Seewölfe Paket 28. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 28
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399963



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diesem Eisenmann, so seltsam er sein mochte. Er brachte einem eher das Lachen als das Fürchten bei, und doch spürte sie tief in ihrem Inneren, daß er ein aufrichtiger und guter Mann war, der nur das Beste wollte.

      Verrückt war er wohl nicht. Ton de Wit war auch kein Blödian, obwohl er meistens dummes Zeug redete, sobald er den Mund auftat. Aber irgendwie fühlte sich das Mädchen wohl bei ihnen. Nie wäre es den beiden Männern eingefallen, sie unsittlich anzufassen, Sie benahmen sich wie die Mönche.

      Nur manchmal packte Ludmilla eben das Heimweh. Sie seufzte. Wollte sie wirklich nach Hause zurück? Doch, gewiß. Schon allein wegen der feinen Sachen, die es dort zu essen gab.

      „Was ist, was ficht dich an?“ fragte Branco Fernan.

      „Ach, nichts“, erwiderte sie und stand auf. „Ich gehe Wasser holen.“ Sie griff sich den leeren Schlauch, der an Jolantes Sattel hing.

      Der Riese war mit zwei Schritten neben ihr. „Ich begleite dich.“

      „Laß mich in Ruhe.“

      „Das tue ich sicher, aber ich begleite dich.“

      „Ich habe keine Angst“, sagte sie trotzig.

      „Nein, aber du könntest wieder weglaufen. Dann landest du in einem Sumpfloch, und wir haben wieder unsere Mühe, bis wir dich finden.“

      Ludmillas Augen sprühten Zorn und Feuer. „Ich reiße nicht aus, das verspreche ich dir.“

      Branco Fernan nickte. Prompt klappte das Visier zu. „Du hast schon sooft so viel versprochen, mein Kind“, klang es hohl aus dem Inneren des Helmes. „Ich frage dich, wie sollen wir dem noch Glauben schenken?“

      „Rutscht mir doch den Buckel runter, ihr Narren“, sagte sie schroff. Dann ging sie zum Ufer des Flusses.

      Ton de Wit marschierte mit vergnügtem Gesicht hinter ihr her.

      Ludmilla trat ans Ufer des Tigris, bückte sich und ließ Wasser in den Schlauch laufen. In den ersten Tagen hatte sie Angst gehabt, das Wasser könne vergiftet sein. Dann aber hatte sie sich von Branco Fernan überzeugen lassen, daß man es genießen konnte.

      Überhaupt schien der Mann immer alles zu wissen. Er steckte voller Überraschungen. Er war klug und schrullig, intelligent und total verdreht.

      Das Mädchen hob etwas den Kopf und spähte über den Fluß. Da – was war das? Schwamm da nicht etwas?

      „Sieh mal, Ton“, sagte sie leise. „Da treibt was.“

      „Ach, du willst mich bloß ablenken.“

      „Unsinn, es treibt auf uns zu.“

      Er kniff die Augen zusammen. „Es ist zu dunkel, ich kann nichts erkennen.“

      „Nein? Schau richtig hin. Das ist eine Gestalt, ein Körper!“

      „Ja, du hast Katzenaugen“, sagte der Riese.

      „Ein Mensch“, sagte Ludmilla entsetzt. „Da schwimmt ein Mensch!“

      „Bewegt er sich?“

      „Nein.“

      „Dann schwimmt er nicht“, korrigierte sie der Riese. „Er treibt.“

      „Du machst mich zappelig“, sagte Ludmilla wütend. „Kann man nicht mal ernst mit dir reden? Ist der Mensch tot, meinst du das?“

      „Ich sehe nur einen Schatten, ich kann es nicht wissen“, erwiderte der Riese.

      „Wir müssen ihm helfen“, sagte das Mädchen. „Das ist unsere Christenpflicht.“

      „Wenn er tot ist, kann ihm keiner mehr helfen“, murmelte Ton de Wit.

      „Du bist gemein“, sagte sie verärgert. „Gott würde das nicht gern hören.“

      Der Riese kratzte sich am Kopf. Er war jetzt richtig verlegen. Wie nun, wenn der Mann im Fluß doch noch am Leben war? Entschlossen stieg Ton de Wit ins Wasser. Der Mann – er konnte ihn jetzt richtig erkennen, denn es trennten sie nur noch höchstens zehn Meter.

