Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 213 |
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Автор произведения | Burt Frederick |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954395491 |
„Bis er begriffen hat, was ihm blühte. Und das war dann nichts anderes mehr als Tierquälerei. Da könnt ihr sagen, was ihr wollt.“
„Auch das ist nicht wahr, Dad. Wir haben es ein paarmal mit ihm geübt, und er hatte nichts dagegen.“
„Merkwürdig, daß keiner etwas von diesen – hm – Übungen gesehen hat.“
„Nun ja, also …“ Philip unterdrückte ein verlegenes Lächeln. „Wir haben ein bißchen Wert darauf gelegt, daß wir keine Zeugen hatten. Man will sich ja nicht blamieren, wenn eine Sache beim ersten Mal schiefgeht.“
„Verständlich, Gentlemen“, sagte der Seewolf mit mühsam erzwungener Geduld. „So eine Blamage kann unangenehme Folgen haben. Weiter!“
„Ja, als wir dann sicher waren, daß Sir John wußte, was er zu tun hatte, da haben wir es eben ausprobiert. Wir haben ihm die Schnur an die Füße gebunden und ihn von der Heckgalerie aus aufsteigen lassen. Dad, es funktionierte genauso, wie wir es uns vorgestellt hatten. Sir John war ein richtiger Drachen! Besser als alles, was wir damals in England, bei Doc Freemont, kennengelernt haben.“
„Sehr interessant“, sagte der Seewolf grimmig. „Den Rest haben die meisten an Bord miterlebt. Sir John wurde abgetrieben und sauste ins Wasser. Da wäre er dann um ein Haar abgesoffen.“
„Das war doch seine eigene Schuld!“ ereiferte sich Hasard junior. „Wenn er auf die Bö reagiert hätte, wäre ihm das nicht passiert.“
Der Seewolf hieb abermals mit der Faust auf den Tisch.
„Aber ihr hattet ihn als Drachen abgerichtet, verdammt noch mal. Wenn ihr wirklich so schlau gewesen wäret, wie ihr tut, dann hättet ihr ihm auch beibringen müssen, wie er sich bei einer plötzlichen Bö zu verhalten hat.“
„Wir haben ihn ja noch rechtzeitig wieder rausgezogen“, murmelte Philip junior kleinlaut.
„Wie auch immer“, sagte der Seewolf und stand mit einem energischen Ruck auf. „Das ändert alles nichts daran, daß meine beiden Söhne um ein Haar den Bord-Papagei ersäuft hätten. Eure Strafe lautet: eine Woche Kombüsendienst, und während dieser Woche werdet ihr euch nicht an Deck blicken lassen. Ich werde dem Profos Anweisung geben, peinlichst darauf zu achten.“
„Das tut er auch ohne Anweisung“, nuschelte Hasard junior, „das ist doch ein gefundenes Fressen für den alten Af …“ Er verschluckte sich fast an dem Wort.
„Affenärsche! Affenärsche!“ kreischte Sir John triumphierend und begann wie wild mit den Flügeln zu schlagen.
„Raus jetzt!“ befahl der Seewolf und wies mit ausgestrecktem Arm zum Schott. „Auf der Stelle! Und dieses Wort will ich auch nicht mehr von euch hören, verstanden?“
Die Zwillinge verkniffen sich den Hinweis, daß es ja Sir John gewesen war, der das Wort gleich zweimal ausgesprochen hatte. In der augenblicklichen Situation war es aber nicht angebracht, Philip Hasard Killigrew noch mehr zu reizen. Ein falsches Wort hätte genügt, und er war imstande, den Kombüsendienst auf zwei Wochen zu verlängern. In dieser Hinsicht kannten die Jungen ihren Vater sehr gut. Also zogen sie es vor, sich schleunigst und ohne einen Ton des Protests aus der Kapitänskammer zu verziehen.
Und ohne Umwege begaben sie sich zur Kombüse, wo der Kutscher vor dampfenden Kesseln schwitzte. Immerhin bestand ja die Möglichkeit, daß der Seewolf ihnen folgte und die sofortige Ausführung seiner Straforder kontrollierte. Nein, im Moment war mit ihm wirklich nicht gut Kirschen essen.
Der Seewolf stand eine Weile gedankenverloren da.
Ein Rest des Gauklerbluts schien noch immer in ihnen zu pulsieren. Damals, als er sie nach langen Irrungen in Nordafrika wiedergefunden hatte, war es ein fast unglaublicher Zufall gewesen. Der junge O’Flynn hatte die beiden Kinder in einer Tingel-Tangel-Gruppe von sogenannten Artisten entdeckt, und durch seinen Scharfblick war ihm sofort die ungeheure Ähnlichkeit mit dem Seewolf aufgefallen. Für Hasard lag das alles schon so weit zurück, als sei es in einem anderen, früheren Leben passiert, das längst mit einem dunklen Mantel des Vergessens zugedeckt war.
