Seewölfe Paket 14. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 14
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954397723



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wirklich?“ sagte er. „Dann versucht es doch mal. Ihr denkt wohl, ihr könnt das große Wort führen, weil ihr in der Überzahl seid, was? Nur zu. Pullt an. Einen von euch Käsefressern nehme ich bestimmt mit zu den Haien, und wie ich meinen Freund Paddy hier kenne, sorgt er bestimmt auch dafür, daß er nicht allein mit den lieben Tierchen spielen muß.“

      „Jawohl“, sagte Paddy.

      „Nun mal immer mit der Ruhe“, sagte Piet Reuter. „Dirk hat doch nur Spaß gemacht.“

      „Dann nimm’s zurück, Pravemann“, sagte Finnegan zu dem kleinen Mann.

      „Es war nur Spaß“, sagte Pravemann und grinste wieder.

      Jack Finnegan wies auf das Wasser. „Ganz abgesehen von euren Sprüchen – es würden nicht einmal fünf Kerle ausreichen, um die Freßsucht der Haie zu stillen. Ich selbst habe nämlich bereits acht von den verdammten Biestern gezählt.“

      „Acht?“ wiederholte Reuter. „Beim lebendigen Donner, das sind ja mehr, als ich gedacht habe.“

      Pravemann hatte den Hals gereckt und hielt nach allen Seiten Ausschau.

      „Neun“, sagte er. „Da hinten ist noch einer. Ja, er hält auf uns zu.“

      „Wir können uns prügeln und gegenseitig vom Mars stoßen“, erklärte Finnegan. „Aber das wird keinem von uns nutzen. Wir sollten so etwas wie einen Burgfrieden schließen und zusammenhalten, das habe ich schon mal gesagt. Schließlich sitzen wir alle in einem Boot.“

      „In einem absaufenden Boot“, brummte Pravemann.

      „Nein“, widersprach Finnegan. „Tiefer wird die ‚Zeland‘ nicht sinken, das steht fest. Wenigstens diesen einen Vorteil haben wir.“

      „Das ist vielleicht ein Trost“, murmelte Piet Reuter. Er kuschte jetzt aber vor Finnegan, und auch seine beiden Landsleute folgten diesem Beispiel. Im Grunde sahen sie seine Argumente nämlich ein, natürlich hatte er recht.

      Jack Finnegan aber wußte, daß die Vernunft bei den drei Holländern bald zum Teufel gehen würde, dann nämlich, wenn sie anfingen, durchzudrehen, vor Durst oder Hunger, aus Panik oder aus nackter Lebensgier. Menschen konnten auch zu Bestien werden, zu schlimmeren sogar als die Haie da unten.

      Mit solchen und anderen Überlegungen, die von beiden Parteien geführt wurden, verstrich allmählich der Vormittag, und so sollte der ganze Tag verrinnen, ohne daß sich irgendwo ein Segel an der Kimm zeigte, ein Schiff, das ihnen die Rettung brachte.

      Die See ringsum war wie tot, bis auf die Haie. Die waren inzwischen noch mehr geworden. Ein Dutzend belagerte das Wrack der „Zeland“.

      Die beiden Beiboote der „Isabella“ waren in der vergangenen Nacht ein beachtliches Stück westwärts gelangt, doch die Hoffnung, daß sie noch am Abend dieses 21. Mai den Delta-Arm des Nils erreichen würden, mußte aufgegeben werden: An diesem Morgen schlief der Wind aus Norden ein, der Sturm vor der ägyptischen Küste hatte sich gelegt.

      In dieser Flaute blieb den Seewölfen keine andere Wahl – sie mußten pullen. So wurden die Segel geborgen und die Riemen ausgebracht, und unter Hasards und Bens Kommandos fingen die Männer an, sich kräftig ins Zeug zu legen.

      Es wurde eine elende Schinderei, denn die Boote waren überladen und viel zu schwer. Natürlich lösten sie sich gegenseitig ab, aber dennoch wurde es bei der brütenden Hitze eine höllische Quälerei. Gegen Mittag brachte auch das Wasser des Kanals keine Kühlung mehr, die Luft schien zu stehen und war zum Schneiden dick.

      „Auf Riemen!“ rief der Seewolf.

      Die Männer hoben die Riemen übers Wasser, verharrten in der Ruderbewegung und wandten sich erstaunt zu ihm um.

      „Ich habe euch etwas vorzuschlagen“, sagte Hasard, „und will, daß wir gerecht darüber abstimmen, denn diesmal liegt die Entscheidung ganz bei euch.“ Er stand mit leicht abgespreizten Beinen im Heck seines Bootes und sah sie der Reihe nach an – seine Söhne, die O’Flynns, Shane, Ferris Tucker, Smoky, Blacky, Ben und all die anderen.

