Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband. Alfred Bekker

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Название Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783956179761



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sich Eliza Jarmaine aufhielt. Sie saß zusammengesunken auf der Couch. Leslie Morell war bei ihr.

      "Was werden Sie mit meinen Jungen tun, wenn Sie ihn haben?", fragte sie.

      "Er wird verhaftet und angeklagt", erklärte Leslie.

      Eliza Jarmaine begann plötzlich zu schluchzen. "Kelly ist im Grunde ein guter Junge", sagte sie. "Das ist alles nur die Schuld von Kid Dalbán, dem Bastard, der Los Santos anführt." Sie wischte sich die Augen und fuhr fort: "Alle Kids wollen so werden wie Kid Dalbán! Und sie würden sonst etwas tun, um in seine Gang aufgenommen zu werden."

      "Ihr Sohn Kelly machte da wohl keine Ausnahme", stellte ich fest. Ich deutete auf ein Foto, das an der Wand hing. Nach den Archivfotos, die ich von ihm gesehen hatte, musste es Kelly sein. Auf dem Bild trug er weißblond gefärbte Haare. Ich nahm es von der Wand, holte es aus dem Passepartout heraus und sah nach dem Datumsstempel des Fotolabors auf der Rückseite. Das Bild war keine drei Wochen alt.

      "So sieht er zur Zeit aus?", fragte ich.

      Sie nickte.

      "Ich werde das Bild mitnehmen."

      "Ich schätze, ich kann Sie nicht daran hindern."

      "So ist es."

      Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. "Keiner der Jungs, die an der Sache auf der Brooklyn Bridge beteiligt waren, wollte jemanden umbringen, glauben Sie mir!"

      "Ich glaube Ihnen, Mrs. Jarmaine!", sagte ich ruhig.

      Es sprudelte jetzt nur so aus ihr heraus. Eliza Jarmaine war vollkommen verzweifelt.

      Sie atmete tief durch.

      "Kelly und die anderen wollten eine Aktion durchziehen, die cool genug sein sollte, um in die Reihen von Los Santos aufgenommen zu werden. Aber sie wollten niemanden töten! Schon gar keinen Angehörigen der Rezzolotti-Familie!" Erneut begann sie zu schluchzen. Schließlich fuhr fort. "Kelly hat mir alles erzählt. So hatte ich ihn noch nie erlebt... Er zitterte vor Angst, als er aus den Nachrichten erfuhr, dass der Mann, den er getötet hatte, niemand anders als Jack Rezzolotti war."

      "Die Italiener werden Kelly auf jeden Fall zur Strecke bringen, wenn wir ihn nicht vor ihren Killern finden", erklärte ich ihr zum wiederholten Mal. Sie schien mir nahe daran, uns vielleicht doch noch zu verraten, wo er sich aufhielt.

      Jay betrat jetzt den Raum.

      Er hielt ein paar Streichholzbriefchen in der Hand. Sie trugen die Aufschrift "Todos Santos".

      "Woher hat er diese Dinger?", fragte Jay an Eliza Jarmaine gewandt.

      "Sieht für mich nach diesen Streichholzbriefchen aus, die man in manchen Lokalen bekommt", meinte Leslie. "Müsste herauszubekommen sein, wo das herstammt!"

      "Das Todos Santos ist ein Billard-Lokal, wo Kelly oft herumhing", brachte Eliza Jarmaine schließlich heraus.

      In diesem Moment war von draußen eine Detonation zu hören.

      Höchstens zwei Straßen weiter musste etwas Schreckliches geschehen sein. Eine weitere Explosion war zuhören.

      ​23

      Leslie Morell blieb bei Eliza Jarmaine. Schließlich konnten wir nicht zulassen, dass irgendetwas an Kellys Zimmer verändert wurde. Kollegen der SRD waren auf dem Weg zur Adresse der Jarmaines.

      Das "Todos Santos" war ein Billardlokal, zwei Straßen weiter.

      Als wir eintrafen, stand das Gebäude in hellen Flammen. Ich parkte den Ford in gebührendem Abstand. Wir stiegen aus und Jay hatte schon das Handy am Ohr, um weitere Einsatzkräfte zu rufen. Insbesondere mussten wir jetzt die Hilfe des Fire Service in Anspruch nehmen. Einige Schaulustige hatten sich auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig gesammelt. Scheu sahen sie sich den Brand an.

