Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 126 |
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Автор произведения | Fred McMason |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954394500 |
„Ich?“ fragte Ed entgeistert.
„Du hast mir doch selbst gesagt, daß hinter dem Wasserfall ein Gehörnter steht. Er ist mit einem Schiff aus Pech und Schwefel auf diese Insel gelangt und kann nicht mehr zurück.“
„Richtig, das habe ich gesagt.“
„Dann wird es dir genauso ergehen wie dem Seemann von der ‚Empress of Sea‘. Am Sankt Peterstag hat er ihn geholt.“
„Einfach so?“
„Nein, viel schlimmer! Aus irgendeinem Grund gab es Streit an Bord, und der Seemann stampfte ärgerlich mit dem Fuß auf die Decksplanken. Die öffneten sich sofort unter ihm, ein großes gezacktes Loch entstand im Deck, und der Seemann fuhr mit einem grausigen Schrei zur Hölle.“
„Und euer Kahn ist dann abgesoffen, was, wie? Kein Wunder, wenn die Planken so morsch waren.“
Old O’Flynn lachte hämisch.
„Von wegen morsch! Hinter ihm schlossen sich die Planken sofort wieder, als wäre nichts geschehen, und auch das Loch im Kielschwein verschloß sich, ohne daß auch nur ein einziger Tropfen Wasser in das Schiff drang. Da wußten wir alle, daß ihn der Teufel geholt hatte.“
Wie immer, wenn der Alte längere Zeit mit eindringlicher Stimme sprach und seine Augen dabei unheilvoll funkelten, versammelte sich unauffällig der größte Teil der Crew um ihn. Einige lauschten andächtig, andere hörten nur zu, um Donegal zu verulken, und ein paar gab es, die glaubten fast jedes Wort.
„Also“, sagte Smoky respektlos, „was auf dieser ‚Empress of Sea‘ nicht schon alles passiert ist! Da tun sich die Planken auf, und da werden Seeleute direkt vom Schiff geholt, und dann taucht der Satan persönlich in der Gestalt eines Vagabunden auf.“
„Und eines Priesters, habe ich gesagt!“ rief Old O’Flynn. „Jeder gläubige Seemann weiß das, nur du nicht. Der Teufel nimmt alle Gestalten an, die es gibt. Deshalb scheut er auch vor einem Priestergewand nicht zurück. Nur auf das heilige Kreuz verzichtet er, weil das Brandstellen auf seinem Körper hinterl …“
Plötzlich wurde Donegal kreidebleich, dann wechselte seine Gesichtsfarbe ins Grünliche, er sank leise stöhnend an dem Schanzkleid zusammen und kriegte glasige Augen.
Niemand nahm dem Alten ab, daß er einen Anfall hatte. Old O’Flynn, das alte Rauhbein, warf nichts um, der war aus Eisen.
Langsam drehten sich Köpfe in die Richtung, in die der Alte blickte und es wurde ganz still, so still wie es auf der „Isabella“ noch nie gewesen war.
Unter dem Eindruck von Donegals beschwörenden Worten fuhr ihnen jetzt fast ausnahmslos ein gehöriger Schrecken in die Knochen, denn der Teufel persönlich stand am Strand und schaute aus flammenden Augen herüber.
Das schlimmste jedoch war, daß er eine Soutane trug und kein Kreuz auf dieser Soutane baumelte.
Smoky, eben noch mit der Klappe ganz vorn, bekreuzigte sich hastig und verzog das Gesicht. Er hätte Donegal jedes Wort geglaubt, wenn nur diese scheußliche Erscheinung verschwunden wäre. Das konnte nur der Teufel sein, persönlich, als Priester verkleidet, denn wie sollte sich sonst wohl ein Priester ausgerechnet nach Profos-Island verirren?
Der Teufel in dem Priestergewand schritt weiter über den Strand, bis er auf gleicher Höhe mit der „Isabella“ war.
„Gott segne euch, Brüder!“ rief er laut und hob die Hand zum Kreuzzeichen.
Donegal wurde es schlecht. Er zog seinen Schädel hinter das Schanzkleid, bibberte vor sich hin und ließ sich nicht mehr sehen. Natürlich hatte der Satan es nur auf Carberry abgesehen, dachte er, aber vielleicht nahm er so ganz nebenbei auch noch ein paar andere Seelen mit, wenn er schon einmal da war.
Nur den Seewolf, Big Shane und Donegals Sprößling Dan regte das nicht sonderlich auf. Ziemlich gelassen nahmen sie die Erscheinung des Höllenfürsten hin.
