Seewölfe - Piraten der Weltmeere 252. Fred McMason

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 252
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954395880



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Blick darauf warf.

      Hasard fuhr die abgefahrene Strecke mit dem Finger nach und preßte die Lippen zusammen.

      „Othman Mustafa Ashmun hat die Ruinen bezeichnet“, sagte er dann. „Demnach befinden wir uns jetzt in der Nähe von Baljana, dann liegt weiter im Landesinneren Abydos, und die Ruine an Steuerbord müßte der Tempel von Ramses dem Zweiten sein.“

      „Und zwei Nilarme sind nicht eingezeichnet?“

      „Nein, nichts, der Nil bildet eine einzige Linie.“

      Hasard hob den Kopf und blickte in die Ferne, dann sah er wieder auf die Karte.

      „Weiter oben geht nur eine Linie weiter. Das heißt also, daß es sich höchstwahrscheinlich um eine große Insel im Strom handelt. Der Fluß teilt sich nur auf einer Strecke, dann läuft er vermutlich wieder zusammen, und es wird egal sein, ob wir am östlichen oder westlichen Ufer entlangsegeln.“

      „Und wenn nicht?“ fragte Smoky.

      „Dann sitzen wir irgendwo fest“, sagte Ben trocken.

      „Dann sollten wir ganz einfach abstimmen, Sir“, schlug Smoky vor. „Einfach frei nach Schnauze, dann kann hinterher niemand mehr mekkern.“

      „Du hast vielleicht Nerven, Smoky.“

      Dan mischte sich ein: „Es gibt auch noch eine andere Möglichkeit, das festzustellen. Der Arm, der weniger Strömung mit sich führt, ist für uns so gut wie nicht befahrbar, denn da geraten wir in Stauwasser oder in eine schmale Passage, die wir nicht durchfahren können.“

      „Eine verdammte Situation“, meinte Shane, der ernsthaft den Gedanken erwog, bei dieser brütenden Hitze seinen Bart abzurasieren, sich aber doch noch nicht dazu durchringen konnte. „Wir sollten aber Dans Vorschlag überdenken. Wir könnten ein Boot vorausschicken, das ständig Tiefe lotet. Ich melde mich freiwillig zum Ruder, und ein wenig Unterstützung durch den Wind haben wir ja auch noch.“

      „Batuti rudern auch freiwillig“, meldete sich der riesige Gambia-Neger vom Quarterdeck aus.

      Auch der Moses Bill war dabei, und so meldete sich auch noch Bob Grey sofort danach.

      „Vier Mann genügen für das kleine Beiboot“, sagte Hasard. „Das ist also entschieden. Und so dumm ist Smokys Gedanke mit der Abstimmung eigentlich nicht.“

      „Gut, dann stimmen wir ab, reine Gefühlssache“, sagte Ben. „Ich selbst bin für Steuerbord, falls wir nicht feststellen können, welche Strömung stärker ist.“

      Es war seltsam, aber von der gesamten Mannschaft entschieden sich nur der alte O’Flynn und Will Thorne für Backbord, während alle anderen die Richtung an Steuerbord wählten. Woran das lag, ließ sich nur schwer ergründen, vermutlich rührte es aber daher, daß sich an Steuerbord die Relikte des Ramsestempels befanden, während auf der anderen Seite nur die öden heißen Felsen zu sehen waren.

      „Auf das Ergebnis bin ich gespannt“, sagte Hasard.

      Während alle Mann wieder auf Stationen gingen, um die Schleife auszusegeln, schlief der Wind ein, und das Fluchen an Bord nahm kein Ende. Stimmen wurden laut, es sei am besten, wieder umzukehren, und diese Stimmen verstummten erst dann, als wieder eine heiße Brise vom Land herüberblies und die Segel füllte. Die „Isabella“ stand auf der Stelle, und schon drohte die Strömung, sie achteraus zu drücken, da ging es langsam weiter.

      Unter Keuchen, Schwitzen und den übelsten Flüchen wurde die Nilschleife ausgesegelt. Brassen, brassen, brassen, hieß es, bis zum Umfallen, bis es endlich geschafft war.

      Carberrys Gesicht war rot wie eine überreife Tomate, und von seinen Haaren tropfte es, als hätte er den Schädel gerade frisch in die Pütz gesteckt. Die anderen troffen ebenfalls vor Nässe, und als sie tief Luft holten, da stach es ihnen wie mit glühenden Nadeln in die Lungen.

