Seewölfe Paket 28. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 28
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399963



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entgegnete der Profos. „Wir sind, gerade erst mit unserem Schiff eingelaufen.“

      „Engländer also“, sagte der Portugiese und blickte die Mannen einen nach dem anderen an.

      „Der größte Teil“, sagte Carberry. „Aber zur Sache. Wir brauchen Proviant, vor allem frisches Zeug. Wir wollen einkaufen. Ist das hier möglich?“

      „Aber natürlich“, erwiderte Moravia lachend. Er breitete die Arme aus. „Unser Lager gehört euch! Sucht euch aus, was ihr haben wollt! Wir haben günstigere Preise als das Araber-Pack, und wir hoffen, daß bald auch die letzten Buden dieser Alis aus der Kasbah verschwunden sind. Dann breiten wir uns auch dort aus!“

      Matt Davies stieß einen leisen Pfiff aus. Higgy und Paddy tauschten Blicke. Mac stieß Stenmark mit dem Ellenbogen an.

      Don Juan sagte: „Ihr Portugiesen seid also dabei, den einträglichen Handel an euch zu ziehen, wie?“

      „So ist es“, erwiderte Moravia. „Wir sitzen seit ein paar Jahren hier und haben bescheiden angefangen. Natürlich können wir das Gesindel nicht gewaltsam vertreiben. Dazu sind wir zu wenige, außerdem würde der Sultan nicht mitspielen. Wir booten die Brüder ganz langsam und heimlich aus.“

      „Das sind ja feine Methoden“, sagte Don Juan.

      Moravia fixierte ihn. „Hast du was dagegen?“

      Don Juan de Alcazar hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. „Wenn der Sultan keine Einwände hat, was soll ich als Fremder dann beanstanden?“

      Carberry, Mac, Matt, Higgy und die anderen taxierten routinemäßig die anderen Männer, die zu der Belegschaft des unterirdischen Warenlagers gehörten. Zehn Portugiesen, drei Araber – und der kleine Dicke, der, wie sich inzwischen herausgestellt hatte, auf den Namen Halef hörte. Mit Moravia waren das also fünfzehn Mann, die man im Falle einer Auseinandersetzung gegen sich hatte. Aber warum sollte man sich streiten? Dazu bestand nicht der geringste Anlaß.

      Moravia grinste breit. „Ja, da hast du recht. Na los, Freunde, nun fangt schon an. Womit können wir euch als erstes dienen?“

      Der Profos holte wieder seine Liste zum Vorschein. „Mit Maismehl.“

      „Wieviel Pfund?“

      „Erst mal fünfzig“, erwiderte Carberry. „Dann sehen wir weiter. Habt ihr auch frisches Gemüse und Obst?“

      Der bärtige Portugiese lachte und rieb sich die Hände. „Alles, was das Herz begehrt! Das habe ich dir doch gesagt! Schau her!“ Er griff hinter sich und wies zwei große, rote Pfirsiche vor. „Hast du jemals so große Früchte gesehen?“

      „Selten“, erwiderte Carberry.

      „Willst du mal reinbeißen?“

      Der Profos hob abwehrend die Hand. „Nein, ich habe schon gefrühstückt. Wie sieht es mit Fisch aus?“

      „Von der Sardine bis zum Seewolf ist alles vorhanden“, erklärte Moravia.

      „Wenn das kein gutes Omen ist“, sagte Jack trocken.

      „Ihr seid tüchtige Leute“, sagte Mac Pellew zu Silvestro Moravia, doch seiner gallebitteren Miene war abzulesen, daß er nach wie vor argwöhnisch war.

      „Wir tun, was wir können“, entgegnete der Portugiese und warf Halef einen bedeutungsvollen Blick zu. Halef kicherte und fügte hinzu: „Und wenn ihr Sklaven, Maultiere oder bunte Vögel wollt, so werden auch die im Handumdrehen beschafft. Und Weiber – Weiber gibt es in Hülle und Fülle, in allen Altersklassen.“

      Moravia grinste immer noch. „Halef ist ein alter Lustmolch, er hat nur die Frauenzimmer im Kopf. Hört nicht auf ihn. Er glaubt nicht, daß es verboten ist, Frauen an Bord von Segelschiffen zu holen.“ Völlig übergangslos fragte er: „Wer ist denn dieser Kapitän Killigrew?“

      „Ein guter Kapitän“, erwiderte Carberry.

