Seewölfe - Piraten der Weltmeere 148. Burt Frederick

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 148
Автор произведения Burt Frederick
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954394722



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Da packt es einen, ob man will oder nicht.“ Er deutete mit einer Kopfbewegung zur Kuhl. „Den Kerlen da unten kribbelt es in den Fingern und wer weiß noch wo. Der erste Landgang in Old England ist wirklich eine Sache, auf die man sich freuen kann.“

      Hasard nickte. „Trotzdem ist die ‚Isabella‘ kein Adler. Jeder von uns sollte froh sein, daß wir sie haben.“

      „Ganz gewiß“, pflichtete Ben ihm bei, „wir werden das Beste aus diesem verrückten irischen Wind herausholen.“

      Und das war alles andere als schwierig. Denn die achte „Isabella“ war die beste, die die Seewölfe jemals gesegelt hatten. Einer der hervorragendsten Schiffszimmerleute Englands hatte diese Galeone gebaut, die Philip Hasard Killigrew gemeinsam mit seinen Männern erworben hatte. Sie alle hatten ihren Geldanteil in dieses seetüchtige Schiff gesteckt, und keiner von ihnen hatte das bisher bereut.

      Im Prinzip war die „Isabella VIII.“ eine Galeone. Doch im Gegensatz zu den Spaniern, die an den Konstruktionsprinzipien ihrer plumpen Seekühe nichts änderten, hatten die Engländer aus ihren seemännischen Erfahrungen gelernt. Irgendwann würden den Dons die Augen übergehen, wenn sie begriffen, daß sie mit ihren Schiffbaumethoden ins Hintertreffen gerieten. Aber das lag wohl nicht an den mangelnden Fähigkeiten spanischer Konstrukteure. Philipp II., so sagte man, hatte sich nie sonderlich für die Seefahrt interessiert. Das Bestehende war für ihn gut genug, wie es schien.

      Manchen Don hatten die Seewölfe unterdessen das Fürchten gelehrt. Die „Isabella“ war ein erkennbares Beispiel dafür, welchen hohen Wert die praktische Nutzung gewonnener Erfahrungen hatte. Mit seinem moderneren, viel schlankeren Rumpf war das Schiff der Seewölfe den schwerfälligen spanischen Galeonen überlegen. Sowohl das Vorderkastell als auch das Achterkastell waren wesentlich flacher gebaut, und die überhohen Masten ermöglichten eine größere Segelfläche als üblich. Statt eines Kolderstocks hatte die „Isabella“ ein Ruder. Ferris Tucker, der Schiffszimmermann der Seewolf-Crew, hatte überdies ein Ruderhaus gezimmert, so daß der Rudergänger nicht immer überkommenden Seen ausgesetzt war. Das Schiff hatte zwei große Frachträume unter der Kuhl und einen kleineren unter dem Vordeck. Alle drei waren sie jetzt, nach einer langen Reise, mit kostbaren Schätzen bis obenhin vollgestopft. Als Freibeuter im Dienste Ihrer Majestät, Elisabeth I., kehrten die Seewölfe mit übervollen Händen in die Heimat zurück.

      Bestückt war die „Isabella“ an Backbord und Steuerbord mit je acht 17-Pfünder-Culverinen, außerdem gab es vorn und achtern je zwei Drehbassen für eine schnelle zusätzliche Feuerkraft. Die Culverinen hatten überlange Rohre, die eine größere Reichweite und bessere Treffgenauigkeit ermöglichten.

      Ben Brighton behielt mit seiner Windvorhersage recht.

      Hasard ließ die Galeone abfallen, immer noch über Steuerbordbug segelnd. Dann, als der Wind noch mehr schralte, ging der Seewolf auf Backbordbug. Jetzt mußte nach Nordwesten hin aufgekreuzt werden. Für die Männer an Deck gab es jetzt kaum noch Verschnaufpausen. Der Profos ließ sein Gemisch aus Befehlen und Flüchen in schnellerer Folge auf die Crew herabprasseln. Die Gedanken an Old England gerieten vorläufig zur Nebensache.

      Hasard wußte, daß ein direkter Kurs auf England nur bei günstigen südlichen Winden möglich gewesen wäre. Aber die Windverhältnisse der vergangenen Tage hatten dazu geführt, daß sie sich der südirischen Küste näherten, was im Grunde nicht nachteilig war. Sie waren lediglich gezwungen, den Nordwestkurs jetzt strikt einzuhalten. Denn unter der Küste gab es zahlreiche gefährliche Riffs, die bei plötzlich einsetzendem auflandigem Wind zur tödlichen Falle werden konnten. Ben Brighton hatte recht: dieser verrückte irische Wind war in der Tat unberechenbar.

