Название | Revierkampf |
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Автор произведения | Frank Goldammer |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783839241585 |
Tauner erhob sich. »Wie heißen Sie?«, fragte er den Pfleger. »Haben Sie hier etwas zu sagen?«
»Mein Name ist Bormann, ich bin hier der Revierleiter!«
»Und wo waren Sie, als der Unfall geschah?«
»Ich war bei den Flamingos, hab sie gefüttert.«
»Und kamen Sie wieder, weil Sie mit der Fütterung fertig waren oder weil Sie etwas gehört haben?«
»Ich war auf dem Rückweg.«
»Und Sie haben was gesehen?« Tauner warf einen Blick auf den Notarzt. Einer der Rettungsassistenten beatmete die Frau mit dem Beatmungsbeutel. Der Arzt stach derweil einen Zugang in die Vene und spritzte ihr ein Medikament, welches, soweit Tauner wusste, die Herztätigkeit anregen sollte.
Tauner wandte sich wieder dem Pfleger zu. Der schluckte und dachte nach. »Ich hörte die Leute rufen und ahnte, was geschehen war.«
»Sie ahnten das?« Tauner warf einen prüfenden Blick auf den Mann.
Der Pfleger fuhr sich seitlich durchs Haar und straffte seinen Zopf. »Ich ahnte, was geschehen sein könnte.«
Tauner schüttelte verständnislos den Kopf. »Passiert denn so etwas öfters?«
Jetzt atmete Bormann durch und zeigte, wie sehr ihm Tauners Fragerei auf die Nerven ging. »Orang-Utans … Alle Menschenaffen sind sehr gefährlich. Wenn man nicht aufpasst, kann so was passieren.« Er deutete vage auf seine Kollegin. »Da die Besucher so schrien, ahnte ich eben, was geschehen war.«
Bormann sah sich um, als suchte er etwas. Tauner reagierte schnell. Er hielt den Mann fest, bevor dieser umkippen konnte, und half ihm, sich auf den Boden zu setzen. Tauner hockte sich daneben. Im nächsten Moment hörte er einen Schlüssel im Schloss, und mehrere Leute kamen herein. Tauner erhob sich und trat zwei Männern in den Weg. Einer war in Zivil, der andere hatte Arbeitskleidung an. »Moment, wer sind Sie?«
»Wer sind Sie denn?«, fragte der in Zivil zurück. Er war etwa in Tauners Alter, hatte gepflegtes dunkles Haar und sah aus wie einer, der Sport trieb und sich gesund ernährte.
»Kriminalpolizei Dresden, Hauptkommissar Tauner.« Falk holte seinen Ausweis hervor.
Der Mann runzelte die Stirn und sah dann fragend zu Bormann, der den Kopf hängen ließ und zu Boden starrte. »Ich bin der Zooinspektor. Wittstock ist mein Name! Wie kommt es, dass die Polizei schon da ist? Wir haben sie gar nicht gerufen.«
»Ich war zufällig hier.«
»Wie geht es Martina?« Wittstock betrachtete die Bemühungen des Notarztes.
»Sie ist tot!« Tauner gab den Weg frei, doch Wittstock machte keine Anstalten, näher zu treten. Stattdessen drängte sich sein Begleiter nach vorn und kniete sich schluchzend neben den Arzt. Tauner wünschte sich, es wären nicht so viele Leute hier.
»Sind Sie ein Angehöriger?«, fragte der Notarzt den aufgelösten Tierpfleger, was wohl bedeuten sollte, er solle sich fernhalten.
Der Pfleger konnte nur den Kopf schütteln, bevor er hochschnellte und Bormann anfuhr. »Das hast du doch mit Absicht gemacht, du Sau!«, zischte er den Revierleiter an und sah aus, als würde er gleich tätlich werden.
»Ruhig, Mann«, mahnte Tauner und drängte sich zwischen die Männer. »Er war ja gar nicht hier, als es passierte.«
»Reißen Sie sich zusammen, Herr Flieger!«, sagte auch der Zooinspektor, und Tauner ahnte, dass ihm wohl daran lag, dem Polizisten keinen allzu großen Einblick in die innerbetrieblichen Dissonanzen zu ermöglichen. Der wütende Tierpfleger ließ von seinem Kollegen ab, und Tauner nahm sich fest vor, ihn nach seiner Motivation zu diesem Ausbruch zu fragen.
»Gehen Sie in Ihren Bereich zurück, ich komme dann zu Ihnen!«, wies Wittstock den Mann an.
