Seewölfe - Piraten der Weltmeere 391. Burt Frederick

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 391
Автор произведения Burt Frederick
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954397990



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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-799-0

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

Sturm über den Bahamas

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Der ablandige Wind verursachte ein stetes Rauschen in den Palmwipfeln, nur vereinzelt durchbrochen von den schrillen Stimmen tropischer Urwaldvögel. Die Morgensonne schien an diesem 16. Juni des Jahres 1594 blasser als gewohnt – gerade so, als hätte sie sich hinter einem Flor von Trübsal verborgen, um sich der Stimmung jener Männer in der Bucht von Great Abaco anzupassen.

      Mehr als fünfzig waren es. Stumm und regungslos verharrten sie am Strand. Ihre Kehlen waren wie zugeschnürt.

      Breit und schnurgerade verlief die Hecksee des stolzen Dreimasters, als wollte ihnen der Rudergänger ein letztes Mal beweisen, wie überragend er sein Handwerk verstand. Ja, die ganze Mannschaft des Schiffes schien Verachtung ausdrücken zu wollen, obwohl die Entfernung schon so groß war, daß man Gesichter nicht mehr erkennen konnte.

      Die „Isabella“ segelte auf ostwärtigem Kurs in den Atlantik hinaus. Ein Schwarm von Seevögeln umkreiste die geblähten Segel. Die Kimm im Osten sah verwaschen aus.

      Don Juan de Alcazar vermochte den Blick nicht von der schlanken Galeone zu wenden. Noch immer war er nicht imstande, seine Gedanken in geordnete Bahnen zu lenken. Zu tiefgreifend war das Geschehen der letzten Stunden gewesen. Und allzu heftig hatte es an den Fundamenten seiner festgefügten Meinung gerüttelt.

      Was für ein Mensch war dieser Philip Hasard Killigrew?

      Einer, den man erbarmungslos bis ans Ende der Welt jagen mußte, um ihn zur Strecke zu bringen?

      Eins stand jedenfalls fest: Killigrew war nicht der mordlüsterne und beutegierige Pirat, als den man ihn bei Hofe in Madrid beschrieben hatte. Waren das Verhalten und die Wesenszüge des Engländers für Don Juan anfangs noch irritierend gewesen, so schälten sich dessen Charaktermerkmale nun immer deutlicher heraus.

      Das Geschehen hier, in der Bucht von Great Abaco, hatte an Eindeutigkeit nichts mangeln lassen.

      „Aus und vorbei“, durchbrach eine knarrende Stimme die Stille. „Da stehen wir nun wie die armseligsten Wichte. Und wem haben wir das zu verdanken? Wem?“ Churrucas Worte klangen fordernd, um Bestätigung heischend.

      Don Juan wandte seinen Blick von der See. Die Segel der „Isabella“ waren verschwunden, außer Sichtweite. Langsam drehte er sich um.

      Capitán Churruca starrte ihn an.

      Don Juans Augen wurden schmal. Das Verhalten dieses aufgeblasenen Wichtigtuers von einem Kapitän verblüffte ihn über alle Maßen. Churrucas Empörung war genauso echt wie sein flammender Blick. Unglaublich. Don Juan konnte nicht begreifen, womit dieser Mann sich selbst rechtfertigte.

      Dabei reizte das Äußere Churrucas zum Lachen, und es veranschaulichte, welche gerechte Strafe dem Kapitän der „Golondrina“ zuteil geworden war. Seine ehedem hochvornehme Kleidung war verschmutzt, zerrissen und durchnäßt. Vor dem Zwangsaufenthalt im stinkenden Laderaum der Frachtgaleone hatte ihn der Profos des Seewolfs als lebende Galionsfigur unter den Bugspriet gebunden. All das hatte aber offenbar nicht ausgereicht, um Churruca auf den Boden der Vernunft zurückzubringen.

