Die Botschaft der Bhagavadgita. Sri Aurobindo

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Название Die Botschaft der Bhagavadgita
Автор произведения Sri Aurobindo
Жанр Эзотерика
Серия
Издательство Эзотерика
Год выпуска 0
isbn 9783963870385



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eigentliche Grundbedingung des Lebens. Mit dem Opfer als ihrem Begleiter hat der Vater der Geschöpfe diese Völker erschaffen. Aber die Opfer der Vedavadins sind Darbringungen aus Begehren, auf materielle Belohnung gerichtet, ein Verlangen, das gierig ist auf das Ergebnis des Wirkens, ein Begehren, das nach viel größeren Freuden im Paradies aus ist, nach Unsterblichkeit und höchster Erlösung. So etwas kann das System der Gita nicht zulassen. Denn dieses beginnt schon an seinem eigentlichen Ausgangspunkt mit der Zurückweisung des Begehrens; es wird abgewiesen und zerstört, da es der Feind der Seele ist. Die Gita bestreitet nicht die Gültigkeit der vedischen Opferhandlungen. Sie lässt sie zu, sie räumt ein, dass man durch diese Mittel hier auf Erden und jenseits im Paradies Freuden gewinnen kann. „Ich selbst bin es“, sagt der göttliche Lehrer, „der diese Opfer annimmt; Mir werden sie dargebracht. Ich bin es, in Gestalt der Götter, der die Früchte der Opfer gewährt. Denn die Menschen ziehen es vor, sich Mir auf diese Weise zu nahen.“ Das ist aber nicht der wahre Weg, und auch die Freuden des Paradieses sind nicht die Befreiung und Erfüllung, die der Mensch suchen soll. Die Unwissenden sind es, die die Götter verehren, da sie nicht erkennen, wen sie unwissend in göttlicher Gestalt verehren. Denn sie beten, wenn auch unwissend, in diesen Formen zu dem Einen, dem Herrn, dem einzigen Deva, und es ist Er, der ihre Darbringung annimmt. Diesem Herrn muss das Opfer geweiht werden, das wahre Opfer aller Energien und Aktivitäten des Lebens, mit tiefer Ergebenheit, ohne Begehren, um Seinetwillen und für die Wohlfahrt der Menschen. Weil das Vedavada diese Wahrheit verdunkelt und mit seinem Wirrwarr von rituellen Bindungen der Menschen nach unten, an das Wirken der drei Gunas, fesselt, muss es so hart getadelt und schroff abgelehnt werden. Aber seine zentrale Idee wird dadurch nicht zerstört. Sie wird umgestaltet und emporgehoben. Sie wird in einen höchst wichtigen Teil der wahren spirituellen Erfahrung und Methode zur Befreiung verwandelt. (89-90)

      2.44

      Die Intelligenz derer, die durch diese blumige Rede fehlgeleitet werden und sich an Genuss und Macht klammern, ist nicht fest im Selbst gegründet, Samadhi (beständige Konzentration).

      2.45

      Das Wirken der drei Gunas ist Gegenstand des Veda; aber du werde frei von den drei Gunas, O Arjuna! Sei ohne Gegensätze, immer fest im wahren Wesen gegründet, frei von Erwerben- und Habenwollen, fest im Besitz des Selbstes!

      Denn was könnte die freie Seele noch bekommen oder haben? Sind wir einmal im Besitz des Selbstes, dann sind wir im Besitz aller Dinge. Und dennoch hört dieser Mensch nicht auf, zu wirken und zu handeln. Darin liegt die Originalität und die Macht der Gita: Nachdem sie diesen statischen Zustand der befreiten Seele versichert hat, diese Überlegenheit über die Natur, dies Leergewordensein auch von allem, aus dem gewöhnlich das Wirken der Natur besteht, kann sie immer noch den Anspruch stellen, ja dringend von ihr verlangen, nun erst recht mit dem Wirken fortzufahren. So kann sie den großen Mangel der rein quietistischen und asketischen Philosophien vermeiden –, jenen Irrweg, dem sie, wie wir heute sehen, zu entkommen suchen. (102)

      2.46

      So viel Nutzen, wie in einer Quelle liegt, um die herum das Wasser in Fluten strömt, so viel Nutzen liegt in allen Veden für den Brahmanen, der das Wissen besitzt.

      2.47

      Du hast ein Recht auf das Handeln, aber nur auf das Handeln an sich, niemals auf dessen Früchte. Lass weder die Früchte zum Beweggrund deines Handelns werden, noch sei der Untätigkeit verhaftet.

