Seewölfe - Piraten der Weltmeere 513. Fred McMason

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 513
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399215



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Eilig kehrten sie zurück und klatschten della Rocca das Wasser schwungvoll ins Gesicht.

      Der Korse rührte sich immer noch nicht. Wie leblos hing er in den Fesseln, als sei er längst tot.

      „Der wird schon bald wieder auf den Beinen sein“, meinte Moleta. „Los, schieb jetzt die Jolle ins Wasser. Ich bin neugierig, wo der Halunke die Beute versteckt hat. Es müssen mindestens drei oder vier Truhen voller Perlen sein.“

      „Die werden wir finden“, sagte Bocanegro zuversichtlich. „Der Korse ist zwar ein gerissener Hund, aber wir sind auch nicht dämlich. Wenn er sie an Bord hat, werden wir sie auch finden.“

      Moleta war ebenfalls davon überzeugt.

      „Und wenn wir die ganze verdammte Schaluppe kurz und klein schlagen, wir finden sie ganz sicher.“

      Sie stiegen in die Jolle und pullten zu der zweimastigen Schaluppe hinüber.

       2.

      „Wo suchen wir zuerst?“ fragte Bocanegro, als sie an Bord des Zweimasters auf geentert waren.

      „Achtern natürlich, in seiner Kammer. Dort wird er sie wohl versteckt haben.“

      Einsam und verlassen lag die Schaluppe vor Anker. In der Vorfreude, gleich etwas zu finden, rieb sich Moleta schon die Hände.

      Sie gingen nach achtern, Gier in den Augen, und blieben vor dem Schott der Achterkammer stehen.

      Moleta hob das Bein hoch und bewies mit einem eindrucksvollen und kräftigen Tritt, wie man ein Schott aufsprengt. Das Schott flog auch krachend auf.

      Die Kammer gab nicht viel her. Sie war klein und ziemlich bescheiden eingerichtet. Der Korse hatte auf der Galeone „Bonifacio“ gehaust. Die Schaluppe war nur eine Übergangslösung gewesen, um beweglich und schnell zu sein.

      Sie nahmen sich auch nicht die Mühe, die Schapps zu öffnen. Sie traten sie einfach mit den Stiefeln ein, bis sie in Trümmer gingen.

      „Seit dieser korsische Mistbock heimlich verschwunden ist, hat er mindestens drei Truhen voller Perlen ausgegraben“, sagte Moleta. „Die eine am Cabo San Antonio, die zweite auf der Pinos-Insel an der Punta Francés und die dritte auf Cayo Largo.“

      „Damit sind wir reiche Leute. Das ist doch eine ganze Menge.“

      „Viel zu wenig“, sagte Moleta verächtlich. „Überlege mal, wie viele Verstecke der Hurensohn insgesamt angelegt hat. Nein, nein, ich will alles, nicht nur drei oder vier lausige Truhen.“

      „Wenn wir alle Verstecke kennen, fällt für jeden mehr als eine ganze Truhe ab“, schwärmte Bocanegro. „Dir gehört natürlich ein größerer Anteil als den anderen.“

      „Das ist wirklich sehr großzügig von dir, vielen Dank für deinen edlen Großmut“, sagte Moleta höhnisch. „Aber erst müssen wir das Zeug mal haben.“

      Bocanegro war in der Hinsicht sehr optimistisch, doch sein schwarz-verbranntes Gesicht wurde allmählich immer länger, als sie im ersten und zweiten Schapp nicht fündig wurden.

      „Verdammt, wo sind die Perlen?“ brüllte er. Laut fluchend zerhämmerte er das nächste Schapp.

      Dann grinste er bis über beide Ohren, stand andächtig da und starrte auf den Boden. Moleta war mit einem Satz bei ihm, als er das verräterische Grinsen sah. Dann aber grinste er mit.

      „Da sind ja die lieben Kullerchen!“ rief er erfreut. „Na, dann wollen wir doch gleich mal nachsehen, wo sich die Brüder und Schwestern versammelt haben. Öffne die Truhe, ich will einen Blick hineinwerfen.“

      Bocanegro kam dieser Aufforderung nur allzugern nach. In seine Visage war ein Zug von Habgier getreten, der ihn noch schlimmer aussehen ließ. Moleta sah, daß seine Hände vor Aufregung zitterten.

      Er brach den Deckel der Truhe auf – und dann blickten beide voller Entzücken auf den sagenhaften Schatz, der sich ihnen bot.

