Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 78 |
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Автор произведения | Fred McMason |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954393954 |
Juan sah seinen Sergeanten an.
„Vielleicht will der nur die Kauffahrer abholen …“
Aber der Sergeant unterbrach ihn sofort.
„Nein, glaube ich nicht. Roca ist der militärische Befehlshaber von Havanna. Die ‚Sevilla‘ ist sein Flagschiff, das überläßt er keinem. Weißt du, der Kerl ist von der Sorte, die sich nicht mit ihrem Hintern in einen Palast setzen, er gehört zu denen, die alles selber tun wollen. Er hat schon viele Piraten zur Strecke gebracht, aber Gefangene gibt es keine bei ihm. In diesem Punkt hält er es genauso wie die Halsabschneider von Tortuga und wie diese verdammten Piratennester alle heißen. Er sollte Caligu jagen, aber den hat ja irgend so ein anderer Bursche erledigt.“
„Du meinst den Seewolf?“ fragte Juan, und seine Augen weiteten sich vor Furcht. Er hatte von diesem unheimlichen Korsaren bereits so viel Legenden gehört, daß ihn die Furcht schon bei bloßer Nennung dieses Namens packte.
„Ja, ja, genau den. Man hört da so Gerüchte, der soll neulich wieder ein paar Goldschiffe von uns geschnappt haben, und er soll hier irgendwo einen geheimen Schlupfwinkel haben, den niemand kennt und den man auch nicht finden kann.“
Wieder lösten sich Böllerschüsse, und diesmal antworteten ein paar Kanonen des Forts.
„Los, Juan, reite, oder der Alkalde macht uns die Hölle heiß. Ich fürchte, er wird seine verdammte Fresserei mit den Weibern, die er immer dabei hat, und mit diesem Affenvolk, das sich bei ihm vollfrißt, vorzeitig beenden müssen. Roca fackelt nicht lange. Und der ist bestimmt nicht hier, um sich bei Don Fuega den Wanst vollzustopfen!“
Juan grinste. Dann schwang er sich auf sein Pferd und jagte den Pfad zwischen den Felsen entlang, der am Fort vorbei nach Nuevitas führte.
Er hatte etwa die halbe Strecke zurückgelegt, da scheute sein Pferd plötzlich. Juan war zwar ein leidlich guter Reiter, trotzdem flog er aus dem Sattel und landete ziemlich unsanft auf dem harten Felsgestein.
Benommen richtete er sich auf, anschließend begann er zu fluchen.
„Verfluchte Schindermähre!“ schrie er und rieb sich sein Hinterteil. „Was für ein Satan ist in dich gefahren, daß du mich einfach abwirfst, he?“
Er rappelte sich auf, blickte sich um und gewahrte in einiger Entfernung die Umrisse seines Pferdes. Fluchend und ächzend humpelte er den Pfad entlang. Er sah nicht die dunklen Gestalten, die hinter den Felsen kauerten und aus ihren schwarzen Augen jede seiner Bewegungen verfolgten. Er sah auch nicht, wie einer der Indios sein Blasrohr hob.
Aber Juan hatte Glück, denn ein anderer Indio fiel seinem Gefährten in den Arm.
„Halt, laß ihn. Es ist Juan, er hat noch niemandem etwas zuleide getan. Außerdem würde man sein Ausbleiben bald entdecken, er soll dem verfluchten Alkalden die Ankunft der Schiffe melden. Wir lassen ihn durch, denn dann wird sich die Aufmerksamkeit der Spanier auf die einlaufenden Schiffe richten, und wir haben leichteres Spiel.“
Der Indio setzte sein Blasrohr wieder ab.
„Er ist ein weißer Teufel, wir sollten ihn töten“, sagte er. Aus seinen dunklen Augen starrte er Juan nach, dessen Umrisse langsam in der Dunkelheit verschwammen. Doch dann gehorchte er dem Befehl seines Anführers. Denn eins stimmte – der Soldat Juan war bei den Indios beliebt, er hatte schon manchem von ihnen geholfen.
Juan erreichte sein Pferd. Ächzend zog er sich am Sattel hoch und setzte dann, Verwünschungen ausstoßend, seinen Weg fort.
Die Indios, die den Pfad überwachten, um vor Überraschungen sicher zu sein, kauerten sich wieder hinter die Felsen. Noch war die Zeit zum Handeln nicht da, und die unerwartete Ankunft der drei Schiffe, die die Indios auch bereits erspäht hatten, konnte noch vieles ändern. Wenn sie Erfolg haben wollten, mußten sie sehr vorsichtig zu Werke gehen.
