Seewölfe - Piraten der Weltmeere 636. Fred McMason

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 636
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966880503



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später noch einmal sorgfältig durchgegangen.

      Es war wirklich unglaublich viel zu berücksichtigen. Kein einziger, kleiner Fehler durfte passieren, sonst landeten sie in des Teufels Küche.

      „Haben wir uns damit nicht ein bißchen übernommen?“ fragte Ben zweifelnd, als alles noch einmal durchgesprochen wurde. „Es sind immerhin elf Galeonen mit elf Kapitänen, die auch nicht gerade auf den Kopf gefallen sein werden. Dann haben wir noch das Problem mit der sicherlich schwerarmierten Kriegs-Galeone. Versteht mich richtig: Ich denke nur noch einmal sehr gründlich darüber nach. Diese schwimmende Festung zu knacken, dürfte wohl der größte Brocken sein. Das Für und Wider muß sehr sorgfältig abgewogen werden.“

      „Das schätze ich an dir auch so“, sagte Hasard. „Du reagierst nicht spontan, sondern denkst immer gründlich über jede Einzelheit nach. Es ist taktisch klug, wenn jemand nach den Schwachpunkten sucht, denn gerade die sind es, die uns den Hals brechen können.“

      „Der Schwachpunkt ist die gewaltige Lüge, die wir den Dons auftischen müssen.“

      „Sehr richtig, aber je größer die Lüge, desto glaubwürdiger wirkt sie schließlich. Das ist eine alte Tatsache.“

      „Ja, das stimmt. Ich überlege mir noch ein paar einzelne Punkte genau, ob ich irgendwo einen Haken finde. Hast du daran gedacht, daß sich die beiden Kapitäne persönlich kennen können? Die Möglichkeit ist nicht auszuschließen. Ich meine jetzt den Generalkapitän und den anderen der Kriegs-Galeone.“

      „Wenn das der Fall ist, sitzen wir in Santa Cruz natürlich hoffnungslos in der Falle“, erwiderte der Seewolf. „Aber es wäre doch ziemlich unwahrscheinlich.“

      „Trotzdem ein Schwachpunkt, von dem alles abhängt.“

      „Ohne ein kleines Risiko schaufelt man kein Vermögen, jedenfalls nicht auf diese Art.“

      „Ich habe schließlich für den großen Raid gestimmt und nicht dagegen“, sagte Ben ruhig. „Ich suche nur nach Fehlern. Schließlich wollen wir das ja richtig und exakt durchziehen.“

      Ben fand noch einige weitere Schwachpunkte, die anschließend besprochen wurden.

      Zwei Stunden später trennten sie sich. Es würde noch weitere Besprechungen geben. Aber jetzt sollte erst einmal der Geleitzug ausgekundschaftet werden.

      Die kleine Jolle hatte zur Tarnung ein Netz ausgehängt. Auf den Duchten hockten Dan O’Flynn, Luke Morgan und Blacky. Ihre Oberkörper waren nackt und von der Sonne verbrannt. Sie trugen nur Leinenhosen und warteten auf den Geleitzug. Dan selbst hatte ausgerechnet, daß er hier in der Nähe vorbeisegeln mußte, wenn die Koordinaten stimmten, die sie aus Havanna durch den Türken Jussuf erhalten hatten. Sogar den Zeitpunkt hatte Dan vorherbestimmt. Er würde darauf wetten, daß es bestenfalls eine Stunde Differenz gab.

      Gestern nacht hatten sie den Konvoi überholt und waren an ihm vorbeigesegelt, allerdings in einer solchen Entfernung, daß von Bord der drei Schiffe nur noch ganz schwach Licht der Hecklaternen zu erkennen war. Sie selbst hatten verständlicherweise keine Lichter gesetzt.

      Jetzt lauerten die drei Schiffe versteckt in der Bucht einer winzigen Bahama-Insel, wo sie nicht entdeckt werden konnten.

      Der Konvoi konnte mit den leeren Schiffen nicht mithalten. Sie waren mindestens dreimal so schnell. Hasard hatte verkündet, daß es unterwegs ein ständiges Katz-und-Maus-Spiel geben würde, weil sie immer wieder den Kurs der elf Schatzschiffe überprüfen mußten. Das mußte sehr umsichtig und feinfühlig geschehen, damit die Dons nicht merkten, welche Laus sich in ihren Pelz verbissen hatte.

      Blacky zuckte zusammen, als es in dem Netz zu zappeln begann. Ein ziemlich großer Brocken schien sich darin auszutoben.

      „He!“ rief er überrascht. „Da denkt man an nichts, und schon hat man was gefangen. Los, wir holen das Netz ein.“

      Mit einem Fang hatte selbst Dan nicht gerechnet. Es war auch gar nicht vorgesehen, daß sie Fische fingen. Schließlich waren sie als Beobachter und Kundschafter eingesetzt.

