Seewölfe - Piraten der Weltmeere 389. Fred McMason

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 389
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954397976



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      Trotz des ärgerlichen und enttäuschenden Fehlschlages begann Don Juan hintergründig zu lächeln.

      „Natürlich werden wir nicht nach ihr suchen“, sagte er leise, „wir bleiben an dem schwerfälligen Konvoi, an der Piratenflotte. Killigrew mag seine Gründe gehabt haben, als er sich absetzte. Vielleicht war sein Schiff auch schon überladen, oder was immer. Diese Kerle, das steht mit Sicherheit fest, segeln jetzt auf dem kürzesten Kurs zu ihrem Schlupfwinkel, um ihre Beute abzuladen und zu verstecken. Was wird Killigrew also tun?“

      „Er wird sich ebenfalls bei dem Schlupfwinkel einfinden, wenn er nicht schon längst dort ist.“

      „Sehr richtig. Genau das wird er tun. Und die anderen Kerle werden uns dahin führen.“

      „Was geschieht dann, Don Juan?“

      „Zunächst einmal nehmen wir in unmittelbarer Nähe eine genaue Positionsbestimmung, um den Standort der Insel festzustellen. Wenn das geschehen ist, verschwinden wir wieder von der Bildfläche und segeln nach Havanna zurück. Erst dann und dort kann ich endgültig planen und festsetzen, wie ich vorgehen werde. Die Angelegenheit mit Killigrew hat wider Erwarten ziemliche Dimensionen angenommen, denn er kämpft nicht mit einem Schiff allein gegen die spanische Krone. Er hat Bundesgenossen, die genauso ernst zu nehmen und gefährlich sind.“

      „Ja, es sind verdammt harte Kämpfer und gefährliche Gegner.“

      „Geraten Sie mal nicht ins Schwärmen!“ fuhr ihn Don Juan an. „Die Kerle handeln nach der Strategie und Taktik von Piraten. Und sie sind ja auch selbstverständlich Piraten.“

      Jedenfalls versuche ich, mir das ständig einzureden, setzte er in Gedanken hinzu und irrte schon wieder ab.

      Er würde fraglos Verstärkung brauchen, denn im Alleingang war das „Einfangen“ dieses Killigrew nicht mehr zu bewerkstelligen. Don Juan sah das durchaus realistisch. Die Dimensionen hatten sich entscheidend verändert. Er mußte das unbedingt der Casa melden, falls sich eine Möglichkeit dazu bot.

      Wieder sah er sich in dem Boot liegen, beschützt und gepflegt von Killigrew, abgeschirmt von den Schnapphähnen durch Killigrew, ärztlich versorgt durch Killigrew. Immer wieder Killigrew, dachte er fast verzweifelt.

      Verdammt, Killigrew hatte ihm zweifellos das Leben gerettet, das entsprach durchaus den Tatsachen. Aber sollte er deshalb gleich sentimental werden, und die Jagd nach dem Feind der spanischen Krone aufgeben?

      Das konnte selbst Killigrew nicht erwarten, denn das waren zwei Paar Stiefel. Trotzdem fand er es auch weiterhin recht seltsam, daß ihn der englische Pirat nicht einfach über Bord gekippt hatte, als er hilflos und fiebernd im Boot lag. Da wollte er wohl bloß beweisen, was für ein guter Kerl er war. Jetzt zeigte sich ja sein wahres Gesicht. Er überfiel einen Geleitzug, schoß alles zusammen und plünderte ihn rigoros aus. Wenn das kein Piratenstück war!

      „Bleiben Sie so weit zurück, daß wir das letzte Piratenschiff nur noch als Strich an der Kimm sehen, Ramón. Daß sie weiter nach Süden segeln, deutet auf die Caicos- oder Turks-Inseln hin. Und ich möchte nicht, daß die Kerle mißtrauisch werden und etwas merken.“

      „Zu Befehl, Don Juan.“

      Langsam fiel die Schaluppe wieder zurück, bis der Konvoi kaum noch zu sehen war.

       3.

      Aber da war noch Old Donegal Daniel O’Flynn, dessen Gesicht so faltig und zerknittert war, daß das Altern darin überhaupt keinen Platz mehr hatte. So fühlte sich das alte Rauhbein an diesem Morgen auch taufrisch und munter.

      Händereibend über die reiche Beute, umkurvte er mit der „Empress“, dem originalgetreuen Nachbau seiner legendären „Empress of Sea“, auf der er die tollsten Dinge erlebt hatte, immer wieder den Verband und paßte auf wie eine Glucke auf ihre Küken, damit sich ja niemand näherte.

