Seewölfe - Piraten der Weltmeere 114. Fred McMason

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 114
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954394388



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zu setzen. Der Brand war gelöscht worden, die Fetzen heruntergerissen.

      Sie würden ihre Brandsätze zum Einsatz bringen, das wußte der Seewolf, aber er hatte eine kleine Chance. So wie der Wind jetzt stand, hatten die Pfeile es schwer, ihr Ziel zu treffen.

      An den acht geladenen Culverinen stand jeweils ein Mann und konzentrierte seine Aufmerksamkeit ganz auf das Ziel.

      Eine zweite Breitseite war nicht möglich, wenn die erste heraus war. Die „Isabella“ mußte ganz schnell abfallen und auf den alten Kurs zurückgehen.

      Mit glimmenden Lunten standen die Männer bereit und warteten auf den Befehl.

      Zähneknirschend sahen sie, daß man drüben ihr Manöver genau registriert hatte. Noch während die Segel gesetzt wurden, um dem Schiff gefechtsmäßige Beweglichkeit zu verleihen, stieg der erste Brandsatz heulend in den Himmel. Es war diesmal ein weißblaues Feuer von solch intensiver Farbe, wie die Seewölfe es noch nie gesehen hatten.

      Hoch über den Masten der „Isabella“ entfaltete sich eine leuchtende Riesenblume, aus der blauweiße Kugeln herabregneten.

      „Verdammt!“ sagte Hasard leise. Seine Blicke waren überall, und schlukkend wartete er darauf, daß die Feuerkugeln an Deck fielen.

      Der Wind trieb sie jedoch leicht zurück, und sie fielen nicht weit vom Schiff ins Meer, wo sie auf der Oberfläche kurz weiterbrannten und dann erloschen.

      Während er insgeheim ein Stoßgebet zum Himmel schickte, heulte schon der nächste heran. Seine Bahn war fast schnurgerade, aber er zerplatzte nicht, sondern zog nur einen dicken rauchigen Schweif aus dichtem Qualm hinter sich her.

      Bange Sekunden vergingen. Mit einem letzten Heulton zischte das Teufelsding dicht übers Ruderhaus, hüllte alles in Qualm und dichten Rauch ein und donnerte dann in die Kuhl, wo es als rauchende Schlange hin und her kreiselte und immer dichtere Qualmwolken ausstieß.

      Es war ein beizender Qualm, und das rauchende Ding war nicht zu bändigen. Es stieß an den Niedergang, überschlug sich, kreischte und heulte, und raste zurück, sprang dabei in die Höhe und fiel wieder auf Deck zurück.

      Die Männer husteten, sprangen hoch, wenn das jaulende Etwas vorbeizischte, und nahmen ihre Plätze wieder ein. Die Augen tränten ihnen, und Al Conroy sprach schluckend das aus, was die anderen auch dachten.

      „Die feuern rauchende Brandsätze, damit wir unser Ziel nicht mehr aufnehmen können.“

      Er hatte sich gründlich geirrt, aber das wußte im Augenblick weder er noch ein anderer.

      Der chinesische Pfeil war ein ganz normaler Brandsatz und einer der ersten, die nicht krepierten. Die Schwefelladung hatte nicht normal gezündet und jetzt rauchte das Ding von innen heraus unter Abgabe fürchterlicher Qualmwolken.

      „Feuer!“ schrie Hasard in diesem Moment.

      Mit Verzögerungen von nur ein oder zwei Sekunden spuckten die acht Culverinen ihre Siebzehn-Pfünder aus. Die „Isabella“ krängte leicht, als die brüllenden Abschüsse aus den Rohren fauchten und die schweren Kugeln auf die Reise gingen.

      Der Qualm war nicht mehr so dicht geworden, daß man nichts sah, und Hasard hatte vom Achterkastell aus ohnehin die bessere Übersicht.

      Jetzt erst, nachdem die Pulverladung die Eisenkugeln hinausgejagt hatte, wurde der Qualm dichter, aber das war nur natürlich und rührte von den eigenen Kanonen her.

      Pete Ballie fiel mit Hartruderlage ab, ohne daß es eines Befehls dazu bedurft hätte. Der Winkel war mittlerweile schon so spitz geworden, daß die „Isabella“ keine weitere Höhe mehr kneifen konnte, ohne Gefahr zu laufen, rapide an Fahrt zu verlieren.

      Jetzt, als der Bug herumschwang, begann auf der Dschunke ein Getöse. Sechsmal hintereinander schlug es in rascher Folge ein.

      Zwei der eben mühsam hochgehievten Segel fielen wie leere Säcke in sich zusammen und schlugen an Deck, Taue und Falle mit sich reißend und noch im Sturz teilweise zerfetzend.

