Seewölfe - Piraten der Weltmeere 271. Davis J.Harbord

Читать онлайн.
Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 271
Автор произведения Davis J.Harbord
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954396689



Скачать книгу

p>

      Impressum

      © 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-668-9

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

      1.

      26. Juni 1592, nachts, westlich der Straße von Gibraltar.

      Es war, als habe sich der Atlantik gegen die Seewölfe verschworen, gegen jene Männer und die beiden Jungen, die unter Philip Hasard Killigrew quer durchs Mittelmeer gesegelt waren, nur ein Ziel vor Augen: die Hafenstadt Plymouth im Südwesten Englands.

      Gegen den Atlantik war das Mittelmeer eine Pfütze. Abends, gegen zehn Uhr, hatte er begonnen, seine grimmigen Zähne zu zeigen. Der ganze Sektor im Westen war eine schwarze Wand gewesen. Sie hatte Vorreiter losgejagt – Böen, die ostwärts jaulten und die See aufrissen, so daß es aussah, als fletsche der Atlantik die Zähne.

      Es schien, als hole der Atlantik tief Luft, um die Seewölfe mit ihrer lächerlichen Tartane wieder ins Mittelmeer zurückzuspucken.

      Da hatten sie also vor wenigen Stunden den Durchbruch in den Atlantik geschafft und in einem letzten wilden Gefecht die einzige Feluke, die sie noch verfolgt hatte, zu den Fischen geschickt, und jetzt schlug der Atlantik zu.

      Big Old Shane, der Riese von Arwenack-Castle, der nach dem Gefecht das Ruder übernommen hatte, hämmerte die Rechte vor Wut auf die Pinne.

      „Hol’s der Henker!“ brüllte er zu Hasard hinüber, der mit schmalen Augen und zusammengepreßten Lippen zu dem dreieckigen Großsegel hochstarrte, dessen lange Gaffelrute jetzt wie ein riesiger Bogen gespannt war. „Das verdammte Ding muß runter, sonst fliegt uns bei der nächsten Bö alles um die Ohren!“

      Hasard knurrte wie eine gereizte Dogge und wandte den Kopf dem Riesen zu. „Und wie willst du dann Höhe laufen, du Waldschrat? Irgendwo an Steuerbord ist die spanische Küste. Wenn wir das Groß wegnehmen und nur mit der Fock segeln, drücken uns die Böen auf Legerwall. Ich hab verdammt keine Lust, bei den Dons an die Haustür zu klopfen. Geht das in dein Hirn?“

      Big Old Shane fluchte wild und stemmte sich mit der ganzen Wucht seiner Hünengestalt gegen die Pinne. Sie segelten über Steuerbordbug hart am Wind, und diese einmastige Tartane hatte einen gewaltigen Drang, anzuluven und in den Wind zu schießen. Im Mittelmeer hatte sie gut und ausgetrimmt auf dem Ruder gelegen, aber das Mittelmeer war eben eine Pfütze. Da war der Atlantik ein anderer Bursche, hart, hackig und wild. Und der Seegang wurde immer ruppiger.

      Klar, nahezu drei Viertel der Fläche des Großsegels lagen etwas zu weit achtern. Da war es kein Wunder, wenn die Tartane bei hartem Wind und noch härteren Böen anluvte und den Bugspriet in den Wind drehte.

      Um das zu verhindern, mußte Big Old Shane Gegenruder geben, was wiederum bewirkte, daß die Tartane nicht volle Fahrt laufen konnte. Da arbeitete das Ruderblatt wie eine Bremse.

      „Scheißsegelei!“ brüllte Big Old Shane.

      Ja, wenn sie ihre alte „Isabella“ noch gehabt hätten! Aber die wurde vom Wüstensand mumifiziert. Und wie hatten sie sich alle nach der freien See gesehnt, als ihnen der Nil zum Halse heraushing. Jetzt hatten sie die freie See erreicht, und sie zeigte sofort, wie sie zuschlagen konnte, daß ihnen die Gischtfetzen nur so um die Ohren flogen.

