Seewölfe Paket 24. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 24
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399925



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wer paßt inzwischen auf die Kinderchen auf?“ fragte sie.

      „Martin ist ja an Bord“, sagte Mary, „der kann mal hin und wieder nach den Kleinen sehen. Außerdem sind wir ganz in der Nähe. Da kann nichts passieren.“

      Sie nahmen große geflochtene Körbe für die Langusten mit und gingen von Bord.

      Martin sah ihnen grinsend nach, wie sie im flachen Strandwasser auf Langustenfang zogen.

      Es wimmelte hier wirklich von den Tieren. Alle drei Frauen sammelten mit Feuereifer Langusten ein, die in Strandnähe herumkrebsten.

      Mary war so eifrig bei der Sache, daß sie darüber ihren alten Brummbär ganz vergaß.

      Innerhalb einer knappen Stunde hatten sie drei Körbe voll.

      „Ob das reicht?“ fragte Gotlinde. „Ich kenne doch den Bärenhunger der Kerle.“ Sie sah zweifelnd auf die Masse krabbelnder Leiber, die ihre Fühler nach allen Seiten streckten.

      „Wir sammeln noch mehr“, entschied Mary, „es gibt ja genügend. Außerdem haben wir noch reichlich Zeit bis zum Abend. Dann entzünden wir am Südufer der Bucht ein Feuer und bereiten sie zu.“

      Erneut herrschte Betriebsamkeit in der Bucht. Während die Männer hart arbeiteten, fingen die drei Frauen weiterhin Langusten, bis kein Zweifel mehr daran bestand, daß sie reichen würden, selbst wenn der Hunger noch so groß war.

       4.

      Old O’Flynn hatte allen Grimm der Welt in sich. Grollend und vor sich hin brabbelnd, wackelte er aus der Jolle und gab ihr noch einen wütenden Fußtritt.

      Dann befühlte er voller Zorn seinen Schädel und erschrak. Himmel, er rannte ja wie ein Einhorn durch die Gegend. Die Beule mußte mindestens zehnmal größer als sein Schädel sein. Er schielte ein bißchen nach oben in der Erwartung, ein recht großes Gebilde zu sehen, aber da war nichts, was ihn mächtig erstaunte.

      „Scheißtag“, knurrte er, „die Welt kann mich mal. Die werden mich noch kennenlernen, und zwar gründlich.“

      Old O’Flynn stapfte weiter, einfach aufs Geratewohl zog er los und nahm Kurs Nordost quer über die Halbinsel.

      So bemerkte ihn auch der Ausguck in der Kiefer nicht, denn Old O’Flynn entzog sich allen Blicken auf seinem eigenwilligen Kurs.

      Ein warmer Wind wehte ihm um die Ohren. Über ihm spannte sich ein seidiger Himmel, und aus Osten war leise das Rauschen des Meeres zu hören. Auch das leise Tosen der Wogen, die sich über dem Korallenriff brachen, drang an seine Ohren.

      Er hörte es nicht in seinem Zorn. Er sah auch nicht die liebliche Landschaft mit den Palmen, die Dünen, die sanften Täler und das dichte Strandgestrüpp. Er wollte auch gar nichts sehen, er wollte einfach nur mal ein Stück laufen, um diese verdammte Bratpfanne und alles, was dazugehörte, zu vergessen.

      Je weiter er rannte, desto mehr kroch der Zorn in ihm hoch. Er kniff die Lippen zusammen und schimpfte leise vor sich hin. Manchmal lachte er auch gallebitter und höhnisch auf.

      „Ha, Vater, was?“ schrie er in den blauen Himmel. „Wenn das jedesmal mit der Bratpfanne eingeläutet wird, kann ich darauf verzichten. Außerdem hab’ ich genug Krakeeler in die Welt gesetzt. Bin ich vielleicht der Kalif von Bagdad?“

      Fuchtig, gallig und giftig ging er weiter, humpelte durch ein Dünental und griff wieder nach seinem Schädel. Der brummte immer noch wie ein aufgescheuchter Bienenstock. Und von der Beule hatte er das Gefühl, sie würde bis an die Kimm reichen, wenn er sich nur bückte.

      Nach einer Weile riß er beide Arme hoch. Da ihn ohnehin keiner hörte, führte er lauthals Selbstgespräche und beklagte sich maulend.

      Die Vorstellung, Vater zu werden, lud seinen Zorn immer mehr auf, bis er zum Bersten angefüllt war.