      Zwei Siebzehn-Pfünder waren haarscharf über das Schanzkleid geflogen, aber da sie sich im Weiterflug noch etwas senkten, durchbrachen sie auf der anderen Seite Teile des Schanzkleides, ohne nennenswerten Schaden anzurichten.

      Die anderen sechs Eisenkugeln trafen ihr Ziel.

      Das Holzdeck der Dschunke wölbte sich am vorderen Mast splitterartig nach oben. Planken waren zerfetzt, den im Innern angerichteten Schaden sah vorerst noch niemand.

      Zwei hatten sich unterhalb der Wasserlinie ihren Weg ins Schiff gesucht, während die drei restlichen die Bordwand an drei verschiedenen Stellen aufgerissen hatten. Dort leckte nur zögernd Wasser hinein, aber in den beiden anderen Löchern gurgelte es.

      Die Seewölfe an den Culverinen rissen die Arme hoch und stießen einen erleichterten Freudenschrei aus, aber Carberrys eiskalte Stimme ließ sie zusammenzucken.

      „Welcher Arsch hat da eben vorbeigeschossen?“ fragte er laut.

      „Ich“, sagte Bob Grey kleinlaut, „aber ich habe das Schanzkleid auf der anderen Seite noch getroffen.“

      „Und welcher lausige Hurenbock noch?“ fragte Ed unnachgiebig.

      Luke Morgan hob schuldbewußt den Finger.

      „Das Zündkraut fing nicht gleich an zu glimmen, aber ich habe auch noch getroffen.“

      „So, das Zündkraut fing nicht gleich an zu glimmen“, donnerte der Profos. „Das nächste Mal werde ich es dir zusammen mit einer Unze Pulver in den Hintern stecken und dich auf die Sekunde genau in die Luft jagen, du tauber Hering. Und du, Bob Grey, du verlauster Heringsschwanz, bist mit dem Messer wesentlich besser als mit der Culverine.“

      Bob Grey erwiderte nichts, aber Luke Morgan, dem mitunter das Temperament durchging, und der ein Hitzkopf war, drohte dem Profos mit der Faust.

      „Blas dich bloß nicht so auf, du Bulle!“ schrie er hitzig. „Das kann passieren, das ist dir auch schon passiert. Ein Augenzwinkern später und schon trifft es sich schlechter.“

      „Du hast überhaupt nicht mit den Augen zu zwinkern. Reiß deine Glotzbökke gefälligst vorher weit auf.“

      Es hatte ganz den Anschein, als würde sich zwischen dem Profos und Luke Morgan ein handfester Streit entwickeln, aber Al Conroy trat dazwischen, um zu schlichten, und Ferris Tucker schlug seinem Freund Carberry die Hand auf die Schulter.

      „Reg dich wieder ab, Ed“, sagte er friedlich, „sieh lieber zu der Dschunke hinüber. Die zieht Wasser, daß es eine Freude ist. Ihr fehlen zwei Segel und der größte Teil des Vormastes.“

      „Na ja“, sagte Ed versöhnlich, „ich kann es nur nicht leiden, wenn man bei so ruhiger See halb vorbeiballert. Ist doch wahr!“ setzte er hinzu.

      Er drehte sich um, um die Überreste des qualmenden Dings zu untersuchen, doch das qualmte nicht mehr. Der Moses hatte eine Pütz Seewasser darüber geschüttet, und sofort hatte das Qualmen nachgelassen. Jetzt lag nur noch ein verkohlter Strunk, wie ein morscher Ast herum, der leicht blakte und Kondensdampf abblies.

      Es fühlte sich noch verdammt heiß an, und so tauchte es der Profos kurzerhand in die Wasserpütz, die der Bengel Bill hochhievte, um dem Teufelsding endgültig den Rest zu geben.

      Inzwischen hatte die „Isabella“ wieder ihren alten Kurs erreicht und segelte fast raumschots auf nördlichem Kurs weiter.

      Hinter ihnen versank die Hafenstadt Shanghai, und auch die angeknackste Kriegsdschunke hatte die nutzlose Verfolgung aufgegeben.

      Sie war stärker angeschlagen, als es den Anschein hatte.

      Auf der Dschunke herrschte Zustand. Ein tobender Kapitän brüllte die Soldaten an und sprach davon, daß es eine Schande sei, sich von einem Fremden Teufel zusammenschießen zu lassen.

      Offiziere und Bootsmänner rannten aufgescheucht hin und her. Die Mannschaften wurden mit harten Fußtritten bedacht, und ein wütender Offizier schwang die Bambusgerte