      Schreie gellten aus dem Inneren des "Todos Santos".

      Die Hitze, die von dem Gebäude ausging, war mörderisch.

      Einer Fackel gleich taumelte ein Mann mit brennender Kleidung hinaus auf die Straße.

      Niemand unter den Zuschauern rührte sich.

      Ich spurtete kurz entschlossen los, zog meine Lederjacke aus. Der Brennende war wie von Sinnen vor Schmerz. Ich brachte ihn mit einem Stoß zu Fall und begann, mit der Jacke die Flammen zu löschen. Langsam ebbte sein Geschrei ab. Er sah mich mit großen Augen an.

      Ein Knall ließ uns beide zusammenzucken.

      Ich hob schützend den Arm vor das Gesicht. Die Hitze war selbst für einen Androiden gefährlich. Im Inneren des Gebäudes gab es noch mehrere Geräusche leichter Detonationen. Offenbar war es den Attentätern gelungen, ihren Sprengstoff unbemerkt im oder am Gebäude anbringen zu können. Die Täter waren wohl längst über alle Berge.

      Jay hatte mich inzwischen erreicht. Gemeinsam zogen wir den Brandverletzten aus der Hitzezone heraus. Im Hintergrund ertönten bereits die Sirenen von NYPD und Fire Service.

      Der Verbrannte stand unter Schock. Er deutete auf das Gebäude und rief immer wieder: "Holt sie alle raus! Sie sind noch dort..."

      "Wie viele Personen befinden sich noch im Gebäude?", fragte ich.

      Aber der Mann redete nur wirres Zeug. Die Situation überforderte ihn einfach. Er stand unter schwerem Schock.

      Ich bemerkte das Kreuz mit dem gehörnten Skelett an seinem Hals.

      Mit einer knappen Geste wies ich Jay darauf hin.

      "Todos Santos - das klingt doch wie nach einem Treffpunkt dieser selbsternannten Heiligen-Gang", war er überzeugt.

      "Die ganze Gegend wurde von City Police-Androiden gecheckt", gab ich zu bedenken.

      Jay zuckte Achseln. "Wer sagt denn, dass das Todos Santos zu dem Zeitpunkt nicht wie ein ganz normales Lokal erschien?"

      "Unsere Freunde aus Little Italy scheinen da über genauere Informationen zu verfügen!"

      Die Vermutung lag nahe, dass die Rezzolotti-Familie hinter diesem Anschlag steckte. Neverio musste einfach etwas unternehmen, um vor der Familie nicht als Schlappschwanz dazustehen.

      Ich durchsuchte den Mann, dessen Kleider gebrannt hatten, nach Waffen und fand einen Revolver Kaliber .22.

      Ich blickte zu der Flammenhölle hinüber. Es war unmöglich, in das Gebäude zu gelangen. Selbst für einen Fire Service Androiden. Die Überlebenschance aller, die zum Zeitpunkt der Explosion im "Todos Santos" gewesen waren, war denkbar gering.

      Nach und nach trafen die Einsatzkräfte ein. Androiden der City Police scheuchten die immer zahlreicher werdenden Schaulustigen zur Seite. Die Angehörigen des Fire Service begannen mit den Löscharbeiten. Die Flammen mussten zumindest soweit eingedämmt werden, dass sie nicht mehr auf benachbarte Gebäude übergreifen konnten. Mehrere Notarztwagen des Emergency Service erreichten den Ort des Geschehens. Sanitäter-Androiden kümmerten sich um den Mann, der gebrannt hatte. Er musste in eine Klinik eingeliefert werden. Wir stellten vorher noch die Personalien fest. Er trug keine Papiere bei sich, gab seinen Namen aber mit Eric Valdez an. Valdez wurde von einem NYPD-Officer begleitet. Zurzeit stand er noch zu sehr unter Schock, um irgendeine brauchbare Aussage herauszubringen. Aber später war er vielleicht ein Zeuge, der uns wertvolle Beobachtungen mitteilen