      Träge lagen die Jollen im Kanal der Pharaonen. Rasch gelangten sie zum Stillstand. In der Umgebung regte sich kein Leben, die Wüste war wie ausgestorben, und die Zeit schien angehalten worden zu sein.

      Verblüfft blickten die Männer und die Jungen sich untereinander an. Was für ein Vorschlag konnte das sein?

      Ben Brighton hatte sich seines Hemdes entledigt wie die anderen auch, er schwitzte am ganzen Leib und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn.

      „Sir“, sagte er. „Willst du, daß wir nur nachts pullen? Ist es das, was du meinst?“

      „Genau. Überlegt es euch. Tagsüber könnten wir unter einer nassen Persenning einigermaßen kühl ruhen oder sogar schlafen.“

      „Ihr habt es alle gehört“, sagte Ben zur Crew. „Nun mal raus mit der Sprache. Was haltet ihr davon?“

      Die Männer schwiegen. Keiner wollte sich als erster äußern. Carberry warf mit finsteren Blicken um sich und fixierte plötzlich Matt Davies.

      „Mister Davies, du sollst deine Meinung sagen!“ fuhr er ihn an. „Hast du das nicht gehört?“

      „Ich? Warum ausgerechnet ich?“

      „Weil du schon wieder dahockst und in die Gegend starrst wie ein gestrandeter Barsch. Ich seh’s dir doch an, daß dir wieder eine deiner blöden Bemerkungen auf der Zunge liegt.“

      Matt setzte eine gallebittere Miene auf. „Mister Carberry, findest du nicht auch, daß ich lieber meine Schnauze halten sollte, wenn es nur eine blöde Bemerkung ist?“

      „Na los, Matt“, sagte jetzt Gary Andrews. „Rede doch, wie dir der Schnabel gewachsen ist. Oder brauchst du eine Sondereinladung?“

      Matt räusperte sich. „Ich verstehe immer noch nicht, wieso ausgerechnet ich als erster was sagen soll, aber meinetwegen, ich will ja auch nicht kneifen. Also, wenn’s nach mir ginge, sollten wir weiter ranklotzen, jawohl, denn ich persönlich pulle lieber, bis ich von der Ducht kippe, als daß ich hier in dem Scheißkanal herumdöse und Maulaffen feilhalte.“ Er richtete seinen Blick auf den Profos. „Zufrieden, Mister Carberry?“

      „Ja, du Stint!“ rief der Narbenmann so laut, daß es Matt, Gary und den anderen in seiner Nähe Sitzenden in den Ohren dröhnte. „Das ist ganz nach meinem Geschmack, so wahr ich Carberry heiße! Nicht ums Verrecken gebe ich klein bei! Ich pulle mit, Matt, du Rübenschwein!“

      „Ich auch!“ schrie Ferris Tucker.

      „Ich ebenfalls!“ rief Big Old Shane.

      Dann meldeten sich auch die anderen, und alle stimmten sie Matt Davies, dem Profos, Ferris und Shane zu. Damit war Hasards Vorschlag glattweg abgeschmettert. Nein, die Arwenacks wollten nicht im Kanal steckenbleiben. Sie wollten weiter rucksen und die Boote voranbringen, sie wollten heraus aus dem Kanal der Pharaonen und hinein in den Seitenarm des Nils, der sie nach Norden brachte.

      Eine Niederlage war ihnen genug. Was geschehen war, hatte ihnen gereicht. Und jetzt ging es los: Ihr alter Kampfgeist, wenngleich auch zuvor etwas lädiert, setzte sich in diesem Augenblick in ihnen durch, und jetzt zeigten sie, was in ihnen steckte.

      Unter energischen „Hooo-ruck“-Rufen wurden die Riemen wieder eingetaucht und durchgeholt, die Jollen nahmen wieder Fahrt auf. In Bächen sollte der Schweiß fließen, das kümmerte sie einen Dreck, sie pullten wie die Teufel und bissen die Zähne zusammen.

      Hasard hatte allen Grund, sich still zu freuen. Stolz durfte er auf seine Crew sein, denn nur mit solchen Männern waren Situationen zu überstehen, in denen andere längst kapituliert hätten.

      Natürlich wurde bei dieser Arbeit nun auch kräftig geflucht und gelästert.

      „Nun stellt euch mal vor, wir hätten bei dieser Plackerei auch noch zwei Schreine mit Mumien an Bord gehabt“, sagte Old O’Flynn. „Wie wäre das wohl gewesen?“

      „Die