      Neben dem Kapitän der „Golondrina“ standen der Erste und der Zweite Offizier, und sie sahen nicht minder zerrupft aus. Ihre Mienen waren eine einzige Anklage gegen Don Juan de Alcazar. Sie dachten und empfanden wie ihr sauberer Kapitän. Don Juan bereute nicht, den Zweiten für seine Unverschämtheiten mit einem Fausthieb zu Boden geschickt zu haben.

      Aber es war noch nicht ausgestanden. Noch lange nicht. Das spürte der hochgewachsene Mann in diesem Augenblick.

      „Hüten Sie Ihre Zunge, Churruca“, sagte er leise, aber doch so, daß es jeder der Männer verstehen konnte.

      Der Kapitän hob das Kinn ruckartig ein Stück höher.

      „Sie wagen es?“ sagte er zischend. „Sie erdreisten sich allen Ernstes, mir gegenüber den wilden Mann zu markieren? Sie? Ein angeblicher Ehrenmann, der sich durch nichts anderes auszeichnet als durch Feigheit vor dem Feind?“

      Die beiden Offiziere lachten höhnisch und meckernd. Bei den übrigen Männern war indessen keine Reaktion festzustellen. Aus den Augenwinkeln heraus sah Don Juan jedoch, daß sein Bootsmann, Ramón Vigil, eine drohende Haltung einnahm. Mit einer beschwichtigenden Handbewegung bedeutete er ihm, sich zurückzuhalten.

      „Unter anderen Umständen, Churruca“, sagte Don Juan ruhig, „würde ich Sie für diese Bemerkung fordern.“

      Churruca lachte nun ebenfalls. Sein Oberkörper hob und senkte sich dabei wie hüpfend.

      „Etwas Besseres fällt Ihnen nicht ein, wie? Aber Sie können damit nichts vertuschen, de Alcazar. Sie haben vor diesem verdammten englischen Piraten-Bastard gekuscht und Ihre besten Trümpfe aus der Hand gegeben – die fünf Geiseln nämlich. Ich wäre auf den lausigen Kuhhandel niemals eingegangen. Bei mir hätte die Piratenbrut ihr blaues Wunder erlebt. Weil ich nämlich als erstes den Bootssteurer liquidiert hätte. Vor den Augen der Engländer. Dann wären diese Dreckskerle klein und häßlich geworden, das kann ich Ihnen versichern.“

      Ohne daß er es wollte, lief das unfaßbare Geschehen noch einmal vor Don Juans geistigem Auge ab. Gemeinsam mit Ramón Vigil und den anderen hatte er nach dem Untergang der Zweimast-Schaluppe auf Great Abaco Zuflucht gefunden. Dann hatten sie unvermittelt die beiden Galeonen beobachtet, wie sie auf die Bucht zusegelten und dort vor Anker gingen. Die „Isabella“ und die „Golondrina“, letztere mit stärk beschädigtem Ruder.

      Zunächst war der Ablauf der Dinge für Don Juan mehr als rätselhaft gewesen. Später aber waren ihm alle Zusammenhänge klargeworden. Killigrew hatte die Indianer von der „Golondrina“ auf die „Isabella“ umladen lassen und war im Begriff gewesen, die ersten Spanier aus der Mannschaft der Handelsgaleone an Land zu bringen.

      Don Juan und seine Gefährten waren kurzerhand aus ihrem Versteck hervorgeschnellt und hatten eine fünfköpfige Bootsbesatzung von der „Isabella“ gefangengenommen. Dann jedoch, als er die Herausgabe von Kapitän Killigrew und die Übereignung der „Golondrina“ im Gegenzug gegen die fünf Geiseln gefordert hatte, war die volle Wahrheit ans Tageslicht gelangt.

      Killigrew hatte zu jenem Zeitpunkt noch Capitán Churruca, den Ersten Offizier, Rolando de Simon, sowie weitere zwanzig Mann von der Handelsgaleone in seiner Gewalt gehabt. Ohne lange zu fackeln, hatte der Engländer gedroht, Churruca an der Großrah aufzuhängen. Und er hatte geschildert, welche Greuel den Indianern vom Stamm der Mixteken angetan worden waren.

      Carlos