Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 574 |
---|---|
Автор произведения | Fred McMason |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399819 |
Dann sah sich Starbuck auf dem Schiff um und hatte überall etwas zu bemängeln.
„Mein Schiff sieht wie ein Dreckhaufen aus“, tadelte er. „Das laufende und stehende Gut ist brüchig. Es hätte mal gelabsalbt werden müssen.“
„Es ist immer wieder geflickt worden“, knurrte Fletcher. „Wenn ich Tauwerk angefordert habe, wurde nichts geliefert.“
„So was besorgt man sich“, sagte Starbuck kalt. „Das sind Kleinigkeiten. Neues Tauwerk kostet eine Menge Geld.“
„Soll ich es vielleicht auf anderen Schiffen klauen?“
Der feiste Eigner ging auf die Frage nicht ein. Er deutete zur Pier, wo immer noch die zerlumpten Kerle herumstanden.
„Ich habe fünf neue Leute für Sie. Drei von den Kerlen mußte ich auslösen, auch das war nicht gerade billig.“
Fletcher unterdrückte seine Wut mit einem Husten.
„Die Galgenvögel sollen an Bord? Ich habe schon genug Halunken in der Mannschaft. Aber gut, mir bleibt nichts anderes übrig. Wie steht es mit der Heuer für die Kerle?“
„Keine Heuer, sie fahren für Kost und Logis. Das ist bereits mit ihnen abgesprochen.“
„Und unterwegs werden sie frech, das kennt man ja.“
„Ihr Problem, Fletcher, Sie sind der Kapitän und wissen, wie Sie mit Aufsässigen umzugehen haben. Darum muß ich mich ja schließlich nicht auch noch kümmern.“
Ein kleines, vor Starbuck katzbuckelndes Männchen erschien an Bord. Das Männchen war Starbucks Kontorist, ein Kerl mit dünnen grauen Haaren und einem lächerlich wirkenden Bart, den jeder Ziegenbock empört zurückgewiesen hätte.
Er tat einen Kratzfuß vor Starbuck und überreichte ihm eine Liste.
„Die Sachen, die Sie zu ordern geruhten, Sir“, dienerte er. „Wein, Tee, Branntwein, Butter, Käse und frisches Fleisch.“
Starbuck schob die Liste unwillig in sein Wams.
„Ja ja, verschonen Sie mich damit, Duffy, ich weiß, was ich geordert habe.“
„Das Beste vom Besten“, sagte das Männchen kriecherisch. „So, wie es Ihnen zusteht, Sir.“
Der dicke Mensch räusperte sich etwas verlegen und fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
„Ich dachte, das sei zu teuer“, sagte Fletcher höhnisch. „Oder haben Sie vor, das Zeug an Bord bringen zu lassen, Mister Starbuck?“
„Werden Sie nicht frech, Fletcher. Das ist eine rein private Angelegenheit, die Sie nichts angeht. Sie haben mein Schiff nach Genua zu bringen, die Ladung zu löschen und mit einer anderen Ladung, die man Ihnen noch mitteilen wird, zurückzukehren. Und zwar pünktlich, denn jeder unnütze Tag kostet Geld.“
„Ihr Geld, Sir“, warf das Männchen untertänigst ein, als sei das eine riesengroße Neuigkeit.
„Holen Sie die Kerle an Bord, Duffy, und halten Sie hier keine Reden“, sagte Starbuck ärgerlich.
Das Männchen schob wichtigtuerisch ab und lotste die vergammelten und verluderten Gestalten an Bord.
Der Erste Offizier nahm sie in Empfang und sah sie sich an.
„Schon mal zur See gefahren?“ fragte er.
Zwei waren ehemalige Fischer, wie sie angaben. Der eine war Seifensieder, der bisher nur die Themse gesehen hatte, der vierte war ein arbeitscheuer Herumstreuner, und der fünfte konnte eine Galeone nicht von einer Hammelherde unterscheiden.
