Seewölfe - Piraten der Weltmeere 485. Burt Frederick

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 485
Автор произведения Burt Frederick
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954398935



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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-893-5

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

       Wo die Schlangen-Insel versank

       Die See war der Friedhof – aber er blieb nicht tabu

       Den Tip erhielt der Seewolf von einem alten Freund, nämlich von dem alten Schlitzohr Diego, dem Kneipenwirt auf Tortuga, wo so allerlei Vögel einkehrten, auch Galgenvögel. Ein solcher war One-Eye-Doolin aus Cornwall, der sich etwas zu auffällig bei Diego nach Philip Hasard Killigrew erkundigt hatte, dem er das Fell über die Ohren ziehen wollte. Ein frommer Wunsch war das, und One-Eye-Doolin vergaß ihn, als er über die Caicos-Bänke segelte und Erstaunliches entdeckte. Hier brauchte man nämlich nur mit einem Draggen zu fischen – und schon hing was Goldenes am Haken. Und die Kerle von der „Scorpion“ fischten auf Teufel komm raus – bis der Seewolf aufkreuzte und sie davonjagte. Denn unter der See war eine Grabstätte …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      One-Eye-Doolin – der Kapitän der „Scorpion“ hat es nur einem Zufall zu verdanken, daß er mit seinem einen „blauen“ Auge davonkommt.

      Edmond Bayeux – mit seinen „Le Griffons“ haut er tüchtig auf die Pauke.

      Philip Hasard Killigrew – der Seewolf hat eine traurige Pflicht zu erfüllen.

      Matt Davies – der Hakenmann wird auf „wundersame“ Weise geheilt.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Es war ein merkwürdiger Tag, dieser 6. Juni im Jahre des Herrn 1595. Das Sonnenlicht war anders als sonst, irgendwie gedämpft, als befände sich hoch oben am Himmel eine Glasscheibe, durch die der Feuerball sein Licht schicken mußte. Selbst der Nordost, der mit mäßiger Kraft über die vor Treibanker liegenden Schiffe strich, hatte eine ungewohnte Art zu wehen. Sein Atem war stickig und verursachte nicht jenes vertraute Singen in Wanten und Pardunen.

      Ja, es war in der Tat eine sonderbare Stille, die über dem Seegebiet im Bereich der Caicos-Inseln lag.

      Die Stille des Todes? Ein lähmender Trübsinn im Angesicht menschlicher Sterblichkeit?

      „Hol’s der Teufel!“ knurrte Ed Carberry leise, als er über die Verschanzung der „Isabella“ starrte und sich die Bartstoppeln an seinem Rammkinn rieb.

      Die übrigen Männer unter dem Kommando des Seewolfs schwiegen. Einige jedoch nickten zustimmend. Der Profos drückte genau das aus, was sie alle empfanden. Der Teufel sollte sie samt und sonders holen, wenn sie begreifen konnten, was mit ihnen vorging. Es war nicht etwa die Sonne, die ihnen in den Schädel gebrannt und ihr Hirn durcheinander gebracht hatte. Es war auch nicht die Stille, die ihre Laune auf einen Tiefpunkt sinken ließ. Und es war auch nicht der laue Wind, der ihre Gedanken zu einer seltsamen Dumpfheit ausgedörrt hatte.

      Sicher, es hing mit der Position zusammen, auf der sie sich befanden.

      In der Tiefe unter dem Kiel ihres Schiffes ruhten die Toten, die einst ihre Freunde gewesen waren. Arkana, die Schlangenpriesterin, hatte das Ende vor ihrem wissenden Auge gesehen. Die Nachricht vom Tod ihrer und des Seewolfs Tochter Araua war für sie ein Vorzeichen gewesen.

      Die Schlangen-Insel war untergegangen, im Meer versunken, als hätte es sie nie gegeben. Ein feuriger unterseeischer Schlund hatte sich aufgetan und jegliches Leben ausgelöscht. Auch Coral Island, die Timucua-Indianer und ihre spanischen Freunde hatten ein grausiges Ende gefunden.

      All dies war den Männern an Bord der „Isabella“, der „Caribian Queen“ und der „Le Griffon“ bewußt. Zumindest für die Arwenacks und die Männer unter Siri-Tongs Kommando war der Schmerz, den sie seinerzeit im Angesicht der Katastrophe empfunden hatten, noch in bester Erinnerung.

      Sie waren damals zurückgekehrt und hatten Überreste der einstmals stolzen kleinen Ansiedlung in der Bucht der Schlangen-Insel auf der Wasseroberfläche treiben sehen.

      Sie, die sie die versunkenen Seelen als Menschen aus Fleisch und Blut gekannt hatten, waren über den schlimmsten Schmerz hinweg. Das Leben hatte ihnen neue Aufgaben und neue Ziele gesetzt. Der entstehende Stützpunkt in der Cherokee-Bucht war das äußere Zeichen dieses Neubeginns. Die Erinnerung verblaßte nicht. Niemals würde auch nur einer aus dem Bund der Korsaren vergessen, wie sie alle gemeinsam dafür gekämpft hatten, ihr Leben in Freiheit auf der Schlangen-Insel zu verwirklichen.

      Sie hatten ganz einfach gelernt, mit der Erinnerung umzugehen.

      Es war etwas anderes, das tief in ihnen stumme Wut und grenzenlose Niedergeschlagenheit hervorrief.

      Es war das unglaubliche Geschehen, dessen Zeugen sie durch einen Zufall geworden waren.

      Galgenstricke, denen nichts heilig war, hatten die Grabesruhe gestört. Die toten Freunde von der Schlangen-Insel und von Coral Island hatten ein Recht darauf, daß ihre Ruhe unangetastet blieb – wie jedem Menschen nach seinem Dahinscheiden dieses Recht gewährt wurde.

      Sicher, Grabschänder wie One-Eye-Doolin würde es auf der Welt immer wieder geben. Und man konnte nicht einmal erwarten, daß der Küstenpirat aus Cornwall das frevelhafte seines Tuns begreifen würde, wenn man es ihm auseinandersetzte.

      Nein, dieser Doolin gehörte zu den Unverbesserlichen. Und er würde alles daran setzen, um die auf dem Grund verstreuten Schätze der Schlangen-Insel in seine habgierigen Finger zu kriegen.

      Eben dies wirkte so niederschmetternd auf die Arwenacks und ihre Freunde. Das war auch der Punkt, den Edmond Bayeux und seine normannischen Schrats auf der „Le Griffon“ um keinen Deut anders empfanden. Sie waren nicht Zeugen des Untergangs der Schlangen-Insel gewesen, und sie gehörten auch erst seit kurzem zum Bund der Korsaren, seit sie von den Seewölfen aus der Gefangenschaft bei den Spaniern befreit worden waren.

      Doch der Zorn über das Verhalten des räuberischen Gesindels war bei Bayeux und seinen Mannen ebenso stark wie bei den Crews auf der „Isabella“ und der „Caribian Queen“.

      Deshalb gab es an Bord der drei Schiffe vom Bund der Korsaren niemanden, der etwas daran auszusetzen gehabt hätte, hier auf die Schnapphähne zu warten. Denn zurückkehren würden sie garantiert. Sie hatten Blut geleckt und ahnten, welcher Reichtum auf dem vulkanisch zerklüfteten Meeresboden zu finden war.

      Zu welcher unbeschreiblichen Gier Menschen angesichts von Gold, Silber und Edelsteinen fähig waren, hatten die Arwenacks und ihre Freunde erst vor wenigen