      „Das glaube ich, aber ich meine was anderes. Seid ihr Handelsfahrer?“

      „Forschungsreisende“, erklärte Carberry allen Ernstes. Seine Kameraden hatten Mühe, ein Grinsen zurückzuhalten.

      Moravia zog die Augenbrauen hoch. „Und was erforscht ihr?“

      Wieder war der Profos um keine Antwort verlegen. „Ach, die große, weite Welt. Wir sind in China gewesen, auf den Molukken und anderswo. Von überall haben wir ein paar seltene Gewürze und Blumen mitgebracht. Es handelt sich um einen Auftrag des englischen Königshauses.“

      „Das ist ja hochinteressant.“

      „Ja, ist es.“

      „Und ihr habt Geld?“ fragte der Portugiese.

      „Genug Geld, um deine Waren zu bezahlen“, entgegnete der Profos. „Du brauchst dir keine Sorgen zu bereiten.“

      „Ich habe es gewußt“, sagte Moravia zufrieden lächelnd. „Unter Ehrenmännern versteht man sich auf Anhieb.“

      Während sich die beiden unterhielten, hatte Mac Pellew einen kleinen Streifzug durch das Gewölbe unternommen. Er blieb mal hier und mal da stehen, hielt seine Nase in Rosinenkisten und Rübensäcke, schnupperte und inspizierte. Was sich hier dem Auge und dem Riechorgan bot, war wirklich erstklassige Ware. Nichts daran auszusetzen – die Arwenacks waren nur gut beraten, wenn sie sich hier eindeckten.

      Plötzlich tauchte einer der Araber neben Mac auf. Er hielt eine Hand an den Mund und zischelte: „Herr, seid vorsichtig. Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu!“

      „Wie meinst du das?“ fragte Mac verblüfft. Er war ohnehin erstaunt, daß das Kerlchen die portugiesische Sprache beherrschte.

      „Die Sachen sind alle geklaut.“

      „Schmuggelware?“ flüsterte Mac.

      „Schlimmer. Das meiste wird den arabischen Händlern einfach entrissen. Sie sind machtlos dagegen.“

      „Und warum bist du dabei?“ raunte Mac dem Araber zu.

      „Weil sie mich sonst umbringen“, erwiderte das Kerlchen. „Ich habe mich ihrem Spiel verschrieben, kann nicht mehr fort. Ich kann euch nur warnen, Herr. Wenn euch jemand verpfeift und der Sultan erfährt, daß ihr Diebesware auf euer Schiff nehmt, dann droht euch die Todesstrafe.“

      „Feine Sitten hier in Masquat“, brummte Mac. „Ich frage mich bloß, warum die Bande bisher noch nicht aufgeflogen ist? Ist der Sultan denn blind?“

      „Sultan Quabus bin Said ist mit den portugiesischen Kapitänen, die in Masquat wohnen, gut Freund. Außerdem hat Moravia einen Kadi und einen Mufti bestochen. Die halten ihm den Rücken frei.“

      „Verstehe.“

      „Osman!“ rief Moravia plötzlich. „Wo steckst du, du Halunke? Komm her! Du füllst das Maismehl in Säcke ab, oder es gibt Zunder!“

      „Ja, Herr!“ Osman, das Kerlchen, war wie der Blitz von Macs Seite verschwunden und gesellte sich mit solcher Geschwindigkeit zu seinen beiden Landsleuten zurück, daß Moravia und die anderen Portugiesen nichts von seinem Abstecher bemerkten. Die Säcke, Kisten und Fässer waren dazwischen – als ideale Versteckmöglichkeit.

      Carberry hatte Moravia eine Goldmünze gezeigt. Moravia war begeistert. Mac Pellew gab seinem Profos zwar einen Wink, aber es geschah nicht mehr rechtzeitig genug. Der Portugiese wußte nun, daß die Mannen Gold- und Silbermünzen in ihren Gürteln trugen. Seine Gier war geweckt.

      Carberry sah die Gebärde und schritt zu Mac hinüber.

      „Na, was ist denn?“ fragte er.

      „Sieh dir mal diese Rosinen hier an“, sagte Mac. Sein Blick besagte einiges. Carberry begriff. Sie traten hinter die Rosinenkisten, und der Profos setzte eine verkniffene Miene auf.

      „Stimmt was nicht?“ fragte er.

      Mac berichtete, was Osman ihm verraten hatte.

      Carberry