Die Kriegsgaleone „Sevilla“ glitt als erste in die Bucht. Auf den aus schweren Bohlen gezimmerten Piers drängten sich Neugierige, die den Schiffen entgegenstarrten. Die Meldung, die Juan dem Alkalden überbracht hatte, war wie ein Lauffeuer in der Siedlung herumgegangen, außerdem waren die Spanier durch die Böllerschüsse der „Sevilla“ und der Forts an der Einfahrt aufgeschreckt worden.
Etwas im Hintergrund stand Don Fuega. Er beherrschte sich nur mühsam. Aber er durfte sich keinesfalls anmerken lassen, daß er vor Wut über diesen unerwarteten Besuch kochte. Das zerstörte seine Pläne bezüglich der hübschen Senorita für diese Nacht unter Garantie. Don Fuega kannte die „Sevilla“, und er kannte auch Capitan Roca. Daß man Roca inzwischen zum Generalkapitän in Havanna ernannt hatte, wußte Don Fuega noch nicht. Es hätte seine Laune endgültig auf den Nullpunkt gebracht.
Don Fuega starrte der einlaufenden „Sevilla“ aus schmalen Augen entgegen. Dieser Roca war genau das, was er zutiefst verabscheute: ein riesiger Kerl, dessen Narben im Gesicht deutliches Zeugnis der Kämpfe ablegten, die er bereits durchgestanden hatte. Zudem war Roca völlig unbestechlich und unzugänglich und wegen seiner unglaublichen Härte, die er aber auch von sich selbst verlangte, bei allen, die mit ihm zu tun hatten, gefürchtet.
Don Fuega wußte genau, daß Roca ihn, wenn er herausbrachte, auf welche Weise er hier regierte, sofort in Ketten legen, wenn nicht sogar aufhängen lassen würde. Capitan Roca hatte schon des öfteren mit harter Hand der Selbstherrlichkeit so manches Alkalden ein jähes Ende bereitet. Aber die Spanische Krone schien sein Vorgehen zu billigen – warum, das mochte der Satan wissen. Wahrscheinlich sorgte Roca dafür, daß die Bäuche der Schiffe, die seinem Kommando unterstanden, randvoll mit Gold, Silber und Edelsteinen beladen waren. Das aber, wußte Don Fuega, war bei Hof seiner Allerkatholischsten Majestät immer ein gewichtiges Argument.
Der Alkalde beobachtete, wie auf der „Sevilla“ die Segel geborgen wurden und der schwere Anker ins Wasser klatschte. Weiter hinten tauchten nun auch die beiden Karavellen des kleinen Geschwaders auf, die von Roca im Kampf immer als Fühlungshalter und Jäger benutzt wurden. Der Capitan hatte diese Kampftechnik bis zur Perfektion entwickelt.
„Verdammt“, murmelte Don Fuega, als die Sevilla ein Boot aussetzte, „das alles bedeutet nichts Gutes. Aber wenn ich dieses Flittchen Maria heute nicht in mein Bett kriege, stirbt ihr José morgen früh!“
Don Fuega sah, wie das Boot von der „Sevilla“ ablegte und dann zur Pier hinübergepullt wurde. Es glitt durch die Lichtreflexe, die die lodernden Feuer, die nachts die Bucht beleuchteten, über die Wasseroberfläche tanzen ließen. Undeutlich erkannte er Rocas massige Gestalt. Neben ihm, auch auf der Achterducht, saß ein ebenfalls großer, aber offenbar sehr schlanker Mann. Wahrscheinlich sein erster Offizier, der fast so gefürchtet war, wie der Capitan selber.
Verzweifelt versuchte Don Fuega, sich seines Namens zu erinnern. Endlich fiel er ihm wieder ein: Ramirez Mateo, ebenfalls Capitan. Schon das war ungewöhnlich, aber bei diesem Roca paßte sowieso nichts ins übliche Schema.
Wenig später legte das Boot an, und Don Fuega beeilte sich, den Capitan zu begrüßen.
„Welche hohe Ehre, Senor Capitan, Sie hier in Nuevitas zu …“
Roca richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
„Sparen Sie sich Ihre verdammten Floskeln, Don Fuega. Führen Sie mich in den Palast, und sorgen Sie dafür, daß man die notwendigsten Sachen für Sie zusammenpackt und Ihr Stellvertreter erscheint. Er wird für einige Zeit Ihr Amt verwalten.“
Don Fuega wurde bleich. Sein Magen krampfte sich zusammen.
„Bitte, Senor, ich verstehe nicht ganz, wieso …“
„Keine Fragen, Sie erfahren alles früh genug. Und noch etwas, Sie verfügen über Männer, die sich in ganz besonderem Maße auf das hochnotpeinliche Verhör verstehen. Veranlassen Sie, daß auch diese Männer gerufen werden, und zwar sofort!“
Don Fuega spürte, wie seine Knie