      „So ein Quatsch!“ rief er laut. „Da sind ja meine Enkel Hasard und Philip wesentlich älter als mein Sohn, wenn der in sieben Monaten das Licht der Welt erblickt!“

      Daß es ein Sohn werden würde, stand für Old O’Flynn natürlich völlig außer Zweifel. Es gab gar keine andere Möglichkeit. Sieben Söhne hatte er schließlich in die Welt gesetzt. Die eine Tochter Gwendolyn war da nur eine Ausnahme gewesen, sozusagen ein Ausrutscher, ein Irrtum.

      Er kicherte boshaft und stieß mit seinem Holzbein so heftig in den Sand, daß eine große Wolke vor ihm aufstob.

      „Ha, die sind dann schon fast fünfzehn Jahre alt, meine Enkelchen! Und ich bin dann mein eigener Urgroßvater. Das ist verwandtschaftlich gar nicht zu lösen.“

      Dann fiel ihm siedendheiß etwas anderes ein, und das entflammte seinen Zorn noch mehr und stachelte ihn wieder mächtig an.

      „Verdammt!“ murmelte er betroffen. „Was werden nur die anderen denken? Das spricht sich doch schnell herum, die erstaunliche Tatsache, daß ich wieder Vater werde. Der Profos“, rief er wild, „der wird sich doch halb totlachen, was, wie? Und die anderen erst!“

      Er glaubte schon jetzt, das homerische Gelächter Edwin Carberrys in seinen Ohren gellen zu hören. Diese Vorstellung trieb ihn fast zur Weißglut.

      „Lach du nur!“ schrie er. „Dir werd’ ich’s schon geigen, und zwar mit dem Holzbein, du Hurensohn! Du bist der erste, der durch die Rutsche geht, wenn sie fertig ist.“

      So schrie, rief oder fluchte er vor sich hin. Dann mußte er sich erst einmal in den Sand setzen, um zu verschnaufen. Das alles regte ihn doch mächtig auf – hauptsächlich das selten dämliche Lachen des Profos’.

      Er fand, daß seine Beule noch mehr angeschwollen war. Wie der Himmelsdom wölbte sie sich auf seinem Schädel.

      Vater – hm – hm. Er dachte an den Wikinger Thorfin Njal. Der war ja auch nicht mehr der Jüngste, der graurotbärtige Riese. Dieser behelmte Nordpolaffe hatte aber immerhin gleich ein Pärchen auf Stapel gelegt. Alle Achtung – Donnerwetter!

      Vielleicht wurde es bei Mary auch ein Pärchen – oder vielleicht sogar Drillinge!

      Bei dieser Vorstellung brach Old Donegal der Schweiß aus. Um Himmels willen, möglich war schließlich alles.

      Zwillinge oder Drillinge, dachte er wie betäubt. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und überlegte krampfhaft, was sein Sohn Dan wohl dazu sagen würde. Nicht zu den Zwillingen oder Drillingen – überhaupt und so! Das war auch noch ein Kapitel für sich. Der „Bengel“ würde ganz sicher auch noch ein paar dämliche Sprüche ablassen, und dann würden sie gemeinsam wie kranke Hengste wiehern, diese Rabauken.

      Sehr verdrießlich starrte er grübelnd vor sich hin. Aber das half auch nichts, und so setzte er seinen Marsch ins Blaue wutgeladen fort.

      Jetzt war er richtig in Braß, denn hinter jeder Düne, hinter jedem Strauch und Gestrüpp sah er im Geiste Carberry hocken, der sich über ihn halb totlachte.

      „Na, du alter Zausel“, würde er höhnen, „hast noch mal was auf Kiel gelegt, was, wie? Wer hätte das von dir gedacht, wo du doch schon älter als Methusalem bist.“

      „Verflucht noch mal!“ knurrte der Alte erbittert. „Du gehst sowieso durch die Rutsche, aber vorher wickel’ ich dir noch mein Holzbein achtmal um den Hals.“

      Es ging jetzt etwas bergan, eine bewachsene Düne hoch. Eine dichte Gruppe aus Gestrüpp versperrte ihm den Weg.

      Aber das focht Old Donegal nicht an. Er war ohnehin in Braßfahrt und rammte blindwütig alles, was ihm im Weg war.

      Auch hier durchstieß er voller Zorn wie ein wutschnaubender Bulle das Gestrüpp, doch diesmal erlebte er eine höllische Überraschung.

      Übergangslos und ganz überraschend gab der Boden unter ihm nach. Old O’Flynn schnappte hörbar nach Luft. Dann griff er mit einem wilden Schrei um sich.

      Aber da war nichts mehr. Höchstens