Seewölfe - Piraten der Weltmeere 630. Sean Beaufort

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 630
Автор произведения Sean Beaufort
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966880442



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Traumbucht.“

      Die Schebecke stampfte in der Nähe der Strände weiter und führte einen kurzen Schlag seewärts. Dann kreuzte sie wieder zurück. Die untergehende Sonne rief auf dem Wasser lange, dunkle Schatten der Vorsprünge und Halbinseln hervor.

      „Können wir noch vor der Dunkelheit in die nächste oder übernächste Bucht verholen?“ fragte Batuti.

      Als er gerade fragte, schob sich das Schiff um einen Felsen herum, der den Abschluß einer Landzunge bildete. Dahinter öffnete sich eine zungenförmige Bucht, gegen alle Winde außer denen aus Süd hervorragend geschützt.

      „Sieht gut aus“, sagte der Seewolf. „Seht ihr etwas oder jemanden? Spanier? Oder andere, die uns ärgern könnten?“

      Vom Bug und vom Heck aus starrten sie aufmerksam in die Bucht und versuchten, an dem weißen Strand ab sowie zwischen den Ufergewächsen etwas zu sehen oder Spuren zu entdecken. Batuti stemmte sich gegen die Pinne, während Ben Brighton halblaut, aber überaus deutlich seine Kommandos ausrief.

      „Es müßte schon mit dem Teufel zugehen“, meinte Hasard schließlich zufrieden, „wenn uns hier jemand stören sollte. Eine herrliche, verlassene Bucht.“

      „Wir setzen die Schebecke auf den Sand, Sir?“ wollte Carberry wissen.

      „Allerdings“, antwortete der Seewolf nach kurzem Überlegen. Die Schebecke schwang langsam herum, nachdem sie in den Wind gegangen war. „Aber nicht zu hoch an den Strand. Sonst sind wir wehrlos. Klar?“

      „Verstanden.“

      Die Leinwand knatterte. Das erste Segel wurde eingeholt und festgezurrt. Langsam trieb die Schebecke auf den Strand zu. An Backbord und Steuerbord lehnten sich Mitglieder der Crew über das Schanzkleid und spähten zu dem Waldrand sowie auf den feinen, fast schneeweißen Sand. Nicht eine einzige Fußspur zeichnete sich ab. Das zweite Segel schwang an den Rahruten herum. Die Seewölfe brachten ein paar Riemen an Deck, und im Vorschiff wurde die Ankertrosse aufgeschossen.

      „Klar bei Fallen Anker!“ rief Mac O’Higgins.

      „Ruder hart Backbord.“

      Batuti stemmte sich schwer gegen die Pinne. Der schlanke Rumpf der Schebecke begann sich herumzudrehen. Dann fiel klatschend der Anker in das seichte, hellgrüne Wasser. Die nächste Welle hob das Schiff, ließ es gieren und verstärkte, als die Riemen eingesetzt wurden, die Drehbewegung. Es war noch eine Fadenlänge bis zum weitest entfernten Punkt des halbmondförmigen Strandes der Bucht. Die Passage war etwa fünf Fadenlängen breit, hier dicht unter Land betrug die Breite weniger als eine Fadenlänge.

      „Gut so!“ rief Hasard. „Weiter an Land.“

      Die Brandung lief zischend über dem Sand aus. Die winzigen Wasserzungen berührten fast die Ausläufer des Schwemmgutgürtels. Das Heck der Schebecke beschrieb, als das Ankertau auslief, fast einen Halbkreis. Dann knirschte das Ruder im strudelnden Sand.

      „Keine Trosse mehr stecken!“ rief Ben Brighton.

      Das letzte Segel wurde verzurrt. Die Rahen zeigten fast senkrecht in den Himmel. Die Trosse spannte sich, als der Anker in den Sand griff und sich eingrub.

      Die Schebecke schüttelte sich, als sie mit dem Heck voraus durch den Sand schrammte und zur Ruhe gelangte. Die Ankertrosse schnellte aus dem Wasser und warf einen Wirbel einzelner Tropfen in die Luft. Ein Drittel der Bucht lag im Schatten des Hügels an Steuerbord, zwei Drittel glänzten in tiefen Farben. Old Donegal peilte die Wassertiefe, ehe er den Riemen wieder unter Deck brachte.

      „Drei Fuß am Bug!“ rief er Hasard zu.

      Hinter dem Heck betrug die Tiefe nur noch knapp zwei Fuß. Ben und Dan beendeten ihre letzten, prüfenden Rundblicke.

      „Hier scheinen wir wirklich unsere Ruhe zu haben“, sagte Dan zufrieden und sah nachdenklich zu, wie die Crew das Deck aufklarte und Al Conroy die geladenen Drehbassen in ihren Halterungen befestigte.