      „Immerhin bringt das Abwechslung in die Kombüse“, meinte Dan und half mit, das Netz einzuholen.

      Dann staunten sie nicht schlecht, als das Netz an Bord war. In ihm befanden sich zwei riesige Zackenbarsche und ein Tintenfisch, der gerade eine schwarze Wolke abließ. Die beiden Barsche wogen gut und gerne ihre dreißig Pfund.

      „Eine angenehme Überraschung“, sagte Luke anerkennend. „Darüber wird sich der Kutscher aber freuen, die anderen natürlich auch.“

      Blacky tötete die Fische und nahm sie aus. Mit dem großen Tintenfisch hatte er allerdings Pech. Der schlang ihm in einer keinesfalls liebevollen Umarmung gleich vier Tentakel um den Hals und hielt sich fest. Als Luke ihm zu Hilfe eilen wollte, wurde er ebenfalls umschlungen. Der Tintenfisch hatte Angst und ließ nicht mehr locker.

      „Verflucht noch mal!“ schrie Blacky angstvoll. „Schafft mir das Vieh vom Hals, der krallt sich immer fester!“

      Ein bitterböser Blick traf Dan O’Flynn, als der zu grinsen begann.

      „Ihr seid vielleicht Fischer“, sagte er. „Wenn das die anderen sehen könnten.“

      Blacky begann einen einsamen Kampf mit dem Oktopus. Luke war es gelungen einen der Tentakel abzustreifen. Der glitt von ihm ab und suchte wieder bei Blacky Halt, der jetzt wütend zu toben begann.

      Die Jolle schwankte immer stärker, und noch bevor Dan O’Flynn etwas unternehmen konnte, ging Blacky mit einem Aufschrei über Bord. Er und der etwas mehr als kopfgroße Tintenfisch fielen in inniger Umarmung ins Wasser.

      Dan O’Flynn lachte noch lauter. Die Szene war einfach zu köstlich.

      Luke beugte sich über das Dollbord, um nach Blacky zu sehen. Auch er grinste jetzt fast schadenfroh.

      Aber dann tauchte Blacky wieder auf – ohne Tintenfisch, ächzend und prustend und mit böse rollenden Augen.

      Sie zogen ihn an Bord.

      „Dieses schleimige Mistvieh!“ rief er grollend. „Das ist mir auch noch nie passiert. In meinem ganzen Leben fresse ich keinen Tintenfisch mehr.“ Wütend warf er wieder das Netz aus, und etwas später hatten sie wieder zwei buntschillernde Fische gefangen.

      Das ging fast eine Stunde so, dann unterbrach Dan die Arbeit.

      „Der Konvoi ist im Anmarsch“, sagte er.

      „Wo? Ich sehe nichts.“

      „An der Kimm in Westnordwest. Die Mastspitzen sind kaum zu sehen, aber das sind die Dons. Scheinen recht langsam durch die See zu törnen.“

      Luke und Blacky sahen immer noch nichts. Doch wenn Dan behauptete, da seien Mastspitzen, dann waren da auch welche. Erst durch das Spektiv konnten sie etwas erkennen.

      „Ja, es sind einige Schiffe“, gab Blacky schließlich zu. „Es muß sich um den Geleitzug handeln.“

      Sie gaben weiter vor, Fische zu fangen und waren immer wieder erstaunt, daß ihnen auch welche ins Netz gingen. Wenn sie ganz bewußt auf Fischfang gegangen wären, hätten sie vermutlich keine gefangen.

      Der Konvoi näherte sich sehr langsam. Nach einer halben Stunde waren die Schiffe bereits mit bloßem Auge zu erkennen. Es ließ sich auch erkennen, daß es etwa neun waren. Erst nach einer weiteren halben Stunde zählten sie elf.

      Die Galeonen waren tief abgeladen und zockelten wie eine Herde dahin, die dem Leithammel folgt. Dieser Leithammel allerdings verließ öfter mal seinen Kurs, um den Geleitzug zu überwachen. Nach längerer Zeit setzte sich das Flaggschiff wieder an die Spitze. So ähnlich waren auch die Arwenacks verfahren, als sie die Siedler über den Atlantik in die Neue Welt gebracht hatten. Hasard hatte es allerdings vorgezogen, meist achteraus des Konvois zu bleiben, weil er dort einen besseren Überblick hatte.

      Dan vergewisserte sich noch einmal, ob die Schiffe vom Bund der Korsaren von See aus auch nicht entdeckt werden konnten. Sehr sorgfältig suchte er mit dem Kieker den im Süden