Doch bisweilen ließ sich die Erinnerung nicht unterdrücken. Gewiß, die beiden Jungen hatten sich zu salzgewässerten kleinen Seewölfen entwickelt. Und Hasard bereute auch nicht, daß er sie mit an Bord genommen hatte, statt ihnen ein sittsames Leben an Land zu ermöglichen. Nein, in diesem Entschluß hätte ihn auch Gwendolyn, seine verstorbene Frau und Mutter der Zwillinge, bestärkt. Oft und lange genug hatte er darüber nachgedacht, um seiner selbst absolut sicher zu sein.
Aber dann passierten solche Dinge wie mit dem Papagei.
Vielleicht hätte man es als eine Bagatelle abtun können. Aber das war allein schon aus Gründen der Borddisziplin nicht möglich. Im übrigen zeigte es auch, daß immer noch Reste dieser Gaukler-Mentalität in den Jungen schlummerten. Natürlich war es andererseits löblich, daß sie über solche Dinge nachdachten, die im weitesten Sinne mit dem größten Traum des Menschen zusammenhingen – nämlich das Fliegen zu lernen.
Dem stand jedoch eindeutig der Tatbestand der Tierquälerei gegenüber. Hasard mußte bei diesem Gedanken lächeln. Vielleicht war die Strafe zu hart. Doch es ging auch darum, der Crew zu beweisen, daß seine Söhne nicht als verwöhnte kleine Snobs heranwuchsen, die sich jede Dreistigkeit ungestraft herausnehmen konnten. Eine Mutter, die Tag für Tag, von morgens bis abends, mit ihren Kindern zusammen war, hatte es gewiß leichter, sie in die rechten Bahnen zu lenken und bessere Entscheidungen über Strafe oder Nichtbestrafung zu treffen.
In der Beziehung hatte sich Hasard nie Illusionen hingegeben. Die Mutter konnte und wollte er ihnen nicht ersetzen. Hätte er das versucht, wäre eine absonderliche Figur aus ihm geworden. Kinder brauchten einen Vater nicht weniger notwendig. Und wenn eine Mutter es allein schaffte, weshalb sollte es nicht auch einem Vater gelingen, Erziehungsprobleme ohne die moralische Stütze ehelicher Zweisamkeit zu meistern?
Schluß damit, sagte er sich und gab sich einen Ruck. Die Zeiten, ins Grübeln zu verfallen, waren lange vorbei. Auch ein halb ertrunkener Papagei sollte daran nichts ändern.
Er ging hinüber zum Schapp und ließ Sir John auf seinen Unterarm hüpfen.
„Miese Kakerlake!“ schnarrte der Papagei fröhlich, und wenn er denken konnte, dann hielt er es wahrscheinlich für ein Kompliment.
Hasard mußte grinsen. Die Einflüsse des Profos waren allgegenwärtig. Niemand an Bord der „Isabella“ konnte sich seinem Repertoire an Sprüchen entziehen, und die leicht Beeinflußbaren schienen mit Vorliebe die unflätigsten Ausdrücke zu übernehmen. Ein Papagei wie Sir John bildete da seltsamerweise keine Ausnahme.
Hasard stieg hinaus an Deck, und die drückende Tropenhitze empfing ihn wie mit einem Hammerschlag.
Sir John stieß sich ab, und mit einem langgezogenen Schrei flog er zur Großmastrah hinauf, wo er sich in Triumphpose niederließ.
Die Männer auf der Kuhl konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Unter Anleitung von Will Thorne, dem Segelmacher, waren sechs Mann damit beschäftigt, beschädigtes Tuch zu flicken. Sie hatten sich um die Kuhlgräting niedergelassen, wo die zu mächtigen Bäuchen geblähten Segel ihnen einigermaßen Schatten spendeten. Die anderen waren damit beschäftigt, die Nagelbänke zu klarieren. Und jene, die sich auf Freiwache befanden, hatten sich auf dem Vorkastell niedergelassen, wo ihnen noch am ehesten ein bißchen Luftzug um die Nasen wehte.
Vor dem Niedergang zum Achterkastell blieb der Seewolf stehen.
„Profos!“ rief er mit metallener Stimme und legte die Hände in die schmalen Hüften. Mit seinen breiten Schultern und seiner Körpergröße von mehr als sechs Fuß war er eine beeindruckende Erscheinung. Sein schwarzes Haar bildete einen ungewöhnlichen Kontrast zu den klaren, eisblauen Augen. Zu seinen Stulpenstiefeln und den enganliegenden Hosen trug er lediglich ein helles Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln, das über seinem imposanten Brustkasten weit offenstand.
„Sir?“ ertönte Edwin Carberrys Reibeisenorgan. Er mußte