt sind die denn, die Kinder?«, fragte Uhlmann, obwohl er Tauners Meinung nach lieber den Mund hätte halten sollen.
»26 und 29 Jahre.« Herr Flieger sah auf und Uhlmann hoffnungsvoll an.
»Könnte es sein, dass Frau Weigelt den Affen falsch behandelt hat?«, fragte Pia plötzlich halb laut.
Jetzt warf Tauner ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. Einer der bedeuten sollte, sie solle den Mund halten und sich nicht in die Polizeiarbeit einmischen. Doch anscheinend war seine Mimik nicht ausgereift, denn Pia schien es eher als Aufforderung zu sehen, weiter nachzuhaken.
»Ich meine, werden die Tiere vielleicht gequält?«
»Also …« Flieger schien völlig konsterniert. Gerade von Pia hätte er das nicht erwartet.
»Tja, so ist das hier bei uns!«, gab Tauner seinem Gedanken eine Ausdrucksform. »Und, kann es denn sein?«
Jetzt begann der Tierpfleger heftig mit dem Kopf zu schütteln. »Das ist unmöglich. Wirklich. Das geht bei Affen nicht. Man muss sie sachte behandeln, man muss ihnen zeigen, was sie tun dürfen und was nicht, auf eine sanfte Art. Wenn man sie misshandeln würde, könnte man sie gar nicht halten. Die würden durchdrehen oder die Nahrung verweigern.«
»Oder sie merken sich den Übeltäter und nutzen die Gelegenheit zur Rache, sobald sie sich ergibt«, setzte Pia ihre Ausführung fort.
»Nein doch, glauben Sie mir. Erst recht nicht Martina.«
»Aber Elefanten merken sich so etwas auch und Wale.« Pia hatte sich ein wenig festgebissen an diesem Gedanken. Dass ein Orang-Utan einfach so jemanden tötete, wollte sie nicht akzeptieren.
»Es sind keine Elefanten, sondern Primaten, Orang-Utans, und Theo hatte keinen Grund, Martina umzubringen. Das passiert manchmal, Sie müssen mal Bücher darüber lesen.« Flieger sah sich verzweifelt nach Hilfe um.
Pia schien Gefallen an der Rolle der Polizistin gefunden zu haben. »Aber gerade kamen Sie doch zu uns und meinten, etwas stimme da nicht und dass ein männlicher Affe keine Frau angreift.«
Flieger hob die Hände und schien den Tränen nahe. »Das ist doch kein geschriebenes Gesetz.«
Tauner erhob sich. »Kommen Sie, ich fahr Sie zu Frau Weigelts Eltern!«
Uhlmann grunzte verblüfft, und Pia verschränkte die Arme. Und ob sie die Lippen aus Wut zusammenkniff oder weil sie sich ein Grinsen verkneifen musste, beschäftigte Tauner noch, bis sie das Polizeipräsidium verlassen hatten und im Auto saßen.
Sie fuhren bis fast nach Bautzen. Flieger saß im Fond von Tauners Dienstwagen, Uhlmann rechts von ihm. Flieger wagte es nicht mehr, auch nur einen Ton von sich zu geben. Ab und an warf Tauner einen Blick in den Rückspiegel.
»Passiert das öfters?«, fragte Uhlmann mitten in die halbstündige Stille. »So ein Unfall?«
Flieger zuckte zusammen, als wäre er beinahe eingeschlafen. »Wenn man solche großen Tiere hält, muss man damit rechnen.«
»Das ist keine Antwort«, beschwerte sich Uhlmann.
»Es passiert. Jeden Tag passiert etwas irgendwo. Man hört immer nur von den ganz schlimmen Dingen. Dann kommen immer gleich die Tierschützer.«
Uhlmann grunzte, und Tauner wusste, dass sein Kollege eine konkretere Antwort wollte.
Flieger schien das nun selbst zu bemerken. »Ich kann es nicht genau sagen. Einmal pro Jahr in Europa vielleicht …«
»Gibt es einen Toten?« Jetzt war Uhlmann verblüfft.
»Nein, einen Angriff. Normalerweise hätte man intervenieren können. Die Stern hätte Theo mit dem Wasserschlauch abspritzen sollen, das mögen die Affen gar nicht. Aber erstens war ich nicht dabei und zweitens ist sie nicht lange genug da, sie war bestimmt panisch. Vielleicht dachte sie so ähnlich wie Ihre Kollegin. Dass solche sanften Tiere nicht so sein können. Soviel ich gehört habe, hat sie ein Faible für Theo und umgekehrt auch.«
»Wie ist das denn gemeint?«, mischte Tauner sich ein.
Jetzt lebte Flieger ein wenig auf. »Bei Primaten ist das nicht einfach. Die Pfleger und die Affen müssen sich mögen. Da kann man nicht irgendjemanden hineinstecken. Man kann nur testen, ob die Affen gut mit dem neuen Pfleger können, und wenn nicht, hat es keinen Sinn, ihn da erst einzuarbeiten. Nora Stern hat offenbar einen guten Draht zu ihm. Ich schätze, wenn ihre Umschulung zu Ende ist, werden sie sie zu den Orang-Utans stecken.«
»Vorher macht sie eine Art Zoorunde? Eine Woche in jedem