Big Ideas. Das Ökologie-Buch. John Farndon

Читать онлайн.
Название Big Ideas. Das Ökologie-Buch
Автор произведения John Farndon
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия
Издательство Изобразительное искусство, фотография
Год выпуска 0
isbn 9783831082698



Скачать книгу

Materie entstanden. So formulierte Lamarck zwei Hauptkräfte des evolutionären Wandels: Zum einen würden Lebewesen von einfachen zu komplexeren Formen auf einer »Leiter« des Fortschritts aufsteigen. Zum anderen würde die Vererbung erworbener Merkmale helfen, sich besser an die Umwelt anzupassen. Als Darwin die Theorie der natürlichen Selektion entwickelte, verwarf er viele Konzepte des Lamarckismus, aber beide Männer waren überzeugt, dass sich komplexe Lebewesen über enorme Zeiträume entwickeln. image

      »Bei jedem Tier … stärkt der häufigere und bleibende Gebrauch eines Organs dasselbe allmählich, entwickelt und vergrößert es.«

      Jean-Baptiste de Lamarck »Erstes Gesetz«, Zoologische Philosophie, 1809 (dt.: 1876)

image

      Fossilfunde veränderten die Vorstellungen vom Beginn des Lebens. Das erste gut erhaltene Plesiosaurierskelett (Plesiosaurus dolichodeirus) entdeckte 1823 Mary Anning in Dorset (England).

       Jean-Baptiste de Lamarck

image

      Der im Jahr 1744 geborene Jean-Baptiste de Lamarck besuchte ein Jesuitenkolleg, bevor er in die französische Armee eintrat. Als er nach einer Verletzung ausscheiden musste, studierte er Medizin und ging dann bei seiner Arbeit im Jardin du Roi seinem Interesse an Pflanzen nach. Mit Unterstützung des Comte de Buffon wurde er 1779 in die Akademie der Wissenschaften gewählt. Als das Hauptgebäude des Jardin zur Zeit der Französischen Revolution (1789–1799) zum Nationalmuseum für Naturgeschichte wurde, bekam Lamarck die Aufgabe, dort die Insekten, Würmer und Mikroorganismen zu erforschen. Er prägte den Begriff »Wirbellose« und nutzte einfache Arten oft, um eine »Leiter« des evolutionären Fortschritts zu illustrieren. Seine Arbeit war umstritten, 1829 starb er verarmt.

       Hauptwerke

      1802 Recherches sur l’organisation des corps vivants

      1809 Philosophie zoologique

      1815–1822 Histoire naturelle des animaux sans vertèbres

image

      EINE WELT VOR DER UNSRIGEN, ZERSTÖRT DURCH EINE KATASTROPHE

      AUSSTERBEN UND VERÄNDERUNG

       IM KONTEXT

      SCHLÜSSELFIGUR

      Georges Cuvier (1769–1832)

      FRÜHER

      Spätes 15. Jh. Leonardo da Vinci meint, dass Fossilien Überreste früher Lebewesen und nicht spontan in der Erde auftretende Formen sind.

      1660er Der Engländer Robert Hooke hält Fossilien für ausgestorbene Arten, weil es aktuell auf der Erde keine ähnlichen Lebensformen gibt.

      SPÄTER

      1841 Der englische Anatom Richard Owen nennt riesige Reptilienfossilien »Dinosaurier«.

      1859 Charles Darwins Buch Entstehung der Arten erklärt, wie Evolution durch »natürliche Selektion« abläuft.

      1980 Die US-Wissenschaftler Luis und Walter Alvarez belegen, dass ein Asteroid zu der Zeit auf der Erde einschlug, als die Dinosaurier ausstarben.

