Название | Seewölfe Paket 28 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399963 |
„Lassen Sie hören“, sagte Ben Brighton, und er schaffte es, immer noch ruhig zu bleiben.
Der untersetzte Türke verschränkte die Arme vor der Brust.
„Wir verlangen nicht einmal Ihr Schiff“, sagte er grinsend. „Wir fordern lediglich die gesamte Ladung, die wir in Leichtern übernehmen werden. Als Gegenleistung unsererseits wird Ihr Kapitän gesund und wohlbehalten freigelassen. Über die Einzelheiten der Übergabe können wir uns selbstverständlich noch einigen.“
Brighton und de Alcazar wechselten einen Blick.
„So weit, so gut“, sagte Ben kalt. „Im Prinzip bleibt uns nichts anderes übrig, als den Handel anzunehmen. Ich verlange aber einen Beweis dafür, daß Kapitän Killigrew noch lebt.“
Gökhüyüks Grinsen zog sich bis zu den Ohrläppchen hoch.
„Natürlich haben wir daran gedacht“, sagte er, zog ein zusammengerolltes Papier unter seinem Wams hervor und übergab es dem Ersten Offizier der „Santa Barbara“.
Ben Brighton rollte das Papier auseinander und hielt es so, daß auch Don Juan das Geschriebene lesen konnte.
Ich bin am Leben und unverwundet. Mir geht es gut. Bitte erfüllt alle Bedingungen, die die Überbringer dieses Briefes euch stellen – Hasard.
Weder Ben noch Don Juan ließen sich etwas anmerken.
Doch beide erkannten sofort das besondere Zeichen. Das schräggestellte „H“ stammte aus einer Geheimschrift, die die Schlangenpriesterin Arkana von ihren Ahnen ererbt und an den Seewolf weitergegeben hatte. Don Juan hatte diese Zeichen später gelernt, nach dem Untergang der Schlangen-Insel, als er zum Bund der Korsaren gestoßen war.
Gebe niemals nach! besagte dieses Schriftzeichen, das nur zufällig dem Großbuchstaben aus der lateinischen Schrift glich.
Was Hasard damit ausdrücken wollte, war klar. Nämlich das Gegenteil von dem, was er – sicherlich weisungsgemäß – geschrieben hatte. Welchen Grund er auch immer dafür haben mochte – der Seewolf forderte seinen Stellvertreter auf, nicht auf die Forderungen der Entführer einzugehen.
Hasard mußte einen möglichen anderen Ausweg sehen. Anders war sein Hinweis nicht zu erklären.
„Zufrieden?“ fragte Gökhüyük feixend und beugte sich mit scheinheiligem Interesse vor.
„Überhaupt nicht“, sagte Brighton und grinste plötzlich ebenfalls. „Ich habe nämlich meine Meinung geändert. Sind wir uns einig, Juan?“ Er richtete die Frage an seinen Nebenmann, ohne den Blick zu wenden.
„Klar“, sagte Don Juan nur und setzte dazu eine spöttische Miene auf, die den Nachrichtenübermittler Üzürgüls in beginnende Unsicherheit stürzte.
Doch Gökhüyük gab sich einen innerlichen Ruck. Er wußte, daß er hier die Oberhand behalten mußte. Anders ging es auch gar nicht, denn er hatte schließlich die stärkeren Verhandlungsargumente. Er grinste erneut.
„Zum Herumalbern ist dies eigentlich nicht der richtige Moment“, sagte er schroff. „Ich würde mich an Ihrer Stelle mal in die Lage Ihres Kapitäns versetzen. In seinem Interesse sollten Sie mit so dämlichen Scherzen aufhören.“
Ben Brighton und Don Juan de Alcazar schüttelten den Kopf.
„Das sind verdammt keine Scherze“, sagte Ben. „Es ist nur so, Mister Gökhüyük: Was aus unserem Kapitän wird, ist uns gleichgültig. Ich bin der Erste Offizier, wie Sie gehört haben, und ich habe lange genug darauf gewartet, endlich das Kommando über dieses Schiff zu übernehmen. Könnte ich eine bessere Gelegenheit erhalten als diese? Und Mister de Alcazar ist mein künftiger Erster Offizier. Machen Sie also mit Killigrew, was Sie wollen. Richten Sie das Ihrem Anführer aus.“
Dem Türken war das Grinsen vergangen.