„Was ist denn das für ein merkwürdiger Vogel?“ fragte Hasard in die entsetzliche Stille hinein.
„Ein Priester“, sagte Dan trocken.
„Der Teufel“, flüsterte Old O’Flynn tödlich entsetzt.
„Ein leibhaftiger Spuk“, raunte Smoky.
Der Priester schritt jetzt segnend auf den nüchtern und klar denkenden Kutscher zu. Auch die anderen am Strand standen regungslos da und starrten den so plötzlich an der Landzunge aufgetauchten frommen Mann entgeistert an. Sie wähnten aber nicht den Teufel in ihm, sie waren nur überrascht, daß der Schiffbrüchige hier plötzlich auftauchte und dazu noch Priester war.
Hasard stieg gedankenschnell ins Boot, gefolgt von Carberry und ein paar anderen.
„Es geschehen noch Zeichen und Wunder“, sagte er. „Ich bin gespannt ob es der Mann vom Floß ist.“
„Für meinen Alten ist es der Teufel persönlich“, sagte Dan grinsend. „Findest du es nicht auch merkwürdig, daß seine Geschichten fast immer mit peinlicher Genauigkeit zutreffen? Manchmal wird mir selbst angst und bange.“
„Allerdings“, mußte auch Hasard zugeben, aber er sah dahinter nicht mehr als einen dummen Zufall.
Der Priester wandte sich jetzt dem Boot zu, das knirschend auf den Sand lief. Huldvoll lächelnd hob er die Hände, und seine Stimme zerfloß fast vor Rührung.
„Gott hat mir Engländer beschert“, sagte er zur Begrüßung, „liebenswerte ehrliche Männer mit ehrlichen und frohen Gesichtern. Laßt euch segnen, o Brüder im Herrn! Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Amen!“
Offenbar hatte der fromme Mann ein Gespür dafür, denn er ging auf Hasard zu und gab ihm die Hand.
„Ihr müßt der Kapitän dieser netten Leute sein“, sagte er salbungsvoll. „Man sieht es an eurer Würde und an der Seele Frömmigkeit.“
Hasard hatte sekundenlang das Gefühl, einen toten weichen Fisch oder einen feuchten Schwamm in der Hand zu halten. Der Händedruck des Mannes war flau, und Hasard, der sich mit Leuten auskannte, fühlte instinktiv, daß die Augen dieses Gottesmannes nicht ehrlich in die Welt blickten. In seinen Pupillen lauerte etwas, das sich noch nicht erkennen ließ.
Aber er hatte einen Schiffbrüchigen vor sich, obwohl es dem Mann anscheinend an nichts gemangelt hatte, denn er sah gut genährt aus, hatte ein braunes Gesicht und wasserhelle Augen.
„Mein Name ist Philip Hasard Killigrew“, sagte er. „Ja, es stimmt, ich bin der Kapitän dieses Schiffes, obwohl ich mir schlecht vorstellen kann, daß meine Seele soviel Frömmigkeit nach außen abstrahlt. Wir haben Ihr Floß gefunden, ich nehme jedenfalls an, daß es Ihr Floß war.“
„So wahr mir Gott helfe. Ich bin Reverend Thornton, Captain Killigrew. Killigrew, Killigrew“, sagte er grübelnd, „den Namen kenne ich doch. Einen Sir John Killigrew aus England, irgendwo auf einer Feste. Na, es fällt mir noch ein. Sind Sie mit dem Killigrew verwandt?“
„Das muß eine Namensgleichheit sein“, log Hasard. „Falls Sie Hunger und Durst haben, Reverend, bitte ich Sie aufs Schiff. Wie lange befinden Sie sich schon auf dieser Insel?“
Thornton winkte gnädig ab. „Hunger und Durst sind nicht alles, mein Sohn, das hat Zeit. Ich habe mich von den Früchten genährt, die mir der Herr servierte, und von dem Wasser getrunken, das er mir in seiner großen Güte schenkte.“
Der Reverend seufzte schwer, nachdem seine hellen Augen schnell die einzelnen Männer gemustert hatten. Diese Kerle waren ganz und gar nicht nach seinem Geschmack, fand er. Der Kapitän war keiner von den Dummköpfen, dem man etwas vorflunkern konnte. In seinen Augen stand ein unheimlich waches Mißtrauen, und auch die anderen warfen sich nicht gleich unterwürfig