      Er sah auch nichts Beunruhigendes, obwohl er scharfe Augen hatte.

      Aber an Bord waren zwei, die noch schärfere Augen hatten, und das waren die Zwillingssöhne des Seewolfs.

      Hasard junior starrte schon eine ganze Weile zur dämmerigen Kimm, die dunstig und verwaschen wirkte.

      „Siehst du etwas, Philip?“ fragte er seinen Bruder. „Peil mal Steuerbord achteraus an.“

      Das tat Philip ausgiebig und nickte.

      „Ein ganz feiner Strich ist da zu erkennen.“

      „Zwei ganz feine Striche sind das“, sagte Hasard. „Das werden wir gleich mal dem Admiral melden.“ So nannten sie ihren Großvater manchmal, weil der einmal im Suff behauptet hatte, ihm stünde der Titel Admiral durchaus zu, zumal er sich auf seinem Schiff ohne weiteres selbst dazu befördern könne.

      Martin Correa stand an der Ruderpinne. Sven Nyberg und sein Freund Nils Larsen unterhielten sich über die Beute, während die Wolfshündin Plymmie ihr Schläfchen hielt.

      „Steuerbord achteraus sind zwei feine Striche an der Kimm zu sehen, Granddad“, sagte Hasard junior. „Die hängen schon eine ganze Weile da herum.“

      Old O’Flynn hustete ein bißchen und ließ sich das Spektiv geben. Kurz darauf entdeckte er die beiden senkrechten Striche.

      „Teufel auch“, grummelte er, „das ist ganz sicher der Schlorren, vor dem Hasard uns noch gewarnt hat. Ein Fühlungshalter ist das vermutlich. Ich dachte, der hätte uns längst aus den Augen verloren. Du hast gut aufgepaßt, Söhnchen, dafür gibt’s später auch einen Besanschot-an.“

      Ein kleines Gluckerchen aus der Pulle war für die Zwillinge bei Vater Hasard verpönt. Beim „Admiral“ durfte man schon hin und wieder in Maßen einen kleinen lenzen, da verfuhr der Alte großzügig, denn er dachte an seine eigene Jugend. Als er fast vierzehn Jahre alt war, da hatte er auch öfter mal einen ganz heimlich gegluckert und dafür Prügel bezogen.

      Der Statur und ihrem Kampfgeist nach waren die beiden in seinen Augen sowieso schon fast achtzehn Jahre alt.

      Er starrte noch einmal durch den Kieker und nickte dann.

      Beim zweiten Angriff auf den Geleitzug hatte Hasard den an der Kimm klebenden Spion gesichtet und davor gewarnt.

      „Kein Zweifel, das ist er“, sagte Old O’Flynn, „oder mein Holzbein soll Wurzeln schlagen.“

      Er blickte auch auf sein Holzbein, und als das nicht gleich Wurzeln schlug, war die Sache für ihn klar: Es konnte sich nur um den Fühlungshalter handeln, und der hatte nichts anderes im Sinn, als zu erfahren, wohin die vielen Klunkerchen denn wohl segelten.

      „Diesem Hühnerpuster werden wir mal auf den Zahn fühlen“, sagte er dann entschlossen.

      Die „Empress“ segelte zur Zeit achteraus der anderen Schiffe, lag also genau hinter dem großen Zweidecker „Caribian Queen“.

      Old O’Flynn ließ aufsegeln, bis er das Achterdeck des düsteren Schiffes erreichte und die Rote Korsarin auf dem Deck sah.

      Er legte die Hände trichterförmig an den Mund und preite Siri-Tong mit lauter Stimme an.

      „Steuerbord achteraus hängt ein Fühlungshalter. Das ist der Bursche, vor dem Hasard uns gewarnt hat.“

      Siri-Tong war sichtlich betroffen, denn sie wußte sofort, was ein Fühlungshalter in diesem Fall bedeutete, vor allem, wie gefährlich er für sie alle war. Wenn der weiter Fühlung hielt, kriegte er früher oder später heraus, welches Ziel sie anliefen und würde den Standort der Schlangen-Insel kennen. Das Geheimnis aber mußte ein Geheimnis bleiben, sonst stand die Existenz vieler Menschen auf dem Spiel.

      „Ich schlage vor“, brüllte Old O’Flynn, „daß ich dem Kerl mal den Puls fühle! Vielleicht kann ich ihn ablenken oder abwimmeln. Die anderen Schiffe können ja doch nichts unternehmen. Ihr seid zu schwer beladen und zu schwerfällig. Ihr würdet ihm nie auf segeln können.“

      „Sehr