Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 133 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954394579 |
„Batuti, Shane!“ schrie er zum Groß- und Vormars hinauf. „Anfangen! Brand- und Pulverpfeile!“
„Aye, aye“, rief Big Old Shane zurück, und das gleiche murmelte auch Batuti, der schwarze Herkules aus Gambia, während er schon den ersten glimmenden Pfeil auflegte.
Die Bogensehnen spannten sich bis zum äußersten, und dann sirrten die Geschosse durch die Nacht. Kometenhaften Gebilden ähnlich, senkten sie sich auf das Oberdeck der „Santa Catalina“. Shane und der Gambia-Mann, die besten Bogenschützen der „Isabella“, arbeiteten mit der größtmöglichen Präzision und wetteiferten um die meisten Treffer. So gingen nur wenige Pfeile fehl. Die meisten lagen im Ziel und pflanzten einen Feuerteppich auf den Planken der Galeone. Richtig aus der Fassung gerieten die Piraten aber erst, als der erste Pfeil mit pulvergefülltem Schaft in der Nähe des Großmastes niederging und explodierte.
Wieder gellten Schreie, und Irrwische der Hölle schienen über die Decks der spanischen Galeone zu tanzen.
Nach der ersten Breitseite der Freibeuter hatten auch die Seewölfe Schäden im Schanzkleid ihres Schiffes zu verzeichnen. Eine Nagelbank hatte es auseinandergerissen, in den Luvhauptwanten klaffte ein Loch, und der Querbalustrade des Quarterdecks fehlten ein paar Traljen. Aber glücklicherweise gab es keine Verletzten, und die „Isabella“ war nach wie vor voll manövrierfähig. Alles übrige konnten Ferris und seine Männer mit einem Schulterzukken verkraften.
Kaltblütig ließ Ferris mit dem Vorschiff in den Wind drehen und das Zeug wegnehmen. Er wandte sich den Geschützführern der Backbordseite zu und rief: „Feuer, solange wir noch Fahrt laufen! Gebt es den Halunken!“
„Feuer!“ schrie auch Blacky, der die am weitesten achtern stehende Culverine bediente.
Die Luntenstöcke senkten sich auf die Bodenstücke der Kanonen, die Glut fraß sich durch die Zündkanäle auf das Zündkraut – es wummerte ohrenbetäubend. Rauch umfing die Gestalten der Männer. Er zerfloß und gab ihre hart grinsenden, verschmutzten Gesichter wieder frei.
Shane und Batuti hörten nicht auf, die „Santa Catalina“ mit Brand- und Pulverpfeilen einzudecken.
Krachende, berstende Geräusche klangen von dem Feindschiff herüber. Schreie ertönten. Die Seewölfe johlten und pfiffen. Matt Davies warf seine Mütze hoch, fing sie geschickt mit der Eisenhakenprothese auf und meinte: „Donnerwetter, das war mal ein Volltreffer, wie er im Buche steht. Seht doch, was für ein Loch der Kahn im Schanzkleid hat!“
„Seine Bordwand sieht aus wie ein Sieb!“ schrie Bill, der Moses, der aus dem Großmars abgeentert war und den Geschützführern assistierte. Natürlich übertrieb er in seinem Übereifer, aber das nahm ihm wahrhaftig keiner krumm.
„Einen Treffer unter der Wasserlinie hat er auch abgekriegt“, stellte Blacky voll Genugtuung fest. „Männer, die Piraten kriegen den Kübel nicht mehr herum, sie schaffen es nicht, ihre zweite Breitseite auf uns loszulassen.“
„Mann, bei denen herrscht die größte Wuhling“, erklärte Old O’Flynn, „totale Panik – wie sollen die da noch ans Manövrieren und ans Schießen denken können?“
„Wir haben sie“, sagte Jeff Bowie. „Und unsere kleinen ‚Wunderwaffen‘ geben ihnen den Rest. Hölle, wie der Kahn lodert! Die Segel der Galeone haben die Flammen ja schon fast aufgezehrt – jetzt kommen die Rahen und Masten dran.“
„He, Ferris!“ rief Pete Ballie aus dem Ruderhaus heraus. „Wann willst du endlich deine verteufelten Höllenflaschen einsetzen?“
Ferris Tucker hörte nicht darauf. Er kauerte schon hinter der von ihm gebastelten „Höllenflaschenabschußkanone“, zündete die Lunte der ersten Explosionsflasche an und legte das Ding auf die hölzerne Pfanne des Schleudermechanismus’. Er löste die Arretierung, und die Flasche mit der knisternden Zündschnur segelte in hohem Bogen auf die Viermast-Galeone zu.
Der Rothaarige hatte die Distanz etwas zu knapp bemessen. Deutlich konnte er sehen, wie die Flasche ein paar Yards vor der Bordwand des Gegners ins Wasser schlug.