      Zu Beginn der Fossilforschung glaubten viele Menschen nicht, dass es sich bei den Objekten um ausgestorbene Arten handeln könnte. Warum hätte Gott Lebewesen erschaffen und zerstören sollen, bevor es Menschen gab? Irgendwo auf der Welt müsse es sie noch geben. Im späten 18. Jahrhundert erforschte der Franzose Georges Cuvier diese Frage anhand der Anatomie fossiler Elefanten. Er zeigte, dass sich fossile Formen wie Mammuts oder Mastodonten anatomisch von lebenden Elefanten unterscheiden und daher ausgestorben sein müssen. Es sei unwahrscheinlich, dass so große Tiere immer noch unbemerkt auf der Erde lebten.

      Cuvier ging von abgegrenzten Erdzeitaltern aus, an deren Ende jeweils eine »Revolution« stand, die Flora und Fauna zerstörte. Er glaubte jedoch nicht, dass Fossilien die Evolutionstheorie bestätigten.

      Heute sind Cuviers Hauptideen wieder aktuell: Moderne Forschungen belegen mindestens fünf katastrophale Aussterbeereignisse in der Erdgeschichte, darunter das, bei dem die Dinosaurier verschwanden. Anders als Cuvier wissen die Forscher heute aber, dass das Leben danach nicht aus dem Nichts neu entsteht. Zwar sterben viele Arten aus, doch die überlebenden breiten sich – oft sehr schnell – aus und entwickeln sich zu neuen, um die leeren ökologischen Nischen zu füllen – so wie die Säugetiere nach dem Ende der Dinosaurier. image

image

      Cuvier prägte den Namen »Mastodon« (griech. »Brustzähner«) wegen der brustähnlichen Höcker auf den Zähnen des Tieres, die bei den lebenden Elefanten anders aussahen.

image

      KEINE SPUR EINES ANFANGS – KEIN ANZEICHEN FÜR EIN ENDE

      AKTUALISMUS

       IM KONTEXT

      SCHLÜSSELFIGUR

      James Hutton (1726–1797)

      FRÜHER

      1778 Comte de Buffon stellt fest, dass die Erde mindestens 75 000 Jahre alt sei – viel älter, als die meisten Menschen zu seiner Zeit annahmen.

      1787 Der Deutsche Abraham Werner meint, die Gesteinsschichten seien in einem riesigen Ozean abgelagert worden, der einst den ganzen Planeten bedeckte. Die Anhänger dieser Idee nennt man Neptunisten.

      SPÄTER

      1802 James Huttons Theorie des Aktualismus kommt bei mehr Menschen an, als der Schotte John Playfair Illustrations of the Huttonian Theory of the Earth veröffentlicht.

      1830–1833 Principles of Geology des schottischen Geologen Charles Lyell baut auf dem Konzept des Aktualismus von James Hutton auf.

      Aktualismus, auch Uniformitäts- oder Gleichförmigkeitsprinzip, ist die Theorie, dass geologische Prozesse wie Sedimentation, Erosion und Vulkanismus heute noch so ablaufen wie in der Erdgeschichte. Er entstand im späten 18. Jahrhundert, als durch den Bergbau und das leichtere Reisen immer mehr geologische Strukturen gefunden wurden, etwa ungewöhnliche Gesteinsschichten und unbekannte Fossilien, über die man eifrig diskutierte.

      Die Vorstellung, dass die Erde nur wenige Jahrtausende alt sei, hatte Buffon infrage gestellt. 1785 fand der schottische Geologe James Hutton ebenfalls Argumente für ein höheres Erdalter. Huttons Ideen entstanden bei Expeditionen in Schottland, als er Gesteinsschichten untersuchte. Die Erdkruste, meinte er, ändere sich ständig, wenn auch extrem langsam, und er sah keine Hinweise darauf, dass die komplexen geologischen Vorgänge wie Sedimentation, Erosion und Tektonik (Hebungen und Senkungen) in der Vergangenheit schneller abgelaufen seien als zu seiner Zeit. Er erkannte auch, dass geologische Prozesse so langsam ablaufen, dass die vorhandenen Strukturen astronomisch alt sein mussten.

      »… durch das, was tatsächlich vergangen ist, haben