      Hasard stemmte die Fäuste in die Seiten und rief: „Das war’s, Freunden Landgang für alle – bis auf die Köche und ein paar Mann Wache. Treibt, was ihr wollt, wir bleiben hier, solange es uns gutgeht und gefällt. Alles klar?“

      Bill und Piet Straaten sprangen barfuß und halbnackt ins Wasser und wateten, ohne sich umzudrehen, auf die Mitte der Bucht zu. Als zwischen ihren Zehen der pulverfeine Sand knirschte, blieben sie stehen und lauschten in den Wald, der hinter einer Barriere aus dichten Büschen und Ranken wuchs und am Fuß eines mäßig steilen Hanges einige salzbedeckte Stämme zeigte.

      „Alles ist ruhig, Sir. Nur Vögel und solches Zeug!“ rief Piet. „Keine verdammten Dons.“

      „Nicht einmal die Spuren von ihren Plattfüßen“, bestätigte Bill. „Ihr könnt an Land!“

      „Tun wir“, tönte es vom Heck des Schiffes.

      Die Ränder des Schattens wanderten zur Seite und höher am gegenüberliegenden Hang hinauf. Mit dem Schatten und dem beginnenden Abend nahm die Hitze des Tages ab. Die Crew beendete die Arbeiten an Bord, und aus lange eingeübter Vorsicht klaren sie die Schebecke derart auf, daß sie in schnellstmöglicher Zeit wieder in See gehen konnte.

      Der Anker lag weit genug seewärts, so daß das Schiff in freies Wasser gewarpt werden konnte. Einige Seewölfe schwangen sich über das Schanzkleid, andere turnten über die Jakobsleiter abwärts. Das Wasser war herrlich warm und zog sich fast unmerklich langsam zurück. Der Tiefenhub betrug hier nur etwas mehr als einen Fuß.

      Der Kutscher beugte sich über das Heckschanzkleid und rief vom Grätingsdeck zum Strand: „Heute wird nichts mehr mit der Arbeit am Rumpf. Setzt mit Treibholz ein Feuerchen in Gang. Wir haben einen Braten.“

      „Geht in Ordnung, Küchenmeister“, erwiderte Hasard. Er watete, den Drehling im Gürtel, die Stiefel um den Hals gehängt und eine Muskete in der rechten Hand, auf den Strand. „Wir vertrauen eurer Kochkunst noch immer.“

      „Wie schön“, murrte der Kutscher mit mißlichem Gesichtsausdruck und zog sich zur Kochstelle zurück.

      Einer nach dem anderen verließ das Schiff. Die Seewölfe verteilten sich entlang des Strandes und sicherten nach allen Seiten. Aber es blieb ruhig, und nichts deutete darauf hin, daß sich Menschen zwischen den Felsen und im Wald versteckten.

      Die Unruhe und ein Teil des Lärms legten sich erst, nachdem am Strand aus dem knochentrockenen Treibholz ein Stoß aufgeschichtet worden war. Ein paar Männer lagen im warmen Sand und schnarchten. Die Zwillinge liefen zusammen mit Plymmie durch das aufspritzende Wasser.

      Ferris Tucker watete dreimal langsam um die Schebecke herum, während sich der Wasserspiegel senkte und die Wellenhöhe der auslaufenden Brandung weiter abnahm. Die Seewölfe schleppten Tücher und saubere Kleidung aus ihren Seekisten an Land und schienen noch zu zögern, sich völlig zu entspannen. Auch der Seewolf blieb auf den Beinen und kletterte schließlich zwischen den Felsbrocken den Hang hinauf, um sich umzuschauen.

      Auch er fand nichts, das ihn beunruhigte. Als die Sonne nach der kurzen Dämmerung versank, loderten die ersten Flammen aus dem Holzstoß in die Höhe und zeigten Schwärme von winzigen Mücken, die aus dem Wald erschienen und über den nassen Sand tanzten.

      Blacky entzündete die Dochte in den beiden Schiffslaternen. Der Geruch wehte über das Wasser. Das Lachen und die Unterhaltungen der Crew riefen zahlreiche kleine Echos hervor. Der Kutscher und Mac Pellew schleppten, ohne daß ihnen jemand half, ihre schweren Krüge und Fässer an Land und bauten sie in der Nähe des Feuers auf.

      Bob Grey und Don Juan entschlossen sich, den Köchen zu helfen, und danach packten auch die Zwillinge zu. Über dem Meer und in dem weiten Ausschnitt zwischen den Hängen der Bucht blinkten die ersten Sterne. Unsichtbare Tiere riefen und fauchten in der Schwärze des Waldes. Es schienen Fledermäuse oder fliegende Hunde zu sein, die wie blitzschnelle Vögel im Zickzack über den Köpfen der Seewölfe herumschwirrten.

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