      Dann schob Ton de Wit seine Arme unter den Reglosen, hob ihn hoch und trug ihn an Land. Der Mann gab kaum hörbare Laute von sich. Seine Augen waren geschlossen, aber sein Herz schlug.

      „Er lebt noch“, sagte Ton de Wit.

      Ludmilla trat näher.

      „Er lag auf dem Rücken im Wasser“, sagte sie. „Das war sein Glück. Sonst wäre er ersoffen.“ Plötzlich weiteten sich ihre Augen. „Den kenne ich! Das ist einer von den Piraten!“

      „Ich werfe ihn wieder ins Wasser“, sagte der Riese aufgebracht.

      „Nein, das darfst du nicht!“

      „Er ist einer von denen, die dir Gewalt antun wollten!“

      „Ja, aber in der Bibel steht, daß man auch seinen Feinden helfen soll. Jesus Christus hat das gesagt.“

      „Du hast die Bibel ja noch nie gelesen“, sagte der Riese.

      „Du vielleicht?“

      „Ich weiß mehr darüber als du“, sagte Ton de Wit grollend. „Auge um Auge, Zahn um Zahn, so ist es im Alten Testament niedergeschrieben.“

      „Wir fragen Branco Fernan um Rat“, sagte das Mädchen. „Los!“ Sie lud sich den Wasserschlauch auf die Schulter und schritt voran, zurück zum Rastplatz. Ton de Wit hatte keine andere Wahl, er mußte den Piraten zum Lager tragen.

      „Was ist denn?“ fragte Branco Fernan. Er sah von seiner Lektüre, der Bibel auf. „Ich habe mich schon gefragt, wo ihr bleibt.“

      „Schau mal, wen wir hier haben“, sagte Ludmilla.

      Ton de Wit ließ den Flußräuber ziemlich unsanft auf den Boden sinken.

      „Er ist einer von denen, die mich gepackt und vom Boot zur Hütte geschleppt haben“, erklärte das Mädchen, als sei das etwas, auf das man stolz sein könne.

      „Am liebsten würde ich ihm sämtliche Knochen im Leib brechen“, sagte Ton de Wit. Sein Blick verkündete, daß er es wirklich ernst meinte.

      Branco Fernan untersuchte den Mann. Sein Visier klappte dabei dreimal zu. Ludmilla hatte schließlich die Idee, hinter ihn zu treten und das Visier mit beiden Händen festzuhalten.

      „Verletzt“, sagte Branco Fernan. „Von mehreren Messerstichen getroffen. Er hat viel Blut verloren.“

      „Haben die Kerle sich vielleicht gestritten?“ fragte Ton de Wit.

      „Das ist gut möglich“, entgegnete der Ritter. „Ich werde ihn sogleich verbinden. Wenn wir Glück haben, kommt er durch. Die Nacht wird die Entscheidung über sein Leben bringen.“

      „Wieso ist das ein Glück, wenn er durchkommt?“ fragte Ton de Wit böse.

      Branco Fernan blickte ihn zurechtweisend an. „Vor dem Herrn sind alle Menschen gleich, und selbst der schlimmste Sünder läßt sich bekehren, hast du das vergessen?“

      „Nein.“

      „Dann hör endlich auf zu meckern“, sagte Ludmilla. Sie hatte bereits angefangen, Wasser für die Säuberung der Wunden vorzubereiten.

      Als Güner, der Kurde, am Morgen seine Augen aufschlug, wähnte er sich im Jenseits. Ein liebliches Mädchengesicht war über ihm, sanft und lächelnd. Sicherlich handelte es sich um einen Engel.

      „Wie geht es dir?“ fragte sie, aber er verstand ihre Sprache nicht. Dann fiel ihm ein, daß er sie kannte.

      „Bist du auch tot?“ fragte er verdutzt.

      „Was sagt er?“ wollte Ludmilla wissen.

      Branco Fernan und Ton de Wit rückten näher und beugten sich über das Lager ihres Patienten.

      „Er spricht Arabisch“, sagte der Ritter. „Er