Seewölfe Paket 24. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 24
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399925



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glaubte, irgendwo Singvögel zwitschern zu hören, bevor ihm die Sinne schwanden. Unsinn, dachte er, auf See gibt’s keine trällernden Piepmätze. Hanno hörte gar nichts mehr. Er sah nur blutrote und gelbe Kreise vor seinen Augen tanzen. Dann versank alles in erlösender Finsternis.

      Der Teniente Don José de Zavallo wollte sich in seiner Wut auf die beiden Besinnungslosen stürzen. Aber vom Achterdeck der Führungsgaleone ertönte eine schneidende Stimme. „Teniente!“

      De Zavallo wandte den Kopf. „Señor Capitán?“

      Der Verbandsführer hatte im stillen sein Urteil über diesen de Zavallo etwas revidiert. Für einen Teufelskerl hatte er ihn gehalten. Aber auch der Teniente war nicht übermächtig und unfehlbar. Die Deutschen hatten ihm eine harte Nuß zu knacken gegeben.

      „Teniente!“ rief der Kommandant. „Was ist da los? Wie konnte das schon wieder passieren?“

      „Unaufmerksamkeit!“ rief de Zavallo zurück. „Ich werde meine Leute dafür zur Verantwortung ziehen!“

      „Die Männer waren auf ihren Posten!“ rief der Kommandant. „Meine Männer können es bestätigen! Aber die Deutschen scheinen sie provoziert zu haben!“

      „Ja, so muß es gewesen sein“, antwortete de Zavallo.

      „Das reicht mir jetzt!“ rief der Verbandsführer. „Sorgen Sie dafür, daß so etwas nicht mehr geschieht.“

      „Ja, Señor!“ De Zavallo zitterte vor Wut. So etwas mußte ihm passieren! Diese verfluchten Deutschen! Er wies auf Hein Ropers und Hanno Harms. „Abführen, die Hunde!“ schrie er. „Schleppt sie weg! Sperrt sie zu den anderen in die Vorpiek!“

      Gesagt, getan – Hein und Hanno wurden von den aufgebrachten Soldaten nach unten transportiert. Dabei ging man nicht sehr zimperlich mit ihnen um. Hanno fing auch noch einen derben Tritt ein, als die Spanier das Schott der Vorpiek aufrissen und ihn zu den anderen warfen. Doch davon merkte er nichts. Er schlief immer noch tief und fest.

      Hein Ropers kam als erster wieder zu sich. Er rieb sich den Schädel und blinzelte ein bißchen mit den Augenlidern. Die höllischen Schmerzen gingen davon aber nicht weg.

      „He“, brummte er. „Wo bin ich hier?“

      „Wo wohl?“ sagte eine bekannte Stimme. „In der Vorpiek natürlich.“

      „Renke? Wo ist Hanno.“

      „Hier neben mir“, entgegnete Renke Eggens. „Mann, ihr habt ja einen Heidenspektakel veranstaltet. Was war los?“

      „Ablenkungsmanöver“, erwiderte Hein Ropers lakonisch. „Jeans Plan. Mel und Jan sind weg, abgehauen mit der Jolle.“

      „Gut“, sagte von Hutten. „Siehst du, Renke, es hat geklappt.“

      „Ein Glück“, sagte Renke. „Die beiden werden es schon schaffen, Hasard und den Wikinger zu verständigen. Na, dann haben wir ja wieder eine Hoffnung.“

      „Daß sie uns heraushauen“, brummte Hein Ropers. „Ehe die Dons uns an der Rah zum Zappeln aufhängen. Ich glaube, die haben so langsam die Schnauze von uns voll.“

      „Hat dieser Scheißteniente schon gemerkt, daß unsere Leute weg sind?“ fragte Erich Winlow.

      „Noch nicht“, erwiderte Hein Ropers. „Aber wenn ihr einen Schrei hört, wißt ihr, daß es soweit ist.“

      Die spanische Kriegskaravelle war unterdessen zurückgefallen und segelte wieder im Kielwasser der „Goldenen Henne“. Der Soldat, der auf der Back die Wache hatte, sah ein wenig verblüfft zum Heck der „Henne“. Immer wieder kratzte er sich an der Stirn. Da stimmte, doch was nicht!