      „Scheißkahn!“ brüllte Big Old Shane.

      Na ja, er war eben nicht so einfallsreich wie der alte Carberry mit seinen Sprüchen.

      „Sonst noch was?“ schrie Hasard zurück.

      „Ja, das Groß muß runter!“

      „Das sagtest du bereits. Wollen wir nach England oder nach Spanien?“

      „Doch nicht mit dieser Gurke von Schiff!“ fauchte Big Old Shane erbost.

      Himmel, ja, dachte Hasard. Das war auch so ein Problem. Diese Tartane war durchaus seetüchtig, aber sie war fürs Mittelmeer, nicht für den Atlantik gebaut. Sicher, man konnte mit ihr an der Küste entlang nordwärts schleichen. Aber das brachte nichts. Und brausten die Windsbräute aus westlichen Richtungen, dann wurde es gefährlich – wie jetzt! Es war zum Knochenkotzen. Und Big Old Shane hatte völlig recht, wenn er sich die Seele aus dem Leib fluchte.

      Die Gestalten der Männer waren in dieser wilden, von Böen gepeitschten Nacht wie Schemen. Hasard spürte, daß sie zu ihm hinstarrten und auf eine Entscheidung warteten. Die Zwillinge lagen gottlob in einer der Kojen im Vordeck und schliefen. Und wenn sie einmal schliefen, dann konnte es junge Hunde stürmen, sie wachten nicht auf.

      Hasard tastete über die rechte Schulter. Da war die Schnittwunde von dem Messer, das einer dieser üblen Kerle vor zwei Tagen nach ihm geworfen hatte. Schiffbrüchige! Der Teufel sollte sie holen. Verludertes Pack war das gewesen, scharf darauf, die Tartane zu entern. Und dann hatte die Wunde geeitert, und Big Old Shane hatte es ihm besorgt – mit seiner eisenharten Faust. Ins Reich der Träume hatte er ihn geschickt, weil er den Eiterherd aufschneiden mußte.

      Die Schulter tat verdammt weh, aber er war fieberfrei. Das Kinn und der Kopf taten auch weh. Dreimal hatte ihn Big Old Shanes Faust narkotisiert.

      Hasard riß sich aus seinen Gedanken, als eine Bö in die Segel hieb und die Tartane nach Lee legte. Das Wasser gurgelte über das niedrige Schanzkleid und schwemmte über das Deck.

      Old Shane war wieder am Fluchen.

      Ein Schatten hangelte sich auf Hasard zu. Ein Glück, daß sie bereits die Manntaue gespannt hatten. Vor Hasard tauchte Dan O’Flynns Gesicht auf, schmal und hart und verbissen. In seinen Augen flammte ein wilder Trotz. Da wußte Hasard, daß zumindest Dan entschlossen war, auf Biegen oder Brechen weiterzusegeln – mit dem Groß.

      Allerdings gab es eine Alternative, und genau das war die Entscheidung, vor der Hasard stand.

      „Laß das Groß oben!“ schrie ihm Dan ins Gesicht. „Entweder schaffen wir es, oder wir segeln den Mast ab!“

      „Und was hältst du von der dritten Möglichkeit?“ schrie Hasard durch das Jaulen und Pfeifen des Windes.

      „Bist du wahnsinnig?“

      „Kaum, ich bin nämlich nicht lebensmüde.“

      Die dritte Möglichkeit!

      Die Entscheidung!

      Diese Entscheidung bedeutete nichts anderes, als das Großsegel – unter Umständen auch die Fock – wegzunehmen und vor Topp und Takel zu lenzen, das heißt, vor dem Wind herzulaufen – zurück in die Straße von Gibraltar, denn dort war keine Küste, an der sie zerschmettert werden konnten, sondern die Weite des Mittelmeers – Leeraum, den ein Schiff braucht, wenn es sich dem Wind beugt und treiben läßt.

      Diese