      „Herrliche Klunkerchen“, sagte Moleta begeistert, als er die schimmernde und kostbare Pracht sah.

      Das fand Bocanegro auch. Mit weltentrückten Blicken fischte er in den Perlen herum und ließ sie durch seine dreckigen Finger gleiten. So ganz weltentrückt war er dann aber doch nicht, denn ein besonders schönes und mattrosa schimmerndes Exemplar blieb zwischen seinen Fingern kleben und wanderte von dort aus geschickt weiter in die linke Handfläche. Bocanegro wischte sich scheinbar vor Aufregung mit der Hand über den Mund – und weg war die rosa Perle.

      „Wie schön“, sagte Moleta andächtig. „Wahrhaftig eine einmalige Pracht und Herrlichkeit. Vor allem sind sie auch leicht zu transportieren, besser als Gold- oder Silberbarren.“

      Er schloß den Deckel der Truhe, runzelte dann die Stirn und öffnete sie wieder. Sehr nachdenklich blickte er auf den Inhalt.

      „Ist was?“ fragte Schwarzmaul gespannt.

      „Ja, da fehlt eine Perle, eine rosafarbene Perle. Du hast übrigens einen Moskito auf der Wange.“

      Moleta holte mit der Hand aus und schlug sie Bocanegro mit aller Kraft in die Visage. Schwarzmaul war so überrascht, daß er der Länge nach auf die Dielen fiel. Vor Schreck spie er die Perle aus.

      Moleta sah ihn kalt an. In seinen Augen glitzerte es gefährlich.

      „Mit mir macht man so was nicht“, sagte er scharf. „Und wenn du mich bescheißen willst, mußt du das geschickter anfangen, du häßliche Mistkrücke. Dafür sollte ich dich eigentlich blenden lassen.“

      Bocanegro wich angstvoll zurück.

      „Es war doch nur die eine“, jammerte er, „ich konnte der Verlockung nicht widerstehen.“

      „Eine oder viele, das ist egal. Geklaut ist geklaut, du verdammter Hundesohn. Leg sie wieder zurück, sonst wirst du nie wieder das Licht der Sonne sehen, erst recht nicht mehr den schimmernden Glanz einer Perle.“

      Bocanegro gehorchte zitternd. Er wischte die Perle an seinem Hemdsärmel ab und legte sie vorsichtig zurück.

      „War nicht so gemeint“, murmelte er heiser.

      Moleta gab keine Antwort. Er verschloß die Truhe und stellte sie wieder in das Schapp zurück. Dann stand er auf und gab dem Schwarzmaul einen deftigen Tritt.

      „Weitersuchen, wir müssen die anderen auch noch finden.“

      Die achtere Kammer gab jedoch nichts mehr her, und als sie weitersuchten, wurde Moletas Laune immer mieser und übler.

      Sie krempelten die Pantry um, dann den Laderaum, dann die anderen kleinen Kammern und schließlich auch die Piek. Aber es fand sich keine weitere Perlentruhe mehr. In der Piek rissen sie mit einem Kuhfuß zwei Bretter los und peilten die Bilge ab.

      „Dieser Sauhund!“ brüllte Moleta. „Ich weiß genau, daß er die Truhen hier an Bord hat. Die eine, die wir gefunden haben, stammt aus der Bucht westlich von Havanna, wo wir anschließend mit den spanischen Soldaten aneinandergeraten sind. Aber wo sind die anderen? Wo ist die Ausbeute aus den drei anderen Verstecken?“

      „Vielleicht ist das wieder so ein mieser Trick von della Rocca“, sagte Bocanegro. „Darin ist er ja ganz groß. Die stecken vielleicht zwischen doppelten Wänden – äh – irgendwo.“

      „Irgendwo ganz sicher – aber wo, verdammt noch mal?“

      Noch einmal stellten sie die Schaluppe auf den Kopf. Moleta, dessen Laune einen Tiefpunkt erreichte, trat nach allem mit den Stiefeln, was ihm im Weg war. Er tobte durch die Kammern, riß Plünnen heraus und trat die Bodenbretter der Schapps ein. Trotz angestrengter Suche fand sich jedoch keine weitere Perlentruhe.

      Bocanegro wagte kaum noch, das Maul zu öffnen, denn Moleta glich jetzt fast dem Korsen, wenn der seine Wut hatte. Er blieb immer ein paar Schritte hinter Moleta, denn der trat um sich, als Wollte er die ganze Schaluppe zermalmen.

      In