„Haben Sie den Verstand verloren!“ keuchte er. „Das ist Meuterei gegen eine Anweisung Ihres Kapitäns.“
Ben Brighton zog die Schultern hoch.
„Nennen Sie es, wie Sie wollen. Für mich ist es die beste Gelegenheit meines Lebens. Jawohl, im Grunde müßte ich Ihrem Haufen noch dankbar sein!“
Mehmet Gökhüyük erbleichte. Fassungslos stierte er den breitschultrigen Engländer an.
Don Juan klopfte seinem angeblichen künftigen Kapitän auf die Schulter und stelzte betont steifbeinig nach Steuerbord. Dort beugte er sich über die Verschanzung, stieß einen kurzen Pfiff aus und gab den Männern in der Jolle ein Handzeichen.
Dan O’Flynn zeigte klar. Augenblicklich stießen die Arwenacks das Boot von der Bordwand der „Santa Barbara“ ab und legten die Riemen in die Dollen.
Gökhüyük beobachtete das Verhalten des Spaniers mit gefurchter Stirn. Verwirrt mußte er im nächsten Atemzug seine Aufmerksamkeit auf den Ersten Offizier lenken.
„Hauen Sie ab“, sagte Ben Brighton knurrend. „Los, verschwinden Sie. Richten Sie Killigrew aus, daß er bleiben kann, wo der Pfeffer wächst. Wir wären schon längst ankerauf gegangen, wenn wir Klarheit gehabt hätten.“
Für Mehmet Gökhüyük klang das alles so bestürzend plausibel, daß er nicht einmal auf die Idee kam, besser darüber nachzudenken.
Don Juan kehrte von Steuerbord zurück und baute sich breitbeinig und drohend auf.
„Jetzt werden andere Saiten aufgezogen“, sagte er scharf. „Wir haben es nicht mehr nötig, uns noch länger mit hergelaufenen Galgenvögeln abzugeben.“
Gökhüyük zog den Kopf zwischen die Schultern. Ein gefährliches Flackern wurde in seinen Augen erkennbar. Seine Gedanken waren leicht nachzuvollziehen. Die offenbar geringe Zahl von Crewmitgliedern, die Furcht davor, dem Anführer ohne das gewünschte Ergebnis unter die Augen treten zu müssen – all das ließ in Sekundenschnelle den Entschluß des Türken reifen.
Er wirbelte herum und stürmte zur Backbordverschanzung des Achterdecks.
Ben Brighton und Don Juan sahen sich lächelnd an.
„Angriff!“ brüllte Gökhüyük auf türkisch. „Entert das Schiff! Tötet sie alle, die ungläubigen Hunde!“
Abermals packte ihn die Verwirrung, als er sah, daß seine Männer starr und ohne zu antworten dastanden und zum Bug der „Santa Barbara“ stierten. Keiner von ihnen unternahm auch nur die geringsten Anstalten, den Befehl auszuführen.
Gökhüyük begriff nicht, was sich abspielte. Unschlüssig drehte er sich um, da ihm einfiel, daß er tatsächlich keine Waffe bei sich hatte, mit der er sich an Bord der Galeone hätte durchsetzen können, bis seine Mannen das Schiff geentert hatten.
Er zuckte zusammen.
Ben Brighton stand lächelnd vor ihm und hielt ihm die Spitze seines Entersäbels vor die Nase. Die breite Klinge glänzte im Licht der schräg einfallenden Sonnenstrahlen.
Gökhüyük stand regungslos, während er seinen Blick auf die riesengroß in sein Gesichtsfeld ragende Klinge richtete. Zwangsläufig begann er zu schielen. Er gelangte nicht zur Besinnung. Der nächste Wechsel des Geschehens ließ nicht auf sich warten.
Der alte Kampfruf aus Cornwall ertönte von Backbord. Für den Türken war es allerdings mehr ein zorniger Donnerhall, dessen Wortsinn er nicht kannte.
„Ar – we – nack! Ar – we – nack!“
Die Kerle an Bord der Dhau waren in ihrer Unschlüssigkeit festgenagelt. Der Respekt vor