Seewölfe Paket 20. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 20
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954397792



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Cámara und war ein spanischer Fischhändler. Er wußte nicht, wer der Schwarze war, und er ahnte auch nicht, daß er an diesem sonnigen Tag in Havanna sterben würde. Er wußte nur eins: daß ihm das Auftreten dieses Kerl nicht paßte.

      Der Schankwirt tauchte hinter der Theke auf und füllte den leeren Bierkrug. Cámara beugte sich zu ihm hinüber und sagte: „He, Lopez, komm mal her.“

      „Hast du deinen Wein schon ausgesoffen? Warte, ich habe jetzt keine Zeit.“

      „Ach. Du mußt den Nigger bedienen, was?“

      „Richtig. Es ist schon der zwölfte Krug.“

      „Und deine anständige Stammkundschaft kann warten, wie?“

      Lopez, der Schankwirt, drehte sich mit dem halbvollen Krug in der Hand langsam zu ihm um. „Suchst du etwa Streit?“

      „Ach was. Ich staune nur.“ Cámaras derbes Gesicht war leicht verkniffen. „Bei mir werden solche Affen nur mit der Peitsche bedient.“

      „Bei mir werden sie bewirtet, wenn sie bezahlen können und keinen Ärger machen.“

      „Wer ist denn der schwarze Hurensohn?“

      Lopez warf einen hastigen Blick zu Caligulas Tisch, dann entgegnete er: „Nicht so laut, Mann. Bist du verrückt?“

      „Hast du Angst vor ihm?“

      „Ich denke nur an mein Geschäft. Er behauptet, der König der Karibik und ein großer Kapitän zu sein, aber mir ist das egal.“

      „Ja“, sagte der Fischhändler. „So verkauft sich jeder auf seine Weise. Du bist auch nicht besser als die Huren, die sich hier rumtreiben und dir die Zimmer bezahlen.“

      „Wirt!“ brüllte Caligula. „Meine Kehle ist trocken und ausgedörrt! Ich lechze nach Bier! Was ist los? Sind die Fässer schon leer?“

      „Ich komme!“ rief Lopez. Er füllte den Krug ganz, blickte dabei aber zu Cámara und zischte: „Mach hier keinen Stunk. Wenn du was auszusetzen hast, haust du am besten gleich wieder ab. Es gibt genug Pinten im Hafen, warum mußt du ausgerechnet bei mir rumstänkern?“

      „Weil ich keine Nigger leiden kann“, erwiderte Cámara, aber das hörte Lopez schon nicht mehr. Er war unterwegs zu Caligula, umrundete den Tresen, steuerte zwischen den Tischen hindurch und stieß in eine Lücke zwischen zwei von den Kerlen, die Caligula umringten.

      Er knallte den Krug auf den Tisch, daß der Schaum spritzte und sagte: „Salud – Prost.“

      „Prost!“ brüllte die Bande.

      Gierig füllte ein Kerl die Becher und Humpen und wieder wurde getrunken. Caligula interessierte es nicht, was die Kerle taten, er war mit den Huren beschäftigt. Gerade untersuchte er, ob der Busen der Dunkelhaarigen, Glutäugigen genauso groß war wie der von Joanna. Sie quietschte und kicherte, und er stieß ein begeistertes Grunzen aus.

      Lopez war unterdessen hinter die Theke zurückgekehrt. Diego Cámara war nicht mehr da, er hatte seinen Becher stehen lassen. War er gegangen, ohne die Zeche zu zahlen? Lopez war es gleichgültig. Die Hauptsache war, daß es keinen Krach gab.

      Aber Cámara befand sich noch in dem Gewölbe. Er hatte sich in die Nähe von Caligulas Tisch begeben und stand gegen eine Säule gelehnt, so daß Lopez ihn von der Theke aus nicht sehen konnte.

      „Alle Weiber zu mir!“ brüllte Caligula gerade und griff nach der Rothaarigen. „Du bist richtig für mich! Wie fühlst du dich an? Ha, ihr seid gut gebaut, ihr weißen Weiber! Mit euch gefällt mir das Leben!“

      Lachend rutschte die Rothaarige auf seinen Schoß. Joanna kniff sie in den Oberschenkel, und auch der Dunkelhaarigen warf sie hin und wieder einen giftigen Blick zu. Sie wollte sich das Geschäft mit Caligula nicht verderben lassen.

      Aber die Rothaarige ließ sich nicht beeindrucken. Kichernd und glucksend ließ sie sich von Caligula abtasten.