„So ein Mist aber auch“, stieß Ferris aus. „Na, hoffen wir, daß die Lunte schon bis durch den Korken abgebrannt war und …“
Er unterbrach sich, denn die Fontäne, die jetzt vor dem spanischen Schiff aufstieg, enthob ihn jeden Zweifels. Die Explosionsflasche hatte unter Wasser gezündet, die Wirkung war verblüffend. Rauschend fiel die Fontäne wieder in sich zusammen. Schaden richtete diese erste Flasche nicht an, aber es lief doch ein Schütteln durch die „Santa Catalina“, das die Verzweiflung der Piraten noch steigerte.
Ferris legte die nächste Flasche auf die hölzerne Pfanne seiner grandiosen Erfindung. Wieder taumelte eins der absonderlichen Geschosse durch die Nacht. Dieses Mal hatte der Schiffszimmermann den Abstand richtig kalkuliert.
Die Flasche polterte auf die Kuhl der Viermast-Galeone, rollte ein Stück auf die Luke zu – dann zerbarst sie. Sie riß ein kratergroßes Loch in die Planken, wie Big Old Shane und Batuti von ihren luftigen Standorten aus gut erkennen konnten.
Die „Santa Catalina“ lief auf die Festung von Sao Tomé zu, ihr Kurs war unkontrolliert, sie verlor an Fahrt. Ihre Entfernung zur „Isabella“ vergrößerte sich jetzt jedoch ein wenig, aber es wäre ein Fehler gewesen, daraus eine Hoffnung abzuleiten.
Vielmehr war die Viermast-Galeone in die Reichweite der Festungskanonen geraten. Dan O’Flynn und Smoky, die die 24-Pfünder und 17-Pfünder auf dem südlichen Wehrgang des Gemäuers bewachten, zögerten nicht.
„Auf geht’s, Smoky“, sagte Dan O’Flynn erregt. „Wir dürfen nur nicht zu weit nach links zielen, sonst gefährden wir unsere ‚Isabella‘.“
Smoky hatte eine grimmige Miene aufgesetzt. „Keine Angst, Mann. Ich hab zwar kein Zielwasser getrunken, aber es geht auch ohne dem. Das schwöre ich dir.“
Sie stießen die Luntenenden in die Holzkohlenglut, die in kupfernen Becken zu ihren Füßen waberte.
Als die Festungsgeschütze losböllerten, schmolz auch der letzte Rest Disziplin und Widerstandsgeist der Piraten dahin. Wer von ihnen noch gehen oder kriechen konnte, bewegte sich auf das Schanzkleid zu, kletterte darüber und ließ sich außenbords fallen. Jetzt noch auf der lodernden, von zwei Seiten beschossenen spanischen Galeone zu verweilen, war mit Selbstmord gleichzusetzen.
Hasard erhob sich von dem Kopfsteinpflaster des kleinen Innenhofes der Festung. Steintrümmer des explodierten Nordturmes prasselten jetzt nicht mehr nieder, und auch die Rauch- und Staubwolken lichteten sich allmählich.
Den Turm, in dem sich das Munitionsdepot des Kastells befunden hatte, hatte es regelrecht zerfetzt. An seiner Stelle klaffte eine mächtige Bresche in der Mauer, aber die Explosion hatte keine anderen Bereiche des Baus gefährdet. So war der Gebäudekomplex im Inneren der Mauern völlig intakt – bis auf das Fenster im Hauptgebäude, durch das Manuelito entwischt war.
Der Teniente, der mit Eliseo, Javier, Rasome und einem ganzen Pulk von Soldaten ins Freie gestürmt war, richtete sich mit verdatterter Miene neben dem Seewolf auf.
„Wie war das?“ sagte er. „Sagen Sie das noch mal.“
„Sie haben wissen wollen, wer ich bin“, erwiderte Hasard so freundlich wie möglich. „Ich habe Ihnen meinen Namen genannt: Philip Hasard Killigrew. Meine Freunde nennen mich Hasard.“
„Aber Sie haben auch El Lobo del Mar erwähnt.“
„Irgendwer hat mir diesen Spitznamen verpaßt“, antwortete Hasard in seinem tadellosen Spanisch. „Ich weiß selbst nicht mehr, wer. Aber lassen wir das, Teniente. Suchen wir lieber nach den sterblichen Überresten unseres gemeinsamen Freundes Manuelito.“
Der Teniente hielt ihn am Arm fest. „El Lobo del Mar. Der Seewolf. Sie sind das also. Spaniens Todfeind Nummer eins. Por Dios, und ich glaube, der König hat eine Belohnung auf Ihre Ergreifung ausgesetzt.“
Hasard sah dem Mann fest in die Augen, während sich von den Seiten Javier, Eliseo, Rasome