      Sie tranken fast ein Wasserfaß leer, hockten sich in den Schatten unter die Segel und dösten vor sich hin, bis die riesige Schilfinsel in Sicht geriet und Hasards Befehl erklang.

      „Fallen Anker!“

      „Auch das noch“, sagte der Profos ergeben. „Fallen ist ja ganz gut, aber diese Krücke wieder hieven!“

      Er drehte sich zu Luke Morgan um und grinste bösartig.

      „Hast du triefäugige Nilwanze nicht gesagt, mich hätte der Teufel in der Wiege vertauscht und den richtigen Carberry weggeschmissen?“

      „So hab ich es wohl gesagt“, meinte Luke kleinlaut.

      „Ein Glück“, sagte Ed, „dann bin ich ja beruhigt.“

      „Wieso – das verstehe ich nicht.“

      „Ganz einfach“, erklärte Ed. „Wenn das stimmt, dann bin ich es doch gar nicht, der sich hier zu Tode rackert, was, wie? Ist doch ganz logisch, oder?“

      Luke Morgan kratzte sich den Schädel, nickte dann und sann über die Worte des Profos nach. Aber ein brauchbares Ergebnis kriegte er nicht zusammen.

      „Ja, ja, ganz logisch“, murmelte er. „Nein, das muß dann wirklich ein anderer sein.“

      „Der Teufel nämlich“, sagte Ed hämisch. „Und wenn du nicht gleich am Anker bist, dann holt er dich mit Feuer und Schwefel, du halbverhungerter, von einer räudigen Ziege in den Nil geschissener Wanderkrebs.“

      Der Anker fiel, die Segel hingen wieder schlaff an den Rahen. Luke Morgan versuchte schwitzend, Ordnung in des Profos letzten Satz zu bringen und wie viele Beleidigungen der wohl auf einen Schlag enthielt, doch er stieg nicht dahinter. Außerdem brüllte Carberry jetzt noch weiter.

      „Wollt ihr wohl nicht soviel Trosse stecken, ihr verschwitzten Hammelbökke! Der Kahn soll sich gerade so halten, es geht bald wieder weiter. Wenn ihr tausend Yards Tau steckt, dann liegen wir bald wieder im Nildelta. Und warum, zum Teufel, hängt das Boot noch nicht außenbords?“

      „Hauptsächlich darum, weil es noch auf der Gräting steht, Mister Profos“, sagte der rothaarige Schiffszimmermann Ferris Tucker grinsend.

      Diesmal wußte Ed nicht so richtig, was er erwidern sollte, denn was sein Freund da sagte, war ja ebenfalls ganz logisch, oder?

      Also begnügte er sich mit einem scheelen Blick und half selbst mit, um das kleine Beiboot ins Wasser zu bringen.

      Danach fand an Deck erst einmal eine Schlacht mit den Pützen statt, bis sie sich einigermaßen abgekühlt hatten. Das frische Nilwasser tat gut, und es war herrlich kühl, nur leider war das Baden im Fluß gefährlich.

      Da waren die großen Krokodile, und hin und wieder tauchte auch mal der mächtige Körper eines Flußpferdes auf. Wenn dieser breite Schädel einmal dümmlich aus dem Wasser glotzte und das riesige Maul aufriß, dann konnte einem angst und bange werden, obwohl die Flußpferde noch nie angegriffen hatten.

      Danach wurde das kleine Boot abgefiert, und Big Shane, Bob Grey, Batuti und Bill nahmen Platz. Gleich darauf lösten sie sich von der Bordwand und pullten los.

      2.

      „Das ist ja hier wie im Urwald“, sagte Bill, als sie sich der riesigen, dicht mit Schilf und Büschen bewachsenen Insel näherten.

      Enten stoben auf, und kleine Wasserhühner flogen schnatternd und zeternd davon. Scheinbar leblose Baumstämme glitten überraschend schnell ins Wasser und tauchten.

      Bill beobachtete sie genau, während Shane und Batuti gleichmäßig weiterpullten und Bob die Tiefe lotete. Conroy hatte den Männern zur eigenen Sicherheit zwei geladene Musketen mitgegeben. Eine davon hielt Bill jetzt in der Hand, denn sie alle wußten, wie gefährlich diese Biester waren, die ohne weiteres das kleine Boot umkippen konnten. Bill selbst hatte die üble Erfahrung mit den fast zehn Yards langen Krokodilen schon hinter sich.

      „Wie tief?“ fragte Shane, der graubärtige, muskelbepackte Riese von der alten Feste Arwenack.

      Bob