      Schließlich benachrichtigte er den Profos, der auf der Kuhl der Kriegskaravelle das Kommando über die Mitternachtswache hatte. „Profos, Profos!“

      Der Profos setzte eine grimmige Miene auf. Schon wieder dieser Kerl, dachte er, der raubt mir noch den letzten Nerv. Der „Kerl“ war dafür bekannt, daß er immer eine Menge Geister und Spukgestalten sah, und er spann die übelsten Schauergarne. Seine Kameraden behaupteten, er sei nicht ganz richtig im Kopf – eben „etwas bescheuert“.

      Der Profos enterte auf die Back der Karavelle.

      „Was ist los?“ fragte er.

      „Da fehlt was am Heck der deutschen Karavelle“, sagte der Soldat aufgeregt.

      „So? Was denn? Das Ruder vielleicht?“

      „Ich weiß es nicht.“

      „Du weißt nicht, was fehlt?“ stieß der Profos wutschnaubend aus. „Weißt du, was ich glaube? Dir fehlt was – nämlich der Grips! Statt dessen hast du Kabelgarn in deinem Gehirn!“

      „Ja, Señor“, sagte der Soldat, dann drehte er sich wieder um und blickte starr zum Heck der „Goldenen Henne“. Da fehlte wirklich was – aber es wollte ihm nicht einfallen, was es war.

      Erst etwa eine Stunde nach Mitternacht wurde das Fehlen der beiden deutschen „Hands“ an Bord der „Goldenen Henne“ von de Zavallos Soldaten bemerkt. Und da stieß de Zavallo den Wutschrei aus, auf den die Männer in der Vorpiek warteten. Sie grinsten sich im Dunkeln an.

      „Jetzt hat er sein Fett“, sagte Hanno Harms, der mittlerweile auch das Bewußtsein wiedererlangt hatte. „Das gönn’ ich ihm, diesem eitlen Gockel.“

      „Wo sind sie?“ brüllte de Zavallo Jean Ribault an, nachdem man ihm das Fehlen von Jan Ranse und Mel Ferrow gemeldet hatte.

      Jean Ribault zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Über Bord gefallen vielleicht?“

      De Zavallo wäre dem Franzosen am liebsten an die Kehle gesprungen, doch er bezwang sich.

      „Wo sind sie?“ brüllte er noch einmal.

      „Ich weiß es nicht“, antwortete Jean Ribault, und das stimmte im Prinzip ja auch. Wußte er, wo Jan und Mel jetzt waren? Nein. Nur eins war ihm gewiß – daß es den Spaniern jetzt garantiert nicht mehr gelang, die beiden Flüchtlinge wiederzufinden.

      „Teniente!“ rief der Sargento vom Achterdeck. „Die Jolle ist auch weg!“

      „Die Jolle“, sagte de Zavallo ächzend. „Sie sind damit getürmt.“ Er sah Jean Ribault mit wilder Mordlust in den Augen an. „Und du hast es gewußt, du Hurensohn!“

      „Wenn ich ein Hurensohn bin, bist du ein verdammter Bastard“, sagte Ribault, allerdings auf Deutsch.

      „Sprich Spanisch!“ schrie de Zavallo.

      „Teniente!“ rief in diesem Moment der Verbandsführer. „Was ist jetzt schon wieder passiert?“

      „Zwei Deutsche sind geflohen!“ erwiderte de Zavallo. „Mit der Jolle, die wir im Schlepp hatten!“

      „Das haben Sie zu verantworten, Teniente!“ rief der Verbandsführer. „Passen Sie gefälligst besser auf!“

      „Ich finde sie wieder!“ stieß de Zavallo mit seltsam schriller Stimme hervor. Seine Nerven schienen der Belastung kaum noch gewachsen zu sein.

      „Nein!“ rief der Kommandant. „Wir werden wegen dieser beiden Kerle nicht die Fahrt unterbrechen und eine Suchaktion beginnen! Das ist Unsinn!“

      „Aber …“

      „Wir segeln weiter!“ rief der Verbandsführer. „Der Teufel soll die Kerle holen! Achten Sie gefälligst darauf, daß es nicht dauernd zu Zwischenfällen kommt, verdammt noch mal!“

      „Ja, Señor!“ würgte de Zavallo hervor. Diesen Rüffel mußte er einstecken – er! Am liebsten wäre er in der See versunken. Eine solche Blamage hatte er schon lange nicht mehr erlitten. Deutsche Bastarde, dachte er, das sollt ihr mir büßen!

      Täuschte er sich – oder ertönte aus der Vorpiek ein dumpfes, höhnisches Lachen? Herrgott, dachte er, ich verliere noch den Verstand.

      Ja,