„Das letzte Gesindel“, beschwerte sich Williams, „wenn es Seeleute wie Sand am Meer gibt, Mister Starbuck, warum haben Sie dann nicht für bessere Leute gesorgt? Uns fehlen außerdem immer noch mindestens vier Mann.“
„Heuern Sie noch zwei oder drei Leute heute abend in einer Kneipe an“, empfahl der Reeder. „Da treiben sich genug Kerle herum, die nicht einmal satt zu essen haben und froh sind, wenn sie auf einem Schiff unterkriechen können.“
„Und denken Sie an die Ladung, Fletcher!“ rief das graue Männchen eifrig und erhob den spitzen Zeigefinger wie ein Schulmeister. „Sie ist überaus wertvoll. Nicht, daß etwas kaputtgeht.“
„Wenn Sie kriecherisches Würstchen mich noch einmal Fletcher nennen, dann hänge ich Sie an den Ohren im Großmars auf“, sagte der Captain.
Daraufhin zuckte das Männchen empört zusammen.
Starbuck sah grinsend auf den Kleinen. Hm, er war Kontorist bei ihm und ein Speichellecker. Er wollte das Männchen schon einmal vor einem Monat feuern, weil der Kerl ihm auf den Geist ging. Vielleicht würde ihm eine kleine Seereise mal ganz gut tun.
„Mir ist das gerade etwas eingefallen“, sagte er genüßlich. „Ihnen fehlen also noch Leute.“
„Richtig, Sir, ihm fehlen noch Leute“, tönte das Männchen. „Sie sagen es, Sir.“
„Einen hätte ich noch“, sagte der Dicke hinterhältig. „Er hat das Wasser zwar nur aus der Ferne gesehen, aber das läßt sich ändern und stellt kein Problem dar.“
„An wen dachten Sie, Sir?“ fragte Duffy. „Ich werde sofort veranlassen, daß man ihn holt.“
„Nicht nötig, Duffy. Ich dachte an Sie.“
Das Gesicht des kleinen bärtigen Kontoristen veränderte sich von einem Augenblick zum anderen in erschreckender Weise.
Eben hatte der Kerl noch sehr überlegen gewirkt und sich hundertmal wichtiger gegeben, als er war.
Jetzt wurde sein Gesicht grau wie Asche, und seine Hände zitterten. In seinen Augen stand nacktes Entsetzen, während er aufgeregt an seinem lächerlichen Bart herumzupfte.
„Aber, Sir“, greinte Duffy. „Das können Sie mir nicht antun. Ich bin schon ein alter Mann.“
„Ach was! Sie sehen nur so alt aus. Sie sind ja gerade erst vierzig.“
„Aber – aber das Schiff hat doch schon einen Kapitän, Sir.“
Der Dicke schüttelte sich in boshafter Schadenfreude.
„Ich hatte nicht vor, Sie als Kapitän fahren zu lassen, Duffy. Aber da ich Sie im Kontor augenblicklich nicht beschäftigen kann, muß ich Sie eben anderweitig einsetzen, bei gleichem Lohn, versteht sich. Sie werden die Ehre haben, ein wenig Erfahrungen zu sammeln, und wenn Sie wieder in London sind, haben Sie einen ganz anderen Überblick über die Seemannschaft.“
„Ich bin doch aber auch kein Offizier“, jammerte Duffy, dem jetzt der Schweiß aus allen Poren brach.
„Natürlich nicht. Dafür haben wir ja Mister Williams. Oder verstehen Sie etwas von der Navigation?“
„N-neiiin, Sir.“
„Na, sehen Sie!“ Mister Starbuck klopfte dem Männchen gönnerhaft auf die Schulter. „Als Kontorist können Sie ja schlecht fahren, weil gewöhnlich keiner auf einem Schiff gebraucht wird. An Land kann ich Sie momentan auch nicht verwenden. Andererseits möchte ich Sie nicht entlassen, es sei denn, das wäre Ihnen lieber bei der allgemein herrschenden Arbeitslosigkeit.“
Der Zickenbärtige wußte kaum noch, was er sagen sollte. So unvermittelt mit der rauhen Seefahrt konfrontiert zu werden, war absolut nicht nach seinem Geschmack. Ihm wurde ganz übel bei dem Gedanken, mit diesen Galgenvögeln an Bord sein zu müssen. Dem grauen Männchen wurde es richtiggehend schlecht.
„Tun Sie mir das nicht an, Sir“, jammerte Duffy. „Ich war noch nie auf dem Meer, und ich werde ganz krank davon. Ich will auch alles für Sie tun, Sir, den Hof fegen, den Garten bestellen und das Haus in Ordnung halten. Ich werde auch Ihre Hunde ausführen, Sir.“
„Dazu habe ich genügend Leute, Duffy. Was ich jetzt brauche, sind Männer, ganze Männer, Duffy, so wie Sie einer