      Der Gott-Schauende wohnt im Wissen, sagt der göttliche Lehrer, aber er soll die Menschen nicht durch ein gefährliches Vorbild verwirren, indem er in seiner vermeintlichen Überlegenheit das Wirken in der Welt zurückweist. Er soll den Faden des Wirkens nicht abschneiden, bevor er zu Ende gesponnen ist. Er soll die Stufen und Grade der Wege, die ich ausgehauen habe, nicht durcheinanderbringen und falsch markieren. Die ganze Reichweite menschlichen Wirkens ist von mir verordnet worden mit dem Blick auf den Fortschritt des Menschen von der niederen zur höheren Natur, vom anscheinend Ungöttlichen zum bewusst Göttlichen. Der ganze Bereich des menschlichen Wirkens muss jenes Feld sein, auf dem sich der Gott-Erkennende bewegen soll. (139)

      Aber „lass nicht die Früchte deines Wirkens zu deinem Beweggrund werden. Lass aber auch in dir keinen Hang zur Untätigkeit aufkommen.“ Darum wird hier weder zu dem Wirken geraten, wie es von den Vedavadins mit Begehren praktiziert wird. Noch ist es der Anspruch des praktischen oder überaktiven Menschen, der sein ruheloses und energetisches Mental durch ständige Aktivität zufriedenstellen will. (102-103)

      2.48

      Fest gegründet im Yoga, vollbringe deine Taten als einer, der jegliche Bindung aufgegeben hat und gleichmütig geworden ist hinsichtlich Misslingen und Erfolg! Denn Gleichmut wird durch Yoga beabsichtigt.

      Denn nur deshalb ist der Mensch durch seine Handlungen gebunden, oder scheint er es zu sein, weil er mit einer falsch arbeitenden Intelligenz unwissend handelt und deshalb mit einem falschen Willen in diesen Dingen. Andernfalls bewirken Werke keine Gebundenheit für die freie Seele. Wegen dieser falsch wirkenden Intelligenz hat er Hoffnung und Furcht, Zorn, Kummer und vergängliche Freuden. Andernfalls sind die Werke in völlig froher Gelassenheit und Freiheit möglich. Darum wird Arjuna zuerst der Yoga der Buddhi, der Intelligenz, nahegelegt. Seine Handlungen soll er mit der richtigen Einsicht leisten und, daraus folgend, mit dem richtigen Willen, fest gegründet in dem Einen, das eine Selbst in allem wahrnehmen und aus dessen Gelassenheit handeln. Er soll nicht in verschiedenen Richtungen unter den tausend Antrieben des oberflächlichen mentalen Selbsts umherrennen. Das ist der Yoga des intelligenten Willens. (95)

      Das Wirken wird leidvoll durch die Wahl zwischen einem relativen Guten und relativen Bösen, durch die Furcht vor Sünde und das schwierige Ringen um die Tugend. Aber der befreite Mensch, der seine Intelligenz und seinen Willen mit dem Göttlichen geeint hat, wirft gerade hier in der Welt der Gegensätzlichkeiten sowohl das Gutes-Tun wie das Böses-Tun von sich. (103)

      2.49

      Taten sind von weit minderem Wert als der Yoga der Intelligenz, O Dhananjaya; suche lieber deine Zuflucht in der Intelligenz! Arme und erbärmliche Seelen sind jene, die die Frucht ihrer Werke zum Ziel ihrer Gedanken und Taten machen.

      2.50

      Derjenige, dessen Intelligenz das Eins-Sein erlangt hat, weist schon hier in dieser Welt der Gegensätze beides, „gut“ oder „schlecht“ zu handeln, von sich; strebe also danach, im Yoga gegründet zu sein. Yoga ist wahre Fertigkeit im Wirken.

      weist beides, „gut“ oder „schlecht“ zu handeln, von sich: Denn er hebt sich empor in ein höheres Gesetz jenseits von Gut und Böse, das gegründet ist in der Freiheit der Selbst-Erkenntnis. Kann solch ein Handeln ohne Begehren überhaupt Entschlossenheit, Wirkungskraft, ein wirkungsvolles Motiv, eine weithin oder effektive schöpferische Macht haben? Und ob! Im Yoga geleistetes Wirken ist nicht nur das höchste, sondern das weiseste, kraftvollste und wirkungsstärkste gerade für die Angelegenheiten der Welt. Denn es wird durch das Wissen und den Willen des Meisters der Werke geformt: „Yoga ist wahre Fertigkeit im Wirken.“ (103)

      2.51

      Die Weisen, die ihre Vernunft und ihren Willen mit dem Göttlichen geeint haben, verzichten auf die Frucht, die das Wirken ihnen einbringt. Befreit von den Fesseln der Geburt, erlangen sie den Zustand jenseits des Elends.

      Lenkt aber nicht alles Wirken, das auf das Leben gerichtet ist, ab vom universalen Ziel des Yogin, das doch nach allgemeiner Übereinstimmung darin besteht, dass er der Gebundenheit an dies gequälte und leidvolle Geborenwerden als Mensch entkommt? Im Gegenteil, weder noch. Die Weisen, die ohne das Begehren nach den Früchten wirken, die im Yoga mit Gott geeint sind, werden befreit von der Gebundenheit an das Geborenwerden und erreichen jenen anderen vollkommenen Zustand (brāhmī sthiti), in dem es keine der Krankheiten gibt, die hier Mental und Leben einer leidenden Menschheit anfechten. (103)

      2.52

      Wenn deine Intelligenz hinübergeht, hinaus über den Wirbel der Verblendung, wirst du gegenüber der Schrift gleichgültig werden, sowohl gegen die bis jetzt gehörte wie auch gegen