      „Bei dir möchte ich meinen Anker werfen“, sagte er mit dunkler Stimme. „Wie wär’s?“

      „Einverstanden, aber das kostet dich einen Goldtaler.“

      „Wir nehmen auch die beiden anderen mit.“

      „Zu dritt?“ fragte sie und blickte ihn erstaunt an. „Schaffst du das denn? Bist du ein solcher Riese?“

      „Du wirst staunen“, röhrte Caligula und stimmte wieder ein brüllendes Gelächter an.

      Cámara hatte sich von der Säule abgestoßen und trat an den Tisch. Er mischte sich unter die Schnorrer und musterte Caligula mit offener Verachtung.

      Noch registrierte Caligula es nicht, noch galt seine ganze Aufmerksamkeit den drei Frauen. Aber plötzlich flog der Krug um, und das Bier lief über die Tischplatte. Die Pfütze breitete sich aus, und einige Tropfen fielen auf Caligulas Beine und den Schoß der Frau.

      „He!“ brüllte Caligula. „Könnt ihr nicht aufpassen, Ihr Idioten? Jetzt ist das feine Bier beim Teufel! Wirt!“

      „Ich frage mich, was so ein schwarzer Hurensohn in einer Kneipe wie dieser zu suchen hat“, sagte Diego Cámara laut und deutlich.

      Caligula blickte zu ihm auf. Er glaubte, nicht richtig gehört zu haben. „Wie war das? Sag das noch mal!“

      „Du bist ein schwarzer Hurensohn“, sagte Cámara. „Und hier fliegst du jetzt raus. Nigger haben hier nichts verloren. Und sie sollen keine weiße Frau beschmutzen, auch wenn es sich um eine Hure handelt.“

      Joanna richtete ihren Zeigefinger auf den Fischhändler. „Moment mal. Du hast sie wohl nicht mehr alle, was? Sieh zu, daß du Land gewinnst, oder du kannst was erleben. Was fällt dir eigentlich ein, meinen Freund zu beleidigen?“

      „Für Nigger ist hier kein Platz“, sagte Cámara. Seine Schläfenadern waren angeschwollen.

      Lopez nahte, und die Zecher versuchten, Cámara einzukreisen und fortzuzerren. Doch der ließ sich nicht wegziehen. Auch Caligula hatte inzwischen reagiert. Er stieß die Rothaarige fort, war mit einem Ruck auf den Beinen, daß sein Stuhl umkippte, und warf sich über den Tisch hinweg auf Cámara.

      „Schwarzer Dreck!“ brüllte Cámara. „Negersau! Raus!“ Er hieb mit den Fäusten auf Caligula ein. Aber der riß ihn um und wälzte sich mit ihm über den Boden. Sie fluchten und kämpften wie Raubtiere.

      Cámara hatte Caligula unterschätzt. Er war sich zwar im klaren darüber, daß dieser Kerl sehr stark sein mußte, doch er hatte fest damit gerechnet, daß das viele Bier seine Reaktionsschnelligkeit und sein Kampfvermögen geschwächt hätte.

      Das war nicht der Fall. Caligula drosch wild auf den Fischhändler ein, er war wie von Sinnen. Nie war er derart beschimpft worden, selbst von El Tiburon, seinem erklärten Todfeind, nicht.

      Lopez wandte sich an Libero, seinen kleinen, schmächtigen Gehilfen. „Dieser verdammte Cámara“, zischte er. „Jetzt haben wir die Bescherung! Los, lauf in die Stadt zum Gendarmerieposten und hol Hilfe. Der Schwarze schlägt hier alles kurz und, klein, das sehe ich schon kommen.“

      Libero verschwand. Auf schnellen Füßen eilte er in die Stadt und betrat das Gebäude der Gendarmerie. Der Leiter der Stadtgarde hörte sich an, was er zu melden hatte, und schickte sofort drei Mann los.

      Caligula hatte Cámara gepackt und hochgezerrt. Er hob ihn an und schleuderte ihn quer durch den Raum. Cámara prallte gegen eine Säule und glitt daran zu Boden. Schlaff und reglos war seine Gestalt, er gab keinen Laut mehr von sich.

      „Wasser!“ brüllte Caligula. „Er soll aufwachen! Ich bin noch nicht mit ihm fertig!“

      „Wasser vom Brunnen!“ rief jemand. „Oder einfach Bier!“

      „Nein.“ Lopez hatte beschlossen, eine Heldentat zu vollbringen und Cámara das Leben und sich selbst die Einrichtung der Kaschemme zu erhalten. Er trat vor Caligula hin und sagte: „Bitte, laß ihn jetzt in Ruhe. Er hat seine Lektion bezogen. Du schlägst ihn sonst noch