Der Pfleger sah aus, als wollte er sich erneut aufbäumen, doch Wittstocks eisiger Blick wusste es zu verhindern. Wütend stapfte er aus dem Gebäude und warf die Tür hinter sich zu.
Eine unangenehme Stille entstand. Tauner legte den Kopf schief und lauschte.
»Und was ist jetzt das?«, fragte er leise. Irgendwo im Gebäude weinte jemand.
»Das ist die Neue«, stöhnte Bormann, als wäre ihm jetzt erst eingefallen, dass noch jemand da war.
»Irgendwelche Vorschläge?«, fragte der Notarzt und sah die Rettungsassistenten an.
»Sie haben alles mit angesehen?«, fragte Tauner. Der Raum war nicht sehr groß. Eine Anrichte aus Edelstahl befand sich darin, ein großer Kühlschrank, eine Spüle und ein alter Schrank, der als Spind diente. Außerdem ein kleiner Tisch mit drei Stühlen. Auf einem von ihnen saß die Neue, Tauner setzte sich daneben.
Die Frau hatte die Hände vor das Gesicht gepresst und schluchzte herzergreifend, man sah nur ihr zerzaustes blondes Haar. Tauner berührte sie sachte am Arm. »Beruhigen Sie sich. Brauchen Sie etwas, Wasser vielleicht?« Tauner erhob sich, sah sich suchend um und nahm schließlich eine Edelstahltasse.
»Die sind für die Affen«, brachte die Frau hervor. Tauner drehte sich um und war erstaunt. Er hatte ein junges Mädchen erwartet, die Frau jedoch war mindestens 30.
Das konnte er gut als Aufhänger für ein Gespräch verwenden. Sein Gegenüber schien ihm zu fragil, als dass er sie sogleich mit Fragen bombardieren konnte. »Ich habe gedacht, Sie wären ein Lehrling. Bormann, sagte ›die Neue‹, das habe ich wohl falsch interpretiert.«
»Gewissermaßen bin ich Lehrling. Ich bin sozusagen ein Quereinsteiger.« Die Frau versuchte ein Lächeln. Tauner sah weg, als er erkannte, wie es entglitt. Und wieder schluchzte die Frau auf. »Die sehen so friedlich aus, und dann …« Sie schien wütend, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Ihr Haar klebte an der Stirn, ihre Augen waren gerötet.
»Das hat der wohl nicht mit Absicht gemacht«, sagte Tauner.
»Sagen Sie das nicht!«, erwiderte sie.
Tauner beschloss, nicht darauf einzugehen. Er selbst war geschockt, er selbst hatte geglaubt, ein Orang-Utan wäre etwas wie ein großes muffiges Plüschtier, dem man ab und zu eine Banane gab. »Ihren Namen und Ihr Alter brauche ich, für das Protokoll!«
»Nora Stern. 27.«
Tauner notierte sich den Namen in sein Notizbuch. »Ich bin übrigens Falk Tauner, Hauptkommissar von der Kripo Dresden.«
Stern schien verblüfft. »Von der Kripo? Warum sind Sie denn hier?«
»Rein zufällig. Können Sie mir jetzt sagen, wie das passiert ist?«
Die Stern sah einen Moment lang aus, als würde sie erneut die Fassung verlieren, dann aber atmete sie durch. »Also gut. Bormann war weggegangen und ich war hier in der Futterküche. Im Sommer geben wir den Tieren zwischendurch immer mal Obst. Da glaubte ich, etwas zu hören, doch draußen war zu viel los …«
»Was haben Sie zu hören geglaubt?«
»Einen Schrei. Es hätte auch ein Kind sein können. Ich hab mir also nichts weiter gedacht, bis jemand gegen die Durchgangstür zum Außengehege schlug. Da bin ich losgerannt. Ich weiß, dass die Affen sehr gefährlich sein können, die haben unheimlich viel Kraft. Die können einem ruck, zuck den Arm brechen. Ich hab also die Tür aufgerissen, da sah ich, dass Theo Frau Weigelt am Hals gepackt hielt und ans Gitter presste. Sie hat sich gewehrt und ich hab versucht, Theos Finger von ihrem Hals zu lösen, doch die waren wie … wie Stahl. Er sah so ungerührt aus … Es machte ihm nichts aus, wissen Sie?« Stern sah ihn mit entsetzten Augen an.
Tauner wollte mit den Schultern zucken, vermied es gerade noch. »Es ist ein Tier. Ein Löwe tötet Sie auch nicht aus Mordlust. Das ist der Unterschied zum Menschen. Ein Tier handelt nur