      Der Seewolf blieb auf dem Achterkastell.

      Vereinzelt einsetzende Böen begannen, die Nebelschwaden zu zerfasern. Die Sicht wurde etwas besser, doch die Kimm blieb nach wie vor hinter einem trübgrauen Vorhang verborgen.

      Unvermittelt tönte die helle Stimme Bills aus dem Ausguck im Großmars.

      „Deck! Mastspitze Steuerbord voraus!“

      3.

      Seamus Behan wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, zweimal, dreimal. Seine Lider schmerzten und brannten von dem ständigen scharfen Seewind.

      Aber das Bild ließ sich nicht wegwischen.

      Nein, es war keine Sinnestäuschung.

      Der stämmige Ire schüttelte den Kopf, daß die rote Mähne flog – wie, um seine Gedanken dadurch besser sortieren zu können. Er beugte sich weiter über das Schanzkleid und spähte angestrengt auf die unruhige See hinaus.

      Die steuerlose „Cruiscin Lán“ bewegte sich mit der Eleganz eines fehlgeleiteten Waschzubers auf den Wogen. Zeitweise, wenn Böen heranfegten, krängte der Rumpf des Einmasters bedrohlich nach Steuerbord.

      Seamus Behan rieb sich noch einmal die Augen. Dann war er endgültig sicher, daß seine fünf Sinne noch funktionierten und kein Wassermann seinem Wahrnehmungsvermögen einen bösartigen Streich spielte.

      „Brendan!“ brüllte er, obwohl O’Donovan ganz in der Nähe am Mast lehnte.

      Der Krummbeinige hastete eilfertig heran und baute sich neben seinem Kapitän am Steuerbord-Schanzkleid auf.

      Behan streckte den rechten Arm in die Richtung, von der er nicht mehr wußte, welche Himmelsrichtung es war.

      „Siehst du das, Brendan? Hölle und Teufel, sag mir schnell, ob du es siehst!“

      „Ja, natürlich, ich – ich …“ stotterte O’Donovan und starrte in den Dunst hinaus, der Wasser und Luft noch immer zu einer trüben Einheit verschwimmen ließ. Die Nebelschwaden hatten sich allerdings weitgehend verflüchtigt.

      „Und?“ schnappte Behan triumphierend. „Was würdest du sagen, was es ist?“

      Erst jetzt hatte O’Donovan es erfaßt. Sein Blick hakte sich an der geisterhaften Silhouette fest, und seine Knopfaugen schienen aus den Höhlen zu quellen.

      „Heilige Mutter Gottes!“ flüsterte er fassungslos. „Das ist – das ist …“

      „Ein Dreimaster“, fiel ihm Seamus Behan ins Wort, ohne den Kopf zu wenden.

      „Mann!“ hauchte O’Donovan. „Das kann ein Gespensterschiff sein. Vielleicht sind wir jetzt den Mächten des Bösen ausgeliefert. Vielleicht hat der Lord uns verflucht, und unsere Seelen sind rettungslos verloren.“ Wie die meisten Iren war Brendan O’Donovan hoffnungslos abergläubisch und für Gruselgeschichten aller Art besonders empfänglich.

      „Rede keinen Unsinn“, sagte Behan grollend, „Mann, das ist eine dreimastige Galeone! Wenn wir sie mit bloßem Auge erkennen können, müssen die Leute da drüben uns auch längst gesehen haben.“

      O’Donovan schluckte, wobei sich sein Adamsapfel ruckend auf und ab bewegte. Seine Gedanken kehrten auf den Boden der Tatsachen zurück.

      Dieses Schiff, das vorläufig nur wie durch einen Schleier zu sehen war, konnte ein Geschenk Gottes sein – wenn es Realität war. Aber an letzterem schien Seamus Behan nicht im geringsten zu zweifeln.

      „Hm“, brummte O’Donovan stirnrunzeln, „ich möchte meinen, er wird unseren Kurs nicht kreuzen. Ich denke, die haben da drüben an Deck alle Hände voll zu tun, um mit dem vorlichen Wind fertigzuwerden.“

      „Dann müssen wir uns eben bemerkbar machen!“ fauchte Behan.

      „Wie denn?“

      „Unsere Stimmbänder funktionieren noch, oder?“

      „Tja, dann …“ O’Donovan riß den Mund auf, um zu schreien.

      „Noch nicht!“ herrschte Behan ihn an. „Oder kannst du mir sagen, welche Nationalität er hat?“

      O’Donovan klappte den Mund wieder zu und sagte gar nichts. Er blickte seinen Kapitän lediglich von der Seite an.

      „Sieht